Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Es gibt Hersteller, die auf kostenlose Arbeit ihrer Kunden setzen. Sprich: Wer sich für ein XXX interessiert, bekommt - mit Erlaubnis - die Adresse eines Kunden in der Nähe und kann sich dort beraten lassen und oft sogar Probefahren. Der Bestandskunde bekommt meiner Information nach nichts dafür.
Ich bin schon so zur Probe gefahren und lasse selbst Leute auf meine Räder, unter anderem, weil es ein Albtraum ist, ein Liegerad für kleine Leute zu finden. Ich kann ja auch von keinem Händler verlangen, dass er für meine Probefahrt den Ausleger kürzt.
Was man dafür bekommt? Auf jeden Fall eine Menge Kulanz, wenn es um zügigen Service geht und ein mindestens offenes Ohr, wenn es um aufwändige Beschaffung irgendwelcher obskurer Sonderteile geht und ähnliches. Innerhalb der Gemeinschaft, die sich so auch schon fast zwangsläufig bildet, bekommt man dann auch schon mal die Gelegenheit, privat noch andere Liegeräder zu testen. (Wobei mir einfällt, dass ich die Besitzerin des Pockets, das ich probefahren durfte, immer noch mal auf ein Eis einladen wollte, wenn sie mag, und ich jetzt wieder Zeit habe.)

Bei meinem ersten Blick in die Preisliste von HP habe ich auch einmal kurz die Luft angehalten. Keine Frage, da herrscht ein Abstand zu Aufrechträdern - wenngleich wenn man mit edleren Marken vergleicht, ein kein so grosser. Vor allem muss man genau schauen, was man geboten bekommt. Ich fahre seit Herbst 2006 einen Scorpion und habe seitdem ca. 6000 km zurückgelegt. Welcher Verschleiss hat sich durch diese Belastung ergeben? Das Rad ist etwa staubig. Ansonsten weitestgehend im Orginalzustand. Die Spur ist so gut eingestellt, dass meine Reifen nach der Strecke immer noch nicht heruntergefahren sind - andere Trikes solle da etwas mehr Reifen "verbrauchen".
Entschuldige mal, aber was sind schon 6000 km für ein Rad? Und was ist eine Verschleißangabe ohne Angabe von Material, Belastungsgewicht und Streckeneigenschaften? Und Dir ist sicher klar, dass die Spureinstellung höchstwahrscheinlich eher die Leistung des Mechanikers des ausliefernden Händlers ist (Endmontage), als die des Herstellers?
Wenn ich sage, dass ich bei meinem Einspurer den 20'' Vorderreifen nur runtergenommen habe, weil ich dem nach 9 500 km lieber nicht noch 1230 km über französischen Asphalt zumuten wollte, sagt das nichts über die Qualität von Challenge oder Schwalbe Durano, sondern eher was über mein Anwendungsprofil, mein Gewicht und meine Fahrweise.
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Immer wieder die gleiche Diskussion, zu der ich als einer der "alten und grossen" Händler eigentlich schon lange nichts mehr sagen will. Aber was hier so zum Teil an Weisheiten gebracht wird, ist schon haarsträubend.
Daß Liegeradhändler grundsätzlich keine Beratungskompetenz haben sollen, ist für manche engagierte Leute, mich eingeschlossen, schlicht beleidigend. Solche Verallgemeinerungen sind fehl am Platze. Überall gibt es solche und solche.
Und weil gerade auf HP rumgehackt wird: Wer Lust hat zum Geldverdienen , kann ja gerne alle Rahmenteile aller HP Räder in allen Versionen für etwaige Garantie- und Schadensfälle für 10 Jahre auf Lager halten. Mal sehen, auf welche notwendigen Preise ihr da so am Ende kommt, um zu überleben.
Daß pebels´Vergleich seines selbst aufgebauten Perfomer mit meiner fix und fertig samt aller Gewährleistungen gelieferten Speedmachine light mehr als nur hinkt, haben die meisten hoffentlich schon verstanden.
Zweifel an der "sind doch eh alles Abzocker" Einstellung sollten spätestens dann aufkommen, wenn man die Tatsache bedenkt, daß es in der Szene nicht einen Hersteller oder Händler gibt, der es durch Liegeräder zu Reichtum gebracht hat.
Und warum Troytec das anders kann: Direktvertrieb, Startup und sie müssen davon nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten. Aber das könnte jeder, der gewillt ist genauer hinzusehen, auch selbst erkennen. Ich ziehe trotzdem meinen Hut, ich habe grossen Respekt vor ihrer Leistung und was sie machen gefällt mir sehr.
Über die vielen Leute, die sich in den letzten 15 Jahren finanziell völlig verausgabt haben und wieder verschwunden sind, könnte man ja auch mal reden. Oder glaubt ihr, die verschwinden alle wegen Reichtum in die Karibik ?

