Hallo Fink20,
Der angebliche Bedarf an E-Unterstützung ist zu 95% eingeredet/eingebildet - jedenfalls hier im Flachland. In Holland kommt man traditionell ohne Hilfsantrieb aus - egal welche Altersklasse und sportlicher Fitness-Stand.
Herrlich kontrovers
. Ein kurzer Blick auf die nackten Zahlen: In NL gibt es ca. 530 und in D ca. 590 KFZ/Einwohner.
Ich unterstelle jetzt mal, dass die Verteilung LKW/PKW/Motorrad/Moped/Mofa/Sonstige in beiden Ländern ungefähr gleich ist. Und schliesse dann darauf, dass der Unterschied zwischen NL und D nicht wirklich signifikant ist, da Holland viel dichter besiedelt ist als D und schon da genug Gründe für vermehrten Fahrrad- und verminderten Autogebrauch zu finden sind. Es sieht für mich nicht danach aus, als ob da niederländische Genügsamkeit gerade die landesweite Transportrevolution ausgelöst hätte. Amsterdam meinen und Holland sagen ist dabei dann auch nicht genug.
Oder andersrum: Ich selbst komme beim Radeln super ohne Motor aus (am Brompton reicht mir für die Stadt der 4. von 5 Gängen - ich müsste das Schaltkabel trotzdem endlich mal erneuern
). Und die anderen Gewohnheitsradler auch. Bloss irgendwie kriegen wir's nicht hin, die Nicht-Radler davon zu überzeugen, dass sie das auch können sollten. Der Weg von denen zu uns scheint seeeehr weit.
(Und oft scheitert's ja daran, dass man nicht erkennen kann, dass der eigene Motivkomplex die anderen und deren Handlungen schlicht nicht erfasst. Denen sind Deine Motive genauso egal wie ihre Dir.)
Zweitens: Ein Blick auf die Karte zeigt recht deutlich, dass die meisten Gegenden (insbesondere die dichter besiedelten) alles andere als flach sind. Was in Holland möglich ist, ist woanders noch lange nicht genauso möglich.
Zur Veranschaulichung empfehle ich eine kurze Tour mit dem 3-Gang-Hollandrad und Anhänger mit 2 Kindern mit 30 kg Gepäck durch die Schweiz. Oder ein paar Wochen Alltagsradeln im Winterhalbjahr mit dem gleichem Rad in West Yorkshire.
Du bist sicher erfahrener Radler und musst nicht ständig Kinder oder andere lästige Lasten rumkutschieren und wohnst da, wo es flach ist. Dein Rad hat keinen Freilauf, keine Bremse, keine Gänge, keinen Sattel (Hinsetzen ist was für Weicheier
) und keine Schutzbleche (aber eine Kette im geschlossenen Kettenkasten). Du bist wahrscheinlich nicht die Zielgruppe.
Die Hindernisse für Radfahren sind ganz andere. Sie sind in den seltensten Fällen technischer Natur. Hauptsächlich geht es um Verkehrspolitik, Vorurteile, Ängste - aber auch körperliche Probleme
Verkehrspolitik ist die Forsetzung von Autoindustrie mit anderen Mitteln. Mehr kann und will ich dazu nicht sagen, sondern lasse die Ergebnisse dieses Systems für sich selber sprechen. Es gibt Gründe dafür, warum ich mich da nicht einbringe.
Vorurteile sind Vorurteile. Ignore the ignorant. Ich finde es immer schade, wenn die Leute sich selber was vorlügen müssen. Aber echte Alternativen machen den Einsichtigen und Positiven und Nicht-Abgekackten den Umstieg möglich. Danach verhält sich der Rest wie Pinguine (man muss ja nicht immer die Schafe rufschädigen) und schon läufts. Die Soziologen behaupten, dass 5-7% einer Gruppe das Verhalten ändern müssen, dann fangen die restlichen an, ihnen hinterherhecheln. Aber nur, wenn da nicht bloss die harte Selbstkasteiung angeboten wird. Da kommt man dann meistens in der Summe nicht über 20% und das reicht leider einfach nicht. Und beliebter macht man sich dabei übrigens auch nicht (Ich weiss, ich weiss, der Weise nimmt keine Rücksicht).
