Das ist mal ne mutige Aussage!!! Ziemlich pauschal noch dazu!
Ich kenne nicht "die meisten Wissenschaftler" aber mein Gefühl sagt mir, dass ich viel vorsichtiger wäre mit solchen Aussagen!
Die traurige Realität unserer Tage sagt leider, dass sogut wie ALLES käuflich ist!
Ob es noch die wirklich "freie" Wissenschaft gibt!? Ich meine, die die wirklich relevant ist und unser aller Leben betrifft!
Ich tendiere dazu diese Frage mit NEIN zu beantworten.
Wo soll denn noch relevante, freie Wissenschaft denn stattfinden? Und was genau soll "frei" bedeuten? Etwa "nicht Profitorientiert"?
Ich bin auf den Test gespannt! Die Ergonomie würde ich nicht ausser Acht lassen. Fühlt sich der Mensch wohl, leistet er auch mehr und es fällt ihm alles leichter.
OT-Anfang - Vorweg : Andreas, ich hoffe, Du sperrst nicht meinen Account, ansonsten gerne in die Plauderecke verschieben ?!
Andrerseits finde ich es auch ein bischen zum Thema passend, da ja doch einige hier es sich auf die Fahne geschrieben haben, wertneutral an interessanten Fragen zum Thema Velomobil-Effizienz zu arbeiten... Deswegen halte ich es für angebracht auch hier in diesem Kanal ein bischen aus dem Nähkästchen zu schreiben... ansonsten wie gesagt das Ganze einfach in die "Plauderecke" verschieben...
Also ich habe jahrzehntelang im wissenschaftlichen Bereich gearbeitet ( als Wissenschaftler
) :
Elementarteilchenphysik
Medizinische Physik
( Ich bin bestimmt kein Techniker - habe zwei linke Hände, habe kein/kaum räumliches Vorstellungsvermögen usw... )
Im Bereich Elementarteilchenphysik (DESY in Hamburg, - mehrere 1000 Mitarbeiter und z.T. auch am CERN in Genf gearbeitet, Hamburg + Vater Staat zahlte mich und Stromrechnung) kann ich sagen : Da ist es reine Begeisterung für die Forschung.. Wenn da nix ( also z.B. kein Teilchen gefunden ) rauskommt ist das auch ein Ergebnis.. Es wird alles tausendfach quergecheckt... Da ist nullkommanull an Beeinflussung und Hinbiegen der Messergebnisse. Da wird dauernd gescheitert! Mehrere Jahre Arbeit! Das gehört zum Grundprinzip von Forschung! Natürlich gibt es hin und wieder bei internen Gruppen unterschiedliche Ergebnisse : Z.B. hatte ein Russe, der an demselben Thema gearbeitet hat wohl tatsächlich mal ein ein bischen an der Statistik gedreht wie ich rausfand... Oder jemand macht unabsichtlich einen Fehler, passiert dauernd.. Aber genau das ist es : Es wird alles gnadenlos aufm Kopp gestellt...
Eine etwas andere Situation habe ich in der medizinischen Forschung wahrgenommen - da allerdings auch nur an einem kleinem Ausschnitt :
Dort gibt es viel Drittmittelforschung... Und dann gibts verschiedene Arten von Profitieren : Viele wollen z.B. Karriere machen und z.B. Prof werden, da wird schon mal was Schönes zusammengeschrieben... obwohl derjenige noch nicht mal die Einfachsten Grundlagen dazu kennt und das Ganze Verfahren am Ende für die Tonne ist.. Der andere Punkt ist der, dass, wenn tatsächlich etwas benutzt / verkauft werden soll ( z.B. MRT-Geräte oder andere medizinische Innovationen ), dann zählt auch nur der Erfolg, soll heissen: Der Mensch hat zwar seine Habilitation bekommen, aber das Verfahren setzt sich nicht durch... Da gibt es quasi eine Auslese durch Erfolg.. Ansonsten war es bei den wissenschaftlichen Mitarbeitern dort genauso wie beim Desy ( Die Ärzte, die dort promovieren und habilitieren können nämlich nicht selber programmieren oder ein Gerät technisch zusammenbasteln oder auswerten, dafür gibt es dann die vom Staat bezahlten wissenschaftl. Mitarbeiter - die das nebenbei bemerkt auch alle nicht gelernt haben, sondern da wird vorausgesetzt, dass sie dies Wissen wohl irgendwie eingeatmet haben... Da werde ich z.T. immer noch wütend...
