Velomobil quo vadis?

Aber will jemand hier ein auf einen niedrigen Herstellungspreis konzipiere etwas schwerere, aber hübsch designtes Fahrzeug mit preiswerten Komponenten?

Die heutigen VM-Hersteller werden das nicht leisten können bzw. wollen, da sie diesen Markt aus Ressourcengründen nicht bedienen können. Außerdem muss das ganze auf höhere Stückzahlen optimiert sein. Eine solche Konstruktion erfordert Wissen/Erfahrung, Zeit, Geld, gute Ideen und noch einiges mehr ...

Gruß,

Christian
 
@D-Marc
Oder wie bei meiner Mutter (Jahrgang 25) drei Monatslöhne als Verkäuferin bei einem Bäcker, könnte da rein passen. (Göricke, lebt noch)
 
Stimmt deutlich drunter, tvöd sagt ab Gruppe 5 ist Facharbeiter und in Stufe 1 sind das 2250€ allerdings brutto!
 
Das wäre demnach deutlich unter 3.000 €.

Stimmt deutlich drunter, tvöd sagt ab Gruppe 5 ist Facharbeiter und in Stufe 1 sind das 2250€ allerdings brutto!
Da wir meist 'alte Säcke' sind die kein Anfangsgehalt bekommen, würd ich der Einfachheit halber €2000 annehmen (das ist ne runde Zahl).

Wenn man dann noch den 2x bis 2,5x Preis eines Fahrrades für den "Zusatznutzen" und den "Mehraufwand" bei der Herstellung eines Velomobils annimmt, kommt man auf nen Preis mit dem sich (bei ausreichender Stückzahl versteht sich) was auf die Räder stellen lassen könnte. Pedelec Antrieb und Akku natürlich extra.

Für €2.000-3.000 muss man halt was gebrauchtes nehmen oder sich ein Alleweder im Wohnzimmer zusammennieten. ;)
 
Man kann auch der Einfachheit halber mit 1500€ rechnen auch alten Säcke bekommen oft nicht mal so viel. Aber genug OT.
 
zwei Aspekte aus der letztjährigen CGR-Umfrage zitiert. Diese betrafen zum einen die favorisierte Einstiegsposition (--> große Einstiegsluke, nach vorne öffnend) sowie den favorisierten Wendekreisdurchmesser (--> 5 - 7 m).
So wie man die Fragen stellt, so bekommt man auch die Antworten. Ich seh ich da aus Sicht des naiv Antwortenden überhaupt keinen Widerspruch zur Rennsemmel. Ich hab so ne 'Rennsemmel' und würde mir selbstverständlich wünschen, dass der Einstieg bequemer und die Übersicht besser wäre und man zusätzlich in einem Zug auf der Straße wenden könnte. Ich hab mir das Teil ja nicht gekauft, weil diese Eigenschaften fehlen. Die Eigenschaften fehlen, weil man ein leichtes und optimal effizientes VM wohl nicht anders hinbekommt.
Wenn man gefragt hätte: Wollen sie lieber ein VM das ohne jede Anstrengung 30km/h in der Ebene rollt, oder eines, mit dem trotz hoher körperlicher Anstrengung von jedem Treckingradler überholt werden - na wie hätten die Antworten dann wohl ausgesehen?
Die Kernfrage wäre sowieso: wollen sie primär ein HPV, oder lieber ein kleines Auto? Und wollen sie damit eher im unmittelbaren Nahbereich rumfahren, oder auch mal weiter weg?
 
Der schlecht bezahlte Facharbeiter will aber auch nichts kaufen, was nach „kann sich halt nichts bessres leisten“ aussieht.

Aus meiner Sicht führt die Preisdiskussion in die Irre. Ein Velomobil muss zuerst ein edles, teures Lifestyle-Produkt sein. Der gut situierte Nachbar, der oberste Chef, die müssen es fahren. Dann will es der Facharbeiter auch haben. Und es muss „sportlich“ sein.