Sorry, musste halt mal raus. Und immer vorsichtig beim Schreiben, der Feind liest mit ;)

Andreas
www.traumvelo.de


Ausnahmen bestätigen die Regel.
Es tut mir leid, daß Du dich angesprochen gefühlt hast. Du bist nicht der Feind.
Du hast mich wirklich gut beraten, aber auch Du hast angemerkt, daß ich eigentlich für einen Radkunden, der Gewährleistung bekommt, viel zu weit weg wohne. Ich habe Dir, denen von Toxy und Challenge auch die Geschichte von "Mainvelo" erzählt, es gab Unverständnis überall.
Ich finde aber, daß HPV abzocke betreibt.
Beispiel: wenn sie in Kleinserie produzieren, sollte man freie, oder wenigstens eine größere Farbauswahl, für die Speedmachine nach der RAL-Tabelle haben und nicht 90 EUR extra verlangen.
Außerdem sind die 2 Grundfarben wirklich nicht sehr ansprechend : Mausgrau und Feuerwehrrot
...sind die 90 EUR Aufpreis schon mit einkalkuliert ?!
Du kannst nichts für die hohen Preise von HPV und mußt sie an den Kunden weiter geben und dann entstehen solche Diskussionen.
Andreas, mach weiter so, Du bist eine Ausnahme, aber leider 500km zu weit weg...
Die Liegeradpreise von HPV u.a. schrecken normale Arbeiter und Schüler ab, wir brauchen mehr Räder in der Qualität und Preis von Performer u.ä. in Deutschland. Bei UP´s verkaufen wir auch hauptsächlich Taiwan-Rahmen, die in Deutschland montiert werden und überschaubare Preise haben. Warum geht das bei Mittelklasse Liegerädern nicht ?
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Willkommen im Sommerloch!
Ähnliche Diskussionen gab es hier ja schon einmal zum Thema Velomobil. auch da gab es Forumsteilnehmer, die der Meinung waren, man könne das alles viel billiger anbieten und die auch relativ vollmundig eine Produktion ankündigten. Merkwürdiger Weise hat man dann nichts mehr von denen gehört :D
Liegeräder werden ebenfalls wie Velomobile niemals Massenware werden, und seien sie noch so billig.

Gruß
Frank
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Ich finde aber, daß HPV abzocke betreibt.
... wirklich nicht sehr ansprechend : Mausgrau und Feuerwehrrot...sind die 90 EUR Aufpreis schon mit einkalkuliert ?!
Das ist doch ihr Ding, die Preise zu gestalten und Deine Sache zu kaufen oder nicht. Kein Mensch zwingt Dich. Was hat das mit Abzocke zu tun?
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Nur Freaks wagen sich an das Thema, und die meisten davon haben dann ziemlich hohe Ansprüche und wollen keine Einfachausstattung.

Das bringt es meiner Meinung nach auf den Punkt. Ich würde vermuten, dass der durchschnittliche Liegeradler im Schnitt auch mehr Geld für ein anderes Fahrrad ausgeben würde, als ein durchschnittlicher Aufrechtradler. Zumindest, wenn das neue Aufrechtrad dann sein Haupt- oder Reiserad wäre (oder sein Statussymbol). Begeisterung macht einfach größere Löcher ins Portemonnaie als Grundbedarf.

