Zum Thema Spenden möchte ich auch mal einen Kommentar abgeben. Ich spende "freiwillig" nicht und ich mag auch keine festen Beiträge, also Nutzungsgebühren für irgendetwas, dessen Nutzung bei mir Schwankungen unterworfen ist (daß man Gas und Strom regelmäßig bezahlen muß, erschließt sich mir aber halbwegs). Dafür bin ich zusehr Anhänger der Alles-Kostenlos-Mentalität im Internet. Aber wenn Wikipedia jedes Jahr mit seinem Spendenmarathon anfängt, dann empfinde ich das 1. nicht als Betteln und 2. erinnert es mich daran, wieviel ich aus dieser Seite ziehe und animiert mich dazu, schnell über Paypal was rüberzuschicken. Käme dieser Hinweis nicht so prominent auf der Startseite, und wäre der Geldverschiebeprozess komplizierter, käme ich wahrscheinlich überhaupt nicht soweit. Gerade bei Sachen, die ich gewohnheitsmäßig besuche (Forum, Wikipedia), denke ich nicht darüber nach, welchen Aufwand das für die Betreiber macht. Das läuft dann bei mir so unter dem Motto "Wenns der nicht mehr macht, machts jemand anders." Ein deutlicher Denkanstoß in Form eines z.B. jährlich auftauchenden Spenden-Animier-Banners bringt mich doch zuverlässig dazu, aus diesem Denkmuster mal auszusteigen.
Außerdem möchte ich auch selbst festlegen können, wieviel ich gebe und brauche dafür keine explizite zusätzliche Gegenleistung, denn ich gebe etwas für das, was ich schon erfahren oder konsumiert und für mich als wertvoll, geld-wert, erachtet habe. Beispielsweise will mir Velomap unter dem Begriff Spende vorschreiben, daß ich dort dann je nach festgelegtem Geldbetrag eine zeitlich beschränkten Zugang bekomme, den ich aber garnicht brauche. Ich würd einfach gern 10€ für die gezogene Deutschlandkarte geben und gut. Weil mir die Vorgabe nicht in den Kram paßt, geb ich halt garnichts.
Wo ich gerade dabei bin auch noch meine Meinung zu den von Reinhard aufgeworfenen Fragestellungen:
Ich selbst hätte kein Problem damit, wenn das Forum nur noch angemeldet lesbar wäre (weil ich eh schon registrierter Nutzer bin) und auch mit Klarnamen in einem nicht anmeldungsfrei zugänglichen Forum (weil ich sowieso als Brancheninterner hin und wieder mit Klarnamen in Veröffentlichungen genannt werde). [Bei persönlichen Treffen wäre es auch einfacher, weil man sich zu einer Person nur noch einen Namen merken müßte und nicht überlegen: Das ist jetzt der Dings im Forum, aber wie heißt der richtig? Ich will ja die Leute im echten Leben nicht mit ihrem Nickname ansprechen. Auf der Spezi habe ich solche Probleme jedes Jahr. Aber das ist jetzt nicht so das Argument, was wichtig ist.] Grundsätzlich stimme ich mit denen überein, die bei so einem Vorgehen die zu erwartenden Auswirkungen bezüglich Neueinsteigern als problematisch ansehen. Deshalb würde ich von so einem Vorgehen wenn irgend möglich absehen. Ein bißchen unangemeldetes Mitlesen muß schon drin sein, um das Interesse zu wecken und abschätzen zu können, ob man zur Anmeldung schreiten möchte, um aktiv an der ganzen Sache teilzunehmen. Und daß ganz jeder im Internet meinen ganzen Namen lesen kann, widerspricht irgendwie auch meiner langjährigen Prägung als Dauerchatter. Auch ein angemeldeter Jeder ist irgendwie ein Jeder. Deshalb wäre es schön, wenn der Klarname maximal dem Betreiber offenbart werden muß - da sehe ich es aber ein.
Was die Personalstruktur angeht, denke ich, daß eine legitim erscheinende Diktatur für so ein Forum die beste aller Regierungsformen ist. Im Moment ist die Legitimität meiner Ansicht nach dadurch gegeben, daß derjenige, der die Entscheidungen trifft, auch derjenige ist, der die Arbeit macht und damit Zeit und Geld investiert und dem die ganze Sache gehört. Jeglicher Umbau von einem einzigen Entscheider hin zu einer Gruppe von Leuten führt meiner Meinung nach im schlimmsten Fall zu endlosen Diskussionen und größtenteils zu kompromißbehafteten Entscheidungen, die auf Dauer dazu führen, daß der Eine oder Andere aus der Gruppe keine Lust mehr hat. Sowas läßt sich nicht auf ehrenamtlicher Basis stabil etablieren, das geht bei bezahlten Mitarbeitern, aber das wird konzeptionell im Forumsthemenbereich kaum möglich sein. (Ich erinnere diesbezüglich mal daran, wieviele "Fachzeitschriften" es für Liegeräder gibt und wieviele für Rennräder, Moutainbikes usw.)
Grüße, Martin