Statt Kette - Alternativen zur Kraftübertragung

Servus,

@Langhals : Woher kommt dein Kettenschmodder denn?
Meine glänzt... und das, obwohl das restliche Rad eher so aussieht als hätte ichs aus der Schlammsuhle gezogen.

Gruß,
Patrick
 
Hallo Ralf,

Die Überwindung des inneren Schweinehunds hat nichts mit Masochismus tun, sondern mit der schlichten Anerkennung der Tatsache, dass unsere motorisierte Lebenswelt ganz und gar nicht körperkonform ist. (Nein, ich habe auch in Dortmund mit Heizung gelebt :) )

Weichei! :)

Stimmt natürlich , das mit der überhaupt nicht körperkonformen Lebenswelt.
Wobei ich immer wieder erlebe (seit ich die letzten Jahre wieder viel mit "normalen™" Menschen spreche), dass die Lösungen, die ich selbst über Jahre entwickelt und praktiziert habe, nämlich die Kombi aus verschiedenen Rändern, ÖPNV, kreativer Logistik, Umziehen und letztendlich - teilweise fast zu heftigem - Körpereinsatz, für die, die eine Alternative zu ihrem Automissbrauch suchen, zu kompliziert und - aufgrund der Lebenssituation, in die sie sich mit Hilfe des/der Autos manövriert haben - auch absolut nicht praktikabel sind.

Beispiel:
Langstrecke bei schlechtem Wetter: Velomobil
Kindertransport auf Kurzstrecke: Lastenrad
Kindertransport auf Langstrecke bei schlechtem Wetter: Fehlanzeige!

Das führt zur Forderung nach der eierlegenden Wollmilchsau (erster Reflex: Auto), die es im Moment aber nicht zu kaufen gibt (sag ich mal als jemand, der seine Kinder regelmässig über lange Abstände [50 km mit + 30 km ohne Kinder/tag] mit dem Bakfiets transportiert hat, ohne Motor, aber auch unter teilweise recht grossen Schmerzen - und spätestens im Winter war dann aber Schluss mit der Lösung. Und plötzlich sass ich im Auto :cautious:

Und selbst wenn man jetzt ein Velomobil für den Transport von 1-2 max. 10-jährigen + Einkauf bauen tut, ist das Teil (E-motor oder keinen) mit Fahrradtechnologie ausgestattet, die notorisch unzuverlässig und pflegebedürftig ist (seit ca. 27 Jahren ärgere ich mich beruflich und privat über "Fahrradtechnik"), was das ganze dann schon wieder Jens Jensen (Karl Kunde) den Spass an der Lösung verdirbt.

(Der Mittvierziger hat nicht zufällig in Brüssel gewohnt? Da habe ich damals nämlich ziemlich viele Räder mit dem von Dir beschriebenen Service u.a. an Mittvierziger verkauft :))

Um es nochmal deutlich zu sagen: In der Stadt ist am meisten über die Änderung von Infrastruktur zu erreichen (sprich: Autofahren so gut wie unmöglich machen und Radfahren so attraktiv wie möglich). Bessere Fahrradtechnologie (fire and forget) würde ich mir trotzdem wünschen. Ich bekomme bei jeder Reifenpanne das Kotzen und habe bei Regen keine Lust was anderes als mein Quest (mit TourCap) zu fahren... (apropos Ingmatisiert: 4kg/m2 Salz pro Winter in DK. Ist ein bisschen wie die ganze Zeit durchs Watt zu radeln....)

Heute sieht das anders aus: der Mann geht zum Händler und verlangt ein Pedelec. Und der nervt ihn nicht mit ergonomischen Ratschlägen und unerwünschten Verhaltensänderungen, sondern entspricht dem Wunsch. Mit Idealismus kann er nicht überleben.

Ich habe zwei Fahrradläden besessen, in ein paar mehr gearbeitet und habe darüberhinaus noch ein paar Dutzend von innen gesehen und mit noch mehr Eignern gesprochen (auf Messen) und bin ich davon überzeugt, dass die allermeisten Fahrradhändler ihr Glück selbst geschmiedet haben. In so ziemlich jeglicher Hinsicht. Es gibt dankbare Märkte (Brüssel war sicher einer davon) und es gibt undankbare Märkte (DK), aber selbst hier ist der Markt ein Produkt der Händler, nicht der Konsumenten. Die übliche Fahrradhändlermentalität ist vielerorts "Wenn ich es nicht verkaufe, dann verkauft es ein anderer.". Da ist der Händler dann selber schuld. Dumb agents.