Bevor ich mich viel mit Radfahren und Fahrradtechnik auseinandergesetzt habe, bin ich fast zusammengebrochen, als ich für ein Kettler-Trekkingrad aus dem Fahrraddiscounter mit einfacher Alltagsausstattung (Nexus 8-Gang, V-Brakes, Nabendynamo) 500 Euro ausgeben sollte. Ich habe das damals für ein hochpreisiges Luxusfahrrad gehalten; mittlerweile ist meine Einschätzung eher, dass das gerade so ein akzeptables Stadtrad war, aber nicht mehr. (Wüsste aber schon gern, wie lang ich daran Spaß gehabt hätte, wenn es nicht bei einem Einbruchdiebstahl abhanden gekommen wäre.)
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Das ist doch ihr Ding, die Preise zu gestalten und Deine Sache zu kaufen oder nicht. Kein Mensch zwingt Dich. Was hat das mit Abzocke zu tun?

Genau das ist Ihr Ding, die Preise so zu gestalten, obwohl sie Kleinserie produzieren.
...auf 90EUR für die Lackierung kommt es ja dann auch nicht mehr an ;)
Es gibt schöne Weiße, Schwarze, Blaue...alle wollten kein Mausgrau.
Das war ja nur ein Beispiel aus der Aufpreisliste von HPV.

Challenge verlangt für eine Sonderlackierung nur 55EUR,

Performer hat eine 21 Farbpalette, aufpreisfrei auf Paint Color klicken :
http://www.performer.com.tw/2010/user/product_2.php?wp=05&sno=00067
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

...auf 90EUR für die Lackierung kommt es ja dann auch nicht mehr an ;)
Ist doch voll i.O., wenn die Kunden das haben und bezahlen wollen. :D Wie ich schon schrieb, keiner zwingt sie.

P.S.: Mein nächster Renner wird wohl ein Performer Saki.
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Jut, aber nun ist hier vielleicht auch langsam genug auf einem bestimmten Hersteller rumgehackt worden. Steht ja jedem frei, sich für eine andere Marke zu entscheiden. Auf dem Markt für Aufrechträder ist es auch so, dass manche viel teurer sind als andere.

Der Fadeneröffner hat ja bereits einen super Schnapper auf der Gebrauchtbörse entdeckt: Mit Schutzblechen, Gepäckträger, Spiegel, Tacho und NaDy Lichtanlage für 500,- €. Damit kann man wahrlich nichts falsch machen und das Rad mit wenig Wertverlust weiterveräussern, falls man nach einiger Erfahrung konkretere oder andere Ansprüche stellt.

Grüße, Christiane
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Meine Aussage ist schlicht: Um ein Händlernetz zu betreiben und um seriösen Service zu bieten, sind bei den derzeitig realsierbaren Produktionszahlen (die bei jedem Hersteller im Bereich einer Manufaktur liegen), diese Preise mindestens notwendig. Daß es in der Szene durchaus noch eher fragwürdige "ich probier das mal nebenbei Garagenhändler" mit fragwürdiger Kompetenz gibt, ist unzweifelhaft. Aber wer professionelle Ansprüche dem Kunden gegenüber erfüllen soll, braucht einfach auch Geld, um dem gerecht zu werden.
Ich hab in den letzten 14 Jahren schon so manchem hier aus dem Forum etwas Starthilfe und Tips gegeben und nach etwas eigener Erfahrung war am Ende noch jeder meiner Meinung. Ich kann nur sagen, wer glaubt, daß im Liegeradmarkt die Kohle nur so zum Fenster reinflattert, soll es mal selbst probieren.

