Paris-Brest-Paris PBP 2023

Noch ein paar interessante Videos, die hier m.W. noch nicht verlinkt wurden:

Paris-Brest-Paris 2023 Départ Rambouillet Condé-sur-Vesgre avec les vélos spéciaux
Neutralisierte Anfangsphase aus Sicht eines Velomobil-Fahrers: gelber Milan mit orangem Deckel (F172).

Paris Brest Paris 2023 Départ des vélos spéciaux 1/2
Paris Brest Paris 2023 Départ des vélos spéciaux 2/2
Start der Welle F aus Sicht eines anderen Zuschauers, in 2 Teilen.
Im zweiten Teil bei 0:18 sieht man den Milan durchs Bild fahren, von dem aus die o.g. Startphase aufgenommen wurde.

Paris Brest Paris 2023 départ vélos spéciaux groupe F
Die Zuschauerperspektive vom Straßenrand nach etwa 5 km. Da das Feld hier immer noch hinter dem Führungsfahrzeug hängt,
ist es immer noch dicht gedrängt und fast jeder müsste sich irgendwann wiederfinden (wenn auch kurz).
Derselbe Filmer, selbst Fahrer eines Snoek, aber anscheinend nicht Teilnehmer,
hat übrigens auch solche Aufnahmen von Gruppen C, D, E gemacht. Falls Ihr da jemanden erkennen würdet...
 
Vier Sonnenaufgänge bis Paris — selbst erlebt.

Irgendwie ist der NDR schuld. Genauer gesagt, die Sportclub Story „Vier Sonnenaufgänge bis Paris“ über Claus Czycholl bei PBP 2015 und die Geschichte über Helge Herrmann „Helge und sein Fahrrad der Zukunft“ von 2017. Über letztere bin ich zuerst gestolpert. War fasziniert. Dann Besuch der Spezi 2018. Viele spannende Liegeräder. Probesitzen in einem der ersten Alpha 7. Fühlte sich komisch an. Offene Trikes lagen mir mehr, hatten mich schon lange interessiert. Schnell sollte es allerdings sein. 2019 Kauf einer gebrauchten Windcheetah. Ist Liegerad fahren wirklich was für mich? Ja, schon. Macht Spaß, ist entspannter. PBP 2019 aufmerksam verfolgt. Viele PBP-Videos entdeckt. Die Sportclub Story sowie Tor Hovlands Video von seiner Fahrt mit dem Cruzbike habe ich bestimmt ein halbes Dutzend mal gesehen. Kann ich so etwas auch? Nein, das ist verrückt… diese Distanzen, dieser Schlafmangel. Unvernünftig, geradezu gefährlich. Aber die Faszination blieb. Für Velomobile und PBP.

Vorgespult auf den 24. August 2023, 8:00 Uhr morgens. Ich habe mit meinem Milan SL gerade die letzte Zeitnahme passiert und rolle den letzten Hügel herunter Richtung Ziel. Schramme ein letztes Mal mit den Fußbeulen über die Bodenwelle, als ich das schmiedeeiserne Tor passiere. An dieser Stelle war ich kurz nach dem Start fast steckengeblieben. Meine Frau macht Fotos, winkt mich aber energisch weiter. Dann ausgiebige Begrüßung am Eingang zum Fahrradpark. Ich habe das Gefühl, mit dem Milan die Einfahrt zu verstopfen, werde nervös. Außerdem bin ich ziemlich erledigt. Aber nach 86 Stunden und 47 Minuten gehöre ich nun auch zu den Verrückten, die Paris-Brest-Paris komplett bewältigt haben, und das innerhalb von 90 Stunden. Es ist wirklich passiert!

Beinahe allerdings wäre ich nicht so weit gekommen. Am gleichen Ort wie @Sturmvogel, auf dem Rückweg in Carhaix, hatte ich ein ähnliches Problem. Ein körperlicher Tiefpunkt am Ende einer fordernden, bergigen Etappe, in großer Hitze, bei mir verstärkt durch Ernährungsfehler. Zum ersten Mal auf der Tour zu wenig getrunken, nicht auf die Elektrolyte geachtet, nicht auf den Nachschub von Kohlenhydraten, zu viel ins Tempo investiert. Ich fühlte mich beim Einrollen in den Fahrradpark eigentlich ganz ok, konnte aber nach dem Aussteigen kaum laufen, weil mir plötzlich schwindelig wurde. Erst zweieinhalb Stunden später, dank tatkräftiger und sachkundiger Unterstützung eines englischen Teilnehmers, der leider selbst wegen eines Sturzes abbrechen musste, und dank der liebevollen Fürsorge zweier Freunde, die mich spontan genau hier an der Kontrolle treffen wollten, ging es dann langsam weiter und allmählich wieder aufwärts. Mein Körper brauchte eine Pause, Abkühlung, Wasser, Elektrolyte, Nährstoffe. Das musste erst wieder rein und wirken. Wenn ich irgendwo etwas wirklich Wichtiges über PBP und überhaupt Langstrecken-Radfahren gelernt habe, dann genau hier.

So hatte mein PBP-Erlebnis 3 Phasen: Euphorie, Anstrengung, „Hauptsache Ankommen“. Die euphorische Phase lag zwischen dem Start und Tinténiac. Nach 4 Stunden war ich in Mortagne, nach weniger als 7 Stunden (inkl. kurzer Pause in Mortagne) schon in Villaines. Es lief einfach super, und es machte einen Heidenspaß, in der Abendsonne genauso wie im Dunkeln. Ich war mitten in die 80-Stunden-Gruppen hineingefahren, überholte Fahrer aus der E-, aus der D- und einzelne auch aus der C-Gruppe. Die schnellsten 200km meiner kurzen Brevet-Karriere als Durchgangszeit. Ein Velomobil und gute Rahmenbedingungen machten es möglich. So hätte ich gerne weitergemacht!

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Dann wurde mir allerdings klar, dass ich viel zu schnell war. Nicht wegen der Krafteinteilung. Freunde aus der Partnerstadt Pacé bei Rennes wollten mich in Tinteniac begrüßen. Um 10 Uhr. Mit dem aktuellen Tempo würde ich Tinteniac zwischen 6 Uhr und 6:30 Uhr passieren. Das ging nicht, das Treffen war wichtig. Die Freunde hatten mir schon vor Wochen immer wieder „bonne route“ und „bon courage“ gewünscht und wollten das natürlich auch persönlich tun. Meine Frau hätte es auch nicht gut gefunden, wenn einfach so „durchgerauscht“ wäre.

Also zu schlafen versuchen? Wenn ja, wann und wo? Villaines schien mir geeigneter. Die haben doch sicher einen Schlafsaal… Zwei Stunden später kletterte ich aber ernüchtert wieder in den Milan. Das hatte gar nicht funktioniert. Also weiter nach Fougères. Im gleichen Tempo wie zuvor. Nur dass ich jetzt spätere Gruppen überholte…

In Fougères immer noch zu früh dran. Wirklich ausgedehntes Frühstück, über 1,5h. Weiter nach Tinteniac, jetzt bei Tageslicht. Flott, weil das einfach mehr Spaß machte. Schöne Wellen dabei. Nur der Nebel vor Tinteniac bremste. Ich musste alle paar Sekunden meine Brille wischen. Ankunft nach brutto 16h. Wenn ich die „Zwangspausen“ abzog, war das bis hier fast noch ein 29er Schnitt. Ich war stolz und fühlte mich prächtig.

