Moin Leute! Ich bedanke mich für die Beiträge und vor allem die gute Recherchearbeit, die hier im Faden geleistet bzw. veröffentlich wurde. Auch wenn ich selbst nicht mitdiskutiert habe, sind doch über den
@JKL einige Erfahrungen von euch in mein Solarfahrzeug eingeflossen. Ich bin seit 3000 km stolzer Solaronaut. Mein Aufbau aus Solarmodulen auf meinem Alleweder 6 hält jetzt schon erstaunlich lange. Wir haben in Zusammenarbeit mit noch mehreren Köpfen hier aus der Region einen ungewöhnlichen Konstruktionsansatz für einen Prototypen gewählt und umgesetzt: Ein Geschirr aus Umzugsgurten um das Alleweder gespannt, um darauf Stangen aus Bambus-Vollholz (4x7 Stück) aufzuständern, die ein Dach aus flexiblen Solarmodulen und Holzversteifungen tragen. Die Solarfläche ist ca. 80x200 cm und wiegt so nur 5kg. Das Dach ist um die Längsachse drehbar, damit es der Sonne nachgeführt werden kann, was sich auf langen Strecken auch bewährt hat. An vielen Stellen dienen Seile als Befestigungselemente bzw. zum Einstellen der Dachneigung.
Es sind insgesamt 9 Solarmodule 22Vmax parallel an einen MPPT Laderegler angeschlossen. Geladen wird damit ein 36V Li-Ion Akku mit 1,2 kWh. Ich muss leider feststellen, dass die Solarmodule Qulitätsklasse "Spielzeug" sind und insgesamt bisher maximal 120 W Leistung abgegeben haben. Da müsste auf einer so großen Fläche eigentlich mehr kommen.
Nichtsdestotrotz hat die Erprobung dieses Prototyps für mich die Machbarkeit des Konzepts Solarpedelec bewiesen:
Angst vor Querwind (umfallen, Spurversatz, Abreissen der Konstruktion): Querwindanfälligkeit viel geringer als erwartet. In mehrere Gewitter geraten und dabei unangenehme aber keine bedrohlichen Situationen in Hinblick auf Seitenwind gehabt.
Reichweite: Wie gesagt, ist die Solarleistung der verwendeten Module unerwartet schlecht. Ich hatte mit 200Wp geplant, tatsächlich kamen bei gutem Juni Sonnenwetter 90 - 110 Watt rein. Trotzdem ist der Akku seitdem immer voll wenn ich nur meine üblichen Besorgungsfahrten im Dorf unternehme. Auf einer langen Erprobungsfahrt Köln-Stuttgart-Köln mit Campen an Rhein und Neckar entlang im Juni, 2 x 500km hat sich ergeben: Hinfahrt mit vollem Akku gestartet. Normale Reichweite ca. 120 km. Gesamten Bedarf an elektrischer Energie nur durch Solarenergie gedeckt: Ankunft nach 7 Tagen mit leerem Akku. Dabei hatte ich für die Jahreszeit (gemessen am Post-Klimawandel-Dürre-Sommer-Normal) Pech mit dem Wetter. Lediglich einen Tag knalle Sonne, danach eher wechselhaft bis bewölkt und an den sieben Tagen drei Gewitter. An Schlechtwettertagen kommen nur ca. 10-20 km Reichweite rein. Bei gutem Sonnenschein habe ich unterwegs bis zu 70km am Tag tanken können. Dazu bin ich aber auch um 5 aufgestanden, habe das Dach in die Sonne gedreht und das bis Abends so beibehalten. Einmal habe ich einen ganzen Tag ausgesetzt und nur auf Sonne bzw. Akkustand gewartet. Nach 4 Tagen fast ohne Sonne hab ich dann auch echt viel Beinarbeit geleistet, um wenigstens bis zum nächsten Campingplatz zu kommen. Also diese Solarleistung ist definitiv nicht ausreichend. Das kann aber durch bessere Zellen leicht verbessert werden.
Auf der Rückfahrt habe ich es mir erlaubt, an jeder Steckdose mit einem 8A Ladegerät nachzuladen. So habe ich die 500 km an 4 Tagen zurück geschafft. An 3 Tagen wäre auch möglich gewesen, wenn am ersten Abend der Campingplatz da gewesen wäre und ich hätte laden können. Maximale Tagesdistanz waren dann 160km: Mit vollem Akku gestartet und die Solarleistung sozusagen als Range-Extender genutzt. Nach 160km demnach noch immer Energie gehabt.
Tolle Momente:
"Ein Erwachsener, ein Zelt, ein Fahrrad, eine Nacht. Brauchen Sie auch Strom?" - "Nein."
Dann der Tag, als ich gar nicht fahren und stattdessen auf diesem wunderbaren Campingplatz
Freyzeit-Campingpark am Tamburinsee bei Biblis völlig ungestört mit einem Buch und einem Bier auf einem Tretboot auf dem See treiben und WARTEN konnte.
Und dann noch dutzende Gespräche und Daumenhoch und begeisterte junge und alte Kinder sowie hunderte lachende Gesichter. Vom Velomobilfahren bin ich ja so einiges an Kommentaren bis hin zu umfallenden Kindern gewohnt. Aber ein Solarmobil toppt das definitiv. Die Menschen da draußen sind vollkommen begeistert von dieser Idee.
Und ich selbst habe mir einen Traum erfüllt, von dem ich vorher gar nicht wusste: Solarmobil fahren. Also richtig fahren. Dieses Ding ist ja nur der Vorgeschmack aber es ist schon so der Hammer, dass ich mit diesem Ding einfach immer weiter fahren kann. Jeden Tag ein Stück.
Daher: Im Kopf entsteht die Idee für die Version Nummer 2 mit zahlreichen Verbesserungen. Die muss dann nächstes Frühjahr an den Start gehen. Eine Info aber vorweg an euch: Auch bei mir wird die Neigetechnik wegfallen. Die Option, das Dach zu kippen, werde ich opfern zugunsten einer einfacheren Konstruktion und die dadurch entgangene Solarleistung mehr als ausgleichen durch mehr Solarfläche und Zellen mit besserem Wirkungsgrad.