Wü - Rothenburg 454 HM, 66 km, 3.48 h
Ich sehe da 70 km und 339hm (über Ochsenfurt, Bahnradweg via Aub, dann unten geblieben im Taubertal). Die hm, die scheinbar unnütz verfährst, kannst du dort sogar halbwegs rollend in Vortrieb verwandeln (Epot -> Ekin), ohne unten gleich wieder auf 0 bremsen zu müssen. Oben in Rothenburg willst du sowieso nicht übernachten, weil es dort touristische Preise gibt. Also fährst du lieber 10km weiter, das reduziert die Preise schon gewaltig! Entsprechendes gilt sicher für alle Etappen: Genau planen, raus aus den Touri-Zentren.
Im Sommer habe ich mit meiner Frau eine ähnliche Tour gemacht. Sehr genau geplant (Ist mein Steckenpferd, ich habe früher statt Abenteuerbüchern lieber Atlanten gelesen) und die Routen per GPX auf mein Handy gezogen. Das ganze per OSMAND laufen gelassen, da hatte ich immer genau den Kartenausschnitt direkt im Blick, den ich brauchte. So konnten wir die Tour sehr genießen, ohne uns während der Tour um die Streckenführung kümmern zu müssen. Denn an jeder 2. Kreuzung anzuhalten, um auf die Karte zu schauen, ist nervig, und sich zu verfahren, noch mehr. Was du dafür brauchst, ist lediglich ein (Android-)Handy mit GPS. Bei den Routen wirst du ja jetzt schon von Hilfsbereitschaft erschlagen!
Ich rate übrigens dringend dazu, Übernachtungsmöglichkeiten vorher klar zu machen. Dann bist du zwar in der Tour nicht mehr so ganz flexibel, aber du sparst bares Geld, weil du dir in aller Ruhe die günstigste Möglichkeit raussuchen und buchen kannst. Und du hast dein Bett sicher, was auch ein wesentlicher Erholungsfaktor ist. Immerhin bist du nicht so wetterabhängig wie wir, du hast ja auch beim Fahren schon ein Dach überm Kopf.
Wo immer möglich, plane Bahntrassenwege ein. Pflichtlektüre ist
Bahntrassenradeln, da siehst du auch sehr schnell, ob die Wege für dich geeignet sind (Fotos!). Du kommst gemütlich rauf, und runter rollt's, die Kurven sind nicht zu stark, und häufig haben sie einen guten Ausbauzustand. So kannst du einige Höhenzüge einfach überwinden.
Tagesetappen um die 100 km ohne wesentliche Steigungen (> 500hm) sind gut machbar, ohne sich gleich ganz zu verausgaben. Bei echten 16km/h sitzt du etwa 6h im Sattel (4 x 1,5h), das bekommt man schon hin. Wichtig ist, dass du deinem Körper dabei vertrauen kannst. Das musst du ausprobieren - am besten mit einer kürzeren Mehrtagestour. Von Wü bieten sich da an:
Wü -> Ochsenfurt -> Weikersheim -> Wertheim -> Gemünden -> Wü
Wü -> Gemünden -> Bad Kissingen -> Schweinfurt -> Ochsenfurt -> Wü
Ohne nenneswerte Steigungen mit guter Rad-Infrastruktur und so, dass du jederzeit auch direkt nach Hause kommst.
Noch ein Wort zu den hm-Angaben der verschiedenen Systeme: Bei meinen Planungen habe ich in der Schweiz erhebliche Differenzen von über 100% bei identischen Routen erhalten. Das liegt an den unterschiedlichen Algorithmen, die der Berechnung zugrunde liegen. Einfach vorgestellt liegen Höhendaten in einem Raster vor, deine Route bewegt sich von Raster-Punkt zu Raster-Punkt und die Höhenangaben addieren sich. Dabei gibt es zwei wesentliche Fehlerquellen:
- Falsche Höhenangaben: jeder Rasterpunkt hat nur 1 Höhenangabe, die in der Regel vom Satellit aus gemessen wurde. Wenn deine Route eine Brücke passiert, dann weiß die Berechnungs-Software erstmal nicht, ob du über die oder unter der Brücke fährst. Da können schon bei einer einzigen Straßenbrücke schnell 10hm zusammen kommen. Weitere falsche Angaben kommen durch Bäume und Häuser zustande.
- Rundungsfehler: Stell dir vor, die hm sind immer in ganzen m gemessen. Jetzt gibt es zwei Routen, die leicht wellig sind. Die eine Route pendelt zwischen 99,9m und 100,1m hin und her, du hast also pro Welle 0,2hm zu überwinden. Die andere pendelt zwischen 99,5 und 100,4m, das sind pro Welle 0,9m. Ohne Fehlerkorrektur würden beide Routen die gleichen Höhendaten liefern, was offensichtlich falsch ist.
Bei beiden Phänomenen wird durch möglichst intelligente Algorithmen versucht, die Fehler wegzumitteln. Die Höhenangaben werden unscharf betrachtet, leichte Steigungen ignoriert. Das kommt der Wirklichkeit mehr oder weniger entgegen, aber es kommt sehr stark auf das Anwendungsfeld an. Bei einem Fußpfad durch ein grobes Geröllfeld in den Alpen sollte man sicher weniger mitteln als bei einer Straßentour in Friesland, wo man nur ab und zu über einen Deich muss. Letztlich hilft ein genaues Betrachten der Karten und Erfahrung.
Beim Tauber-Radweg kenne ich z.B. einige Abschnitte und weiß, dass er leicht am Hang entlang führt. Da gilt es, wie an Kleinflüssen üblich, tatsächlich einige Steigungen zu überwinden, die aber an der Tauber sehr erträglich sind. Der Main-Radweg hat im Gegensatz dazu mehr Platz und ist stärker am Fluss gehalten, da sind Steigungen weniger wahrscheinlich. Bei Bahnradwegen kann man von sehr kontinuierlichen Steigungen ausgehen, wenn der Radweg tatsächlich auf dem ehemaligen Bahndamm verläuft. Läuft er dagegen direkt neben dem Bahndamm, kann das sogar mehr und ungünstigere Steigung bedeuten (muss es aber nicht), als wenn man in der Talsohle fährt, da man nicht mehr von den Steigungsausgleichsbemühungen der Bahningenieure profitiert und der Weg dem Geländeprofil wegen der großen Kurvenradien nicht mehr so günstig folgt.
Bis zu deiner Tour ist ja noch ein Winter lang zeit, und mit irgendwas muss sich so ein Forum ja beschäftigen. Bis du losfährst, steht deine Route!
Gute Nacht