Aber die Prüfungen sollten noch kommen. Als ich nach dem Treffen mit den Freunden aus Pacé (und meiner Frau natürlich) wieder anrollte, begann die anstrengende Phase. Das wusste ich in dem Moment noch nicht, aber die Anstiege kamen dichter, die Sonne stieg höher, es wurde immer heißer, der Asphalt wurde rauher und rauher. Von Médréac bis Laurenan ging es eigentlich dauernd bergan. Das Gemeine daran waren die ganz kurzen Abfahrten zwischendurch, bei denen ich jedesmal dachte, ich sei endlich oben. Und dann kam der nächste Buckel, steiler als der vorhergehende. Darauf war ich nicht vorbereitet und das drückte doch mächtig auf meine Stimmung. Nach Loudéac wiederholte sich das Spiel, bis endlich Merléac passiert und die Geheimkontrolle in Canihuel erreicht war. Danach ging es besser.

Kurz nach 19 Uhr in Carhaix. Ungefähr im Plan. Weiterfahren nach Brest (noch 2h Tageslicht) oder, wie @Nemberch mir geraten hatte, antizyklisch schlafen und nachts weiter? In Carhaix waren die Schlafmöglichkeiten sicherlich viel besser als in Brest, und ich konnte eine Pause gebrauchen. Andererseits würde ich die Aussicht vom Roc Trévezel verpassen. Ich wäre gerne die lange Abfahrt nach Sizun bei Sonnenuntergang gefahren…

Letztlich siegte die Vorsicht. Aus den geplanten 6h Schlaf wurden angesichts der knarrenden Feldbetten im Schlafsaal leider nur 4h, aber immerhin. 7,5h nach der Ankunft, nachts um halb drei, verließ ich Carhaix wieder. Die Strecke nach Brest im Dunkeln fand ich deutlich angenehmer zu fahren als die Abschnitte nach Loudéac und Carhaix. Nur die letzten Kilometer in Brest nervten. Da denkt man, vom Stadtrand zur Kontrolle müsste es eigentlich nur leicht bergab gehen, und dann diese nicht enden wollenden Wellen, in denen man den Schwung nicht nutzen kann! Gut, dass mir niemand beim Schimpfen zugehört hat!

Beim Frühstück gegen 7 Uhr hatte ich Gesellschaft von @Jupp. Das war nett. Wir haben uns auf der Rückfahrt auch in Loudéac und in Fougères noch kurz getroffen.

Brest mit dem Fahrrad ist wohl nichts für mich. Die Fahrt aus der Stadt heraus war auch nervig. Steile Anstiege, Ampeln, viel Verkehr, und irgendwas hinderte immer daran, den Milan laufen zu lassen. Besonders gerne ignorante Rennradfahrer, die sich anscheinend gar nicht vorstellen können, dass jemand schneller ist und die ganze Straße einnehmen. Immerhin, ich erreichte die Brücke wie geplant bei Tageslicht und konnte das obligatorische „Beweisfoto“ machen.

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Die folgende Etappe hatte mir schon im Vorfeld viel Respekt eingeflößt, wegen des anspruchsvollen Profils. Aber an diesem Morgen war ich übermütig, achtete zu viel auf schnelles Vorankommen, gute Ausnutzung meines Schwungs, Schritthalten mit den Rennradfahrern, so gut es halt ging. Viel zu wenig auf meinen Körper, wie ich mich fühlte, wie sich das anfangs so diesige Wetter entwickelte und wie die Sonne immer heißer brannte. Das führte beinahe zum Scheitern. In der Geheimkontrolle Pleyben hätte ich es wohl noch retten können, wenn ich nur eine Pause gemacht hätte. Aber ich hetzte durch. Ich hatte den Freunden gesagt, ich sei wohl um 12:30 Uhr in Carhaix. Der Körper folgte dem Geist, ich kam um 12:25 Uhr an. Und dann holte sich der Körper, was er brauchte. Siehe oben.

Also begann Phase 3, „Hauptsache Ankommen“. Die Erkenntnis, dass man mit der Erfahrung aus 3x200km, 2x300km, 2x400km, 1x600km eben noch kein richtiger Randonneur ist. Da hilft auch kein Velomobil, das man schon ganz gut kennt. „Keep the system going“ sagt Matthew Lee, der Sieger der ersten Tour Divide 2008, im Film „Ride the Divide“. Der Körper muss das bewältigen, und jenseits von 600km war für mich Niemandsland. Diese Bedingungen (Höhenprofil, Temperatur) auch. Zuwenig Respekt vor der Größe der Aufgabe rächt sich.

OK, also Tempo raus, mehr Kühlung, mehr Pausen, besser auf Essen und Trinken achten, genug Schlaf. "Doucement", hätte der Franzose gesagt. Die nächste Etappe fuhr ich ohne vorderen Wartungsdeckel, verspeiste regelmäßig Gummibonbons, trank isotonisch aufgewertetes Wasser (Bonbons und Pulver hatte mir der hilfreiche Engländer überlassen), machte eine lange Pause in Gouarec und aß dort alles, was gesund aussah. So schaffte ich es bis 20:00 Uhr nach Loudéac. Traf wieder auf @Jupp, der gerade draußen eine Matte ausrollte.

Da in der Brevet-Karte stand, dass ich bis spätestens 7 Uhr in Tinténiac sein sollte, fragte ich mich nun, wie die beste Schlafstrategie wäre. Schlafen in Loudéac war mir zu riskant. Ich hatte Angst, dass die Etappe mir so schwer fallen würde wie auf dem Hinweg. Tinténiac allerdings war mir eigentlich zu weit. Und beide könnten überlaufen sein, was Zeit kosten würde und die Schlafqualität drücken konnte. Auf draußen schlafen hatte ich keine Lust, obwohl ich eine Matte mitführte (die war für den Fall, dass ich in Brest auf Fliesenboden gelandet wäre). Quédillac schien mir der richtige Kompromiss. Nicht so populär, da keine Kontrolle. Kalkulierbar nahe an Tinténiac, und noch vor Mitternacht erreichbar. Also los.

Diese Etappe war seltsam. Ich hatte viele Wellen und viel Mühe erwartet, auf schlechtem Asphalt. Rauhe Straße gab es auch genug, aber irgendwie war es leichter als erwartet und phasenweise fühlte es sich so an, als ginge es ständig nur leicht abwärts, ohne dass wir je unten ankamen. Ich rollte und rollte und dachte dauernd, ich müsse das jetzt gleich mit einem langen, schweren Anstieg büßen. Ohne dass der kam. Ich erkannte auch wenige Punkte wieder. Nun ist es nachts sowieso schwieriger, sich zu orientieren, und das Gefühl für Steigungen und Gefälle schwächelt mangels optischer Kontrolle, aber die Route verlief auch anders als auf dem Hinweg. Begriffen habe ich das erst vor ein paar Tagen, als ich die Tracks von Hin- und Rückweg genauer angesehen habe.

Jedenfalls verlief der Stopp in Quédillac erfolgreich (4h Schlaf, plus 1h für Duschen und den Rest) und morgens um 5:30 Uhr kam ich rechtzeitig in Tinténiac an. So nahe wollte ich dem Zeitlimit nicht noch einmal kommen! Ausgedehntes Frühstück, bis meine Frau mit der Delegation aus Pacé erneut anrückte, um mich aufzumuntern. So frisch wie nach der euphorischen Anfangsphase war ich nicht mehr, aber wieder zuversichtlich. Um 7:30 Uhr sagte ich „au revoir“ und wurde einige Fotos später mit vielen guten Wünschen wieder auf die Strecke entlassen.

