Ach so ein netter Thread, da muss ich doch auch mal was schreiben. Das wird am besten deutlich im Rahmen meines Radfahr-/Liegerad-Werdegangs insgesamt (natürlich möglichst stark verkürzt):
2003-2007 - puuh, ich muss mal was tun und brauche Bewegung an der frischen Luft. Yeah, Inline-Skates und Laufschuhe. Bäh, Dreckswetter, also nur noch Laufschuhe. 3, 5, 8, 10, 12, 16, 24 km. Mann Mann, da geht ja was
. Ultra wäre ein geiles Ziel, oder? Genau. Weiter. Muss schneller werden: Next stop: Orthopäde. :-/
2006 - Ab und zu Crosstraining mit Trekkingrad und auch mal Fahrten zum Kunden münden im Kauf eines einfachen Rennrades. Nice.
2007 - ich darf erstmal nicht mehr soviel laufen, das ist Gift fürs Knie. Also steige ich vermehrt aufs Rad, erst nur weiterhin als Crosstraining und zur Überbrückung der Verletzung / Knieproblemchen, dann ging es schleichend komplett zum Rad rüber. (Die Knieprobleme kamen beim Laufen immer zurück, wenn es schneller werden sollte (aber ganz ohne Tempo-Training kommt man nicht zu den Ultra-Distanzen. Also begrub ich das.) Immer öfter zur Arbeit bzw. zum Kunden (bin Freiberufler), der in 17,5 km erreichbar ist. Der Radvirus hat mich vollends gepackt. Schickes maßgeschneidertes RR, schicke maßgeschneiderte Randonneuse "mit alles und Rohloff" fürs Pendeln und den Winter. Ich pendele inzwischen fast durchgängig mit dem Rad zu zwei bis drei meiner Kunden in der "näheren" Umgebung und bin der Teil einer Radsportgruppe ;-) Schlimm. Schlimm. Wie soll das nur enden? Klar, beim Liegerad, sonst wären wir ja nicht hier. ;-) Herbst 2007 läuft das Leasing für meinen Geschäfts-PKW aus. Der Blick auf den km-Zähler zeigt: nur 5500 (so die Ecke) km für 2007? Das lohnt ja quasi gar nicht. Der Entschluss viel dann leicht. Es gibt keinen neuen PKW. Hmmm, wenn ich jetzt aber wirklich *jeden* Tag zum Kunden nach Hamm pendeln will, will ich es bequem haben. Also soll ein Liegerad her (von denen ich schon länger sehr angetan bin). - Ein ausführlicher Auswahlprozess und viele Probefahrten münden im Flux C-500. Sauber.
2008 - Läuft. Wow! Den Winter 2007/2008 komplett nur mit dem Rad zum Kunden nach Hamm. Krass.
Läuft weiter. Rennrad. Randonneuse. Liegerad. Meist Liegerad. Jetzt muss doch langsam mal die Langstrecke, nicht wahr? Genau. In zwei Tagen in die Gegend von Wilhelmshaven und nach einer Woche an einem Tag wieder zurück.
2009 - Auf dem Rennrad werde ich mit zunehmenden Training auch tatsächlich schneller. Nur mit dem Flux fahre ich irgendwie in eine Wand aus Watte. Außerdem bin ich mit dem Rennrad und der Randonneuse merklich schneller unterwegs als mit dem C-500. Das ist doch doof, oder? Das mündet in
dieser Diskussion. Nun, diese Diskussion verlief mehr oder weniger im Sande. Aber das hatte einen Grund. Freundliche Menschen des Liegeradstammtisches Münster meinten, wenn ich meine Reichweite zu meinen Kunden wirklich würde erhöhen wollen und einen echten Geschwindigkeitsgewinn würde erzielen wollen, führe überhaupt kein Weg an einem Velomobil vorbei. Sehr lustig, diese Gesellen in ihren rasenden Rappelkisten. Sie würden sich regelmäßig im Nachbardorf treffen, um gemeinsame VM-Runden zu drehen und ich könne ja einfach mal vorbei schauen. Liegend Leezen sei ja noch so weit weg, und überhaupt. Ok, ich nehme mein C-500 und gurke ins Nachbardorf. Alles alte und schnelle Haudegen ;-) -
@eisenherz mit Mango,
@kdrops mit Quest,
@chally mit WAW,
@Bernd S. mit Quest.
