... mal was zum Thema Angebotssortiment, was das Thema Cruzbike angeht also, ein bischen, OT. Also ein paar Punkte meinerseits, und btw war ich ein paar Jahre sozusagen an der Front, da wo die Kasse klingelt, extrem viel direkter Kundenkontakt im sogenannten Fachhandel. Mein Post wird nicht direkt hilfreich sein, es gibt mE im Verkauf und bei der Sortimentsplanung keine Patentrezepte, leider.
In den vergangenen Posts ging's ziemlich viel um Ästhetik, immer wieder: Ich weiß nicht ob das ob der Massivität & zahlreich vorgebrachten Fülle dieses Einwands -- häßlich! -- vielleicht doch zu berücksichtigen wäre bei der Sortimentsplanung. Eigentlich, im technischen Verkauf, spielt Ästhetik zwar immer auch eine Rolle, aber gegenüber der technischen Funktionalität & konstruktiver Qualität doch auch oft eine untergeordnete. Ein hier im Thread hingeworfenes ,,häßlich'' befruchtet mich aber nicht darauf überhaupt noch weiter einzugehen. Man mag diese sogenannte Häßlichkeit vielleicht mal begründen, es wäre besser. Ich kann dem jedenfalls beim besten Willen nicht folgen, weil mir das Rad tatsächlich gefällt. Es wirkt ein bischen staksig vielleicht, nicht 3D-modelliert aus einem Guss, aber: MEINEM, eher intuitiven, Verständnis, kommt die gesamte Form eher symphatisch entgegen, das ganze Bike verwirklicht sein grundlegendes Konzept sehr detailoptimiert, liebevoll und mit Hingabe, jahrelang. Wie gesagt, es scheint MIR so, aber der Sachverstand auf den es hier im Forum ankommt ist bei mir noch nicht unbedingt gegeben. Ich denke mich aber gerne in gewisse Rohrgeflechte rein, und beim Cruzbike, so verstehe ich den Kern der Kritik, werden extrem unterschiedliche Rohrdurchmesser miteinander verbunden. Deshalb meinete ich staksig, wie ein Fohlen, allerdings mit einem Ponybauch. Das wird als unpassend empfunden, zunächst auch von mir. Aber auf den zweiten Blick schon meinte ich zu erkennen daß diese partielle Dünnrohrigkeit jeweils immer Sinn macht, Gewicht spart, und daß dieses Gestaltungsprinzip KONSEQUENT durchgezogen wurde. Form follows Function, MIR scheint's so. Und: Ich beurteile das Roß nicht danach wie es vor dem Saloon steht sondern wie es sich reitet. Und das heißt nicht nur wie schnell & effizient, sondern das heißt zur Präsentation würde ich ernsthaft in Betracht ziehn eine Schaufensterpuppe draufzusetzen, eine minimalistische, klaro ...
Wie dem auch sei, etwas anderes: Auch wenn dieses Produkt in Münster nur schwer & selten verkäuflich wäre, es würde eben DOCH eone positive Absatzwirkung entfalten, und zwar indirekt. Ein einziges sehr hochpreisiges Verkaufspbjekt entfaltet im Wahrnehmungshorizont des Kunden, unterbewußt, eine SEHR nachhaltige Wirkung. Das was vorher alles teuer, zu teuer war positioniert sich auf einmal im preislichen Mittelfeld, da wo sich der typische Kunde gerne aufhält. Und auch wenn das Top-Produkt nicht direkt verkauft wird, indirekt beflügelt es den Verkauf der jetzt preisrelativierten Mittelpreisartikel. Und ab & zu kann man dann total auf die Kacke haun: Sie wollen, einmal im Leben, das allerbeste Fahrrad der Welt? HIER! Bitte ... uswusw. Ich habe das mehrfach so erlebt, in diversen Läden, und den Kundentyp der sich sowas gönnt allmählich gelernt zu erkennen. Jeweils bei Jobanfang habe ich dann die Extremhochpreisprodukte analysiert, und sehr unbefangen als einmalige Topgelegenheit, nicht aggressiv & auftrumpfend, sondern extrem zurückhaltend, angeboten. Von 100 Kunden ist dann einer extrem glücklich geworden, Zweifellos ist das ein enormes Einkaufsrisiko, also allerhöchsten nur ein einziges Hochpreisprodukt, wenn überhaupt. Wie gesagt, es gibt mE keine Patentrezepte, und man muss immer so vieles ernsthaft bedenken im Verkauf daß es ganz mutlos machen kann überhaupt anzufangen. Verkauf ist eine Sysiphosarbeit, es ist mE echt fast fürchterlich. Wie dem auch sei, noch ne Anekdote:
Meinerzeit, es ist Jahrzehnte her, hatten wir eine Abenteurerjacke, rtichtig teuer, 3x so teuer sie der mittelpreisige Durchschnitt. Eine Regenjacke für .... heute wären es wohl 2000,- bis 3000,- Euro. Absurd eigentlich .... trotzdem, man konnte sie aufklappen zu einem roten Signalkreuz um in der Wildnis einen Hunschrauberlandeplatz zu markieren. Stichpunkt Erkebniseinkauf: Mit ein bischen Humor serviert, der Chef der Jacken-Schneiderei würde gerne endlich mal wieder volltanken, deswegen dieser unverschämte Preis, ließ sich der ein oder andere Kunde mal kurz die Andeutung einer Präsentation gefallen, und in der Regel, jaa, schnell weiter. Nein, klaro, wurde allerseltenst verkauft, aber ich KONNTE es sehen ... man sah den Laden auf einmal in einem anderen Licht an, und das anfänglich typische Kunden-Gefühl ( schau'n wer mal ... ) verflüchtigte sich, und wich einem: Hier gibts ja wirklich alles, muß ich gar nicht mehr woanders gucken, uswusw .... d.h. die Kasse klingelte dann, u.U. erst nach ein paar Tagen dann, unsere Kunden mußten ihr Geld ehrlich verdienen. So. Sortimentsplanung ist zwar extrem verwickelt, aber mit Emphatie & gesundem Menschenverstand zu bewältigen. Ich will sagen es ist SEHR schwierig. Beste Grüße ...