Kurz vor Saint-Aubin-d´Aubigné stand die Gruppe dann sogar noch einmal am Straßenrand und feuerte mich an. Ich wurde im Vorbeifahren gefilmt, es gab reichlich Material für die WhatsApp-Gruppe des Partnerschaftsvereins. Sehr lebhaft und sehr lustig. Die Strecke nach Fougères fand ich auch gut zu fahren und gab übermütig wieder Gas. Ich glaube, kurz hinter Gosné auf der Autobahnbrücke über die A84 bin ich mit mächtigem Pedaldruck an @HurriChristoph vorbeigerauscht, der mir wohl noch irgendetwas von „total schmerzbefreit“ hinterherrief. Recht hatte er, es waren ja noch über 300km.

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Ungefähr ab diesem Punkt hatte ich einen „Schatten“, nämlich Dome (Dominic) Deli aus Australien in einem geliehenen(!) WAW älteren Baujahrs (F055). Er konnte zwar auf den schnellen Abschnitten nicht mit meiner Rennsemmel mithalten, das aber an den Anstiegen immer wieder ausgleichen, trotz der technischen Unzulänglichkeiten seines Gefährts und mit Haube! In Fougères beschlossen wir, zusammen weiterzufahren. Das wurden recht kurzweilige Stunden über Villaines bis Mortagne, mit vielen kleinen zusätzlichen Stopps außerhalb der Kontrollen. Wir hätten noch öfter halten sollen, an den vielen Ständen, die an diesem Tag die Straße säumten, mit begeisterten und hilfsbereiten Einheimischen. In La Tanniere zum Beispiel bin ich einfach durchgerauscht, statt mir eine Crêpe im Tausch gegen ein Postkarten-Versprechen zu holen. Wie blöd ist das denn?? Aber immerhin hatte ich in Pervenchères kurz vor Mortagne, in einer kleinen Bar, ein Glas mit dem besten Apfelsaft meines Lebens!

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Kaffee-Stopp in Lassay-les-Châteaux.

Auf dem Anstieg nach Mortagne fühlte ich mich beschwingt und kräftig, war dauernd am Überholen und bergauf fast auf Dome´s Niveau. Wir legten Seite an Seite sogar noch einen „Zielsprint“ in Richtung Zeiterfassung hin, unter lautem Applaus der vielen Zuschauer :)

20:30 Uhr, es wurde bald dunkel. Wir hatten beschlossen, 4 Stunden in Mortagne zu schlafen und erst am frühen Morgen weiterzufahren. Vorher noch etwas essen. Bei mir zeigten sich die ersten kognitiven Ausfälle. Eine Viertelstunde lang konnte ich meine Brieftasche nicht finden, nirgendwo in meinen Sachen, nicht im Schlaafsaal, in der Dusche oder Toilette, bis ich auf die Idee kam, noch einmal in den Milan zu sehen. Dort lag sie mitten auf dem Sitz! Am nächsten Morgen sollte ich es schaffen, eines meiner Mobiltelefone so unglücklich wegzupacken, dass es mehrere Tage lang verschwunden blieb und ich sogar bei den Organisatoren nach Fundsachen fragen musste. Es verbarg sich in einem Kleiderbeutel (wo es nicht hingehörte) und ich hatte es obendrein noch stumm gestellt! So gesehen war es sicher vernünftig, nochmals zu schlafen, statt wie viele andere bis Rambouillet durchzufahren.

Um 2:30 Uhr brachen wir wieder auf. Ich fuhr meist voran, Dome´s Scheinwerfer im Rückspiegel im Blick behaltend. Gelegentlich musste ich warten. Ich hatte mit meiner Lupine auf der Hutze offenbar viel bessere Sicht und konnte entsprechend schneller fahren. Es waren wirklich viele Rennradfahrer auf der Strecke, nicht alle wirklich wach, und die linke Spur wurde mein bester Freund. Immer auf der Hut, dass jemand schlingert oder sich in seinem Heimatland wähnt, wo man links fährt…

Am Ende des Anstiegs aus Longny-au-Perche rächte sich dann, dass Dome und ich keine Mobilfunknummern ausgetauscht hatten. Er kam einfach nicht, und ich hatte keine Ahnung, warum. Ich half erst einmal einem gestrandeten Niederländer, mit meiner Pumpe ordentlich Druck in seinen geflickten Reifen zu bringen. Nach der guten Tat immer noch keine Spur von Dome. Ankommende Randonneure befragt. Ja, da sei ein weißes Velomobil in einer Seitengasse im Ort gewesen. Der würde wohl auf mich warten?? Es half alles nichts, ich musste den Hügel wieder runter. Und den Hügel am Ortseingang sogar wieder hoch, nachdem mir in der Ortsmitte jemand die (falsche) Aussage machte, Dome sei da oben an der Straße. War er nicht.

Es fühlte sich ganz falsch an, gegen den Strom der Lichter anzufahren. Ungefährlich war es im Dunkeln auf der schmalen Straße auch nicht. Nach einer weiteren langsamen Suchfahrt durch den Ort gab ich schließlich auf. 40 Minuten investiert, aber ich musste doch alleine weiterfahren. Dome sollte am Ende eine Stunde nach mir ins Ziel kommen. Er hatte Schaltungsprobleme gehabt und war tatsächlich im Ort auf die Seite gefahren, um sie zu beheben. Offenbar so unglücklich platziert, dass ich ihn nicht fand. Oder ich war noch nicht wach genug. Jedenfalls fand er es nicht schlimm, alleine weiterzufahren. Anscheinend war ich ihm nachts doch zu forsch unterwegs.

Dreux erreichte ich kurz vor Sonnenaufgang. Ein paar Velomobile standen schon da, das von @norfiets habe ich erkannt. Ich holte mir den obligatorischen Stempel, Wasser, einen Kaffee und zwei Pain au Chocolat und staunte über die vielen Randonneure, die an den Seiten der Halle schliefen. Nach 30 Minuten ging es weiter.

Als der letzte Anstieg, den mein Garmin verzeichnet hatte, hinter mir lag und die Route flacher wurde, ging links im Osten die Sonne auf und beschien die Wolkenformationen. Fantastisch anzusehen! 20 km vor dem Ziel, in Faverolles, verfuhr ich mich ein letztes Mal und machte damit das halbe Dutzend Gelegenheiten voll, in denen ich einen Abbiegehinweis übersehen oder falsch gedeutet hatte. Alle 200 km einmal falsch abgebogen. Besser als mein Brevet-Schnitt bisher, eigentlich. Dann stellte ich noch fest, dass ich nicht mehr rechnen konnte. Wo ich „25 km zum Ziel“ erwartet hatte, tauchte eines für „15 km“ auf. Von KM 1176 (Dreux) bis 1220 (Ziel) sind es 44 km, nicht wahr? Wie kam ich dann am Abend in Mortagne auf 54 km? Kognitive Ausfälle…

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Noch 5 km!

Der Rest war einfach. Ich konnte diese wenigen Kilometer problemlos abspulen und mich auf die Ankunft freuen. Der Schlusspunkt einer langen Reise. Unglaublich!

Nachbetrachtung folgt gleich...
 