A) Warum der Mountainbike-Boom in den 90ern? Für den untrainierten viel bequemer als Rennrad, aber kein Omafietsen-Image! Sportliche Anmutung, und doch heimliche Alltagstauglichkeit.

Mit Argumenten wie
" Sie sind unsportlich? Mit dieser Untersetzung schaffen selbst Sie die kleine Auffahrt aus der Bahnunterführung"
" Sie können nicht richtig radfahren? Mit den breiten Reifen können Sie voll auf den Bordstein zuhalten, passiert gar nix"
" Sie bekommen das Bein nicht über den Sattel? Der Slope-Rahmen ist fast so tief wie ein Damenrad"
wäre das MTB wohl kaum salonfähig geworden. Tatsächlich sind aber doch genau das die Gründe warum MTBs so erfolgreich wurden....

B) SUV genau das selbe: "Cooler Geländewagen", in Wirklichkeit einfacher Einstieg für Bandscheibengeschädigte und gute Übersicht für unsichere Fahrer.....

c) zurück zum Velomobil:

Solange nur die vernünftig denkende und richtig rechnende Hausfrau ihren Nachwuchs mit dem Velomobil zum Kindergarten bringen und anschliessend den ganzen Wocheneinkauf ins Gepäckfach stopft, weil der Ehemann seinen Pseudo- Sportwagen braucht, um die 15 km zur Arbeit zu fahren, - solange will mann das nicht.

Wenn Vernunft ein Kaufgrund wäre, wären viel mehr Kleinstwagen unterwegs, Dienstwägen wären kein Statussymbol und ich hätte nicht 20 Fahrräder :)

Meine Meinung, was zum Erfolg des Velomobils führen könnte:
  1. Sportliches Image (Velomobilrennen brauchen Öffentlichkeit, z.B. olympische Disziplin, Events wie Tour de France etc, Stars wie im Fußball)

  2. Statussymbol. „Ich kann es mir leisten, soviel Geld auszugeben, und ich bin voll der Erfolgstyp, ein Sieger – im Sport wie im Beruf“

  3. Damit es auch benutzt wird: Genug gut versteckte Alltagstauglichkeit. Nicht die kompromisslos nützliche Leitra, sondern ein DF mit 4 cm mehr Bodenfreiheit, die dann nötige geringfügig größere Breite und dazu gut designt was den Lack angeht. „Mit so einem Rad hat xyz den Weltrekord geholt! Ist aber auch sonst ein tolles Teil! – ich bin sogar schneller als mit dem Luxusauto, dieses kann man mit all dem Verkehr ja gar nicht richtig ausfahren.“
Wenn von dieser Sorte mal genug rumfahren, dann hat auch die „arme-Leute-Version“ oder die „Vernunftkäufer-Version“ eine Chance. Und mit Stückzahlen und techn. Vereinfachung sinkt der Preis.

Was gar nicht geht: Nachhaltigkeit, Öko, Effizienz als Argumente. Ich selbst habe keine Kinder, muss nichts der nächsten Generation erhalten. Wenn ich aber sehe, wie leichtsinnig Eltern mit unserem Planeten umgehen, glaube ich nicht daran, dass diese Themen für größere Bevölkerungsteile im Alltag wirklich relevant sind.
 
Wenn man gefragt hätte: Wollen sie lieber ein VM das ohne jede Anstrengung 30km/h in der Ebene rollt, oder eines, mit dem trotz hoher körperlicher Anstrengung von jedem Treckingradler überholt werden - na wie hätten die Antworten dann wohl ausgesehen?

Na, so wie Antworten auf rhetorische Fragen immer ausfallen ... ;)

Im Ernst: Diese Art der Befragung hielte ich für problematisch, weil hierbei Anforderungen und (Teil-)Lösungen miteinander vermischt werden. Im schlimmsten Fall verpasst man dabei, neue Lösungen zu suchen und läuft Gefahr, in einem lokalen Optimum hängen zu bleiben.