Andreas- jetzt ist aber gut. Nicht daß noch jemand meint wir nagen am Hungertuch und Spenden an uns überweist:rolleyes:

Hallo Andreas,

da hast du vollkommen recht , wer sich seine Sachen nicht selbst bauen kann braucht Händler . Hersteller die größere Stückzahlen absetzen wollen brauchen Händler.
Würde ich ein Rad kaufen müssen wäre ich jedenfalls froh einen Händler wie dich in der Nähe zu haben ,der
1.jede Menge Ahnung hat weil er auch selbst fährt (mich dabei letztens "Monza" sogar ordentlich versägt hat)
2. große Auswahl hat

Das hat natürlich seinen Preis



Ich finde wem alles zu teuer ist soll mal versuchen selber was zu bauen ,ca 300 Stunden habe ich beispielsweise für mein letztes Rad gebraucht (Modell bauen,Formen bauen,Teile laminieren und dann zusammenbauen) und ca 2500 Euro für alles ausgegeben.Dann kann er die Arbeit anderer sicher besser würdigen .


Gruß Thomas
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Hallo allseits,

hier ein wenig off-topic: mich erinnert das an meine eigenen Studentenzeiten, wo ich in den Musikgeschäften sehnsüchtig nach den Fender- oder Gibson-Gitarren geschielt hatte, mich aber mit preisgünstigen Instrumenten aus Fernost zufrieden geben musste...bis irgendwann halt der erste Job da war und die Studententräume endlich in greifbare Nähe gerückt waren. Damals hab ich mich auch oft gefragt, warum die Fender Stratocaster 10 mal so teuer sein musste wie die billige Aria - ist doch auch nur Holz und ein paar Metallteile. Als ich mir dann meine erste Fender leisten konnte, wusste ich warum... Mir fiel das grad als Parallele zum hier behandelten Thema ein.

Zum Thema: da ich selber technisch nicht so wahnsinnig begabt bin, möchte ich qualitativ hochwertige Velos fahren. Probleme mit der Halt-, Belastbar- oder Funktionstüchtigkeit von Rädern möchte ich wenn möglich nicht mehr haben. Natürlich: a) kann man auch von renommierten Herstellern mal ein Montagsmodell erwischen (ist mir bisher noch nicht passiert) und b) kann auch ein billiges Produkt durchaus gut sein (ist mir schon des öfteren passiert), doch meiner Erfahrung nach bekommt man meist ein dem Preis entsprechendes Qualitätsniveau.

Ob man nun ein Nischenprodukt wie Liegeräder billiger herstellen könnte und ob es dann wirklich viel mehr Leute gäbe, die sich eines zulegen würden - ich glaube es eher nicht. Meist geht's ja doch um die Imagefrage, darum, ob man sich traut, ein Fahrzeug zu bewegen, das eventuell Spott und Unverständnis bei anderen hervorrufen könnte. Wie wir alle wissen, kann es da durchaus einen gewissen sozialen Druck geben...

Noch was: wem der eigene Job mal wegen Sparmassnahmen wegrationalisiert wurde, der sieht das vielleicht mit dem "möglichst billig" auch ein bisschen differenzierter...

Für mich ist der Preis für Liegeräder einfach dadurch gerechtfertigt, dass ich enormen Spass mit den Teilen habe.

Gruss
Martin
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Hier ist von den Preisen Hauptsächlich auf HP als Beispiel gehauen worden. Finde ich auch in Ordnung, ein Modell des Herstellers war ja auch der Startgrund dieses Themas und nach eigenen Aussagen der Größte Hersteller in Europa. Desweiteren muß man sagen das die Preise von HP nicht billig sind, dafür weis man das man eine gute Qualität, das größte Händlernetz und guten Service bekommt. Meine Meinung nach sind die Grundpreise bei HP ganz in Ordnung, nur bei den Preisen für Optionen, Zubehör und Ersatzteilen schlagen die doch meist mehr zu wie die Mitbewerber.

