Warum spamst Du dann im Hpv Bereich, wenn Du scheinbar genau zu wissen scheinst das ein Kleinauto in das e-Power Form gehört.
Weil er/sie vielleicht, genau wie ich, der Meinung ist, dass wir Radfahrer (und ja, ich zähle da ALLE dazu) uns, wie leider auch in anderen Szenen, viel zu sehr gegeneinander abschotten. Ich höre auch oft "Schummelfahrrad" und "Das ist doch kein richtiges Rad fahren", wenn ich meine Touren mit meinem Aufrechtpedelec mache. Darauf gebe ich aber nichts weiter als ein fliegendes F mit drei anderen Buchstaben hinten dran - denn ich hätte nachwievor ein Kellerstehrad und kein Fahrrad, wenn es nicht die heutigen Pedelecs gäbe. Das Symptom gibt es aber nicht nur unter Radfahrern.
Wenn man die Leute aus dem Auto aufs Rad bringen möchte, dann braucht man neben besserer Radinfrastruktur und Rückkehr zu bezahlbaren Mieten in den Städten eben auch Fahrräder, die so komfortabel sind und so viel Spaß machen, dass die Leute freiwillig das Auto stehen lassen und freiwillig nicht den ÖPNV nehmen, selbst wenn die Verbindungen da sind. Außerdem muss das ganze ein positives Lebensgefühl ausstrahlen. Und der Service muss gewährleistet sein!
Der Pedelec-Boom zeigt, dass die Leute Rad fahren möchten, es darf aber nicht anstrengend und beschwerlich sein. Ich sehe jetzt, wo der Winter sich mit großen Schritten nähert, immer weniger, und auch meine Touren schrumpfen von 80 auf 20-30km. Das Wetter spielt also auch mit rein. Wird die Radtour aber länger, braucht man mehr Gepäck - Wechselsachen, Proviant, ggf. auch Ausstattung für mehrere Tage. Und hier im Norden muss man außer im Hochsommer eigentlich immer einen halben Kleiderschrank mitnehmen. Der eine oder andere träumt vielleicht von mehrtägigen Radwanderungen, aber ist kein Naturbursche und schlägt ein Zelt in der Botanik auf und wäscht seine Sachen mit Kieselsteinen im Bachlauf. Man hat dann auch mehr Gepäck, das mit will.
Bei den aktuell kaufbaren VM bleibt da nur das QV übrig, aber wenn ich mir dann die Website von velomobiel.nl anschaue, wird dort kein E-Antrieb als Ausstattungsoption angeboten! Sicherlich geht das irgendwie auf Anfrage, für die meisten, die ein Rundum-Sorglos-Paket wollen, ist das dann aber wieder "Bastelei". Von der irren Wartezeit von 1 1/2 Jahren wollen wir gar nicht erst wieder anfangen. Auf der Homepage von Sinner wird das Mango immer noch mit Sunstar angeboten - Sunstar ist seit 2017 aus dem Geschäft mit den Pedelec-Antrieben ausgeschieden, aber bisher hat es noch niemand geschafft, mal aktuelle Ausstattungs- und Preislisten dort rein zu stellen. Das macht auf den geneigten Kunden immer den Eindruck einer "komischen Bastelbude". Auch die anderen Homepages sind nicht gerade der Hit, was Aktualität und Vollständigkeit angeht. Bei Leiba braucht man z.B. nur noch die animierten "Under Construction" GIFs dazu zu denken und die Illusion, wir hätten 2001 statt 2019 wäre perfekt.
Und dann kommt dazu, dass es kaum ein Händler- und Servicenetz gibt. Schon hier in Bremerhaven, und das ist eine Großstadt (gerade so), kann ich bei keinem Fahrradladen ein VM kaufen, Trikes gehen auf Anfrage als Sonderbestellung, und wenn es dann um Service geht, geht die Rumsucherei wieder los.
Wenn die HPV-Szene einen nennenswerten Anteil an der Mobilitätswende haben soll, was ich begrüßen würde, müssen wir die Akzeptanz erhöhen und sichtbarer werden.
Es müsste einer der Hersteller genug Eier haben, eine Massenfertigung anzuleiern, über große Händlerverbände wie die ZEG vertreiben und vor allem:
MARKETING betreiben. Marketing an den Stellen, wo die jungen Leute sitzen, denn die sind noch viel leichter begeisterbar. Die richtigen Leute dafür sind die sog. "Influencer" auf YouTube und Instagram. Ich war zwar auch der Meinung, dass das, was gut ist, sich auch ohne Marketing verkauft, aber wurde leider oft eines schlechteren belehrt.