Mein PBP2023 -- Nachbetrachtung

Der Milan war total zuverlässig. Alles, was nicht funktionierte, war mir vorher schon bekannt (zickige Schaltung, rechter Kellermann Atto hatte nur noch Blinker- und Bremsfunktion). Alles andere tat, was es sollte. Keine Platten, kein besonderer Reifenabrieb, keine Kettenabwürfe, keine Schäden am Sitz, zuverlässiges Licht, richtig berechnete Akkukapazität, störungsfreie Akkus, super hilfreiches Visier am Helm, sauber durchlaufender Garmin 830. Meine konservative Herangehensweise, in den Wochen vor der Fahrt lieber gar nichts mehr zu ändern (noch nicht einmal den Atto gegen das Ersatzteil zu tauschen, das in letzter Sekunde gekommen war), hatte sich hier ausgezahlt. Rückblickend habe ich eine Menge Werkzeug und Ersatzteile „nutzlos“ über die Hügel gewuchtet. Aber @jostein nimmt ja nach eigenem Bekunden auch lieber etwas mehr mit. Diesen Erfolgsfaktor kann ich nachmachen ;)

Die Kontaktpunkte mit dem Rad waren ein Problem. Liegerad hin oder her. Meine Schuhe drückten auf die Achillessehnen, und ich konnte das immerhin rechts durch Einlegen eines Polsters hinter die Ferse entschärfen. Die Fußballen schmerzten, und selbst jetzt noch, nach 4 Wochen, habe ich rechts und links je 2 Zehen, die auf der Unterseite leicht taub sind. Es wird besser, aber es dauert. Die Radhose, die mir vorher gute Dienste geleistet hatte, bescherte mir in der Hitze und angesichts der Tatsache, dass ich die Ersatzshorts vergessen hatte, einen übel wunden Hintern. Besonders „spaßig“ beim Duschen und direkt vor dem Losfahren. Wieso hatte ich eigentlich die Salbe gegen Wundreiben dabei und die Zinksalbe für die Regeneration nicht?

Ansonsten aber: abgesehen von meinem körperlichen Tief in Carhaix (selbst verschuldet) hat mich absolut nichts von dem ereilt, was über PBP sonst erzählt wird: schmerzender oder überforderter Nacken oder schmerzender Rücken, taube Hände, übermäßige Müdigkeit, Halluzinationen, Unkonzentriertheit oder Unsicherheit auf der Straße, Orientierungsprobleme in der Nacht. Nichts davon. Mir war noch nicht einmal irgendwann langweilig, was für einen Rennradfahrer auf einer der langen Geraden vielleicht gelten könnte. Wie sagte Matt Page in seinem After-Race-Video? „dull“?? War der im gleichen Brevet? Verstehe ich nicht :) Entweder ich musste einen Hügel hochkrabbeln (Höhe machen) oder ich durfte sie in Kilometer umwandeln (mit ordentlichem Tempo) und das Ganze genießen. So etwas hält wach. Und ich war ja auch schnell genug, um ordentliche Schlafpausen einzubauen. Ich denke, diese Erfahrung ist ganz spezifisch für die Teilnahme mit einem Velomobil.

Einiges hätte ich besser vorbereiten oder machen können. Vor allem Iso-Pulver mitnehmen. Oder unterwegs irgendwo Apfelsaft auftreiben. Temperaturgerecht trinken. Die Strecke, die doch deutlich anders war als 2019, vorher besser studieren, vor allem, was den Charakter der langen Anstiege angeht (bei den Quali-Brevets hatte ich das viel besser gemacht). Nicht ganz so furios losstürmen (obwohl das wirklich ein großer Spaß war und ich es nicht bereue). Schlafen erst, wenn der Schlafdruck da ist und immer mit Schlafmaske und Ohrstöpseln. Nicht an jeder Kontrolle essen, sondern ab und zu auch mal was für unterwegs mitnehmen, um mehr Zeit für spontane Stopps an der Strecke zu haben. Gegen die Probleme an den Kontaktpunkten früher etwas tun. Die Schaltung besser abstimmen und einstellen. Wegen des rauhen Asphalts mit weniger Luftdruck fahren (ich hatte 7 bar rundum) und vielleicht schnellere Reifen vorne verwenden.

Was schon mal ganz gut geklappt hat: Winken und Lächeln, wenn jemand mir zugewinkt hat. Ein gutes Fotomotiv abgeben (ich hatte extra deutsche, französische und bretonische Flaggen auf VM und Helm geklebt). Völkerverständigend Einheimische treffen (für mich vor allem die Freunde aus Pacé). Nette Worte mit den vielen Freiwilligen wechseln, die sich enorm engagiert haben. Teilzunehmen und sogar ins Ziel zu kommen. Gesund, glücklich, voller neuer Erfahrungen und sogar noch innerhalb des Zeitlimits.

Es war die Mühe wert! :cool::):D:love:(y)(y)
 
Zuletzt bearbeitet:
Toller Bericht, besonders die Schilderung nach KM 600 und Deiner Befürchtungen.
Danke!
Gruß Krischan
 
Echt super, der Bericht @Radsammler - ich erstarre in Ehrfurcht, dass Du Dir die ganzen Orte merken konntest. Ich müsste mir erst alles aus dem Track, Bildern und Gedächtnis kramen...
Und wie verschieden doch die Erlebnisse und Eindrücke sind.
Sehr spannend! Danke.
 
dass Du Dir die ganzen Orte merken konntest
Ich habe die Namen der kleinen Orte nachträglich anhand des Tracks wieder herausgesucht oder mindestens kontrolliert, ob ich sie richtig schreibe. Alles aus dem Gedächtnis zu machen, wäre mir auch nicht möglich gewesen. So eine lange Fahrt mit so vielen Eindrücken. Da bleiben eher die Gefühle im Gedächtnis als die Fakten.
Sehr spannend! Danke.
Gern geschehen, freut mich. :) Wenn ich es nicht aufschreiben würde, würde die Erinnerung immer mehr verblassen. Und nur für sich selbst schreiben, ist fade... Außerdem habe ich Eure Berichte genauso gerne gelesen! :D
 
Nachdem die Strecke freigegeben war zog ein französischer weißer SL mit Haube nach vorne hinter das Begleitmotorad, dann Jonas und ich hinterher.
Vermutlich Jérôme Deloge F097. Der muss seinen Transponder so aufgeklebt haben, dass er komplett abgeschirmt war, denn pbpresults.com zeigt gar keine Zeiten. Aber im Kreisel bei Nogent-le-Roi war er ganz vorn und von seiner Zieleinfahrt gibt es ein Video. Ein paar Stunden nach Jonas war er wieder in Rambouillet.
 
In diesem Zuge dann von mir auch noch ein kurzer(?) Beitrag.

Es waren zwei konträre Themen, die mich bei PBP 2023 bewegt haben: ein technisches mit meiner Kassette, das fast zur Aufgabe geführt hatte und ein emotionales, das mich vorwärts bewegt hat und das für mich völlig neu, überraschend und ein prägendes für PBP bleiben wird.