Insgesamt kann ich auch nicht sehen das Liegeräder utopische Preise haben. Das Hauptproblem bei einer halbwegs fairen Sichtweise der Preise ist meiner Meinung nach dieser Punkt

Azub baut ein Eco für 1000 Euro. Ich habe es etwas aufgepeppt und mit sinnvollen und zuverlässigen Komponenten ausgestattet. Jetzt kostet es 1400 Euro und ist m.E. so gut, daß ich seit eineinhalb Jahren selbst eins fahre. Es interessiert sich aber kaum einer dafür. Und so erging es mir die letzten 14 Jahre mit allen Günstig-Versuchen. Es ist durchaus möglich, günstig zu bauen. Aber ein Rad, das du hier beschreibst, interessiert keine Sau. Der Traum vom Liegerad für alle funktioniert zumindest heute noch nicht. Nur Freaks wagen sich an das Thema, und die meisten davon haben dann ziemlich hohe Ansprüche und wollen keine Einfachausstattung. Bring was günstiges auf den Markt und ich verspreche dir, du wirst daran pleite gehen.

Andreas- genug aus dem Nähkästchen geplaudert
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Die Liegeradpreise von HPV u.a. schrecken normale Arbeiter und Schüler ab, wir brauchen mehr Räder in der Qualität und Preis von Performer u.ä. in Deutschland.

Ich kenne viele normale Arbeiter die fahren nagelneues Audis und haben riesige Flachbildschirme zuhause..manchmal habe ich das Gefühl das speziell in Deutschland einfach die Leute zu oft im Aldi oder Lidl waren, es gibt einfach nicht alles für ein paar Euro..und wenn jemand knapp bei Kasse ist und sich kein Liegerad kaufen kann muss er halt etwas sparen oder mehr arbeiten, und evtl. etwas Geduld haben, ich musste auch zuerst mit meinem Eigenbau rumfahren weil ich für das Rahmenkit sparen musste..
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Hi,

irgendwie dreht sich viel in der Diskussion um den Vergleich von Äpfel und Birnen :)
Auf der einen Seite geht es immer um die Ups, die in großen Stückzahlen großteils in Fernost proudziert werden und über ein allgemeines Händlernetz an den Markt gebracht werden.

Auf der anderen Seite die Liegeräder die in Kleinserien produziert werden.

Eine Kleinserie heißt ja, dass die Stückkosten steigen weil grundsätzliche Kosten auf viel weniger Einheiten verteilt werden. Neben den genannten Punkten wie
- Entwicklungsarbeit
- Test
- Vertrieb/Marketing
- Infrastruktur
Ist es im Regelfall ja auch so, das für den spezialisierten Händler vor Ort eine andere Marge drin sein muss als für den Real/Supermarkt/Fahrradgroßhändler der Fahrräder im 100er-Pack die Woche absetzt.
Aus dem Grunde finde ich gehen all die Argumente, wenn ich mein Up für xxx € selbst umbaue, viel zu kurz. Angenommen ein neues Rad hat nur 30 Testtage verbraucht, sind das grob 30K€ die auf evtl. 2000 Einheiten umzulegen sind, noch ein bischen Design/Entwicklung...

Auf der anderen Seite argumentieren die Hersteller (so scheint es mir) ganz gerne mit dem Hochpreis-Standort Europa. Nur wenige sagen, dass sie wirklich komplett in Deutschland/Niederlande fertigen (z.B. Challange), sondern führen eine "Manufaktur" in D an...
Im Endeffekt gibt es eine Preisspanne bei der z.B. HP eher oben angesiedelt ist und einige Holländer eher unten - könnte auch mit mehr Markt/Wettbewerb in NL zu tun haben.
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Der Fadeneröffner hat ja bereits einen super Schnapper auf der Gebrauchtbörse entdeckt: Mit Schutzblechen, Gepäckträger, Spiegel, Tacho und NaDy Lichtanlage für 500,- €. Damit kann man wahrlich nichts falsch machen und das Rad mit wenig Wertverlust weiterveräussern, falls man nach einiger Erfahrung konkretere oder andere Ansprüche stellt.