Ich steige in Mango und Quest mal ein. Ui, ganz schöne Gymnastik. Ich versuche, ins WAW einzusteigen und scheitere kläglich. Aber wer Chally kennt: genau, er ist ein laufendes, nicht gar zu langes Hemd. Wer mich kennt: ich bin alles, aber kein "Hemd" ;-) - Sie würden dann jetzt auch mal los fahren und ich könne sie ja ein Stück begleiten, um einen Eindruck zu gewinnen. Ok, ab geht's. Die Herren fahren locker an und haben nach gefühlten 10 Sekunden etwa 200 m Vorsprung, während ich mit Vollgas und Puls am Anschlag die Gänge des C-500 ausschöpfe. Mein Kreislauf läuft deutlich oberhalb der ANS, die Velomobilisten pfeifen ein fröhliches Liedchen, kurbeln wahrscheinlich lässig einbeinig und lassen die Arme locker überm Süllrand hängen. Aaaaalter. Sie gaben sich dann mehr Mühe, mir nicht wegzufahren. Aber ehrlich: mehr Auswahlkriterium brauchte ich nicht. Ich erhielt noch die Radschläge, zum Job-Pendeln kein gar zu lahmes VM zu wählen, sondern auf ein gebrauchtes Mango oder ein gebrauchtes Quest zu setzen.
Wir erinnern uns: 2009 war so gerade eben noch die Zeit als gebrauchte Quests gern mal teurer waren als neue, weil die Wartezeiten noch extrem lang waren.
Egal. Ich suchte also nicht mehr nach einer schnellen Liege, sondern wartete auf die passende Gelegenheit für ein VM. Und ehrlich: es sollte schon ein Quest werden. Diese Linien! Toll
Und dann kam dieses Angebot.
Im Juli bekomme ich mein neues Quest. Daher sucht mein Quest 159 (hergestellt Mai 2006) ab diesem Zeitpunkt einen neuen Besitzer. Laufleistung: Derzeit 33.000km, bei Verkauf wahrscheinlich etwa 35.000km. Farbe: weiß, Teile rot lackiert. Ringsum üppig mit Reflexfolie beklebt. Schaltung...
www.velomobilforum.de
Und dann kam dieses Posting:
Im Juli bekomme ich mein neues Quest. Daher sucht mein Quest 159 (hergestellt Mai 2006) ab diesem Zeitpunkt einen neuen Besitzer. Laufleistung: Derzeit 33.000km, bei Verkauf wahrscheinlich etwa 35.000km. Farbe: weiß, Teile rot lackiert. Ringsum üppig mit Reflexfolie beklebt. Schaltung...
www.velomobilforum.de
Und dann kam ein langer Urlaub und als ich das Ding dann endlich bei mir hatte, begann eine schöne Freundschaft.
Die Fahrzeiten zum Kunden und zurück lassen sich mit dem Velomobil nun quasi auf die Minute vorhersagen; wetter-unabhängig.
Kunden im 50 km Radius liegen nun in Schlagdistanz fürs Rad und die Car-Sharing-Kilometer sinken.
Bemerkenswert und auch ermutigend für angehende Velomobilisten: man kann ein VM grob auswählen (vorher mal reinsetzen kann nicht schaden ;-)) und ohne lange Probefahrten kaufen. Gerade die Gebrauchtklasse der von Vielfahrenden bevorzugten Fahrzeuge ist immer ein guter Einstiegspunkt. Man lernt dann ein VM kennen und kann anschließend seine Bedürfnisse besser einschätzen. Ich würde das auch heute noch jedem empfehlen. Einfach ein gebrauchtes Mango, Quest, Milan GT (der wahr damals - also ich kaufen wollte - allerdings noch nagelneu, einen Gebrauchtmarkt gab es nicht) , DF (XL), QV nehmen und mal einige Zeit fahren.
