BRM 600 Audax Breisgau: Voralpen Brevet
Statt wie angekündigt in den schönen hauptsächlich französischen Jura führt der 600er von Audax Breisgau zweimal quer durch Süddeutschland: Von Freiburg i.Br. zum Schloss Neuschwanstein und zurück.
Anfahrt
Wassersack füllen.
Morgenstimmung im Rheintal
Brevet
Start: Nur wenige Minuten nach meinem Startfensterbeginn um sieben rolle ich auf den Parkplatz vom Bahnhof Wiehre. Die vier anderen im Startslot müssen schon losgefahren sein. Mit der erst kürzlich (Covid-19...) entwickelten App starte ich mich selbst ins Brevet.
Wenige hundert Meter sind gefahren, als die Karte auf dem GPSr verschwindet. Oh neeeein! Natürlich habe ich nicht daran gedacht vor dem Brevet die Kartenabdeckung zu prüfen und jetzt habe ich zur Navigation nur eine schwarze Linie auf weissem Grund. Promt verpasse ich gleich den nächsten Abzweiger auf die umwucherte Veloroute. Im Nachhinein wird sich das Problem als weniger gravierend herausstellen als befürchtet: Nur ca. 100km der Brevetstrecke sind ausserhalb der auf dem GPSr verfügbaren Kartenkacheln.
Auf der zu Beginn ganz leicht ansteigenden Fahrt auf den Schwarzwald hole ich die ersten zwei Randonneure ein. Wir wechseln ein paar Worte und sobald die Steigungsprozente ansteigen falle ich auch schon wieder zurück.
Hinauf auf den Schwarzwald.
Das steilste Stück schiebe ich, schliesslich ist das Brevet noch lang.
F und A? treffe ich etliche Male. F wird mir noch einen "Glücksbringer" schenken, dazu unten mehr. Beachtlich finde ich die langen Hosen bei zu erwartender Mindesttemperatur 13°.
Kurz nach der zweiten Wasserauffüllstation (Hahn neben(!) dem Brunnen in Hintschingen) treffe ich bei der ersten Kontrolle die zwei weiteren Randonneure aus meinem Startslot.
Die Mittagspause beim Kiosk neben Kontrolle 2 in Höchsten verbringen wir in unterschiedlicher Zusammensetzung insgesamt etwa zu fünft. Eine Bratwurst, die wie ich eben lerne hier einfach "Rote" genannt wird, eine Portion Pommes und zwei Spezi im Magen stürze ich mich in die wieder einmal um rollen zu lassen viel zu steile Abfahrt.
Kontrolle 3: Ravensburger Spieleland, geschlossen.
Während ich bei Strass Wasser auffülle flitzt ein Randonneur an mir vorbei.
Nur wenig später steht ebendieser M. am Wegrand. Sein Problem: Der Rückfahrt-Track fehlt auf seinem GPSr. 30 Minuten Standzeit später wissen wir: Mein Smartphone
könnte zwar mit etwas Nerdwissen (z.B. dass der Ordner /Garmin/GPX heissen muss
) den Track ohne Probleme aus dem Netz laden und auf seine SD-Karte spielen. ABER den Kartenslot vom Handy zu öffnen ist kompliziert: Holzspahn bricht, ausgefranstes Schaltzugende ist zu laberig, Blisterverpackung ebenso, Apotheke des auf dem Feld nebenan arbeitenden Traktor hat keine Sicherheitsnadel, aber F (Foto weiter oben) hat eine solche dabei! Den Track mittels ANT+ von meinem zu seinem Gerät zu schicken wäre auch gegangen - hätte aber seeeehr lange gedauert und die Idee fiel mir erst ein, als ich die Nadel in der Hand hielt. Ob M. es mit "meinem Track" ins Ziel geschafft hat, weiss ich nicht.
Die Brücke bei Au über die Untere Argen fehlt. 2.5km Umweg. Flach und mir darum ziemlich egal.
Nachmittagsstimmung
Zum wahrscheinlich 12. Mal fahre ich mit einem Velo über diese Iller-Brücke. Wie fast jedes Mal wird gerade gebaut.
Ein paar der kommenden Rampen sind ziemlich knackig und abermals schiebe ich ein Stück.
Die Berge kommen in Sicht und geben dem Brevetnamen alle Ehre.
