AW: Liegeradrennen am Bayern Rundfahrt Ereignis 26.5.2013
Hoi,
es wird was in den "Nürnberger Nachrichten" am Wochenende zu den Nürnberger Liegeradlern geben. Natürlich aus
Anlass des Radrennens.
Der Roland
Hier zumindest mal der Text, dazu noch jede Menge Bilder (es ist ein ganzseitiger Artikel!)
Thomas Neubauer - pdf kann ich privat verschicken!
Von Geschwindigkeit und einer ganz neuen Sicht
In der Region steigt die Zahl der Liegeradfahrer — Gruppe trifft sich jeden Monat und zu Ausflügen — Viele Individualisten
VON TIMO SCHICKLER
Oft sieht man sie einzeln flitzen. Dann schaut jeder hinterher — weil sie etwas Besonderes sind, die Liegeradfahrer der Region. Aber sie werden mehr und treffen häufiger aufeinander.
In der „Liegeradmetropole Nürnberg“.
Wenn Toni Mader auf zwei Rädern über die Nürnberger Straßen brettert, blickt er ständig in fröhliche Gesichter. Das liegt nicht nur am fröhlichen Gemüt des Fotografen, sondern an seinem Fortbewegungsmittel. Dem raunen vor allem Jugendliche und Kinder ein langes „coooooool“ hinterher, wenn Mader in die Pedale tritt und nach wenigen Metern ein hohes Tempo erreicht. Mit seinem Liegerad.
Geschwindigkeit ist ein Punkt, der viele Liegeradfahrer zu ihrem Hobby gebracht hat, weiß Mader. Für ihn ist es nur ein Nebeneffekt. „Mich hat diese ganz andere Art des Reisens gepackt.“ Eben die andere Perspektive, die er einnimmt, wenn er sich in seinem „Ferrari“, wie er sein Liegerad aufgrund des roten Rahmens spaßeshalber nennt, bequem macht.
Bequemlichkeit, noch ein Argument pro Liegerad. Eines von vielen, die Roland Peters (54) im Gepäck hat. Bequem, schnell, „umweltfreundlich und gesund“, sagt Peters weiter. Zwei Dinge, die auch auf die „hohen“ Zweiräder zutreffen. Aber: „Fast jeder Liegeradfahrer ist passionierter Radfahrer, für den sein Liegerad eine echte Alternative zum Auto ist.“ Ein Argument für den Umstieg auf die Liegeposition ist es nicht, es ist vielmehr Peters’ Versuch, eben die Menschen zu beschreiben, die sich pro Liegerad entscheiden. Deshalb der Gesundheitsaspekt. „Ich kenne Liegeradfahrer, die sind wegen gesundheitlichen Beschwerden umgestiegen, vor allem in der Rückenmuskulatur.“ Und Roland Peters kennt viele Liegeradfahrer. Er ist Initiator der „Liegeradmetropole Nürnberg“. Was das ist? „Kein Verein“, sagt Peters schnell und Toni Mader pflichtet bei: „Vereinsmeierei passt nicht zum Liegerad.“ Sind Liegeradler Einzelgänger? „Eher Individualisten.“ Auf sie aber trifft das nicht zu. Peters, der wie Mader schon Mitte der 90er Jahre von der sitzenden auf die liegende „Radel-Position“ umgestiegen ist, hat sich mit einem Freund dazu entschlossen. Und Mader? „Wir haben bei uns zu Hause eine richtige Liegeradzelle“, feixt er. In der Nachbarschaft gehören gemeinsame Radtouren fest zum Programm.
Keine Ressentiments
Mit dabei auch: „normale“ Radler, Ressentiments gibt es da nicht. Genauso wenig unter Liegerad-, Velomobil- (ein Liegerad samt Verkleidung) und Trike-Fahrern (mit zwei Rädern vorne). Bei der „Liegeradmetropole“ sind sie alle willkommen.
Und sie kommen. Einmal im Monat treffen sie sich in Nürnberg, lernen sich kennen, tauschen sich aus. Organisiert werden die Treffen über das Internet, meistens ist die Gruppe, die sich dann in einem Lokal oder einem Biergarten trifft, 20 bis 30 Personen stark. „Ich habe mal eine Liste mit Mailadressen geführt, aber die habe ich bei weit über 50 abgebrochen.“ Peters will die Gruppe, oder „den Haufen“, wie Mader es nennt, nur lose zusammenhalten. „Insgesamt sind wir rund 150, 200 Liegeradfahrer und Co. in der Metropolregion.“ Wofür aber Individualisten vernetzen, wenn dann doch alles lose hält? „Damit wir uns zumindest ab und zu in Gänze präsentieren — auch um auf uns aufmerksam zu machen“, antwortet Peters.
