Heute habe ich gleich noch 87km draufgepackt - nun freue ich mich aber auch auf die entspannten 60km nach Varberg morgen und den defacto-Ruhetag am Dienstag (die Fähre fährt erst am Abend)
Die Etappe heute war vollkommen anders als gestern, denn ich bin fast ausschließlich auf Straßen gefahren, die etwa das Niveau einer deutschen Landesstraße haben. Dadurch rollt es zwar sehr schön, aber man sieht auch deutlich weniger von der Landschaft...
Ungefähr 15km nach dem Start stand ich an einem Kreisverkehr, an dem der Store-Mosse-Nationalpark ausgeschildert war. Ich habe kurz gezuckt, ob ich abbiege, mich dann angesichts der Gesamtkilometer aber anders entschieden - zum Glück, denn die letzten Kilometer waren ganz schön lang
So habe ich nur die Nordspitze des Moores gesehen und da waren von der Straße aus keine vernünftigen Photos möglich. Zur Entschädigung habe ich ein schönes Flüsschen photographiert, das unmittelbar neben der Straße fließt. Sinnigerweise heisst es "Storån" (Großer Fluß).
Dann ging es in einem gleichmäßigen Auf und Ab von mehr oder minder langen Anstiegen und Abfahrten in Richtung Westen. Ab Smålandstenar merkte ich dann, dass ich auf der Haupt-Ost-West-Trasse in dieser Gegend war. Der Verkehr wurde deutlich dichter. Das war ich gar nicht mehr gewohnt
Gegen Mittag wurden die Beine schwer und ich habe mir ein Essen im "Wärdshus" in Bredaryd gegönnt. Das Haus ist von der noblen Sorte und hat praktischerweise eine eigene Brauerei. Da in Schweden zur Mittagszeit traditionell nur ein leichter "lunch" zu sich genommen wird, gab es nur zwei Gerichte zur Auswahl, dazu aber ein veritables Buffet mit Salaten etc. und zum Nachtisch Kaffee und Pudding (alles inklusive). Das warme Abendessen heißt dann übrigens "middag" - ich muss da immer an Asterix und Obelix denken
Hilfreich war auch ein Hinweis an der großen Infotafel im Gastraum: "Wir haben über 300 Sorten Whisky und 300 Sorten Bier. Und ja, Du kannst einige Tage bleiben!" (im angeschlossenen Hotel natürlich). Schade eigentlich, aber als VM-Fahrer auf Tour gehörte ich leider nicht zur Zielgruppe
Ungefähr 20km vor dem Ziel machte ich eine letzte Rast. Da zog ein PKW von der Gegenspur zu mir herüber. Der Fahrer kurbelte das Fenster runter und stellte fest, dass ich ein Fahrrad fahre
Offenbar hatte er mit seiner Tochter darüber nachgedacht, was das für ein Fahrzeug sei, und zunächst auf solargetrieben getippt - vermutlich aufgrund des schwarzen Versatile-Daches. Es folgte ein kurzes, nettes Gespräch und am Ende das obligatorische "lycka till" (Viel Glück!).
Kurz vor dem Ziel habe ich Småland verlassen und bin in Halland angekommen. Jetzt sitze ich im Vandrarhem in Fegen am gleichnamigen See. Die Villa ist 1905 von einem Fabrikanten gebaut worden und trägt den schönen Namen "Solvik" (Sonnenhügel).