Ein kurzes Stück führt die Brevetstrecke nach Österreich. Ja, die 24h-Tankstelle an der Fernpassstrasse wäre schon gut gelegen gewesen. Ob ich dort überhaupt hätte "tanken" dürfen mit den eigenartigen Einreisebestimmungen (Durchreise auf direktem Weg erlaubt)?
Pause am (kleinen) Alpsee: Kurzes Videotelefon, ein paar Minuten Abendstimmung geniessen, Kontrollfoto. Schön!
Schade habe ich nur die Handykamera dabei. Das im ganz leichten Nieselregen knallrot leuchtende Schloss Neuschwanstein sieht phantastisch aus. Das letzte Mal (
Link) gab es hier viel mehr Trubel.
Regen! Durchfahren und die nasse Fahrbahn möglichst bei Tageslicht befahren oder warten und garantiert trocken bleiben? Ich mag keine nasse Fahrbahn im dunkeln... Kurz vor dem Brevet habe ich vorne links den Pneu ersetzt - in Rechtskurven ist die Nasshaftung deutlich schlechter als in Linkskurven.
Auf einer Bank an der stillgelegten und für unmotorisierte asphaltierte Bahntrasse zwischen Lechbruck und Marktoberdorf lege ich die Schlafpause ein. Während den gut drei Stunden fahren ein paar Randonneure an mir vorbei, wobei einer später bemerken wird:
Wir sind im Wald an dir vorbeigerauscht, zuerst dachte ich ich halluziniere, weil ich eine riesige Banane im Unterholz gesehen hatte, bis ich erkannt habe, dass es dein Velomobil ist und du nebendran im Schlafsack
C
Durch die Region bin ich ja schon ein paar Mal gefahren, allerdings etwa im 90°-Winkel zur heutigen Fahrtrichtung. Der Unterschied ist enorm! Während dieser Tour habe ich wahrscheinlich häufiger den Umwerfer betätigt als auf den ganzen 70'000km vorher mit dem Wäschpi. Und auf gefühlt jedem Hügel reflektiert eine Warntafel "Abfahrt" das Scheinwerferlicht. All die mühsam investierte Energie wegbremsen.
Solange ich der schwarzen Linie auf dem GPSr folge, werde ich auch irgendwann ankommen...
Morgenstimmung und ein bisschen flachere Strecke.
Gestern 300km Rückenwind und in der Nacht hat der Wind gedreht: Unglaubliches Glück für die Randonneure. Bergauf wünsche ich mir (und nur mir!) etwas mehr Gegenwind zwecks Kühlung.
Zum ersten Mal seit gut 100km sehe ich andere Randonneure. Aus einem gemeinsamen Frühstück wird aber nichts.
Zmorge-Pause an einer Tankstelle bei Herbertingen. Die Bäckerei hätte erst in 10 Minuten geöffnet.
Im Spiegel erkenne ich, wo ich gestern zu wenig Sonnencrème hingeschmiert oder zuviel weggewischt/-schwitzt habe.
Flach im Ablachtal bei Gögglingen!
Die Donauveloroute ist schon ziemlich frequentiert.
Mittlerweile ist es wieder richtig heiss. Bergauf versuche ich das Shirt irgendwie an Spiegel/Handyhalterung/Helmriemen/... zu befestigen, dass es wenigstens etwas Schatten gibt und nicht direkt auf der Haut aufliegt.
Der vorher bei Bad Dürrheim herausgeschriebene Brunnen entpuppt sich als "kein Trinkwasser". 10km später werde ich fündig.
M und P überholen mich. Die paar gewechselten Worte freuen mich sehr, ganz im Gegensatz zum Anblick von Ps zerrissener Hose und Schramme im Gesicht - diesmal war es aber kein Dachs sondern ein Fahrfehler!
Fast zuoberst auf dem Schwarzwald. Verkehr und Hitze haben den Fahrspass getrübt. Und die Aussicht auf die viel zu steile Abfahrt.
Bald sitzen/stehen wir zu fünft beim Bahnhof Wiehre in Freiburg. Geschafft!
Rückfahrt
Kaum zu glauben: Der Wind hat abermals gedreht und bläst mich das Rheintal hinauf bis Basel.
Frenke
Abfahrt noch bei Tageslicht. Wie gewünscht.
Ca. 42h nach dem Aufbruch bin ich nach etwa 1.5-facher Brevetdistanz wieder daheim.