Mit Influencern wie Gronkh, Julienco und Co., die plötzlich statt Auto VM oder Trike fahren, steigt die Nachfrage, weil plötzlich die ganzen Jugendlichen sowas haben wollen, und mit Hilfe von "Made in China" und Massenfertigung kann man die Nachfrage befriedigen. Nachhelfen kann man dann mit "Bibi"- oder "Montana Black"-Spezialmodellen - ganz gleich was so mancher hier von diesen Influencern hält - ich halte von denen auch nicht viel, aber sie sind beliebt und begeistern Jugendliche nun mal für Dinge. Das kann man auch sinnvoll nutzen.
Dann muss man auch die bisherige "Karriereleiter" etwas ändern. Heute ist es meist so: Laufrad/Dreirad -> (Kettcar) -> Aufrecht-Fahrrad. Man muss ins Gedächtnis rufen, dass "Kettcars" kein reines Spielzeug sind, sondern auch nur eine Fahrradgattung, die ihre Vorteile haben kann, und Trikes für größere aus der Behinderten-Ecke rausholen. Hase macht mit dem Trets einen guten Anfang, denn die 2020er-Variante wird nicht mehr als reines Therapierad beworben, mit der Bildkomposition der Werbebilder, die stark nach "Rennsport" aussieht, stellen die das auch als "Cooles Gefährt nach dem Kettcar" für Kinder und Jugendliche hin. Aber gibt es noch andere Hersteller, die Trikes für jüngere Leute herstellen, die keine reinen Behindertenräder sind? Gerade im Alter zwischen 12 und 16 (Pubertät) ist die Außenwirkung doch sehr wichtig, und da darf das halt kein "Behindertenfahrzeug" sein, sondern es muss eine "Kasuki" - "Kaninchen-Super-Kiste" - sein (in Anlehnung an ein Hörspiel von Reinhard Lakomy).
Wenn die Sonderräder dann in Regionen hochwertiger Fahrräder kommen, sowohl vom Preis als auch von den Wartezeiten her, und man die in (fast) jedem Fahrradladen mit Service kaufen kann - ja, vielleicht sogar Billigmodelle bei Decathlon - sehe ich den nächsten Boom kommen. Und es dürfte auch im Sinne der Eltern sein, wenn die Kinder mit dem supercoolen "Fahrradauto" jede Minute draußen rumcrossen, und sich dadurch an der frischen Luft bewegen, möchten. Selbst wenn dann mit zunehmendem Alter eine Motorunterstützung kommt. Speaking of which: Begrenzt auf 15 km/h könnte man Pedelec-Antriebe sogar schon in Kinder-Trikes/VMs einbauen. Dann fühlen sich die kleinen richtig "groß". Und über diese Schiene steigt dann auch so mancher Erwachsene mehr auf ein Fahrrad, oder Trike, VM, Liegerad... um, insbesondere, weil es immer mehr Helikoptereltern und Sagrotan-Haushalte gibt, und die Eltern dann dabei sein möchten, wenn der Nachwuchs-Vettel auf die Straße geht.
tl;dr: Wir brauchen eine Massenfertigung von Trikes und VM, gutes Marketing durch die Leute, auf die die Jugend hört, ein gutes, stets aktualisiertes Netz an Informationen, ein gutes Händler- und Servicenetz. Wir brauchen das QV und Quest genau so wie das "China-Trike" für 999,- aus dem Decathlon. Und natürlich vernünftige Radinfrastruktur, Gesetze, die Rad- und Fußverkehr stärken und bezahlbare Mieten in den Städten. Und vor allem weniger Abschottung und Abgrenzung der einzelnen "Fraktionen" in der HPV-Szene - mehr gegenseitige Akzeptanz.
Podbike und Co. sind hier ein guter Anfang - selbst, wenn man für 5000 Euro nur die absolute Basisvariante bekommt, liegt das im Bereich heutiger hochwertiger Aufrechtpedelecs (Flyer, Riese&Müller). Wenn die es schaffen, ein Service- und Händlernetz zu etablieren, dann haben die in meinen Augen mehr geschafft als alle anderen Hersteller von coolen Sonderfahrrädern zusammen. Egal ob die jetzt "richtige" Velomobile oder "Kleinautos mit drehbarem Gaspedal" bauen.