Hab das Podbike jetzt erst "entdeckt" und kann einige Erfahrung zu Tretgeneratoren beisteuern als Mit-Entwickler des Masterflex Brennstoffzellen-Lastenrades aus Herten.
Wie man an der Beule im Rahmen hinter dem Tretlager sieht, hatte die erste Version (S/W-Bild) einen Tretgenerator.
Der "eigentliche" Fahrstrom kam aus einem Brennstoffzellensystem mit anfangs 80W, später fast 200W und wurde in einem kleinen Akku gepuffert.
In diesen Akku hat auch der Tretgenerator hineingearbeitet.
Die verschiedenen Versionen des Rades entstanden ca. zwischen 2005 und 2012.
Die Crux am Tretgenerator ist weniger der Wirkungsgrad, viel mehr die Psychologie: Man spürt keine Rückwirkung. Egal wie man regelt, ob man per Akku puffert oder den Generator direkt den Motor speisen lässt, es fühlt sich unschön an und man hat das gefühl, man käme gar nicht von der Stelle. Besonders der harte Antritt fehlt. Stellt Euch ein riesiges Gummiband statt der Kette vor, dann habt ihr so ungefähr eine Vorstellung. Es macht einfach keinen Spaß. Man könnte sogar sagen, es fühlte sich echt ekelig an zu treten.
Selbst die ambitioniertesten RadfahrerInnen (meine Kollegin auf dem Bild ist jedes Jahr über die Alpen gefahren, ohne Motor) haben trotz langer Eingewöhnungsphase und großem Wissen um die Funktionsweise nicht im entferntesten die vorher abgeschätzte Energie in den Akku einspeisen können. Wir haben den Unsinn mit dem Tretgenerator dann ganz schnell wieder gelassen. Die silberne Version hatte bereits keinen mehr. Dabei hatten wir uns das so töfte vorgestellt: An der Ampel schon mal ein wenig "auf Vorrat treten" und dann losbrausen, oder während der Pause ein wenig im Stand strampeln und so die Reichweite erhöhen... oder ohne Schalten und Trittfrequenzgedöhns jeden Berg hochkurbeln... nichts davon konnte in der Praxis überzeugen.
So oder ähnlich wird das meiner Befürchtung nach auch beim Podbike sein.
Gut bewährt haben sich übrigens die Brennstoffzellensysteme. Leider war die Akkutechnik inzwischen aber an uns vorbeigezogen, und in der Praxis hat keiner der Pilotkunden im zweijährigen EU-Projekt wirklich die volle Reichweite von 80 km benötigt. Alle hatten zwar danach geschrien, aber unsere Datenlogger verrieten uns später, dass die längste jemals gefahrene Strecke am Stück 30 km waren, und das war ich selber beim Karnevalsumzug in Recklinghausen, da hab ich das Ding als Kamelle-Vorratsfahrzeug hingefahren, im Zug benutzt und wieder zurück nach Herten gefahren.
Ein weiterer voller Erfolg war der Neigemechanismus. Man sieht es nur schlecht, aber der Vorbau war in einem Kreissegment geführt und konnte sich in die Kurven legen sowie beim Parken eingerastet werden. Sehr geil, man hatte absolut kein Dreiradfeeling darauf.
Naja, ich wünsche Podbike natürlich viel Glück. Vielleicht kann man ja inzwischen auch regelungstechnisch ganz andere Dinge, bei uns ging halt alles noch nach alter Schule mit analogen PID-Reglern; dennoch, ich bleibe skeptisch. Ist ja schließlich auch teuer und schwer, so ein Generator. Die technischen Probleme waren übrigens enorm. Direktspeisung in den Motor lässt sich kaum verwirklichen, denn wenn man dann auch noch Rekuperation betreiben will, bräuchte man eigentlich einen Regler mit drei Eingängen (Brennstoffzelle{beim Podbike halt der Hauptakku}, Motor und Generator) und zwei Ausgängen (Pufferakku/Supercaps und Motor). Muss man selbst entwickeln, ist teuer, kompliziert, und dem, der das schafft, winkt großer Spaß beim Austesten des Regelfeldes. Wenn Podbike dies mit einem zweiten Motor bewerkstelligen will, per Addier-Planetengetriebe z.B. (haben wir auch mit experimentiert, wäre eventuell mit Kettenantrieb sogar gegangen, aber völlig unbezahlbar) oder notfalls per Freilauf (der schnellere Motor gewinnt jeweils), dann treiben die den Teufel mit dem Beelzebub aus - das ist nur scheinbar einfacher, weil dann riesige Lastsprünge im Hauptmotor auftreten, die die Elektronik nicht richtig deuten kann und versucht, auszuregeln. Das wird im Endeffekt genauso kompliziert, aber nochmals teurer und schwerer.