Ich oute mich dann hier mal als leicht emotionale Natur. Normalerweise bin ich ja recht abgeklärt und sachlich, aber wenn man dann plötzlich in den Ort eintaucht, wo eine der ältesten Fahrradveranstaltungen stattfindet. Die vielen Menschen, Räder, Rad-verrückte sieht, die schiere Größe des Events erfasst, das Event, von dem ich vor über 15 Jahren das erste mal gehört und damals noch geträumt habe, zu dem ich jetzt angemeldet bin und morgen starten werde, dann fängt man zu schlucken an.
Ramboulliet im Fahrrad-Fieber. Überall Fahrräder. Und Menschen.
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Es gab am Vortag noch ein Treffen der Deutschen Randonneure.
So viele Deutsche in einer Halle vor den Toren von Paris. Fühlt sich etwas komisch an. Aber wir wollten ja Rad fahren, also sollte das okay sein.
Gefühlt war ich der Rookie. Der "neue". Der selbst mit 50 noch am unteren Ende des Altersspektrums ist. Und viele bekannte und "erfahrene" Leute gaben uns etwas mit auf den Weg. Entweder live oder per vorbereitetem Interview vom Beamer.
Hier wurde schon klar, dass es nicht um Sport oder Radfahren ansich ging. PBP ist mehr. Es ging um Abenteuer, Erleben, die Menschen, die Landschaft, die "Erfahrung" eines historischen ganzen und ich musste zuweilen schlucken, als die Worte der Urväter der ARA dort mein innerstes aufzuwühlen begannen.
Schöne Reden, erstaunlich aus erster Hand an Ort und Stelle zu erfahren, wie schnell die Deutsche PBP-Bewegung so groß geworden ist.
Und am Ende war ich irgendwie ruhiger als vor manchem Brevet. Es wird sich schon finden. Ich bin hier und das zählt. Einfach fahren. So wie immer. Nur diesmal mit ein paar mehr Leuten als sonst...
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Danach war noch Basteln angesagt. Beim Rückweg vom Treffen/Essen störte zunehmend das Rappeln am Hinterrad und die Schaltungsprobleme wurden akuter. Kurzer Stop auf Hälfte Rückweg zum Hotel bestätigt. Kassette wackelt. Am Hotel wurde es schon dunkel, also mit Kopflampe Hinterrad raus, Kassette raus und festgestellt, dass der VA-Cluster sich vom Alu-Teil gelöst hat. DIe Sperrschraube (M4) hatte ich nie gebraucht, weil alles viel zu stramm saß, jetzt (dachte ich), das wäre der Fehler und versuchte eine zu improvisieren. Alles zu lang, zu dicker Kopf, also sollten Kabelbinder ein Abdrehen des Clusters verhindern. Das war nur die halbe Lösung (wie ich später feststellen sollte), aber nach 2 Stunden Basteln sah es okay aus und ich packte wieder alles ein und ging schlafen.

Der nächste Tag war lang. Der längste Tag von PBP überhaupt. Langsam frühstücken, viele andere Randonneure im Frühstücksraum treffen, alles packen, langsam losrollen nach Rambouillet, dort die anderen treffen, sich einen Schattenplatz suchen und hauptsächlich warten, trinken, und wieder warten. Irgendwann dann die Vorstart-Phase. Rollen zum Sammeln, Warten, Aufstellen, Anstellen, Checkin, warten auf Start. Und dann rollte es los. Unglaublich. So viele Schaulustige.
Landstraßen gesäumt mit Zuschauern, Autos, Kameras, Klatschen.
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Und dann kamen die kleinen Örtchen. Mit Bänken, auf denen oft ältere Leute vor ihren Häusern saßen und klatschten. Uns. Mir. Fremden. Verrückten auf einer bevorstehenden Fahrt. Und manchmal nach links oder rechts zeigten, wenn es genau dort abzubiegen galt. Damit man auch in die richtige Richtung fuhr.
Das war so bewegend, so rührend. Ich musste ein paar mal schlucken und mir keine Sorge um trockene Augen machen. Die Qualifikation vergessen, die Brevets für Körper und Maschine können einen nicht darauf vorbereiten, was dort passiert. Hunderte oder gar tausende Franzosen und ein paar Zugereiste stehen an der Strecke und klatschen, feuern einen an, als wäre man ein ganz großer, ein Radprofi oder Superstar.
Und das hörte nicht auf. 1200 km. Tag und Nacht. Immer irgendwo eine Familie, eine Gruppe, ein kleines Dorffest, ein Stand mit Köstlichkeiten an der Strecke.

Die ersten Stunden waren einfach wundervoll. Im Feld zu schwimmen, bergab Tandems überholen, bergauf wieder zurück überholt zu werden, andere Velomobile um sich. Und @Guzzi in seiner Kapsel mit seinem Plan, der offensichtlich war, nicht zu schnell zu starten, obwohl man sich noch so frisch und motiviert fühlt. Mir war das irgendwie klar, als ich den ein oder andern Anstieg mal an ihm vorbei drückte und er hat dann auch seine Haube gelüftet, um es mir zu sagen bzw. mich zu warnen. Ja ist klar. Nicht zu viel Pulver verschießen. Also weiter in die Nacht.
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Dann der bekloppte @Sturmvogel. Während ich gerade locker ein Flachstück langpedaliere (wir beide mit offenem Servicedeckel vorne), kommt er mit schnarrendem Freilauf und deutlich Übertempo links an mir vorbei - einen Fuß keck oben aus der Luke gestreckt im Fahrtwind. Und überholt mich. Wie dreist ist das denn?
Also kurz Tempo angezogen, Verfolgung aufgenommen, kurz vor seinem Heck ausgeklickt und wie im @roland65 Trainingsmodus Einbein-tretend mit dem linken auch aus dem Serviceluk gesteckt wieder zurück überholt. So! Das haste jetzt davon!
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…und dann beim Wiedereinklicken irgendwie blöde an der Kurbel geruckt und Kette von der vorderen Rolle geworfen. Hat mir einen kurzen Notstop nach einer Kurve eingebracht, wo mich die zufällig dort auf Lauer liegenden Profi-Fotografen dann nicht nur einmal, sondern ganze fünf mal ablichten konnten. Nach dem Anhalten, beim Aussteigen, beim Kette fummeln, bis zum wieder los fahren... So! Das haste jetzt davon!

Der Abend kommt, die Sonne geht, die erste Kontrolle. Ein Volksfest! (wie fast alle Kontrollen oder Verpflegungspunkte). Wieder feuchte Augen. Das alles - für uns? Dutzende Ordner, Absperrungen, Parkplätze, Wasserkräne, Zielbögen. Der Hammer. Bei allen Kontrollen oberste Prio: Spaß haben, glücklich sein, sich bei allen Helfern bedanken. Für Stempel, für Essen, fürs Einweisen, für alles. Die rocken das Ding. Es ist so unglaublich. Und dann immer gut Essen, Essen, Essen - und trinken - und dann langsam weiter. In die Nacht.

