N'Abend zusammen,
eigentlich sollte die Tour nach Waren eine Tour zu dritt werden, doch haben sich Björn S. u.
@spreehertie beim Treffen am Start in Norderstedt spontan entschieden, der Seebrise den Vorzug zu geben und sind stattdessen doch nochmal unseren
400er nach Glücksburg gefahren.
So trennten sich bereits an der 1. Kreuzung unsere Wege und ich bin über Wulksfelde u. Wiemerskamp aus dem Dunstkreis der Stadt entkommen.
In Rümpel stand ich vor dem ersten von vielen Abschnitten mit Kopfsteinpflaster, doch konnte ich mich auf dem ca. 1,20 - 1,50 m breiten Fußweg flüchten und so die rund 250 m bis zu meinem Abzweig ohne viel Gerumpel hinter mich bringen. Auf den kleinen Sträßchen und Witschaftswegen lief es gut u. auch der Verkehr früh morgens auf der B208 war noch recht spärlich. Ab Krummesse kamen mir immer größere Gruppen von RR entgegen, die wohl den ebenfalls an diesem Tag stattfindenden
"Ostholstein-Brevet" des RST Lübeck fuhren. Man grüßte sich und zog seiner Wege.
Hinter der Wakenitzbrücke bei Rothenhusen kamen dann mehrere hundert Meter Granitpflaster, welches zwar recht glatt aber dennoch nur langsam zu befahren war. So gelang es dem vor mir fahrenden RR, mich weiterhin auf Abstand zu halten. Auch auf dem anschliessenden Hügel zwischen Utecht und Thandorf war gegen diesen kein Stich zu machen u. selbst bergab hatte er die Nase vorn. Habe ich eigentlich schon erwähnt, daß ich mich bei solchen Gelegenheiten ausnahmsweise auf einen Tausch der Räder einlassen würde

?
In Stove hoffen die Einwohner immer noch auf eine Sanierung der Hauptstrasse nach Carlow, die einen mit rissigem Asphalt und auf Höhe der Mühle mit weiteren 200 m Kopfsteinpflaster "verwöhnt". Aber diesem Genuss auf der stark befahrenen L01 nach Schönberg auszuweichen dürfte auch keinen Spaß machen. Apropos Schönberg: -ein pittoreskes kleines Städtchen, nur sind die Strassen der Altstadt alle mit mittelgrossem Granitsteinen gepflastert. Also Augen auf und durch. So liegt z.B. die Kirche St. Laurentius mit ihrer fast vollständig erhaltenen Winzer-Orgel von 1847 direkt an der Strecke. Die eigentlich in Klütz vorgesehene Kontrollstelle habe ich bei der Planung gestrichen. Wem es nicht um's "Kilometerfressen" geht, der kann in Carlow direkt via Groß Rünz und Bülow weiter geradeaus nach Rhena fahren und sich alternativ die dortige ehemalige Klosteranlage mit schön angelegtem Kräutergarten ansehen.
Um die auf unserer
Tour in den wilden Osten kennengelernte Kopfsteinpflasterstrecke in Stresdorf zu umgehen, habe ich diesmal die B104 genommen. Das Tempo blieb darauf gleichbleibend hoch, ging es doch bis Gadebusch gefühlt nur bergab. Die Stadt auf der Ortsumgehung zu umfahren, hinterließ bei mir ein zwiespältiges Gefühl. Da dort Überholverbot herrscht, trauten sich anfänglich ein hinter mir fahrender Lkw bzw. dessen Vordermann bei ansonsten freier Strecke nicht über die durchgezogene Mittellinie, um an mir vorbei zu fahren. Als sie es dann doch endlich taten, gab's 'nen "Gruß" mit der Fanfare. Aber ob man besser durch die Altstadt mit ihrem, wenn auch glattem, Pflaster fährt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wellig ging es weiter, nur diesmal mehr hügelan als hinab. In Cramon am gleichnamigen See war der Asphalt dann plötzlich ganz weg und ich durfte mich durch den Sand und Schotter des Strassenunterbaus wühlen. Den anschliessenden Abschnitt nach Böken mit "schlechter Wegstrecke", auf den jeweils am Anfang u. Ende sogar explizit Schilder hinwiesen, lohnt es sich auf jeden Fall via Gottmannsförde u. Nienmark zu umgehen. Dort bestehen "englische Strassenverhältnisse"

, auf die man getrost verzichten kann.
