Borning Roads Ochtrup 2022:
Vorvorgestern:
Packen, Gedanken mach:en, Eventualitäten erkennen und lösen.
Vorgestern:
Nach der Arbeit den Hänger ans Auto, VM auf den Hänger, Gepäck ins Auto und los! Tempo 80 ist die maximal erlaubte Höchstgeschwindigkeit für ungebremste kleine Hänger. Tempo "ganz wenig" war die machbare Höchstgeschwindigkeit für jeden LKW oder PKW im Urlaubsreiseverkehr auf den großen Autobahnen.
Und immer der Blick in den Rückspiegel: BOAH, FÄHRT DER MIR DICHT AUF!!! Achnee, ist ja das VM auf dem Hänger... Bis ich mich daran erstmal gewöhnt hatte...
In Ochtrup angekommen war der Plan mich beim Sportwerk Ochtrup anmelden und die Unterlagen in Empfang nehmen wie Startnummer etc. Dabei habe ich dann auf dem Parkplatz meine erste längere Strecke rückwärts mit dem Anhänger zurück gelegt weil man am Sportwerk nicht wenden konnte. Eine interessante Erfahrung.
Dann zum Camping- und WoMo-Stellplatz, der mir vom Touristikzentrum Ochtrup empfohlen wurde. Ganz neu alles. So neu, das es sich noch im Bau befand. Mitten in einem Wohngebiet. Zelt aufbauen, Thermarest aufblasen, rein in die Mülltüte (einlagiges Zelt) und rein in den Schlafsack. Dank der Techno-Fete im Nachbargarten war auch für bis fast 4 Uhr morgens für Unterhaltung gesorgt. Das Wettrüsten Stille : Techno haben meine Ohrstöpsel etwas verloren.
Gestern:
Und deswegen schon um 4:50 Uhr aufstehen. Kein Bad, keine Wäsche. Rein in die alten verschwitzten Klamotten und das VM beladen. Dann rüber zum Sportwerk und damit zum Start. Die Duschen waren zum Glück schon geöffnet und ich habe mir erstmal eine nette Zeit mit fließendem Wasser gemacht.
Das Früstücksbuffet war toll und ich schnell satt. Dann der übliche Toilettengang und dann mit den Mitfahrern unterhalten, die auch die "kleine" Runde von 08:00 Uhr bis xx:xx fahren wollten.
Rennroller-Fahrer waren auch da. 220 km mit dem Roller! Unfassbar! Velomobile bei der kleinen Tour? Vielleicht 10? Die 330km-Fahrer waren dank Startzeit 05:00 Uhr alle schon weg, als ich morgens ankam.
Eine volle Trinkblase und 2x 0,5l Apfelschorle plus 2 Bananen sollten doch wohl bis zur ersten Verpflegungsstation reichen?
Start! Nee, doch nicht. Erstmal ein paar Gruppen Rennradler. Aber jetzt! Nee. Erst nochmal Rennradler. Aber jetzt aber!
UND LOOOOOOOS! Nach ca. 80 km bin ich dank fehlender Nahsicht auf den entgegenkommenden Track der Langstreckler gekommen und habe es nicht gemerkt. Es folgte eine spaßige kleine Aufholtour um wieder auf den Track zu kommen. Abkürzen wollte ich nicht. Denn gerade die Streckenlänge hatte mich ja angelockt. Länger als jemals zuvor und trotzdem nicht zu lang.
Im August 2014 war ich mit dem ATB von Stuttgart nach Wuppertal unterwegs und die längste Tagesetappe war 126,8 km.
Im April 2021 gab es "Münstertour für Grenzfahrer", die mein DF und mich für 145,7 km forderte.
Und jetzt über 200 km? Na dann...
Nach 4 Stunden zeigte das Thermometer 38°C. Ich habe gesoffen, was da war. In Summe 2,5 Trinkblasen á 1 Liter und ca. 7 Halbliterflaschen.
3 Bananen, 1 Tüte Haribo, div. kleine Traubenzuckerwürfel zusammen mit einem amtlichen Hähnchenschnitzel mit Pommes und Mayo an einem Bistro auf dem Weg haben meinen Bedarf an Feststoffen erfüllt.
Die Rennradler im Pulk sind ja auch ein netter Haufen Verkehrsregel-Ignoranten. 1,5 Spurenbreiten? Normal. Den kompletten Weg zustellen, wenn der Pulk hält oder wenden muß? Auch normal.
Die Jungs flossen immer wie eine Flüssigkeit im mich herum. Bergab habe ich sie überholt wie ein Kieselstein, der über das Wasser spring. Rein in jede seitliche Lücke, wenn dank voller Strassenbreitennutzung der Gegenverkehr nicht zu erkennen war. Und am Berg kamen sie einzeln von hinten, überholten mich und bildeten dann wieder einen undurchdringlichen Wald aus Beinen vor mir. Nicht schön, aber wir haben uns arrangiert. "Bis nachher!" war der geflügelte Spruch zwischen uns. 2 x mußte ich den lose gerappelten Längslenker reparieren. Sonst waren auf den Pisten, die man dort Strassen nennt, keine Ausfälle zu beklagen.
Auf dem letzten Drittel war ich fast alleine unterwegs. Die Gruppen hatten sich auseinander gezogen und es waren immer mehr einzelne Rennradler unterwegs. Alle VMs waren bestimmt vor mir und waren wahrscheinlich schon im Ziel. Bei Bad Iburg war dann endlich die laaaange Rampe zu Ende, die uns von 46 auf 123 Meter führte. Und so zog es sich hin. Bei Steinfurt gab es nochmal häßliche Steigungen von 39 auf 91 und von 56 auf 74 Höhenmeter. Und dann war das Ziel auf den Strassenschildern schon in Reichweite. "Ochtrup 21 km". "Ochtrup 13 km". Ortseingangsschild Ochtrup. "Stadzentrum". Gewerbegebiet Witthagen. Sportwerk. Ziel.
221,44 km sind es für mich geworden. 501 Höhenmeter. 9:21 Stunden.
Rein ins Sportwerk, duschen, eine Kleinigkeit essen, trinken, labern.
@norfiets gratuliert mir zum ersten 200er. Die Gruppe geht schnell auseinander und so fahre ich noch zum Bistro, in dem wir uns am Freitag Abend getroffen hatten.
Sorry, Sportwerk. Für 14,90 Euro kann ich woanders deutlich besser essen. Und danach ab zum Zelt. Ich bin ja sooooo platt.
Heute:
Durchschlafen bis 09:00. Ahhhhhh! Auto bepacken, VM auf Hänger, Hänger an Auto. Ab auf die Autobahn. Und jetzt bin ich wieder hier. Die Wäsche ist sortiert, das VM weggeräumt, der Hänger ist wieder zurückgebracht. Boah, welch ein Wochenende.
Fazit:
Klar, das Gruppenerlebnis ist nett. Trotzdem stelle ich mir in der heutigen Zeit die Frage, ob ich PKW-Abnutzung, etliche Liter fossiler Brennstoffe, Zeit, Anmeldegebühren und Unterbringung und Verpflegungskosten dem Event unterordne. Im Moment bin ich hin- und hergerissen.