Rennradfahrer-Gruppen im Pulk überholen. Oft auf der linken Spur. Zum Glück kein oder wenig Verkehr und den sechsten Sinn schärfen für das "kommt da ein Auto oder Nicht" Gefühl, dem ich diesmal zu 100 % vertrauen durfte. Immer, wenn ich dachte "besser nicht", kam da ein Auto. Immer wenn ich dachte: "jetzt raus und vorbei", war tatsächlich frei. War aber meist noch ein Exit in der Gruppe gewesen, nur ich wolllte uns möglichst viel Abstand geben. Man weiß ja nie...
@Cars10 hatte dann etwas Kettensalat am Hang. Ich rollte zu ihm zurück. Kette hinten von der Rolle und Zugrumm-Rohr rausgerissen. Wieder eingefädelt. Sollte bei ihm nicht das letzte Mal gewesen sein.
Es kamen weitere Kontrollen, ein neuer Tag. Und Probleme.
Irgendwann wurde mir klar, dass das Rubbeln bei großen Gängen hinten nicht weniger wurde, sondern im Gegenteil. Das fühlte sich nicht gut an. Also in der Morgensonne rechts am Feld geparkt und noch mal Hiinterrad und Kassette raus. Die 6 bajonettartigen Haken hatten deutlich Spiel bekommen und das erklärte auch die Alu-Späne im Heck unter der Schwinge. Wie konnte das sein? Alles ab dem 3. Gang (auf dem Stahl-Cluster) war nicht gut für die Kassette und verstärkte das Problem. So würde ich die Distanz wohl kaum schaffen, Irgendwas musste ich machen. Ich hatte noch ein Stück dünner Kevlar-Schnur dabei und schnitt 6 kleine Stücke ab, um die in die enstandenen Spalte zu klemmen. Alles noch mal in Loctite getränkt und wieder mit Kabelbindern die Kassette vom Losdrehen gesichert und dann weiter.
Lief hervorragend! Rubbeln weg, Geräusche weg. Für etwa 30 Minuten - dann war es wieder da. Verdammt!
Mit ein paar Leuten gesprochen. An den Kontrollen gäbe es ja Fahrrad-Mechaniker. @Hannovelo angerufen. Eine SRAM Kassette sollte gängiger sein als eine e*thirteen. Also mal danach fragen. An der nächsten Kontrolle dann vorstellig geworden und nachgefragt (der Chef-Mechaniker sprach natürlich kein Englisch) - ja, SRAM 11-52 oder so Kassette hätten sie im Laden. Würde 15 min dauern. Ich wartete. Kassette kam dann irgendwann - passte aber nicht auf den Freilauf. Obwohl da XD drauf stand. Symmetrische Nuten. Freilauf hatte assymmetrische. Mechaniker sieht sich die e*thirteen an und fängt an, mit Hammer am Schraustock die Bajonett-Haken etwas enger zu dengeln. Wenn das mal gut geht... Sitzt am Ende wieder super stramm, mir in die Hand gedrückt, ich eingebaut und gefahren. Beim Stop hatte ich aber zumindest die Idee, was das Problem eigentlich ist: Der äußere Cluster saß bei mir nur in dem Bajonett des inneren, aber hatte keinerlei Kontakt zum Freilauf. Ich hatte eine schwache Erinnerung, dass da mal eine Hülse war - doch die fehlte mir. Hatte ich wohl bei der letzten Wartung vergessen. Mist.
Mit diesen Gedanken dauerte es leider keine 15 Minuten, bis die Kassette wieder klapperte und sich sogar ganz gelöst hatte (den Kabelbinder-Fix hat der Mechaniker nicht installiert). Also wieder an den Rand, mich ins Gras gesetzt und Hinterrad erneut raus (das vierte Mal schon).
Überlegt, probiert. Wie bekomme ich die Kassette fixiert? Die Lösung: Panzertape!
Die Reparatur war diesmal wohlwissend im Schatten. Ein Traktor kam vorbei, dutzende oder hunderte Teilnehmer ebenfalls. Ich hatte Zeit bzw. nahm mir Zeit und wickelte auf den Freilaufkern eine provisorische "Hülse" aus Panzertape. So viel, dass es stramm war, aber gerade nicht klemmte und noch drauf ging. Dann wieder alles zusammengesetzt, Kabelbinder-Fix installiert, Hinterrad rein.
Und was soll ich sagen? Es funktionierte! Kontrolle um Kontrolle - bis Brest und wieder zurück. Panzertape to the rescue! Es lebe Panzertape!

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Die Kontrollen waren manchmal kleiner und mehr wie ein dörfliches Schützenfest, manchmal ein halber Jahrmarkt. Die mit Abstand schaulustigste Kontrolle war ‎⁨Villaines-la-Juhel⁩. Man kommt da auf Hin- und Rückweg durch und denkt jedes Mal, man wäre quasi im Ziel. So viele Leute, Schöne Stadt. Links ein leichter Hang, der für die Zuschaue wie eine natürliche Tribüne ist - Lautsprecher mit Ansager. Jeder wird beklatscht, gefeiert. Irre. Das ist PBP.
Aber auch die kleineren sind nett. Manches Dorf hat zwar keine eigene Kontrolle, aber einen Verpflegungsstop bekommen - Anhalten ist keine Pflicht, aber es ist immer nett, man kümmert sich, bekommt leckeres Essen, kühlendes für den Durst.

Der vorletzte (Verpflegungs-)Stop vor Brest in gibt mir noch mal den Rest. Der längste Tag neigt sich dem Ende. Ich bin noch fit und will (muss) weiter nach Brest, um mein Zimmer im Ibis Budget noch zu begrüßen. Es ist eine laue Sommernacht, sehr ländlich, keine echte Kontrolle und im Vergleich eher klein und familiär. Ich fahre auf den Hof und da spielt eine kleine Drehorgel einen Song von Edith Piaf. La vie en rose. Ich wollte das festhalten, aber konnte nicht. Es gibt einen verrissenen 2 Sekunden-Schnipsel, weil meine Hand versagte. Dann fragt mich die Frau nehmen dem Drehorgespieler (auf Englisch), ob ich den Song kenne. Natürlich kenne ich den. Wer kennt den nicht? Ich muss mich zusammenreißen und wende mich ab.
Warum wird man auf so etwas nicht vorbereitet? Brevetkarten, Zeitlimits, Fahr- und Schlafstrategien, Packlisten, Übersetzung zum Teufel. Das ist ein einziges Fest hier. 1200 km lang. Non stop. Eine Feier für Randonneure, für Verrückte auf Rädern und alle kommen und machen mit.
Ich schaffe es noch zur Halle mit dem Buffet und esse was.
@Jupp hat sein M9 draußen geparkt und sich wohl ein Bett gesichert. Ich tanke noch auf und fahre weiter in die Nacht.
Wie soll das nur am Ziel werden? Frage ich mich.

(weiter im 2. Teil)
 
Zuletzt bearbeitet:
Zwischendurch noch eine kurze Szene aus dem Schlosspark von Ramboulliet.
Leicht OT, aber immerhin vor PBP passiert.

Ich war mit @jostein samt Gemahlin und meinem A9 unterwegs und hatte noch etwas Zeit zum Essen zu überbrücken.
Es gab eine schattige Bank am Rande einer Wiese, aber ich wollte mein A9 nicht über die ganze Wiese schubsen, aber auch nicht einfach an der Seite stehen lassen, weil die Leute dann meist komisches Zeugs machen.

Also habe ich es einfach auf die Seite ins Gras gelegt.
Pro-Tip: Macht das auch mal und beobachtet die Leute! Es ist vieeel besser als einfach nur stehen zu lassen.
Es dauerte keine fünf Minuten, bis die ersten kniend auf der Wiese vor dem Einstieg kauerten, um ins Innere zu blicken.
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Das pasierte mehrfach mit verschiedenen Gruppen.
Einfach herrlich!

Die letzten beiden richteten es einfach wieder auf. Einfach so. Um reinzuschauen.
Das war aber, kurz bevor wir eh weiter wollten.
Fand ich schon etwas keck. War mir dann aber egal.
 
Wow. Fantastisch diese ganzen tollen Berichte zu lesen. Ich möchte da auch dran teilnehmen !
Blöd nur, dass das nächste mal erst in 4 Jahren ist, allerdings auch wieder gut, da ich außer einem 400km Tag noch keine wirklichen Erfahrungen über Langstrecken habe.
Ich habe jetzt schon mehrmals gelesen, dass PBP trotz der vielen Steigungen ganz gut für Velomobile geeignet ist. Wie sieht es für Liegeräder aus? Hätten die aufgrund des Gewichts (am Berg) und besserer Kühlung nicht einen Vorteil gegenüber VM?
 
