Hallo,
nachdem ich im Sommer nach 60 Jahren mit 'normalen' Fahrrädern zum ersten Mal in meinem Leben ein Liegerad ('Nighthawk' von recumbent.de) probegefahren habe, habe ich selbiges, noch in neuwertigem Zustand, vor zwei Monaten dem bisherigen Besitzer abgekauft. Macht Spaß, damit zu fahren, hat aber, wie ich auf bisher ca. 200 km feststellen musste, so seine Tücken:
- Anfangs war das Lenkverhalten mit dem Untenlenker gewöhnungsbedürftig. Die erste Stunde hatte ich Mühe, keine Schlangenlinien zu fahren.
- Enge Kurven fahren geht nicht, da der Untenlenker den Einschlag des Vorderrades auf ca. 30 Grad begrenzt. Passt man nicht auf und gerät beim Einlenken an den Anschlag (Sitz), kippt man unweigerlich um.
- Das Rad had normale, billige Fahrradpedale. Beim (unachtsamen) durchfahren von Schlaglöchern oder auch den vielen kleinen Gußeisendeckeln (Absperrschieber für Wasserleitungen) bin ich anfangs mehrfach von den Pedalen abgerutscht. Ist mir auf den letzten Fahrten aber nicht mehr passiert, weil ich jetzt immer meine Laufschuhe mit weicher Gummisohle anziehe. Die haften deutlich besser auf den Pedalen, als Schuhe mit harter Sohle oder Kunststoffsohle.
- Man muss aufpassen, das man in Kurven nicht mit der Ferse des kurveninneren Fußes an den Vorderradreifen kommt. Eine weitere Sturzgefahr gegenüber einem normalen Fahrrad.
- Bei Fahrbahnunebenheiten oder Windböen ist es nach meinem Gefühl schwieriger, keine Schlangenlinien zu fahren, weil man die Störung nicht mit einer Gegenbewegung des Oberkörpers ausgleichen kann. D.h. wenn man von Autos oder Lastwagen überholt wird, ist es ratsam, sich stark auf geradliniges Fahren zu konzentrieren, was vor allen Dingen bergauf nicht immer gelingt.
Fahrten auf Straßen im Berufsverkehr werde ich mir in Zukunft glaube ich verkneifen. Vor zwei Tagen habe ich an einer Baustellenausfahrt einen vielleicht 4 cm großen Schotterstein auf der Straße übersehen und mit dem Vorderrad überrollt. Hat einmal kräftig gehoppelt und das kleine Vorderrad hat es ca. eine Handbreit zur Seite versetzt, aber ich bin nicht gestürzt. Allerdings ist 5 Sekunden später, bei vielleicht 30 km/h, der Schlauch geplatzt und das Vorderrad ist mir augenblicklich einen halben Meter zur Seite abgeschmiert, mit der Folge, das ich ein paar Meter auf der Seite liegend auf dem Asphalt gerutscht bin. Mir und dem Liegerad ist nichts passiert, aber wäre mir das gleiche auf einer Hauptstraße mit hohem Verkehrsaufkommen passiert, hätte ich sehr wahrscheinlich unter einem Auto oder Lastwagen gelegen.
Vor der nächsten Fahrt kommen auf die schmalen Felgen jetzt erst einmal neue pannensichere Schläuche und Reifen drauf.
Grüße
Jörg
PS: Die neuen Reifen sind gerade geliefert worden. Bin gespannt ob die 35-406 Marathon Plus von Schwalbe wirklich auf die Felgen (16,3 mm Maulweite) passen. Sehen erst einmal viel breiter aus als die alten, dünnwandigen 32-406 von Kenda. Laut ETRTO Standard 2022 soll die Felgen-/Reifenkombination passen.