Angst ist genauso irrational wie Vorurteile. Mir ist schon klar, dass der Vormarsch der Vorsicht gerade dabei ist, uns alle todsicher umzubringen. Auf dieses Paradox sollte man die ängstlichen Mütter in ihren ach-so-kindgerechten und sicheren Autos mal deutlich hinweisen. Hier ist Aufklärungsarbeit gefragt. Möglicherweise aber auch bloss Nietzsche
Körperliche Probleme, die nicht Folge von Fehlernährung, Stress und Bewegungsmangel sind und die trotzdem das Fahrradfahren verhindern, gibts. Der grösste Teil der Autofahrer wird davon aber eher nicht betroffen sein. Die meisten, die im Moment nur Auto fahren, könnten irgendwann wieder selber mitreintreten. War auch mal selbst so einer.
Ich habe aber nicht vor, Autos zu verbieten. Mir reicht, wenn wir sie zu 95% überflüssig machen. Das wird schon.
Und damit ist weniger die Leistungsfähigkeit, sondern Schmerzen gemeint.
Wie recht du hast. Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt! Nur die Harten dürfen in den Garten!
Ach, damals, in Dortmund, als ich keine Heizung hatte und trotzdem (freiwillig!) nur kalt geduscht habe. Bei offenem Badezimmerfenster. Im Winter.
Aber auch da wieder die doofe breite Masse, die irgendwie 'ne andere Gehirnchemie vererbt bekommen hat und fressend fernsehend schmerzfrei rumliegen will. Bis sie dann eines Tages den Hintern nicht mehr hochkriegen. Was mir übrigens auch passieren würde, wenn ich mir (wieder - mea maxima culpa) ein Auto oder besser noch Motorrad zulegen täte. Brauch ich gottseidank nicht. Habe zweimal bei 100kg die Kurve gekriegt. War verdammt knapp...
Eine attraktive Alternative könnte diese beinahe Verlorenen - vielleicht - erreichen.
Der erhobene Zeigefinger ist hier aber natürlich die einfachere Lösung, die bloss - zumindest bisher - offensichtlich leider nicht richtig gefunzt hat. Wir können es aber auch ruhig noch ein paar Jahrzente damit versuchen (wobei ich an dieser Stelle - mal wieder - [wahrscheinlich] Einstein zitieren möchte: "Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten."
)
Es gibt keinen Hinweis darauf, dass an dem Umsteiger-Mythos etwas dran ist. E-Mofa-Fahrer sind ehemalige oder potentielle Radfahrer und keine Autofahrer.
Eine Quelle wäre schön, dann verhalte ich mich zu Deiner Behauptung. Hilfsweise: Alle Menschen sind potentielle Radfahrer, überraschenderweise sitzen die meisten potentiellen Radfahrer aber doch früher oder später im Auto. Mir würde es schon reichen, wenn man sie kurz vor dem Auto noch auffangen könnte. Da liegt meiner Meinung nach schon eine recht grosse Herausforderung. Die anderen sterben irgendwann sowieso von alleine aus. Unsere Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass wir nicht alle gemeinsam aussterben.
Ich behaupte noch etwas anderes: Pedelecs und jedes andere Mix-Angebot läuft darauf hinaus, das der größte Teil elektrisch übernommen wird.
Worst-case-scenario: Die ganzen schlechten Menschen fahren in 20 Jahren die ganze Zeit sinnlos in winzigen Elektroautos (aus denen sie demonstrativ die Kurbeln ausgebaut haben, die sie als Beweis von ihren Aussenspiegeln baumeln lassen) rum um die ganzen guten Menschen die ganze Zeit damit zu ärgern, die brav reintreten, während Siri ihnen laufend Ihren BMI ins Ohr flüstert. Immer noch rund 97% Ressourcen gespart im Vergleich zum gleichen Fall mit KFZ der Kompaktklasse (und auf den läuft es mMn gerade hinaus).
Ich glaube, dass ich gut damit leben könnte. Denn falls die das wirklich alle in VW Golfs machen würden, könnte ich letztendlich nicht mal mehr Atmen, geschweige denn Fahrradfahren.
Kleiner Tip: Du musst viel mehr mit netten Leuten sprechen, die Dir ein anderes Menschenbild vermitteln. Die Leute sind nicht schlecht. Sie machen die verkehrten Sachen, weil sie dazu manipuliert werden. Von Kindheitsbeinen an, gaaanz systematisch. Man hat Ihnen das Denken und die Neugier aberzogen und lügt ihnen systematisch die Tasche voll.
Viele Grüsse
Thorsten