Aber ... nein ... einen landesweiten Lockdown wird es nicht mehr geben.
Ich hoffe das auch, und damit die Chance möglichst groß ist, akzeptiere ich jetzt auch, dass man ungeimpften bestimmtes verbietet oder maximal umständlich macht. Die vorherigen Lockdowns waren auch eine immense finanzielle Last und die 3,8% Inflationsrate kommen ganz sicher auch davon, dass man für die Hilfszahlungen Geld gedruckt hat.
Ich bezweifle, dass man nochmal ein so großes Hilfspaket schnüren kann. Kommt nochmal ein Lockdown, dann sehe ich tatsächlich sehr realistisch den Radikalumbau der Gesellschaft ins neue Biedermeier, wie ich es schon letzten Winter skizziert habe. Denn dann wird das, was dann geschlossen wird, endgültig verschwinden.
Ich sehe allerdings keine Pleitewelle und 10 Mio. Arbeitslose mehr, sondern eine Umstellung der Geschäftsmodelle wo möglich. Ich kenne schon einige Schausteller und Gastronomen, die sich ein zweites Standbein geschaffen haben - kleiner Laden oder Imbissstand in der Fußgängerzone oder alternative Speisekarte für Außer-Haus, die dann auch Gewinn abwirft. Diese zweiten Standbeine sind allesamt so geplant, dass sie auch wenn nötig Kerngeschäft werden können.
Und wenn dann wieder gelockert wird, werden diese Leute dann dreimal überlegen, ob sie das finanzielle Risiko erneut eingehen oder ihr Lockdown-Geschäft so weiter führen. Der Street-Food-Stand stellt dann höchstens ein paar Tische vor seinem Tresen auf. Auch jetzt schon nimmt in diesen Branchen der Arbeitskräftemangel zu, weil vielen die Aussichten zu unsicher sind, was das Problem noch verstärkt.
Es fängt auch schon an: in Bremen ist gerade Jahrmarkt, der war zunächst „3G“, weil aber die Besucher ausblieben, verlangt man jetzt keinen Test mehr. Trotzdem, und zwar laut Aussage der potenziellen Besucher, wegen Kontaktdaten-Aufnahme und Maskenpflicht, kommt weiterhin „keine Sau“. Es hat sich einfach überlebt und solche Veranstaltungen sind unter den aktuellen Bedingungen nicht in einer Form möglich, in der sie auch Sinn haben und Spaß machen. Für das Ersatzprogramm der Sail, die maritimen Tage, die mit ähnlichem Konzept durchgeführt werden, sehe ich ähnliches kommen. Leere Areale mit 2-3 Gästen an Buden und Bühnen.