... ich mag keine Städte. Ich mag Radfahren in Städten nicht. Ich mag Radfahren in Städten mit Einspurern nicht. Der Wolf ist zwar kein Tieflieger aber doch schon deutlich (rund 10 cm) niedriger als mein Flux. Würde der schlechtere Überblick das Abenteuer Großstadteinspurliegefahrrad noch unangenehmer werden lassen?
Klare Antwort: Nein. Ja, der Überblick ist geringfügig schlechter aber: Der Wolf ist im Start/Stopverkehr spürbar agiler/leichter zu handhaben, besonders angenehm ist wie entspannt und locker die Warteposition an Ampeln/Kreuzungen mit einem Fuß auf dem Boden ist. Beim Flux muß ich da schon .. naja, nicht auf den Zehenspitzen balancieren aber unbequem ist es schon. Weiterer Punkt (auch wenn Kräuterbutter jetzt ganz stark bleiben muß
) - die Rohloff. Es schaltet sich einfach - komplett ohne einen Gedanken daran zu verschwenden - fluffig durch die Gänge und wenn man nach einer unerwarteten Bremsung doch mal im falschen Gang dasteht - na und, schaltet man eben im Stand.
Daran Anteil hat natürlich auch der lange Drehgriff, mit dem man aus dem Handgelenk heraus schalten kann. Die leichte Skepsis, ob der drehbare Griff nicht die Kontrolle über das Rad erschweren würde, war überflüssig.
Traditionell verfahre ich mich in jeder unbekannten Stadt mindestens einmal - das schaffe ich natürlich auch heute aber das liegt definitiv nicht am Roß, sondern am Reiter.
Am Rand der Stadt führt ein ... naja es nennt sich Radweg aber eigentlich ist es entweder a) eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Zahnärzte und Radhändler oder b) ein Folterinstrument zur Abschreckung dieser lästigen Wichte, die sich der Überlegenheit des Automobilverkehrs nicht unterwerfen wollen. Ein Plattenweg, zwar ohne allzugroße Spalten, doch dafür mit wunderbaren, sicher 10, 15, 20 cm hohen Wurzelaufbrüchen. Die fetten Reifen helfen hier nur wenig, der Netzsitz bemüht sich zwar nach Kräften, dennoch ist es kein angenehmes fahren. Ohne direkten Vergleich natürlich schwer zu sagen, doch gefühlt ist das Flux mit dem Rockshoxdämpfer + ebenfalls fetten Reifen auf solchen Terrain etwas gutmütiger. Vielleicht war ich (mit dem Wolf) aber auch nur schneller/motivierter.
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endlich. Endlich keine lärmende Stadt mehr, endlich keine nervenden Autos mehr, keine blöden Ampeln, keine "Vorfahrt gewähren" Schilder. Dafür ein endlos scheinender Wald, der Urrhein zur linken, hin und wieder ein oder 2 oder 15 Wanderer/Radfahrer. Der Weg den ich nun entlangrolle ist das was ich als typisch deutschen Radwanderweg bezeichnen würde - wassergebunden, mal mehr, mal weniger tiefe Schotterauflage, hier und da tiefe Schlaglöcher. Wölfchen rollt einfach über alles drüber - wäre nicht die etwas langsamere Geschwindigkeit, ein Unterschied zum Asphalt wäre kaum zu merken. Die nevigen kleinen Stöße durch den Schotter schlucken die Reifen weg; größere Unebenheiten dämpft der Netzsitz. Perfekt.
Kommen wir zum beliebten Thema: Was klappert denn da (heute)? Antwort: Nichts. Nicht die Schutzbleche, nicht die Züge, nicht die Kettenrohre, einfach gar ... moment, doch , jetzt, da es ganz ruhig ist höre ich doch etwas, ein ganz leises scheppern/klingeln aus Richtung des Vorderrades. Es ist, wie sich herraustellt, die Feder, die die Bremsbeläge in Position hält. Anscheinend war ich gerade mit der passenden Resonanzfrequenz unterwegs; ein paar Minuten später höre ich das Geräusch nochmal, für den Rest der Tour/bisher gefahrenen Kilometer nicht mehr.
Die Rohloff ist trotz Einfahrphase erstaunlich leise (klar im 6ten, 7ten nicht), die Hinterbaukonstruktion mit dem Gitterwerk aus Rohren kleinen Durchmesser trägt vermutlich ebenso ihren Teil dazu bei, wie das (im Vergleich zum Trike) größere Laufrad. Von der Kette ist aus dem hinteren Bereich nichts zu hören, das Kettenrohr im Zugtrum vorne ist Quelle einer geringen Geräuschentwicklung. Ist wahrnehmbar aber (auch dank tiefer Frequenz) kein großes Thema.
Der Lila Wolf an den Isteiner Schwellen.
Serienmäßig sind zwei Flaschenhalter an Bord die von unten an den Sitzrohren verschraubt werden. Dort stören die Flaschen überhaupt nicht und sind direkt in Griffweite. Einmal mehr: Perfekte Lösung.