Die meisten Radhändler in D sind laut "Radmarkt" der Meinung, dass der Rückgang der Verkaufziffern fürs Fahrrad auf den Pedelec-Boom zurückzuführen sind. Ich bin also nicht der einzige, der ahnt, dass die Umsteiger-These weitgehend ein Mythos ist.

Die meisten Radhändler in D verkaufen irgendwelche (s.o.) Fahrräder, um sich dann vom Gewinn Autos zu kaufen. Das ist wohl fast überall auf der Welt so. Und viele fahren nicht mal selbst Fahrrad, jedenfalls nicht so richtig™. Vegetarische Schlachter, die behaupten, dass ihre Wurst die beste ist...

Natürlich gibt es einen Bedarf an leichten E-Fahrzeugen. Für einen E-Roller könnte ich mich sogar begeistern. Aber nicht für einen Motor durch die Hintertür.

Andersrum wird ein Schuh draus: Ich könnte mich auch für ein ultraleichtes E-Fahrzeug begeistern. Besonders für ein "Fahrrad" durch die Hintertür. Wenn da echte 100% Fahrrad drin versteckt sind. Bloss besser und einfacher und wartungsfrei...

Und nochmal ganz deutlich: Die Leute, die sich nicht bewegen wollen, sind mir egal, schon weil sie sich offensichtlich selbst egal sind (traurig aber wahr). Die sollen sich totgeniessen dürfen, das ist ihr gutes Recht. Mein Interesse gilt denen, die die Kurve kriegen wollen, die begreifen, dass TranSport Sinn macht.

Wenn die Leute hinterher in ihren fantastischen HESHmobils sitzen und rumfahren, ohne zu treten, ist mir das auch egal. Hauptsache sie fahren nicht im Auto rum. Die beste Lösung kann aus einem sehr guten Kompromiss bestehen, weil Ideale sowieso grundsätzlich nicht realisierbar sind. Sonst wären sie Reale.

Viele Grüsse :)

Thorsten
 
Servus,

@Langhals : Woher kommt dein Kettenschmodder denn?
Meine glänzt... und das, obwohl das restliche Rad eher so aussieht als hätte ichs aus der Schlammsuhle gezogen.

Gruß,
Patrick

Hallo Patrick,

bei mir funktioniert die Ingmarisierung leider nicht im Winterbetrieb. Wasser, Schmutz und Salz sorgen für ein katastrophal schnelles Kettenableben. Da die Kette von außen fast ohne Schmiermittel ist, greifen die üblichen Verdächtigen schonungslos zu. Meine *neue* Campa C9 hat bei uns im Winter nur wenige Wochen durchgehalten. Als mal wieder fleißig Salz gestreut war und das Radl danach ein paar Tage (trocken in der Garage) stand, war die Kette steifgerostet. Benutzbar war die Kette erst wieder nachdem ich jedes Glied einzeln mit einer Zange und massig Kettenöl gängig gemacht habe. Vollkommen inakzeptabel für ein Alltagsrad.

Mein persönliches Fazit bisher: Ingmarisierung ist für ernsthaften Winterbetrieb nicht geeignet

Grüße
Tobias
 
Servus,

liegt an der Kette.
Beim Rad meiner Freundin war die Kette nach einer Woche zu einem festen Gebilde zusammengerostet, wärend meine Kette nicht mal Flugrost aufwies. Und wir sind die Strecke zusammen gefahren und danach nur noch ich..

Es ist sinnvoller erstmal die vielversprechenste Lösung auszuentwickeln, bevor man was komplett anderes macht (jaja..und das von mir ^^)

Gruß,
Patrick
 
@Langhals : Woher kommt dein Kettenschmodder denn?

Schrieb ich ja schon, wenn ich im Regen hier Wirtschaftswege fahre, dann fahr ich durch Treckerspurenmatsch und Kuhscheiße.
Oder im Sommer wickeln sich lange Grashalme um die hinteren Zahnräder werden von der Kette dann mittransportiert und die blöde Kette hat nix besseres zu tun, als den Kram dann im Kettenleitrohr wieder loszulassen wo sich dann all der Schmodder sammelt.

