Ich glaube, ich darf mich jetzt auch Knickylut nennen - über 200 m ohne anzuhalten mit einem Flevo-Racer sind doch schon mal was, oder?
Was bisher geschah:
Im Forum unter "Links" wird auf einen Flevo Racer hingewiesen - ziemlich weit im Osten der Republik (da, wo die Wegweiser und Ortsschilder auch auf polnisch sind).
Tag 1: Hm, ich bin sowieso in Brandenburg, da wäre das nur ein Umweg von ca. 2-3 Stunden; wenn es fahrbereit ist, bei dem Preis, kann ich endlich mal austesten, ob ich sowas fahren kann. Und eigentlich interessiere ich mich ja sowieso für einen High Racer als Alternative zum Grasshopper.
Tag 2: Das Rad sei fahrbereit.
Tag 3: Hinfahren, mit Unterstützung meines Sohnes eine ganze Kurbelumdrehung (mit 20"-Vorderrad) alleine gefahren - ich kann das lernen - gekauft. Schwingenlagerung scheint ein bißchen Spiel zu haben - wurde weiter oben ja schon diskutiert, läßt sich beheben. Falls ich damit fahren lerne, werde ich es hier und da aufrüsten - vorher aber lieber nichts investieren.
Meine Frau versteht nicht, wofür ich neben Grasshopper und Spirit noch ein Fahrrad brauche
, aber es ist ja mein Geld (und solange sie ihr Up noch aus der Garage rausbekommt ...)
Zu Hause noch schnell über Ebay-Kleinanzeigen Interesse an einem anderen Gepäckträger, einen Stahl-Tretlagerhalter, einen Diabolo plus Schwingenhalter, drei Dämpfer unterschiedlicher Härte, eine Sitzauflage und zwei Lagerhülsen für die Schwinge angemeldet.
Tag 4: Fahrrad ausladen, putzen, das 20"-Rad durch das originale 28"-Rad mit Nexus 7-Nabe ersetzen. Interessante Speichenanordnung vorne und hinten, und Rennschlappen drauf. Na ja, zum Fahrenlernen reicht das wohl.
Tacho anbauen (aus den Beständen von
@spreehertie, zum Glück kann ich die Sensoren für die Cadenz und die Geschwindigkeit nah beieinander anbringen, da die jeweiligen Kabel nur sehr kurz sind).
Der LED-Scheinwerfer flackert in beiden Schalterstellungen, da muß was anderes her. Rücklicht geht gar nicht, muß ich bei Gelegenheit mal nach schauen.
Ich bekomme nur 6 von 7 Gängen rein, kann den Schaltzug aber nicht verlängern.
Die Bremszüge sind an den Enden ganz schön ausgefasert. Muß ich mal erneuern.
Der Diabolo ist schon ziemlich rissig, der "kleine Diabolo" an der Schwinge noch schlimmer. Der Gepäckträger ist irgendwie merkwürdig (mit Federklappe) und hängt an derselben Öse wie der Flasschenhalter. Gefällt mir nicht! Die neuen Teile werden also bestellt. Ach so, ich wollte ja erst Fahren lernen! Egal, die zwei Meter abwärts rollen im Garten (mehrmals)im Dunkeln fühlen sich ganz gut an, wird schon klappen. Und außerdem, was geht mich mein dummes Geschwätz von gestern an!?
Tag 5: Fahren lernen: Insgesamt ca. 2 km (direkt vor der Hauastür, gut, wenn man in einem reinen Wohngebiet lebt), dank dieses Fadens mit frohem Mut. Und tatsächlich, einmal konnte ich die gesamte Runde um den Block fahren, laut BRouter 220 m, ohne anzuhalten (wenn auch zweimal mit Füßen auf dem Boden).
Mir fehlt der erste Gang, und die Bremsen sind eine Katastrophe - ich brauche ja ewig zum Stillstand.- Gut, daß ich stabile Schuhe anhabe ...
Zwischendurch mit dem Lenker experimentiert, verschiedene Stellung im Stand ausprobiert und mit dem flachgestellten Lenker noch mal probiert zu fahren:
Fühlt sich irgendwie komisch an, mach ich wieder anders.
Abends noch schnell die Schaltzughülle kürzen, und schon habe ich alle 7 Gänge
Tag 6: In der Nacht habe ich vom Flevo-Fahren geträumt!
Es regnet, also erst mal den Streamer am Spirit montieren, meinen Sohn zum Zug bringen und dann:
Lenker wieder hoch drehen, Rad vor die Garage stellen, hinsetzen und losfahren - die ersten paar Meter ziemlich gerade! Wie war das mit dem im Schlaf lernen? Oder lag es nur daran, daß ich jetzt den ersten Gang drin hatte?
Und wieder mit dem Racer immer um den Block, mal länger, mal kürzer am Stück, und zweimal wieder ohne Anhalten! Dabei auch mal linksrum fahren, und Anfahren ebenfalls mal mit rechts, mal mit links. Der Regenjacke ist nichts passiert, ich konnte mich immer mit den Füßen abfangen. Geradeaus fahren (also so ungefähr die grobe Hauptrichtung zumindest) fällt mir leichter als die Kuerven, vor denen ich einen Heidenrespekt habe. Ich halte den Lenker immer noch viel zu fest und nehme eher die Füße von den Pedalen. Bitte nicht schneller al 18 oder 19 km/h!
Nach 2 km reicht es, also wieder Rad verstauen und auf morgen freuen - es war auf jeden Fall eine gute Idee, am Anfang einer Urlaubswoche ein Flevo zu kaufen, so kann ich jeden Tag neben dem Schrauben noch eine Stunde üben!
Kaum im Garten, fällt am rechten Pedal die Abschlußmutter runter, die das Pedal auf der Achse halten sollte. Nach erfolglosen Versuchen des wieder Anschraubens und näherem Hinsehen stelle ich fest, daß die Mutter kaum noch Gewinde besitzt. Ich habe da doch noch ein Paar alte Pedale - boah sind die schwer - dann doch lieber die Originalpedale vom Grasshopper montieren.
Meine Oberschenkel schmerzen dort, wo die Sitzkante drückt - ob wegen der vielen Stops oder der fehlenden Sitzmatte, werde ich wohl bald testen können ...
Tag 7: Ich oute mich als angehender Knickylut und Flevonaut, geh jetzt dann ins Bett und werde morgen (also heute, aber nach dem Schlafen) wieder üben!
Selten so ein Erfolgserlebnis gehabt - mein Gleichgewichtssinn scheint ja doch ganz gut zu sein.
Ich verstehe Eure Bgeisterung!
Gute Nacht,
wolf