Wenn das Liegerad noch da ist.
In der Zwischenzeit suche ich auf der holländischen Börse und frage die Leute ob die auch nach Deutschland verschicken. Nach zwei Tagen sieht die Bilanz wie folgt aus: 10 Anfragen, 2 Absagen, 1 Zusage. Natürlich sind gerade meine Top-Anwärter (Flevobike Basic und Challenge Hurricane) nicht nach Deutschland lieferbar....
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Entschuldige mal, aber was sind schon 6000 km für ein Rad? Und was ist eine Verschleißangabe ohne Angabe von Material, Belastungsgewicht und Streckeneigenschaften? Und Dir ist sicher klar, dass die Spureinstellung höchstwahrscheinlich eher die Leistung des Mechanikers des ausliefernden Händlers ist (Endmontage), als die des Herstellers?
Wenn ich sage, dass ich bei meinem Einspurer den 20'' Vorderreifen nur runtergenommen habe, weil ich dem nach 9 500 km lieber nicht noch 1230 km über französischen Asphalt zumuten wollte, sagt das nichts über die Qualität von Challenge oder Schwalbe Durano, sondern eher was über mein Anwendungsprofil, mein Gewicht und meine Fahrweise.

6000 km sind nicht allzuviel und ich erwarte auch locker die 10-fache Leistung, ohne das das Rad auseinanderfällt. Relevanter ist schon, das es eben in 5 Jahren problemlos ist - viele Billigfahrräder schaffen das nicht. Zum Reifenverschleiss: es handelt sich um BigApples, das Rad ist stets maximal beladen und wird auf Asphalt bewegt. Mir ist klar dass die Spureinstellung beim Händler geschieht - aber das ist eben der Vorteil eines professionellen Händlernetzwerkes. So werden z.B. HP Fachhändler auch von HP geschult. All dies führt natürlich dazu dass die Räder wiederum mehr kosten, als solche, die im Direktvertrieb verkauft werden.

Viele Grüße,
Peter
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Natürlich werden Liegeräder niemals Massenware werden. Wenn aber die Nachfrage da wäre würden diese auch für einen deutlich niedrigeren Preis hegestellt werden. Die Ausführungen waren auch dazu gedacht zu erläutern warum es nicht billiger geht.

Als die Automobile ebenfalls auf den Markt kamen waren sie im Anfang, exklusiv und teuer und einer kleinen Schicht vorbehalten. Dann hatte Henry Ford seine eigene Vision:" Ich werde ein Automobil für das breite Volk bauen... Es wird so wenig kosten, das niemand, dessen Lohntüte gut gefüllt ist, darauf verzichten muss, mit seiner Familie den Segen von vergnüglichen Stunden in Gottes weitem Land zu genießen... Wenn ich damit fertig bin, wird jedermann in der Lage sein, sich dieses Auto zu leisten, und jedermann wird eines besitzen. Das Pferd wird von unseren Straßen verschwunden sein, das Automobil wird eine Selbstverständlichkeit sein, und wir werden einer großen Zahl von Menschen eine gut bezahlte Beschäftigung bieten." (Lustig sich vorzustellen den Benzinmotor hätte es nicht gegeben und Ford hätte dies seiner Zeit mit Trikes gemacht :)

Nun hatte Ford mit der Serienproduktion begonnen und etwas produziert was für viele praktisch war. An Umweltprobleme und zuviele Autos dachte er damals noch nicht. Aber er hat sich nicht davon abhalten lassen das bei einer größeren Produktion mit mehr Reklamtionen zu rechen wäre. Da waren also 2 Dinge:
1. Die Möglichkeit zur Großserienproduktion
2. Das Käuferinteresse
Hätte das Käuferinteresse nicht bestanden wäre es übrigens in die Hose gegangen.
Und in Prozenten gerechnet ging das auch nicht sehr schnell mit den Autos, richtig fings erst in den 50er an mit den Autos. In den 70ern gab es nur Freaks welche Liegeräder fuhren und heute. Wir haben also schon eine Entwicklung. Ich glaube auch nicht das irgendwann mal 50-60% aller Fahrräder durch Liegeräder ersetzt werden, oder alle nur noch Fahrrad fahren weil keiner sich mehr Autos leisten kann. Aber es werden mehr Fahrräder sein und mehr Liegeräder. Und weil es Firmen wie HP, ICE, Kettwiesel, Flux...uvm. gibt kann man heute sehr viele Unterschiedliche hochwertige Liegeräder kaufen, am Anfang waren es ja nur Eigenbauten. Wäre aber schon cool wenn man durch eine Stadt fährt und tagtäglich einen auf der Liege sieht, ist ja immer noch "Oh" und "Ahh", wird aber schon weniger. Nun gut das waren jetzt aber abschweifungen aber ich hoffe "Boykott" hat verstanden warum Liegeräder einfach nicht billig sein können. Es bräuchte Nachfrage und Großserienproduktion.
 