Beim Abbiegen auf die B106 war ich durch die Navigation abgelenkt und übersah zunächst den mir entgegen kommenden schwarzen Pkw. Zum Glück hatte dessen Fahrerin aufgepasst und kam noch rechtzeitig vor mir zum stehen. Meine ziemlich kleinlaute Entschuldigung nahm diese stumm zur Kenntnis und ich war froh, nochmal davongekommen zu sein. Der Verkehr auf der B106 nach Wismar war sehr dicht und ich kam mir vor wie ein gehetztes Kaninchen. Mit dem Einspurer wäre ich lieber auf den parallel verlaufenden Rad- u. Fußweg geflüchtet, doch so hieß es Zähne zusammengebissen u. die paar Km bis zum nächsten Abzweig durchgehalten. Hier müsste man beim nächsten Mal ausprobieren, ob man sich über kleinste Strecken z.B. via Neu-Meteln, Zickhusen u. Gallentin auch nach Bad Kleinen durchschlagen kann.
In Bibow angekommen musste ich an den grossen gelben Kanarienvogel einer allseits bekannten Kindersendung denken, doch ward dieser leider nicht gesichtet. In Warin war der durch die Stadt führende Abschnitt der B192 ab dem Mühlengraben auf Grund einer Strassensanierung gesperrt. Da ich eh' Wasser nachkaufen wollte, frequentierte ich den dortigen Norma und gönnte mir ob der Hitze einen Becher Zitronensorbet. Das war allerdings so sauer, daß ich nur die Hälfte aufessen konnte und den Rest stückchenweise in meine Trinkflasche umgefüllt habe. So hatte ich anschliessend ein gekühltes Getränk und durch die Verdünnung ließ sich das "Zeug" auch besser runterbringen. Ganz ließ sich die Baustelle auf dem Track nicht umgehen, sodaß ich am anderen Ende ein Stück weit den genau fahrzeugbreiten Gehweg benutzen musste.
Mit dem Einspurer wäre selbst der zuvor nur etwa 50 cm breite Rest des Gehwegs zu schaffen gewesen, mit dem VM wäre man jedoch "der Korken in der Flasche" gewesen.
Auf meinem weiteren Weg passierte ich Bützow mit seinem liebevoll restaurierten Schlossensemble. Dort denkt man übrigens darüber nach, dieses als Wohnhaus zu nutzen um dieses so, nach längerem Leerstand, einer neuen Bestimmung zuzuführen. Güstrow ließ ich dagegen rechts liegen. In Bellin sah die ab dem Torhaus des dortigen Jagdschlosses beginnende Kopfsteinpflasterstraße noch recht gut aus, wurde jedoch mit jedem weiteren Meter immer schlechter, weil ständig irgendwelche Bauern mit Ihren schweren Trecker-Gespannen durch den Dorfkern fuhren.
Kaum hatte ich diese überwunden, tippte ich bei meinem Navi plötzlich ins leere: der An-/Ausschalter hatte sich ob des Gerüttels ins Gehäuse verabschiedet. Da man diesen an meinem Gerät jedoch unbedingt benötigt, um den Touchscreen zu aktivieren, hieß es ab jetzt nach guter alter Väter Sitte, nämlich analog, per Papierkarte zu navigieren. Weil ich sowieso für einen Sprung ins Grüne anhalten wollte, fuhr ich in den nächsten Feldweg hinein und entdeckte dort ein Kleinod der Gartenkunst. Man hatte am Rand der Wiese einen Kreis aus Eichen geplanzt, diesen mit kleineren Feldsteinen eingefasst u. in der Mitte einen weiteren Eichbaum als "Schirm" wachsen lassen. In diese schattige Laube gab es zwei gegenüber liegende Eingänge. Hier hätte ich gerne ein Fischauge zum fotografieren gehabt, denn meine Handykamera hätte immer nur einen kleinen Ausschnitt abgedeckt. So nutze ich den idyllischen Platz anschliessend für eine Rast und aß die Hälfte einer kleinen Wassermelone, die ich ebenfalls in dem Norma erstanden hatte. Beim aufbrechen vergaß ich blöderweise meinen linken Fingerhandschuh, den ich zuvor im Gras abgestreift hatte, um diesen nicht mit Melone einzusauen. So war ich gezwungen, fortan den Drehgriffschalter für den Umwerfer immer mal wieder mit einem Taschentuch trocken zu wischen, sonst wäre er meinen schweißigen Händen entglitten. Als ich dessen fehlen endlich bemerkte, war es zwar schade um den Handschuh, aber bis dorthin zurückzufahren hatte ich keine Lust.
