Wenn Sie emanzipiert ist, steht sie darüber.
Übrigens steckt im Wort emanzipiert immer noch ein man drin.
Ich habe da bereits früher im Witze-Faden so ähnlich geschrieben: es ist immer wieder prickelnd, wenn einem ein Mann (zu 95% sind es Männer) erklärt, was eine emanzipierte Frau ausmacht und worüber sie zu stehen hat. Das ist „Mansplaining“ allerfeinster Sorte.
(Gerne erklären auch irgendwelche Leute, worüber Homosexuelle stehen sollten, was „people of color“ doch bitte nicht so ernst nehmen sollten usw. Die Schnittmenge zwischen diesen Welterklärern ist dann auch nicht überraschend sehr hoch.)
Als Frau (auch zu ersetzen durch homosexuell, trans, PoC, behindert usw.) hat man dann das Spiel mitzuspielen. Es wird erwartet, dass man auch Scheiß-Witze oder -Sprüche weglächelt, am besten noch beklatscht, weil man ansonsten als verbitterte Emanze, unsicher, Spaßbremse, komplexbeladen, was weiß ich gilt. So erhält sich das System selbst, derjenige der Kacke redet, muss sich nicht hinterfragen: er wird Frauen finden, die das Spiel mitspielen, dadurch wird er sich bestätigt fühlen. Diejenigen die es nicht mitspielen, sind in seiner Welt halt nicht für voll zu nehmen, weil sie nicht darüber stehen, ergo: nicht emanzipiert und damit nicht ernst zu nehmen sind. Da werden die wahren Rollen also mal ganz schnell umgedeutet. Die Mitgrinsende, sich nicht Wehrende gilt als selbständige Frau, die Aufmuckende wird als Unsichere gebrandtmarkt. Hauptsache man muss die eigene Rolle und das eigene (Sprach-)verhalten nicht reflektieren...
btw: Emanzipation ist kein Frauending. Sie meint die Selbstbefreiung letzlich ALLER Menschen, auch z.B. durch Hinterfragen und Änderung von eingeschliffenen Verhaltensweisen. Bei Kant hieß es Aufklärung sei der Ausgang aus einer selbstverschuldeten Unmündigkeit. Ich denke, Emanzipation und Aufklärung sind deckungsgleich. Wer wirklich aus der „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ hinaus will und mündig werden will, sollte sich nicht nur gegen Verletzungen der eigenen Person wehren, sondern sollte sich auch mal ehrlich fragen, wieviel man anderen hinzufügt, nur um einen für sich angenehmen, tradierten status quo aufrechtzuerhalten. Wirklich emanzipierte Menschen arbeiten an sich und verkneifen sich z.B. dann vielleicht auch mal einen Gag, der 10 Jahre vorher vielleicht noch witzig gewesen wäre.