AW: Was rechtfertigt die Liegerad-Preise?

Zur Threadfrage:
Der Preis ist deswegen gerechtfertigt, weil Liegeräder in nahezu jeder Hinsicht mehr Aufwand an Arbeit, Zeit, Energie, etc... erfordern, und zwar von allen Beteiligten. Das geht beim Entwurf schon los, über die Herstellung bis zum Verkauf. Wie schon anderswo geschrieben: Liegeräder lassen sich derzeit nicht einfach eins zu eins mit Uprights vergleichen, dazu ist der Entwicklungsstand einfach zu unterschiedlich.

Aber wer professionelle Ansprüche dem Kunden gegenüber erfüllen soll, braucht einfach auch Geld, um dem gerecht zu werden.
Richtig. Ich sehe das ganz prinzipiell so: Wenn ich gute Qualität und hochwertige Waren haben will, dann muss ich dafür auch den entsprechenden Gegenwert auf den Tisch blättern. Ich selbst möchte ja auch gerne gutes Geld für (meine eigene) gute Arbeit haben, also muss ich das ja wohl auch anderen zugestehen. Oder wie soll das sonst funktionieren? :cool:

Nicht aus moralischen Gründen und auch nicht aus Gutmenschentum, sondern schlicht aus rein rationalen und logischen Gründen heraus. Wie schon geschrieben: Qualität hat ihren Preis, egal auf welchem Gebiet.

Zur Sicherheit: Ich beziehe mich im Folgenden keineswegs auf einen der hier Mitschreibenden, wie z.B. Pebels (auch das Performer ist ja keinesfalls ein Schnäppchen im Vergleich zu einer Baumarktgurke), sondern möchte ganz allgemein darstellen, was mir an einer heute weit verbreiteten Grundeinstellung absolut nicht behagt.

Ich bin mir wohl bewusst, dass die "Geiz ist geil!"-Einstellung von vielen für clever gehalten wird, indes - sie ist es meiner Meinung nach nicht, eher alles andere als das. Ich halte die Attitüde, möglichst viele Güter möglichst sofort zu haben, aber möglichst wenig - oder besser noch gar kein - Geld dafür bezahlen zu wollen für sehr kurzsichtig und - konsequent durchgezogen - für unsozial und gesellschaftsschädlich, da sie langfristig zu sehr einschneidenden Veränderungen in der Gesellschaft führt, die letzten Endes alle teuer zu stehen kommen.

Was passiert denn, wenn Menschen vorrangig nach Preis einkaufen?

- hohe Stückzahlen und industrielle Massenproduktion werden gefördert, da billiger zu produzieren
- die Produktion wird immer stärker in Niedriglohnländer ausgelagert, in denen die Arbeit oft nicht nur deshalb billiger ist, weil die Arbeitskräfte weniger Lohn erhalten, sie genießen oft auch weniger Rechte und auch mit dem Umweltschutz wird es nicht immer ganz so genau genommen
- bei uns wird der Preisdruck auf die verbliebenen Produzenten immer höher

Man betrachte sich nur mal, wie die Autoindustrie ihre Zulieferer unter Druck setzt oder ALDI den Lieferanten die Preise diktieren kann. Dass dabei ein gewaltiger Druck entsteht, sollte klar sein, ebenso, dass dabei irgendetwas auf der Strecke bleibt, ja bleiben muss. Konkurrenz belebt zwar prinzipiell das Geschäft und kann auch Anreize zur Qualitätssteigerung geben, aber nur bis zu einem gewissen Grad, und der scheint mir bei uns schon lange überschritten.