Es folgte Krakow am See als einer der wenigen Orte, in dem die hiesige jüdische Synagoge vom Anfang des 19 Jahrhunderts durch eine zuvor erfolgte Umnutzung die Reichsprogromnacht und die Wirren des 2. Weltkrieges heil überdauert und bis in die heutige Zeit in ihrem historischen Erscheinungsbild fortbesteht. In einem weiteren Cramon entschied ich mich, nicht der Streckenempfehlung für den Radverkehr via Alt-Gaarz nach Waren/Müritz zu folgen, da daß am Ende bedeutet hätte, etliche Km auf der B108 bis in die Stadt zurücklegen zu müssen.
Stattdessen bin ich bis kurz hinter der Ortschaft Nossentiner Hütte, sogenannt nach den ehemals dort existierenden Glas- und Pechhütten, weiter Richtung Süden gefahren. In Höhe Silz bin ich dann Richtung Osten abgebogen, um dem weiteren Verlauf der Bahn zu folgen. Auf diesem Abschnitt besteht weitestgehend Überholverbot mit durchgezogener Mittellinie und die allermeisten Autofahrer sind brav hinter mir hergezuckelt, bis die Linie wieder unterbrochen war. Das dies die Strecke vom Rückweg gewesen ist, war mir zu dem Zeitpunkt nicht (mehr) bewusst. Anstatt die als Kontrollstelle gedachte Tanke anzufahren, entschied ich mich, mir lieber in dem am dortigen Stadtrand gelegenen Supermarkt mein Abendessen zusammenzustellen. Es gab kalten Nudelsalat und eine kleine Flasche alkoholfreies Lübzer Bier mit Grapefruit.
Der Ausschilderung Richtung (Fähr-)Hafen folgend, bin ich zuguterletzt am Anleger der "Weissen Flotte" gelandet, wo einige Bänke ein bequemes Plätzchen zum geniessen des Sonnenuntergangs (es ging bereits auf 21 Uhr zu) und des mitgebrachten Mahls einluden.
Die eigentliche Marina habe ich so zwar verfehlt, konnte jedoch wenigstens ein stimmungsvolles Zielfoto schießen. Zwischendurch führte ich ein paar unterhaltsame Gespräche zum Thema Velomobile und was man allgemein so für Distanzen nur aus eigener Kraft zurücklegen kann.
Mit dem einsetzen der Dämmerung machte ich mich auf den Weg retour, allerdings auf der B192 Richtung Malchow, welcher ich bis Roez folgte.
Den ungefähren Streckenverlauf entlang der L206 hatte ich noch grob in Erinnerung gehabt und beabsichtigte so, den Weg zum Track via Lexow und Walow abzukürzen. Das klappte soweit ganz gut. Warum ich aber dann nach links, anstatt nach rechts, auf die B198 abgebogen bin, ist mir ein Rätsel. Ich fuhr und fuhr immer weiter und hoffte auf den Abzweig, der doch nie kam. Schließlich bin ich doch rechts rangefahren, da mir langsam dämmerte, daß ich wohl in der falschen Richtung unterwegs war. Nachdem ich Wildkuhl auf der Karte gefunden hatte, traf mich die bittere Erkenntnis, etwa 15 Km umsonst gefahren zu sein. Nach einem ausgiebigen Studium aller Optionen war die günstigste Lösung, den gleichen Weg wieder zurückzufahren. Gerade nachts, wenn man den eigenen Fortschritt nicht wirklich an irgendwelchen Wegmarken festmachen kann, war es sehr zermürbend, daß der richtige Abzweig schier ewig auf sich warten zu lassen schien.
Eigentlich sollte es dann weiter zur nächsten Kontrolle in Parchim gehen. Auf Grund dieser "Eskapade" bin ich jedoch lieber über Meyenburg und Jännersdorf nach Suckow geradelt. Dort lud ein Bushäußchen zur erneuten Pause ein und die restliche Melonenhälfte musste dran glauben.
