Der schlecht bezahlte Facharbeiter will aber auch nichts kaufen, was nach „kann sich halt nichts bessres leisten“ aussieht.
Aus meiner Sicht führt die Preisdiskussion in die Irre. Ein Velomobil muss zuerst ein edles, teures Lifestyle-Produkt sein. Der gut situierte Nachbar, der oberste Chef, die müssen es fahren. Dann will es der Facharbeiter auch haben. Und es muss „sportlich“ sein.
A) Warum der Mountainbike-Boom in den 90ern? Für den untrainierten viel bequemer als Rennrad, aber kein Omafietsen-Image! Sportliche Anmutung, und doch heimliche Alltagstauglichkeit.
Mit Argumenten wie
" Sie sind unsportlich? Mit dieser Untersetzung schaffen selbst Sie die kleine Auffahrt aus der Bahnunterführung"
" Sie können nicht richtig radfahren? Mit den breiten Reifen können Sie voll auf den Bordstein zuhalten, passiert gar nix"
" Sie bekommen das Bein nicht über den Sattel? Der Slope-Rahmen ist fast so tief wie ein Damenrad"
wäre das MTB wohl kaum salonfähig geworden. Tatsächlich sind aber doch genau das die Gründe warum MTBs so erfolgreich wurden....
B) SUV genau das selbe: "Cooler Geländewagen", in Wirklichkeit einfacher Einstieg für Bandscheibengeschädigte und gute Übersicht für unsichere Fahrer.....
c) zurück zum Velomobil:
Solange nur die vernünftig denkende und richtig rechnende Hausfrau ihren Nachwuchs mit dem Velomobil zum Kindergarten bringen und anschliessend den ganzen Wocheneinkauf ins Gepäckfach stopft, weil der Ehemann seinen Pseudo- Sportwagen braucht, um die 15 km zur Arbeit zu fahren, - solange will mann das nicht.
Wenn Vernunft ein Kaufgrund wäre, wären viel mehr Kleinstwagen unterwegs, Dienstwägen wären kein Statussymbol und ich hätte nicht 20 Fahrräder
Meine Meinung, was zum Erfolg des Velomobils führen könnte:
- Sportliches Image (Velomobilrennen brauchen Öffentlichkeit, z.B. olympische Disziplin, Events wie Tour de France etc, Stars wie im Fußball)
- Statussymbol. „Ich kann es mir leisten, soviel Geld auszugeben, und ich bin voll der Erfolgstyp, ein Sieger – im Sport wie im Beruf“
- Damit es auch benutzt wird: Genug gut versteckte Alltagstauglichkeit. Nicht die kompromisslos nützliche Leitra, sondern ein DF mit 4 cm mehr Bodenfreiheit, die dann nötige geringfügig größere Breite und dazu gut designt was den Lack angeht. „Mit so einem Rad hat xyz den Weltrekord geholt! Ist aber auch sonst ein tolles Teil! – ich bin sogar schneller als mit dem Luxusauto, dieses kann man mit all dem Verkehr ja gar nicht richtig ausfahren.“
Wenn von dieser Sorte mal genug rumfahren, dann hat auch die „arme-Leute-Version“ oder die „Vernunftkäufer-Version“ eine Chance. Und mit Stückzahlen und techn. Vereinfachung sinkt der Preis.
Was gar nicht geht: Nachhaltigkeit, Öko, Effizienz als Argumente. Ich selbst habe keine Kinder, muss nichts der nächsten Generation erhalten. Wenn ich aber sehe, wie leichtsinnig Eltern mit unserem Planeten umgehen, glaube ich nicht daran, dass diese Themen für größere Bevölkerungsteile im Alltag wirklich relevant sind.