Ein kleiner Rückblick, während die Beine noch schmerzen und der Blutdruck irgendwie im Keller ist:
Gestern bin ich den 300er von Karl mit der Windcheetah gefahren. Als ich am Start ankam, staunte
@Superbär (selbst mit dem VM da) "Ein Trike! Du traust Dich was!". Und bat mich, unbedingt einen Bericht zu schreiben. Hier ist er.
Es war die erste 300km-Distanz mit der Windcheetah. Die 200km mit dem Up hatten gezeigt, dass ich 300km damit wohl nicht schaffen würde (Nackenprobleme), und den Milan konnte ich nicht nehmen (Transportprobleme). Also Trike. Ging ganz gut mit der Bahn. Abgesehen von der Rückfahrt (dazu später mehr).
Ich wusste, worauf ich mich einließ: bergauf einer der langsamsten (von
@Superbär und
@tonio mit ihren DFs mal abgesehen, aber nur auf den steileren Stücken), nur bergab flott, aber immer auf der Hut, das nervöse Rennpferd ohne Federung, das bei jeder Bodenwelle versetzt, noch kontrollieren zu können. Und auf den langen Wellen südlich der Donau sehnsüchtig den VMs hinterherzuschauen, wenn sie mal wieder einen Gegenhang mit Leichtigkeit wegdrückten... Insgesamt fuhr ich sicherlich eines der langsamsten Fahrzeuge im Feld bei Karls typischem Streckenverlauf. Außerdem war da dieser Zeitdruck: 0:18 letzter Zug gen Norden ab Treuchtlingen. Macht maximal 16h Budget. Das musste knapp werden.
Am Anfang wollte ich erst einmal Körner sparen. Leider war
@Streamer , mit dem ich mich bei der 200km-Runde so nett unterhalten hatte, dadurch gleich am Anfang weg. So ein Wolf&Wolf ist ganz schön flott mit dem richtigen Fahrer... Die erste Etappe war standesgemäß bergig, immer wieder von hinten die Ups, die aus späteren Startgruppen kommend in Pulks an mir vorbeizogen. Ab und zu aber mal einer, der auch zu einer Unterhaltung aufgelegt war und dafür etwas Tempo herausnahm (danke, auch an die, die das hier nicht lesen, weil sie nicht im Forum aktiv sind). Es lief eigentlich recht gut, ich war schneller als die Komoot-Prognose für Rennrad an K1 (und das hieß, schneller als 15h netto). Gut im Plan, wenn ich die Pausen im Auge behielt.
Auf der 2. Etappe wurde es wärmer, meine an K1 aufgefüllten Flaschen waren zu schnell leer, "Tankstopp" bei Aldi in Mammendorf. Trotzdem kam ich fast planmäßig in Andechs an. Nur die Beine fingen an zu zicken. Andeutungen von Krämpfen (Magnesium half) und ein schmerzendes Ziehen in den Kniekehlen, das mich 200km lang begleiten sollte und mal schlimmer, mal erträglicher war. Immer wieder die Sorge, abbrechen zu müssen.
Sehr kurzer Stopp in Andechs (gerade mal Stempel geholt und ein kleines Radler verdrückt) und gleich wieder los. In Herrsching verfranzt, weil der Garmin mal wieder nicht in der Lage war, nach einer kurzen Abweichung vom Track korrekt anzuzeigen, wo es weitergehen sollte. Diese 5 min waren am Ende aber nicht entscheidend. Weiter nach Altomünster, und auf den flacheren Wellen ein nettes "Fahrtspiel" mit einer Gruppe Rennradler, die im Schnitt mein Tempo hatten, aber bergauf viel schneller waren, während ich im Flachen und bergab davonbrausen konnte. Bis zum nächsten Anstieg, wo sie hoch zufrieden wieder vorbeizogen. Woraufhin ich die nächste Abfahrt zum unwiderstehlichen Konter nutzte...
Ein Kaffee und eine Butterbrezel bei Edeka in Altomünster. Leicht hinter dem Plan, fast waren die 16h brutto schon außer Reichweite. Aber dann kam
@Kühlkette auf seinem wunderschönen Pelso Brevet von hinten, machte etwas langsamer, ich gab etwas mehr Gas, und zusammen flogen wir gen Neuburg an der Donau. Sogar mit angeregter Unterhaltung über alles Mögliche. Das war ein echter Spaß, das Highlight der Runde für mich, und dabei kam sogar wieder Zeit rein! Die Beine wollten plötzlich auch wieder, ordentlich Druck, obwohl sich die 270km-Marke näherte.
Beim McD in Neuburg war gerade das Chaos ausgebrochen, als wir unsere Stempel holen wollten. Ich beschloss, nichts zu essen, sondern es noch mit einem Anlauf auf die 16h zu versuchen. Die Aussicht, nicht 4h auf den Frühzug warten zu müssen, war mir einfach zu wichtig.
Aber nach 10km, als der erste von mehreren Anstiegen kam (Karls Scharfrichter lagen alle am Ende der Tour, und dann noch im Dunkeln), sackte mein Kreislauf ab. Ich kenne die Warnzeichen zum Glück sehr gut. Pause, Planänderung. Hauptsache, ankommen. Das hieß von da an, alle Anstiege im kleinsten Gang, Frequenz so weit runter, dass es noch ging, egal, wie schnell die anderen von hinten kamen (gefühlt doppelt so schnell).
@Kühlkette machte seine Essenspause schnell wett und zog vorbei. Viele andere auch. Egal. Durchhalten. Ich konnte ausrechnen, dass ich eine halbe Stunde länger benötigen würde als die Prognose, und so kam es dann auch.
Nun denn, im Umkleideraum war es warm genug, und Möglichkeit zum Duschen, Umziehen, Quatschen mit Karl und anderen, die noch nach mir eintrafen, gab es auch. Ich wurde gar nicht müde, trotz nur 4h Schlaf in der Nacht davor... Irgendwie ging die Zeit bis 4 Uhr dann doch relativ schnell vorbei, und die Rückfahrt mit dem Frühzug war absolut problemlos, trotz des Platzbedarfs für mein Trike. Die letzten 10km bin ich sogar noch auf eigener Achse gefahren, weil das eine Viertelstunde schneller war als mit dem Zug zum nächstliegenden Bahnhof. In den Sonnenaufgang und den Morgennebel hinein. Ging prima. Radfahren, wie man es liebt...
Trotz allem: den 400er, zu dem ich angemeldet bin, werde ich dieses Jahr wohl auslassen. Mein Kopf will mehr, als mein Körper wegsteckt. Da hat meine Frau auch irgendwie Recht. Aber die alte Hexe, die fahre ich noch! Wieviele Runden, entscheidet sich dann vor Ort.
Guido