In Meisterdorf war die Ortsdurchfahrt gesperrt, daher folgte ich der ausgeschilderten Umleitung, um nach Ziegendorf und letztendlich nach Grabow zu gelangen. Ich merkte jedoch immer mehr, das nachts um 02:30 Uhr die Luft raus war und mein Körper dringend eine Erholung in Form von Schlaf verlangte. Als ich Pampin fast passiert hatte, entdeckte ich eine Halle mit offenem Teil, wo die Bauern Ihre Kartoffelanhänger untergestellt hatten. Ein Dach über dem Kopf für die Nacht war also gefunden. Neben den Hängern hatte jm. einen runden Heuballen begonnen auseinander zu rupfen und so eine weiche Unterlage für einen erschöpften Randonneur geschaffen. Ich breitete meinen Schlafsack aus und war kurz darauf eingepennt. Kurz vor halb sieben bin ich von alleine wieder aufgewacht und saß kurze Zeit später wieder in meinem VM.
Es folgte eine Odyssee durch die zugegeben hübsche Altstadt von Grabow auf der Suche nach einer Querungsmöglichkeit der Elde.
Letztendlich wurde es dann die Brücke der B5, da weder die eingerüstete Marktstrassenbrücke noch die mit Stufen versehene Fußgängerbrücke mit dem VM passierbar waren. Die nächste Kontrolle in Eldena ließ ich ebenfalls aus u. fuhr stattdessen diagonal nach Alt-Krenzlin. Hagenow, Wittenburg und Zarrentin zogen an mir vorbei, wobei letzteres Örtchen wieder nur auf einer kilometerlangen Umleitung via des mit Kopfsteinpflaster verseuchten Boissow zu erreichen war. Gudow mit seiner miesen Ortsdurchfahrt konnte mich nicht mehr erschüttern, dafür war ich mittlerweile auch einfach zu abgestumpft. In Möln versprach ich mir selbst als Belohnung ein Eis. Eine freundlich grüßende Trike-Fahrerin am Eingang der Fußgängerzone hob bereits etwas die Stimmung. Das Eis war ok und das Gespräch mit dem Inhaber und seinen Freunden am Nebentisch wirkte ebenfalls belebend.
Ab Alt-Mölln ging es danach das Urstromtal hinauf. Warum der dann folgende Ort "Hammer" heisst, sollen die Leute selber herausfinden.
Für den Mann damit hatte ich jedenfalls keine Zeit und bin, wenn auch mit 25-35 Km/h etwas langsamer, einfach meinen Stiefel gefahren.
In Wentorf musste ich erneut auf die Karte schauen und freute mich dabei über einen kurzen Schnack mit zwei älteren RR, denen ich anschließend noch öfters wiederbegegnen sollte, da diese auch nach Norderstedt wollten.
Bargteheide hat, sobald man erstmal die richtige Route gefunden hat, eigentlich eine gute Radverkehrsführung. Man wird damit auf ruhigen Wohn-/Nebenstrassen durch die Stadt geleitet, was in meinem Zustand ganz ok war.
Via Jersbek und Wiemerskamp folgte ich der gleichen Strecke wie auf dem Hinweg. Am Ziel bin ich nach 650 Km gegen Viertel vor Drei gewesen. Für den Rückweg zog ich es vor, durch den alten Elbtunnel zu fahren, da mir für die Hatz über die Elbbrücken eindeutig die Kraft fehlte.
Irgendann zw. 16 u. 17 Uhr war ich wieder an der Garage in Willyburg, wo ich noch einen platten Schlauch am Sesselrad tauschen durfte.
Aber das nahm ich stoisch hin und auch der schräge Typ, mit dem ich mich dabei mühsam unterhielt, merkte von alleine das ich nicht ganz auf der Höhe war. Insgesamt sind an diesem WE knapp unter 700 Km zusammengekommen. Das Sternberger Seenland und die Mecklenburgische Seenplatte sind auf jeden Fall mehr als einen Besuch wert. Nur sollte man ihnen deutlich mehr Zeit widmen, als nur einen Blitzbesuch. Viell. in dem man z.B. An- u. Abreise per Eisenbahn gestaltet. Was Ihr verpasst habt, lassen meine angehängten Impressionen von unterwegs erahnen.
Viele Grüße & allzeit gute Fahrt
Morten