Weiteres Beispiel aus der Medizin: Mein Sohn hatte vor nicht allzu langer Zeit promoviert ( eine statististische Analyse in der Medizin). Sein Ergebnis war : Sehr differenziert und dass man (alte) Aussagen von Studien viel kritischer bewerten muss... Die ihm zugeteilten Mathematiker waren leider allesamt Pfeifen, was ihm vermutlich hunderte Stunden Mehrarbeit bescherte, weil die ihre Arbeit nicht ordentlich machten... Aber auch da insgesamt galt am Ende : Es kam was Vernünftiges raus, auch, wenn es NICHT die publikumswirksame Aussage war, die in einem Satzz zusammengefasst werden kann, d.h. etwas, was 100fach quergecheckt wurde - ok vor allem von ihm...
Dennoch denke ich auch : Drittmittelforschung ist ein echtes Problem!!! Ein Freund von mir wollte z.B. Prof an einer Uni werden. Beim Einstellungsgespräch wird dann schon gefragt, ob man denn bereit ist mit den und den Firmen und ihren Ansätzen zu arbeiten..d.h. die Forschung ist gerichtet... klar.. die Firmen bezahlen ja dafür... Wenn er dazu nicht bereit ist, dann bekommt er die Stelle nicht, obwohl er vielleicht viel günstigere und bessere Ideen zu dem Forschungsgebiet hat.
Grundpfeiler in der Forschung ist die Freiheit zu Scheitern bzw. das Risiko einzugehen zu Scheitern.. ( was in unserer "optimierten" Gesellschaft offensichtlich ein Problem ist - bloss keinen Fehler machen!! )
Natürlich ist das Kreuzottermodell falsch - genauso wie das Bohrsche Atommodell!! Es ist nur eine Krücke, die helfen kann mehr Erkenntnisse zu gewinnen.. für ein verbessertes Modell..
Deswegen finde ich es auch toll, dass wir hier nun einfach mal genau hingucken, was denn nun Sache ist... ohne Vorbehalte.
Also :
Grundlagenforschung ist absolut so wie man sie sich vorstellt und wie sie sein soll.
Bei Drittmittelforschung muss man je nach Gebiet differenzieren.
Ich sehe da ein ganz anderes Problem : Das Transportieren von Sachzusammenhängen an die breite Bevölkerung oder sogar Politiker, die einfach keine komplexen Zusammenhänge erfassen - die haben grob gesagt keine Zeit oder keine Fähigkeit oder Beides dazu ! Sie sind angewiesen auf die Info anderer... Die müssen in Sekunden über Dinge entscheiden, die sie nicht verstehen. Dann holen Sie sich Berater... Die Berater wollen ja auch ihren Job behalten, also werden sie sich nicht komplett neutral verhalten...
Was die breite Bevölkerung betrifft, was auch immer das sein soll : Viele wissenschaftliche Zusammenhänge werden von den Medienabgesandten ( den Reporten in keinster Weise adäquat erfasst.. Bei uns war am DESY mal einer vom Spiegel.. Was am Ende rauskommt ist immer eine Katastrophe... nämlich zu einfach... damit es sich verkauft und die Leute sich was vorstellen... auch, wenn es falsch ist und am Ende doch falsche Bilder und Modelle sind....es kommt an. )
Grob gesagt : Das Problem ist nicht die Wissenschaft, das Problem ist die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und den Verbreitern von sogenannten Wissenschaftsnachrichten in vielen Medien und sozialen Medien... Ich empfehle da immer noch z.B. Dlf...(Deutschlandfunk ) die haben vernünftige Berater.. die werden aber auch vom Staat bezahlt!! Aber auch die machen Fehler!! Aber es gibt keine große übermächtige steuernde Instition wie vielleicht sich so einige vorstellen..
So jetzt zum Thema : Windkanal : Ich bin mir 100% sicher, dass den Studenten, dem Prof. an der entsprechenden Uni es piepegal ist, ob einem
Jan, Helge, Daniel oder Velomobilbauer X das Ergebnis nicht schmeckt. Die machen ihren Job! Ganz klar meine Meinung!
Mir fällt dazu beliebig mehr ein... ich habe mein OT-Konto wohl leider auch schon hundertfach überzogen.. also ab in die Plauderecke..
Schönen Abend noch!
Schaltnix