Gruß
Geli
 
Um mal wieder zum Thema zurück zu kommen: Ein Vorschlag, der gepostet wurde, war ja der LSA, der Lineare Stampfantrieb. Unabhängig davon, ob ein Seil besser als eine Kette sein kann, hätte der einige Vorteile - mehr Hackenfreiheit, große Füße passen ins VM, keine Fuß- und Kniehubbel mehr, es kann mit variablem Hub gefahren werden (also bei Bedarf schnelle kleine Bewegungen).
Interessieren würde mich hier als erstes, wie es ergonomisch aussieht - ist Stampfen effektiver als Kurbeln? (So grob: bringt man auf nem Fahrrad-Ergometer oder auf nem Stepper mehr Leistung - am besten Stepper mit Sattel...) Wenn's ergonomisch cool ist, könnte es sich ja lohnen, da mal was zu basteln, sonst eher nicht.

Gruß, Peer
 
Hmm, die Stangen müssten an einem Zwischengetriebe enden, dessen Achse von aussen per 180° verstzten Pleuel (Stangen) angetrieben wird. Es braucht einen Freilauf um in jeder Stellung anfahren zu können. Weil der Totpunkt ist dann wirklich mausetot.
 
auf der Spezi war so ein stampfantrieb zu sehen, war dann aber auch mit Kette aufs Rad übertragen. Sah ziemlich gebastelt aus.
Aber immerhin könnte man bei einer rein linearen Bewegung statt einer endlosen Kette Seile mit fester Länge verbauen. Das könnte verglichen mit den langen Ketten am Liegerad sogar einen leichten Gewichtsvorteil ergeben.
 
Interessieren würde mich hier als erstes, wie es ergonomisch aussieht - ist Stampfen effektiver als Kurbeln?
Nein, Untersuchungen haben gezeigt dass Kurbeln effektiver ist, frag mich aber nich wo ich das gelesen hab, da müsste ich auch erst wieder suchen!
 
Nein, Untersuchungen haben gezeigt dass Kurbeln effektiver ist, frag mich aber nich wo ich das gelesen hab, da müsste ich auch erst wieder suchen!
Zuletzt habe ich Miles Kingsbury darüber auf dem Velomobilseminar in Dronten berichten hören (im Rahmen seines Berichts über den Entwurf des Quattro). Leider gibt es dazu keinen weiteren Informationen auf der Web-Seite.

-- Alex
 
Mai 2014 endete dieser Schwafelfaden ohne viel Erkenntisse gebracht zu haben. Jetzt haben wir 2020 und neben verschiedenen gescheiterten Versuchen ein Serienhybrid-Fahrrad in den Markt zu bringen ist nicht viel passiert. Daher meine Fragen:

Gibt es vielleicht doch technisch realisierbare Ansätze?
Weiß jemand genau wie so etwas geht?
Kann man das mit verfügbaren Mitteln in VM nachrüsten?
Die Lösung der Problems "Wirkungsgraddefinzi" liegt scheinbar in der Energierückgewinnung.

Olaf
 
Es ist halt in all den Jahrzehnten des Kettenantriebs beim Rad bisher noch nicht gelungen, eine sinnvolle Alternative zur Kette zu finden. Das betrifft sowohl den Wirkungsgrad als auch die Kosten. Im übrigens spricht doch auch nichts gegen einen vernünftig ausgelegten Kettenantrieb. Den kann man grundsätzlich kapseln und so auslegen, dass er langlebig und wartungsarm ist. Fragt sich doch eher, wieso es dazu bisher nur halbherzige Lösungen gibt.
 
wie siehts mit einem Verbindungsstangenantrieb aus, ähnlich wie früher die Kraftverbindungsstangen bei Dampfloks?
uralte Kinder-Tretautos hatten das auch
 
Im vergangenem Jahr durfte ich immerhin mal ein Fahrrad mit Kardanwelle "in Echt" bewundern.
kardan01.jpg
Ein ganz normales Damenrad mit Sachs Nabenschaltung.
Die Besitzerin schob ihr Rad vor mir her und ich dachte nur flüchtig, dass das Rad irgendwie seltsam aussieht. Erst als ich Zuhause war, fiel mir auf: das hatte gar keine Kette.
Zum Glück trifft man sich hier aufm Dorf ja öfter und ne Woche später konnte ich dann ein Bild machen + mich bei der Besitzerin ein bisschen informieren.
Sie fährt das Rad seit mehreren Jahren und lässt es 1x jährlich warten. Der Antrieb war noch nie kaputt. Bei den Fahreigenschaften kann sie keinen Unterschied zu einem Kettenrad ausmachen, außer das sie keine Hosenklammer braucht.