(2. Teil)

die letzte Kontrolle vor Brest (Carhaix) erreiche ich noch im Hellen. Sehr groß, unüberischtlich und etwas steriler als die anderen. Lange Schlange vor dem Buffet, das andere (schnellere) hat aber Sandwiches - also dort kurz gestärkt und dann weiter nach Brest.
Hier kommen schon etliche entgegen. Die Nacht bricht herein und der lange Anstieg steht bevor. Ich klettere in ständiger Begleitung von RRlern in die Nacht. Irgendwann aber kommt die Müdigkeit.
Zwei Nächte ohne Schlaf gehen nicht und mein Kopf fängt an, aus den tanzenden Rotlichtern vor mir, Dinge zu bauen, die nicht wirklich existieren. Nicht gut, wenn es später bergab geht und schneller wird.
An einer Abzweigung fahre ich rechts auf den Schotter, lösche das Licht (bis auf das Rotlicht hinten) und mache die Augen zu. Einmal fragt jemand ob alles OK sei. @HurriChristoph muss mich hier passiert haben. Irgendwann komme ich wieder zu mir und klettere weiter.
Noch ein kurzer Biostop vor dem Gipfel, dann beginnt die rauschende Abfahrt. Ich bin noch (wieder) fit, rausche in die Nacht und frage mich, was man gesehen hätte, wäre es jetzt hell. Vermutlich auch nur Wald.
Die Küste kommt näher. An einem Kreisverkehr biege ich falsch ab und werde sogleich von einer Gruppe Menschen unter einem großen Partyzelt links davon darauf aufmerksam gemacht. Ich steige aus und wende. Wenn ich eh schon schiebe, laufe ich eben zu denen und mache kurz Rast.
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Fotos habe ich leider keine, aber mitten in der Nacht (Mitternacht?) steht dort ein halbes Dutzend Einheimische, hat eine Batterie Cola, Kaffe, Getränke und einen 5 cm Stapel an frischen Crepe, die auf Wunsch mit leckeren Dingen (Nougat-Creme) garniert und ausgehändigt werden.
Köstlich! Und 2 Gläser Cola gab es. Und zwei meiner gedruckten Dankeschön-Karten aus der Heimat. Und sie standen um mein A9 herum und fragten, schauten und erzählten.
Die Leute sind so goldig. Und dabei fuhren kleine und große Gruppen Rennräder immer wieder vorbei und hielten nicht. So schade.
Ich hoffe, am Morgen haben noch mehr Crepes gefrühstückt.
Es kam der erste Hafen, dann wieder Anstiege. Und dann Brest. Erstaunlich hügelig, wie @Radsammler auch bemerkte. Die Halbzeit-Kontrolle war erreicht, aber nicht sehr einladend. Etwas steril und verstreut alles. Aber überall nette Menschen, die sich kümmern.
Und die Gemahlin von @Cars10 war bereits da und wartete auf ihn. Er kam kurz hinter mir rein.
Sie hatte auch ein Zimmer in Brest gebucht - meins lag aber noch 10 km außerhalb hinter der Bucht und ich brach bald wieder auf, um es noch etwas zu nutzen.

Gegen 2 oder 3 kam ich dort an. Immer die Dusche und das Bett vor Augen.
Ein VM stand schon draußen unter der Plane. Keine Ahnung, wer das war. Drei RRler waren noch vor mir und buchten noch ein Extra-Zimmer für die Räder.
VM versorgen, Akkus anschließen, durchgeschwitzte Sachen runter, Dusche, Bett.
Der erste richtige Schlaf seit Sonntag. Herrlich! Kassetten-Probleme gelöst, die hälfte geschafft. Jetzt fing der Spaß an. Um 9 ging der Wecker. Es war schon hell. Frühstück schenkte ich mir. Die nächste Kontrolle kam bestimmt. Nach 5 Minuten war ich wieder zurück auf dem Track wo ich ihn verlassen hatte - und gleich wieder die Perlenkette von Teilnehmern. Kaum ein Stück, wo man wirklich alleine war. Unglaublich.

Leider hatte ich Brest, die Brücke( n), die Stadt, die Buchte( n) nur im Dunklen gesehen. Es kamen noch einige nette, alte Hafenstädtchen vorbei, aber ich wollte weiter.

Irgendwann traf ich auf @Jupp - und auch wieder auf @HurriChristoph. Mit Jupp bin ich dann den Rest zusammen gefahren. Christoph haben wir aber auch ständig gesehen.
Und teilweise noch andere der VM-Gang.
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Der Tag war geprägt von schöner Landschaft, rasanten Abfahrten und fordernden Anstiegen, die sich nur zum Teil mit dem Schwung wegdrücken ließen. Dazu viel Sonne und Mittagshitze.
Dafür immer wieder Aussicht, Zuschauer, unzählige Kids mit ausgestrecktem Arm zum Abklatschen am Rand. Neben dem Essen sind die Leute der eigentliche Motivator, weiter zu fahren. Sagte ich das schon?
Wie ich selbst litt auch @Jupp sichtlich unter der Hitze. An einem Anstieg (ich war zufällig vorne) sah ich, wie ein Mann am Rand eine Wasserflasche hoch hielt und immer wieder auf die Flasche und seinen Kopf deutete. Der RRler vor mir nickte und hielt seinen Kopf hin und der Mann lief ein paar Schritte mit und leerte die Hälfte der Flasche über seinem Kopf aus.

Dann kam ich dran. Überlegte kurz und riß meine Mütze und Brille schnell vom Kopf.
Sowas erfrischendes habe ich lange nicht erlebt. Warum bin ich nicht früher drauf gekommen?
Man sieht das ja immer bei anderen - hatte ich selbst noch nie probiert.
Später frage ich @Jupp, ob er auch hätte? Nein! seine leicht entrüstete Antwort. Da bei hätte ja Wasser in sein M9 laufen können, wenn der nicht richtig gezielt hätte.
Ich muss ja manchmal schmunzeln...

Einige Stops waren ganz nett.
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Man konnte draußen im Schatten sitzen und was essen. Wobei Jupp irgendwie leichte Probleme mit dem Magen hatte.
Ich habe alles mitgenommen, worauf ich Hunger hatte. Und Hunger hatte ich immer.
Wir blieben zusammen und beschlossen, den von Christoph erwähnten Schlafstop auf dem Campingplatz der Französischen Liegeradgruppe aufzusuchen, statt den Schnachsaal der Kontrolle wenige Kilometer davor.

Auf dem Camp kamen wir auch wieder irgendwann nach Mitternacht an.
Leider sprachen die meisten kein Englisch und so konnte vorwiegend @Jupp Konversation machen. Wir bekamen ein Wurfzelt für uns beide (ich zog aber mein Minimal-Tarp vor, damit wir uns nicht beide noch gegenseitig störten), kriegten die Duschen gezeigt, etwas zu Essen improvisiert, Weckzeit wurde auf 6 oder 7 morgens festgelegt und dann versuchte ich zu schlafen. Der Boden war schien zwar Wiese zu sein, aber die kahlen Stellen, die teilweise dazwischen waren, stellten sich am Morgen als nackter Fels heraus. Damit war klar, warum es so unglaublich hart war...
Kurzes Frühstück, dann ging es in den noch kühlen, feuchten Morgen, der aber schnell wieder von brennender Sonne abgelöst wurde.
Wir ließen es langsam angehen, Zeit hatten wir reichlich und wir hangelten uns von Kontrolle zu Kontrolle. Irgendwann meldete sich @jostein, der ja schon im Ziel war und fragte, wie es läuft.
Er würde auf uns warten und Jupp und ich beschlossen, das an dem Tag (bzw. in die folgende Nacht zuende zu fahren).
Nach dem letzten Stop (Dreux) soll es flach sein. Er und seine Frau würden warten.
Ich korrespondiere auch noch mir der Frau von @Cars10. Sie will uns die Rückfahrt die Stunde ins Hotel ersparen und fragt, ob sie mit meinem Smart (und Anhänger) nach Rambouillet fahren solle.
Ich weiß nicht so recht (sie hat weder jemals Smart, noch Anhänger gefahren und auch kein Navi) und meine, das sei nicht nötig. Ich würde nach dem Ziel noch durch fahren und könne dann ja mit ihr zusammen Carsten mit dem Auto abholen.
Nach den letzten Anstiegen rolle ich mit Jupp an vielen RRlern über die tatsächlich recht flachen Abschnitte der letzten Dutzend Kilometern.
In uns beiden erwacht Kampfgeist. Immer noch mal den ein oder anderen RRler zu überholen.
Es ist irgendwa gegen 2 Uhr, dann kommt die lange Mauer des Parks, dann die letze leichte Abfahrt, die beim Start der erste Anstieg war. Dann das Kopfsteinpflaster vor dem Tor, dann der Zeiterfassungs- und dann der Zielbogen.

