Industrienormen sind nicht zur Förderung "der Kleinen" da, sondern um zu verhindern das die "Großen" nur Mist verzapfen der unsicher, inkompatibel mit allem anderen und umweltschädlich ist. Normen sind meist keine gesetzlichen Vorgaben, dennoch muss man sich dran halten.
Schwieriges Statement. Dass Normen nicht explizit zur Förderung der Kleinen da sind - klar. Dass sie explizit und nur da sind
"um zu verhindern das die "Großen" nur Mist verzapfen" halte ich für eine stereotype Unterstellung, die inhaltlich falscher nicht sein kann. Oft genug entspringen Normen intital einer Innovation eines Unternehmens und sollen Kompatibilität über Unternehmensgrenzen hinweg sicherstellen. Zum Nutzen der Verbraucher und der Industrie, die dann z.B. Konsortien bildet, die das selbstorganisiert privatwirtschaftlich festlegen (z.B. USB). Aus manchen wird später ein Industriestandard, der ein Produktmerkmal ist (Din Normen, im einfachsten Fall z.B. das Papierformat DIN-A-4). Oder sie legen Sicherheitsmerkmale fest, z.B. die Vorgaben zum Verlegen elektrischer Leitungen - das verhindert, dass die kleinen Handwerksbetriebe Mist bauen, weniger die Grossen. Das Feld ist also recht breit, was Industrienormen machen und wofür sie gut sind. Dran halten muss man sich auch nicht immer - z.B. die erwähnten Tests für Fahrräder, die in der EU vertrieben werden. Kleinserien und Rahmenbauer testen mW ihre Produkte nicht danach, wohl aus pragmatischen Gründen. Es scheint für sie also nicht verbindlich zu sein. Dran halten müssen sie sich also nicht, wie auch, wenn die Norm sagt "muss 100.000 Belastungszyklen aushalten" und das nicht getestet wird wenn Du
einen individuellen Maß-Rahmen beim Rahmenbauer bestellst. Der würde ja unbezahlbar, wenn er durch alle Normtests laufen müsste.
Problematisch an der Kostenpflicht für Normen finde ich den Mangel an Transparenz: Wenn es Regelungen gibt, die für uns alle gelten sollten diese auch frei zugänglich sein, damit man weiss, woran man sich halten muss und wie die Welt funktioniert. Stelle Dir vor, das Grundgesetz, das Strafgesetzbuch oder das Bürgerliche Gesetzbuch wären kostenpflichtig. Wäre schon etwas seltsam, oder? Heutzutage gibt es das alles kostenlos im Internet auf Seiten wie "Gesetze im Internet" und anderen, teilweise staatlich, teilweise nicht. Ich habe noch keinen Grund gefunden, warum das bei Industrienormen anders sein sollte, es ist aber anders.
Wären sie transparent und zugänglich hätte das für jeden Vorteile und eben auch für die kleine Unternehmen - weniger im Sinne einer expliziten Förderung als vielmehr im Sinne der Chancengleichheit. Und damit eben auch automatisch innovationsfördernd. Solange sie nicht transparent sind wirkt das wettbewerbs- und innovationsbehindernd und bevorzugt grosse Unternehmen, für die die Kosten irrelevant sind.
Gehen tut das ja - die RFCs zeigen, dass man auch komplexe Standards problemlos kostenlos öffentlich zugänglich machen kann, wenn man nur will.
Ein Beispiel für ein zugelassenes KFZ ohne jegliche Sitzverstellung : Das City EL. Aber das ist eine Entwicklung aus Anfang der 80er.. Wer weiß was da noch anders war.
Ja, Bestandschutz ist eh klar. Ich meine mich wie gesagt an vereinzelte Neufahrzeuge zu erinnern, wo das immer noch so ist. Logischerweise Ausnahmefälle, weil eine Sitzverstellung ja auch schlicht praktisch ist und man sie wohl ohne Not nicht weglassen würde. Könnte mir aber vorstellen, dass es auch hier Ausnahmemöglichkeiten geben könnte von einer ggf. vorhandenen Regulierung. Gibt es ja z.B. bei Autos auch in andren Bereichen (Airbags etc.) und Kleinserienhersteller wie Morgan profitieren davon. Ist aber nun wirklich sehr weit OT hier und wir sollten es gut sein lassen.