Denn: Zu den monatlichen Treffen sind nicht nur Liegeradfahrer eingeladen, sondern auch Interessierte. „Die dürfen dann gerne mal ausprobieren“, wirbt Mader. Gleiches gilt für die Ausfahrten der Radler, die meist an Feiertagen stattfinden, die nächste an Fronleichnam, 30 Mai. „Da sind wir dann bunt gemischt: Liegeradler, Velomobilfahrer und ganz nor*male Fahrradfahrer“, freut sich Toni Mader schon jetzt. Und freut sich erst recht, wenn er dann wieder jemanden überzeugen kann, ein Liegerad zu testen. „Damit sie das Gefühl erleben.“
Sorgen der Neulinge
Viele trauen sich erst nicht aus Sorge, das Gleichgewicht auf den normalerweise zwischen 14 und 16 Kilogramm schweren Liegerädern nicht halten zu können. „Dabei ist es, sobald man in die Pedale tritt, nicht anders als bei einem aufrechten Rad“, wissen die Profis. Nur bergauf ist die Koordination ein wenig schwieriger. Andere Ängste, wie die Angst vor schlechterem „sehen und gesehen werden“, zerstreuen die Liegeradler. „Man ist im Gegenteil eher auf Höhe mit Autofahrern — und man wird anders wahrgenommen als der Normalo- Radler.“ Eben als etwas Besonderes. Dass sie etwas Besonderes sind, merken die Liegeradler auch jedes Jahr beim Rennen rund um die Nürnberger Altstadt, „denn einer von uns schafft es fast immer auf ein Bild in die Zeitung“, sagt Toni Mader. Auch er nimmt am Rennen teil. Denn unbestritten bleibt: „Wenn man mit einem Liegerad freie Fahrt hat, kann man schon sehr, sehr schnell werden“, lächelt Roland Peters. Also doch wieder Geschwindigkeit. An diesem Thema kommen die Liegeradler nicht vorbei. Ab und zu frönen sie auch ihrer Geschwindigkeit, die nicht zuletzt von der besseren Aerodynamik kommt. Zum Beispiel beim Radrennen — aber auch an der Rennbahn am Reichelsdorfer Keller. Dass die Liegeradfahrer dort immer wieder „Rennzeiten“ kriegen, nennt Peters einen „Glücksfall“. Dort nämlich kann die Gruppe richtig in die Pedale treten. Das macht der Nürnberger Peters sonst nur ab und zu auf dem Heimweg von der Arbeit, „wenn ich auf der Großen Straße freie Fahrt habe“.
WM in Nürnberg?
Und trotzdem: Auch ihre Treffen am Reichelsdorfer Keller, versichern Mader und Peters, sind mehr als reine Geschwindigkeitsjagden. Zum Beweis zeigt Mader ein Youtube-Video, das er aufgenommen hat. „A day at the races — Ein Tag auf der Rennbahn“ ist der Titel. Es zeigt eine gesellige Truppe, die mehr quatscht als fährt, an ihren Rädern bastelt, schraubt. Ein bisschen Gemeinschaftsgefühl für die „Individualisten“.
Die treffen sich sonst auch bei Rad-Messen — oder bei der Liegerad-WM. Die findet dieses Jahr in Leer in Ostfriesland statt. Wer Roland Peters davon schwärmen hört, ahnt, wovon der Liegeradler träumt. Beispielsweise, wenn er die Touristen erwähnt, die ein solcher Event lockt. Eine Liegerad- WM in Nürnberg? „Die Altstadtrunde wäre perfekt“, ist die Antwort.
ⓘ Am Donnerstag, 30. Mai, treffen sich die Liegeradfreunde zu ihrer Fronleichnamsfahrt. Jeder Radler ist eingeladen, Treffpunkt ist um 9 Uhr an der Westseite des Erlan*ger Bahnhofs. Die Tour ist 85 Kilometer lang. Infos:
http://www.liegeradmetropole-nuernberg.de/