Ich dachte, das Ziel wäre spektakulär, überwältigend, aber es war einfach nur Bremsen und ankommen. Einfach so.
Ich steige aus, fühle mich wie nach einer kleinen Ausfahrt um den Block.
Der letzte Stempel, eine schere Medaillie für um den Hals, ein Essens-Bon.
Wir trinken und essen zusammen eine Kleinigkeit und als ich mich langsam auf den Weg zum Hotel machen will, merke ich, wie müde ich eigentlich bin.
Jetzt noch Autofahren? Vermutlich keine gute Idee. Ich rufe Carstens Frau an und sage ihr, dass mein Plan mit sie abholen und mit Auto zurück fahren wohl nicht so gut war.
Ich esse noch zu Ende, gehe kurz duschen und lege mich irgendwo im großen Zelt am Ziel in meinen Schlafsack.
Und da steht plötzlich Carstens Frau. Irgendwie hat sie doch mit dem Wagen auf dem Parkplatz probiert und sich entschieden, zu kommen. Naja. Hat ja geklappt.
Ich döse ein. Werde kurz später noch mal von einer Push-Nachricht der Tracking-App aufgeweckt, die Carstens Zieleinkunft meldet.
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Stehe kurz auf, mache ein paar Fotos und lege mich wieder hin.

Der Schlaf ist nicht tief und am Morgen wird es deutlich belebter am Ziel.
Bis Mittag treffen noch die letzten im Zeitlimit ein, die Schlangen vor dem Essens-Zelt werden länger.
Wir hängen noch etwas bei Christoph ab und fahren dann zurück zum Hotel.

PBP ist geschafft.
Was bleibt sind Eindrücke, Bilder und Erinnerungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch so ein @Jupp-Ding am Rande:
Er fragte irgendwie immer nach alkoholfreiem Bier. Mir ist meist nach Cola oder Eistee. Bier gibt es ja auch nicht überall.
Da erzählt er mir in seiner trockenen Art, dass er an einer Kontrolle (eine, die wir auf dem Rückweg noch mal passieren werden, mir ist aber der Name entfallen) auf dem Hinweg kein alkoholfreies Bier bekommen hätte, weil sie keins hatten.
Und dann habe er mit einem weltmännischen Französisch dem Maitre der Gastronomie erklärt, wie gut alkoholfreies Bier für den radfahrenden Körper sei und wie wichtig, dass dies bei einer Kontrolle verfügbar ist.
Worauf ihm sein Gegenüber versichert habe, sofort jemanden loszuschicken und dafür zu sorgen, dass es beschafft würde.
Auf dem Rückweg hatte ich mich schon an diese Art von ähnlichen Gesprächen gewöhnt, wann immer kein alkoholfreies Bier verfügbar war, aber an besagter Kontrolle war es dann tatsächlich zu bekommen. Unglaublich!

Dann hatten wir am frühen Abend in der Nähe Villeneuve-en-Perseigne⁩ verabredet, noch mal eine kurze Rast zu machen.
Ich war etwas vorgeprescht und hatte einen schönen Grünstreifen an einer leichten Steigung entdeckt und dort gehalten und auf @Jupp gewartet.
Während wieder alle paar Augenblicke ein Rennradler vorbei fuhren, schlüpfte ich kurz in die Rolle des Zuschauers und beklatschte die Teilnehmer.
Einer hielt sogar an und fragte, warum ich aufgegeben hätte. Das war so skurril. Er dachte wohl, ich hätte kapituliert und würde nicht mehr weiter fahren. Oder ich wäre ausgetickt und würde jetzt nur noch klatschen.
Ich habe ihm versucht zu sagen, dass ich einfach nur Rast mache und auf jemanden warte - da fuhr er weiter.
Als Jupp dann kam und hielt, meldete sich plötzlich eine Stimme von 50 m weiter.
Eine Anwohnerin mit einem netten Haus mit Wiese hinter der Mauer meinte, es sei zu gefährlich auf dem Grünstreifen wo wir rasteten und ludt uns zu sich auf die Wiese vor dem Haus ein.
Bald kam auch ihr Mann und die beiden korrespondierten (wieder nur auf Französisch - ich verstand kein Wort) mit Jupp. Und dann kamen sie sogar noch raus und brachten uns ein paar Köstlichkeiten:
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Sagte ich schon, dass die Leute goldig sind?
Wobei ich glaube, dass es ihnen dann auch genug war, als noch zwei VM vorbei kamen und hielten.
Ich denke, sie waren auch froh, als der Trubel dann wieder vorbei war...
 
Danke lieber @ChristianW für diesen wunderbaren Bericht.
Dem möchte ich mich anschließen. Der erste Bericht direkt nach PBP war schon gut, aber dieser lässt uns noch mehr miterleben :cool:

mit einem netten Haus mit Wiese hinter der Mauer
Ich glaube, ich habe Euch gesehen, wie Ihr nach der Verpflegung an dieser Stelle noch ein wenig Pause gemacht habt. Zwei Velomobilpiloten im Vorgarten eines ansprechenden Anwesens, die neben ihren Rädern ausgestreckt Kraft schöpfen :) Am liebsten hätte ich mich dazugesellt, aber Dome und ich waren gerade gut in Schwung...
 
Der selbst mit 50 noch am unteren Ende des Altersspektrums ist.

Die Randonneur Szene gibt sich auch reichlich Mühe Neulinge zu verschrecken: Immer mehr Höhenmeter, immer steilere Anstiege, bei denen man mit der bergtauglichsten Rennradübersetzung (nicht Gravel) nicht hochkommt.

Eine Freundin fährt Rennrad, Kommentar von Ihr: „Brevets, das ist doch das, wo man viele Höhenmeter einbaut.“

War dieses Jahr PBP ja auch.

Gestern freudig vom Veranstalter eines 200er gehört: „Hat 200 Höhenmeter mehr, aber dafür 2 schöne Abfahrten mehr.“
 
„Brevets, das ist doch das, wo man viele Höhenmeter einbaut.“
Das gilt für viele Radmarathons aber auch. Ganz besonders tut sich der Rhön-Radmarathon hervor. Die zimmern Streckenvarianten zusammen, die dem Ötztaler Radmarathon wahrscheinlich ebenbürtig sind. Nur eben mehr kurze als wenige lange Steigungen, und weniger Höhenluft.
 
Nur eben mehr kurze als wenige lange Steigungen, und weniger Höhenluft.
Ich wittere ein Komplott gegen uns Velomobilisten.
Die wollen sich für unseren Topspeed rächen und uns am Berg so richtig schwitzen sehen... :sneaky:
Geht zu @Guzzi.
Der ist einer von uns und macht faire (nicht leichte!) aber VM-kompatible Brevets. ;)
Und er hat einen Plan.
Von allem.
Immer.
 
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