Gruß
Geli
 
Der Wirkungsgrad ist bei einem Kardanantrieb halt schlechter; es hat daher zwar immer wieder Versuche gegeben, die aber schnell wieder aufgegeben wurden. Vielleicht kommt ein großer Hersteller von Tretlagermotoren demnächst wieder auf diese Idee; da beim Pedelec die Effizienz nicht mehr eine so entscheidende Rolle spielt, könnte sich diese Form des Antriebs etablieren. Fürchte ich.

Gruß
Christoph
 
Solche Räder mit Kardan werden gern Untertage verwendet. Allzu stabil ists leider nicht. Für die ältere Dame die mit Schrittgeschwindigkeit durch den Ort gurkt reicht das (die merkt auch keinen wirklichen Unterschied), wenn wir aber halt mal die vierfache Leistung (Dauer) bzw. 20fache Leistung (Peak) in diesen Antrieb geben, hat sich das schnell erledigt mit "Wartungsfrei"

Gruß,
Patrick
 
Allzu stabil ists leider nicht.
Da würde mein Bekannter wohl widersprechen. Er hat ein Fahrrad mit Kardanantrieb für vorne und hinten, also Allradantrieb. Damit ist er auf unwegsamen sandigem Gelände (MTB-Cross-Gelände mit Sandkuhle und Wald) unschlagbar schnell und kraftvoll unterwegs.

Sobald er allerdings auf Asphalt oder sonstigen rutschfreien Untergrund kommt, wird er langsam.
Da sich bei einem einspurigen Fahrrad die beiden Räder niemals mit genau identischer Geschwindigkeit drehen können (Lenkbewegungen), wird der Fahrwiderstand sehr groß.
 
wenn wir aber halt mal die vierfache Leistung (Dauer) bzw. 20fache Leistung (Peak) in diesen Antrieb geben, hat sich das schnell erledigt mit "Wartungsfrei"
Wie man bei anderen Konstruktionen mit vielen im Vergleich zu den Kräften kleinen Zahnrädern sieht, z.B. der Rohloff-Nabe mit ihren 7 Planetengetrieben (und anderen Nabenschaltungen). Das Thema der Torsion der Welle ist ebenfalls eine Frage der Dimensionierung.
 
Sie fährt das Rad seit mehreren Jahren und lässt es 1x jährlich warten. Der Antrieb war noch nie kaputt. Bei den Fahreigenschaften kann sie keinen Unterschied zu einem Kettenrad ausmachen, außer das sie keine Hosenklammer braucht.
ein nachbar von mir fuhr so ein rad mit cardan, (ein traum) für ein alltagsvelo völlig wartungsfrei für jahrzehnte...... was will mann/frau mehr ?
die teurere ansschaffungs_technik und das wartungsfreie betreiben, überwiegen die wenigen % weniger leistung bei weitem.
ja, ich bin das rad auch gefahren so als probe unter nachbarn. :)

ich bin vom cardanantrieb überzeugt, nachdem ich ein motorrad mit cardan hatte, 1100 ccm zweizilinder V motor.
16000 Km. ohne am antriebsstrang zu schrauben oder reparieren ist schon ne ansage für motorräder .
Der Wirkungsgrad ist bei einem Kardanantrieb halt schlechter;
glaube eher nicht, da keine verzögerung durch die kette ensteht und keine torsions_kräfte auf den rahmen wirken ist das ganze steiffer,
kraft überträgt sich direckter und mit weniger verlust, man hat etwas mehr an gelenken zu bewegen, aber mit einer carbon cardan währe man sogar leichter als mit ketten.
da beim Pedelec die Effizienz nicht mehr eine so entscheidende Rolle spielt, könnte sich diese Form des Antriebs etablieren. Fürchte ich.
das ist doch nur zu hoffen, wer nicht jede woche die kette schmieren will, hat davon nur vorteile. beidseitig für hersteller und alltags_kunden,
die spezis können ja dann weiterhin das simple kettengeraffel kaufen. *schelmisch nick*

......... weiss auch das einige (eventuell viele), mir hier nicht zustimmen werden. ..... gut so ! *grins*
 
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