Gruß,

Christian
 
Hallo Kollegen,

A) Warum der Mountainbike-Boom in den 90ern? Für den untrainierten viel bequemer als Rennrad, aber kein Omafietsen-Image! Sportliche Anmutung, und doch heimliche Alltagstauglichkeit.

Also den Mountainbike Boom hab ich anders erlebt. Liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich in Innsbruck aufgewachsen bin und nicht in Norddeutschland ;)

Abgesehen davon haben die pseudo-sportlichen oder Primaerreiz orientierten Argumente schon was fuer sich.

Trotzdem gibt es Leute (wie mich) die sich erdreisten Aepfel mit Birnen verleichen und sich fragen warum ein Velomobil im Vergleich zu einem technisch viel komplexeren Produkt wie einem KFZ so teuer sein muss. Das ist, sogar wenn man die Antworten kennt, schwer zu schlucken. Aber jemand hats hier ja schon mal geschrieben, dass man nach einiger Zeit "Gehirnwaesche" im Velomobilforum das Geld leichter in die Hand nimmt. Ich bau da drauf und lese weiter eifrig mit. Das Velomobil als allgemeines Fortbewegungsmittel wird das nicht voranbringen. Aber mich vielleicht (y)

Gruss
Roland
 
Vergleich zu einem technisch viel komplexeren Produkt wie einem KFZ so teuer sein muss.

Das ist es ja gerade, ein Kfz ist halt unglaublich ineffizient.
Schon wenn jemand das Holz fällen und hacken müsste um die Energie zu bekommen um damit zur Arbeit zu fahren gäbe es nicht mehr so viele Autos.

Ein VM das mit 1000W statt 100W vorwärts kommt liese sich wohl für wenige 100€ mit Gewinn verkaufen.

Ein 0,5 Liter Auto hingegen für weiterhin 5 Personen ist nicht mehr für niedrige 10000€ zu verkaufen weil es dann halt (jetzt einfach mal von mir geschätzt) 300000€ kosten würde plus der Wartung die auch Faktor 30 steigen dürfte.

Soviel zu Äpfel mit Äpfel vergleichen.
 
Trotzdem gibt es Leute (wie mich) die sich erdreisten Aepfel mit Birnen verleichen und sich fragen warum ein Velomobil im Vergleich zu einem technisch viel komplexeren Produkt wie einem KFZ so teuer sein muss. Das ist, sogar wenn man die Antworten kennt, schwer zu schlucken.

Die Kosten eines Velomobils sind halt der Kleinserie geschuldet. Bei Großserien verringern sich die Stückpreise enorm.

Ich glaub Daniel hat mal die Kosten für den Formensatz eines Velomobils mit €20.000 beziffert.
Wieviele Velomobile lassen sich mit einer Form bauen, bis sie "verschlissen" ist? 100 Stück?
Macht €200 pro Velomobil, plus Material (GFK/CFK plus Harz) und den Arbeitskosten für die Handlaminierung (3 Tage?)

Zum Vergleich das Rotovelo:
Die Kosten für die Form wird sicher im Bereich von €200.000 liegen. In so einer Form lassen sich aber bestimmt an die 10.000 Velomobile im 5 Minutentakt produzieren.
Bei 10.000 Velomobilen sind die Kosten für die Form nur noch €20 pro Stück, die Materialkosten für HDPE sind geringer und bei 12 Stück pro Stunde fressen einen auch die Maschinenkosten (€200-300/std) nicht auf.

Den gleichen Kostenvorteil hat man dann bei den Kleinteilen. Ne CNC Dreh- oder Fräsmaschine kann halt ab einer gewissen Menge deutlich günstiger produzieren, als wenn man die Kleinteile "von Hand" dreht und fräst.

Nur, wer kauft jetzt meine 10.000 supergünstig produzierten Velomobile zum Kaufpreis von €4000, die mich €1-2 Millionen gekostet haben? :confused:
 
Trotzdem gibt es Leute (wie mich) die sich erdreisten Aepfel mit Birnen verleichen und sich fragen warum ein Velomobil im Vergleich zu einem technisch viel komplexeren Produkt wie einem KFZ so teuer sein muss.