2010 - läuft - nur, dass mir das Flux dann endgültig zu langsam geworden war und durch ein Zox 26 Low ersetzt wurde - ein besserer Partner für Quest und Aufrecht-Rennrad
2011 - läuft alles bestens. Quest und Zox je nach Wetter und Lust und Laune. Beide Räder haben ihre Stärken. An Steigungen hat das Zox klare Vorteile. Der Antriebsstrang meines "ollen" 2006er Quests ist weich. Und Theo weigert sich daher auch, mir vorn ein KB mit weniger als 30 Zähnen zu montieren. Hinten ist "damals" bei 34 noch Schicht am Schacht und das Quest wiegt 40 kg. Ui, Ui.
2012 - Ein Troytec gesellt sich zu Quest und Zox (das leider einen Rahmenbruch hat) in die Garage. Ui, mit dem Troytec bin ich auf dem kurzen Arbeitsweg ja schneller als mit dem Quest unterwegs. Und sooo oft fahre ich die 50 km Distanzen nicht. Die Quest-Nutzung lässt zunehmend nach. Die Suche nach einem Nachfolger ist schwierig. Ich fahre etliches Probe, kann mich aber nicht wirklich zu einer Entscheidung / Bestellung durchringen. Milan SL passt wie ne zweite Haut; als Sportfahrzeug super, für die Langdistanz und Berufspendeln für meine Schulterbreite etwas zu eng. Fährt aber super. Ich war begeistert. Der GT ist geräumiger, hat aber auch nicht mehr deeeen Riesenvorteil gegenüber einem neuen (Carbon-)Quest. Evo K und KS. Nicht schlecht, mir aber auch irgendwo zu eng. Tja. Und so versandet das irgendwie
2013 - Das Quest steht auf Wartungsarbeiten wartend in der Garage. Das Troytec fährt und fährt und ist irgendwo toller. Auch die Langstrecken sind voll in der Hand des Highracers.
Jahre vergehen. Troytec und Zox. Zox und Troytec. Auch das Fahren in kleinen Gruppen ist mit dem offenen Rad angenehmer als im VM. Dennoch weiß ich "tief innen", dass ich irgendwann wieder das Quest flott machen oder ein anderes VM kaufen möchte.
Jahre vergehen. Brevets werden gefahren. Das zum-Kunden-Pendeln wird immer mehr durch remote-Arbeit abgelöst. Jo. Kein Bedarf mehr. Schade eigentlich.
2017 - Das Quest findet einen Käufer im Nachbardorf.
2017 - 2019 - Im LEL-Kater und ohne tägliches Kundenpendeln fahre ich weniger als in den Vorjahren. Da kauft man erstmal keine neuen Räder, sondern fährt, was da ist.
Aber dann: 2019 ändert sich in der Familie durch Heranwachsende der KFZ-Bedarf und außerdem wird ein KFZ (ja wir hatten dann aus Rollstuhltransportgründen wieder zwei davon) bald "sterben". Wir diskutieren und überlegen und ich sage dann: so ein Quatsch, ich kauf mir halt wieder ein Velomobil und dann geht das schon. Gesagt getan und nur kurze Zeit später gibt es dann auch ein Angebot für ein sofort verfügbares quasi neues DF XL.
Tja. Das Auswahlkriterium ist einfach (also wie beim Quest damals): ich hatte schon einmal drin gesessen. Es ist konzeptionell ein Quest-Nachfolger. Was soll da schon schief gehen. Also wieder ohne Probefahrt gekauft, nach Dronten gefahren, abgeholt, glücklich geworden.
Mit deutlich geringerem Gewicht und steiferem Antrieb kann es sich auch super gegen das Troytec durchsetzen.
Der VM-Virus hat mich wieder gepackt
TLDR:
- Zweck: Berufspendeln und Langstrecke
- Kriterien: Klasse der zügigen bis schnellen, Kopf draußen, Tagesgepäck / Kleidersack / Notebook etc. müssen mit rein
- Ergebnisse bei mir: 2009 => Quest - 2019 => DF XL
-Andreas