Heute freue ich mich, weil:
Gestern bin ich von meiner ersten Zuckerfahrt zurückgekommen.
Von vorne: Seit zwei Jahren interessiere ich mich für die
https://www.velomobilforum.de/forum...rt-muenster-land-amsterdam-ostern-2018.50604/
Mein guter Freund Peter hat in kurzer Zeit für unsere kleine Stadt Bramsche bei Osnabrück Bestellungen von 96 kg emissionsfreier Schokolade zusammenbekommen, sodass unsere erste Schokofahrt vom 6.-11.4.19 stattfand.
Im Gespräch mit Rodney, einem Chocolatemakers.nl -Chef, stellte sich heraus, dass wohl der Wunsch nach der Verwendung regionalen Zuckers bestehe, dieser in Niederlande aber nicht bio und nicht emissionsfrei zu bekommen sei.
Nach vielen Telefonaten, Emails und Whatsapps kauft ich dann 100 kg Bio-Ruebenzucker.de, den vorletzten seiner Art, um diesen abgasfrei nach Amsterdam zu radeln. Und das hab ich Freitag begonnen.
Nachdem unser Wallenhorster Stadtradeln Freitag einen Abschluss mit dem Besuch des FFF in Osnabrück endete, hatte ich also bereits extrem fordernde 37km Strecke auf dem Buckel. 23 Hauptschüler von Klasse 5 bis 10, in dieser Konstellation erstmalig unterwegs, vom dörflich beschaulichen Wallenhorst in die zweispurige Großstadt Osnabrück und durch sie hindurch zu begleiten war echte eine krasse Erfahrung. Damit hab ich mir selbsternannt den Tourenleiterkurs vom AdfcOs vergoldet
Jedenfalls ging es danach auf mittelgroße Fahrt nach Körbecke bei Warburg bei Kassel, 155,22 km nach den eigentlich mickrigen Kilometern vom Vormittag. Allein, ich kam nicht in Gang. Und als ich übers Wiehengebirge bei Dissen für die 32 km über zwei Stunden brutto verbraucht hatte, dämmerte mir, dass ich auch schon die Hinfahrt würde teilen müssen, oups.
Doch dann setzte unerwartet und doch erhofft dieser affengeile Langstreckeneffekt ein: Der Geist kapituliert und der Körper fährt. Fast ohne zu murren ging es bis Paderborn und oh Wunder, ab ins Hochgebirge (
), ohne wesentliches Maulen von Max und Moritz, meinen Oberschenkeln.
Krass, wenn es so weiter geht, schaff ich die Strecke doch noch ganz. Dann brauch ich mit dem Zucker nur den Rückweg splitten.
Um kurz nach zehn war klar: Ich käme noch vor zwölf in Körbecke (Borgenteich) an. Die neue Telekommunikationsleitung beendete zu meinem Glück die Festnetzfunkstille der letzten drei Wochen mit dem Biohof Jacobi und Heike lud mich ein, ein frisch bezogenes Bett zu benutzen. Das Übergewicht von Zelt, Isomatteund Schlafsack schmolz unter der freudigen Erwartung eines bäuerlichen Federbettes auf null Gramm zusammen, herrlich. Also den Rest von Willebadessen durch die einsame Nacht gestrampelt, begleitet vom Geschrei röhrender Hirsche (first time live in my life
) und dem Geröhre testosterongesteuerter Hobbyrennfahrer mit Autoposer-Auspuffklappen, welch armseliger Abklatsch ihrer natürlichen Vorbilder.
An der ersten Steigung nach Eissen musste ich vom Rad und schieben, weil mein Schaltwerk den Abwurf der Kette auf das Bergzahnrad verweigerte, aber tatsächlich war ich dann um 23:19h am Ziel, hurra.
Kurzes Hallo und herzlich Willkommen, Flasche Wasser, Dusche, ab ins Bett, wie traumhaft herrlich kann das Leben sein.
Der nächste Morgen begann mit Zeitunglesen ohne Frühstück, Schock, Schwerenot. Aber erst die Arbeit: Käse bürsten, wenden, neuen Käse ausformen, in die Lake geben und - unverhofft kommt oft: Ausgebüxte Rinder einfangen, da kam mir doch meine Ausbildung zugute, Rinder fangen kann ich noch
Dann Frühstück wie auf dem Bauernhof: Drei Sorten Brot, Käse, Wurst und Marmelade, satt essen. Jetzt aber hurtig, mein Transportheck hatte etwas gelitten, ließ sich aber mit Windrispenband flicken, dann (nur) 25 kg Zucker verladen, in zwei Portionen verteilt. Oh Gott, wie schwer, ächz...
Aber die Fuhre ließ sich bewegen und schlenkerte auch bei 40 noch nicht hin- und her. Nur bergab musste ich hinten stärker bremsen, als vorne, sonst war es krass schaukelig.
Tja, was soll ich sagen, der Berg als Freund, und Du hast eine Chance. Jede Stunde eine Pause von 20 Minuten wie zu Beginn meiner Liegeradkarriere und die Tour war zu bewältigen. Irgendwann vergisst man sogar sein Übergewicht, Hauptsache, die Fuhre rollt und man kippt beim Anhalten nicht um. Nach Paderborn wieder diese Erkenntnis - Ich könnte es an einem Tag schaffen. 168 km sind ja nicht soo viel...
Bad Rothenfelde - Dissen - Osnabrück hat mich dann fast noch gekillt, doch der Gedanke, mich abholen zu lassen, ließ sich vertreiben, uff.
Und siehe da, ich erreichte mein zu Hause um viertel nach neun, nicht ohne vorher in der Baustelle auf Schotter wegzurutschen und umzufallen, so ein Mist. Gut, wenn die Lampe im Bikeport schon freundlich leuchtet
Tja, und dann krasses Ausladen, so schwer sind 25 Kilogramm Zucker! Wahnsinn!
Ich bin jedenfalls stolz wie Bolle auf diese erste Sugartour, weitere werden folgen, denn der Zucker ist bezahlt
Gruß Krischan