Das ist hier nun wirklich vielfach durchgedreht, warum das so ist. Damit kann sich jeder diese Frage erschöpfend selbst beantworten.
Die Antwort erklärt auch nichts, weder warum es angesichts des Preises so viele Velomobile gibt und bei hohen Preisen auch noch mehr geben wird, noch das Gegenteil. Es gibt nicht deshalb nicht noch mehr, weil der Preis so hoch ist. Velomobile zu fahren ist wie Auto zu fahren keine Frage des Preises.
 
Nur, wer kauft jetzt meine 10.000 supergünstig produzierten Velomobile zum Kaufpreis von €4000, die mich €1-2 Millionen gekostet haben? :confused:
Ich nehme 5ea
Den Rest verkaufst Du, nachdem Du eine VM Lobby gegründet hast, an jeden Neu- und oder Gebrauchtautohändler nochmal 5ea, weil Deine Lobby ein Gesetz erzwungen hat das jeder Autointeressent 5Std VM Probefahrten nachweisen muß bevor Er oder Sie sich ein Kfz zulegen darf.
 
Meiner Erfahrung aus der Autoindustrie nach, sind Prototypen aus Kleinserie (siehe auch heutige VM Herstellung) in der Herstellung mindestens eine Null teurer als das identische Produkt aus Serienfertigung. Darin enthalten sind nicht die immensen Entwicklungskosten bis die Prototypen brauchbar sind, wohl aber die Werkzeugkosten für die Serie. Mein Vergleich mag hinken aber ich behaupte also, dass VM ohne Einbußen bei der Performance für <1000 € in Großserie gefertigt werden könnten. Insofern man damit leben will, dass dann in der VM Fertigung und im Handel ähnlich hirnverbrannte Zustände herrschten, wie heute in der Autoindustrie zu finden sind. Was extrem schade wäre.
 
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  1. Damit es auch benutzt wird: Genug gut versteckte Alltagstauglichkeit. Nicht die kompromisslos nützliche Leitra, sondern ein DF mit 4 cm mehr Bodenfreiheit, die dann nötige geringfügig größere Breite und dazu gut designt was den Lack angeht. „Mit so einem Rad hat xyz den Weltrekord geholt! Ist aber auch sonst ein tolles Teil! – ich bin sogar schneller als mit dem Luxusauto, dieses kann man mit all dem Verkehr ja gar nicht richtig ausfahren.“
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Super Beitrag. Weitere Idee von mir dazu:
Es müsste sich die UCI in soweit bewegen, dass sie "ungewöhnliche Fahrräder" als Ergänzung zum Rennrad ansieht, die zum Beispiel im Rahmen der Tour-de-France ihre eigene Tour fahren dürften (Vielleicht als Möglichkeit um von den Dopingproblemen abzulenken?). Dadurch würde das VM in den Genuss der Marketingpower der UCI kommen. Denn Tour-de-France hat jeder mal gehört, HPV-WM eher nicht. Ausserdem braucht es für eine Langstreckenstrassenrundfahrt mehr Alltagstauglichkeit als für einen Radrennbahnrekord. Ein gewinnendes VM hätte weniger den Makel, dass es für den Normalbenutzer weichgespült werden müsste. Es gibt genug Leute die sich z.B. ein Carbonmonsterrennrad für tausende Euro kaufen, einfach nur weil es ein Carbonmonsterrennrad ist. Die würden sich dann so ein VM kaufen. Und dann ggf. bemerken, dass man damit auch gut zur Arbeit kommt (Pferdefuss: Die aktuelle Radinfrarstruktur, ist halt ein Henne-Ei-Problem). Um ehrlich zu sein, das ist auch der Grund, warum ich keins habe, ich finde die Dinger endcool, aber ich kann damit nichts anfangen und nur um mir ein paar Tausender in den Schuppen zu stellen... da bin ich dann doch zu vernünftig.

Das ist natürlich Träumerei meinerseits. Aber so könnte es gehen.
 
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