Was bleibt dabei also auf der Strecke?

In erster Linie die Qualität. Billig und schnell unter Druck produzierte Massenware ist selten wirklich qualitativ hochwertig, etwa im Sinne von langlebig. Ist ja auch gar nicht gewünscht, die Kunden sollen ja schließlich möglichst bald der alten Ware überdrüssig werden und was Neues kaufen. :rolleyes:

Einschub: Ich fahre derzeit mein Dino seit 20 Jahren, das Aerproject seit 17, mein zweites Anthro seit 16 und das Basic auch immerhin schon bald 10 Jahre. Alle jeweils ohne größere Probleme, die Wartung bestand im Grunde nur aus dem Austausch von Verschleißteilen. Jedes dieser Räder hat zig Tausende von km auf dem Buckel, derzeit stehe ich bei ca. 414 Tkm insgesamt. Allein daran gemessen kann ich den Preis der Räder wirklich nicht als überhöht empfinden.

Weiter im Text:
Dummerweise bleibt aber nicht nur die Warenqualität bei unseren derzeitigen Produktionsweisen auf der Strecke, sondern nicht zuletzt auch die Lebensqualität vieler Menschen: Wie soll denn jemand wirklich Freude an seiner Arbeit haben, wenn er als Hauptreaktion darauf vor allem Undank und Preisdruckversuche erlebt? Siehe die erpressten Lieferanten von ALDI: Natürlich arbeiten die auch weiterhin, allerdings mit zusammengebissenen Zähnen - und natürlich tun sie verständlicherweise dann alles, um trotzdem irgendwie über die Runden zu kommen, wobei sie diesen Druck natürlich weitergeben.

Und das ist nur ein einziges winziges Beispiel. All diese Bestrebungen, die Kosten für menschliche Arbeit möglichst niedrig zu halten, tragen im Dominosteineffekt dazu bei, dass die Stimmung in der Bevölkerung immer unzufriedener und aggressiver wird. Besonders kritisch wird das natürlich bei jungen Menschen, die erst gar nicht die Chance bekommen, überhaupt eine als sinnvoll erlebte Arbeit anzutreten, sondern in einem Gefühl der Perspektivlosigkeit aufwachsen und sich nicht gebraucht und überflüssig vorkommen.

Letztlich bleibt in diesem Prozess also nicht nur die Qualität der Güter auf der Strecke, sondern auch die Lebensqualität - und zwar aller Menschen, nicht nur der direkt Beteiligten. Langfristig wird sich niemand dieser Entwicklung enziehen können, die brennenden Autos geben schon mal einen ersten kleinen Vorgeschmack, wie das in etwa aussehen könnte.

Bitte nicht missverstehen: Ich möchte keineswegs behaupten, dass ein paar verstreute Hanseln die Welt retten können, indem sie gerechte und faire Preise für Liegeräder zahlen, so einfach ist es dann doch nicht. Aber ich denke sehr wohl, dass es in die Richtung gehen sollte, die z.B. HP-Velotech eingeschlagen hat: Kleine Manufakturen, die hochqualifizierte Arbeitsplätze anbieten, auch Nachwuchs ausbilden und insgesamt langfristig nutzbare und sinnvolle Gebrauchsgüter in hoher Qualität herstellen. Auf dieser Basis sehe ich für uns als Gesellschaft auch längerfristig noch eine Zukunft, falls wir es schaffen, diese kleiner und überschaubarer strukturierten Formen auch auf anderen Gebieten wieder stärker zur Grundlage unserer Wirtschaft zu machen.

Dafür müssen wir dann aber bitte auch unseren Preis zahlen, denn geschenkt wird uns das ganz sicherlich nicht. Das bedeutet aber keineswegs, dass die Lebensqualität deshalb immer weiter sinken muss, im Gegenteil. Ich denke, auch dafür ist gerade das Liegerad ein sehr gutes Beispiel.
 
Zurück
Oben Unten