Ok. Ich hatte vorhin noch ein paar hastige berichtende Worte bei Strava getippt. Die kopiere ich mal hier her:
Fazit: trotz "Wetter": ... das war ein klarer Fall von "pure joy and hapiness from start to finish"! - Froh gelaunt über die ganze Strecke; perfekte Ernährung, keine Magenprobleme; nicht ein Anflug eines Tiefpunktes. Einfach nur super. Und der gewünschte Trainingsreiz, lange Einheiten back2back wurde gesetzt.
Fahrzeug: Ich bin mit dem Troytec gefahren. Das Zox liegt mir für alles bis um die 150-160 km, auch bis 200 km ist alles noch ganz gut. Danach macht sich der Flux-Holzsitz zunehmend bemerkbar. Das Troytec ist bequemer; und natürlich auch einen Tick schneller.
Das Wetter: Das Wetter ist ja immer ein Thema bei herbstlichen Langdistanzen. Problematisch bis furchteinflößend war insbesondere die Windvorhersage. Durchgehend 3 bis 4 bft, in Böen bis zu 6 bft - und das alles direkt auf die Nase auf der Fahrt gen Osten. (Die 30-40% Regenwahrscheinlichkeit für den Samstagnachmittag mit nur 1-2 l/m^2 konnte da weniger erschrecken.) Und am Donnerstag, mehr noch am Freitag bekam ich auf dem Weg zwischen Münsterland und Geesthacht einen guten Vorgeschmack. Freitag habe ich mehr als nur einmal darüber nachgegrübelt, ob ich zwar bis Geesthacht fahren solle, aber dann am Samstag einfach zurück in den Südwesten segeln solle. Auf einsamen Fahrten hat man viel Zeit für Gedankenspiele und wenn man auf den "nach Osten"-Abschnitten der Tachoanzeige beim stetigen Sinken gen 20 km/h und darunter zusehen kann und dann die Fahrzeit für 275 km überschlägt, ... kann man schon mal kurzzeitig die Motivation verlieren.
Glücklicherweise ließ dann schon im Verlauf des Freitagnachmittags der Wind etwas nach; und er drehte auch immer mehr in Richtung NNO. Und als ich dann im bewährten Hotel in Geesthacht eingecheckt hatte, war natürlich klar, dass ich am nächsten Morgen pünktlich starten würde. Für die Liegeradforum-Pasta-und-Bratkartoffel-Party in Altengamme war ich dann aber doch zu kaputt. Nein, kein Radfahren mehr. Hajo ging es genauso und so aßen wir dann noch gemeinsam und gingen früh schlafen.
Die Fahrt:
4:35 Uhr klingelt erbarmungslos mein Wecker. Rosinenbrötchen von gestern zum Frühstück, Trinkflaschen befüllen. Sachen packen. Und auf nach Altengamme. Begrüßererei, Velomobil mit ausladen, ein Brötchen, zwei Kaffee, ... doch noch Harald treffen, ... alles ganz nett, aber eigentlich will man ja nur los.
6:24 Uhr. 5-4-3-2-1 Los! - Vor mir sind schon einige andere Fahrer unterwegs, die ich auch gleich auf den ersten km wieder einsammele. Der Wind ist schon noch sehr kräftig. Die früh startenden Aufrecht-Fahrer sind so mit 22 - 24 km/h unterwegs. Meine Carbon-Flunder läuft aber erfreulicherweise problemlose 25 - 26 km/h. Alles über 25 km/h ist toll bei dem Wind, oder? Genau. Natürlich merke ich in den Beinen die Vorbelastung der Vortage (130 km Donnerstagnachmittag von Drensteinfurt bis Wagenfeld im Niemandsland; 192 km am Freitag von dort bis Geesthacht); spritzig ist anders. Aber es fühlt sich von Beginn so an, als würde ich bei gemäßigter Anstrengung problemlos durchfahren können. Und "gemäßigte Anstrengung" hatte ich mir eh vorgenommen; schließlich gibt es weder einen Blumentopf noch (angesichts der Windrichtung) eine Bestzeit zu gewinnen.
Als ich dann - so vermutete ich - irgendwann "ganz vorne" war, begann ich mich zu wundern; ... hmmm, es ist überhaupt noch keine schnelle RR-Gruppe vorbei geflogen. Warum nur nicht? Es fing dann erstmal an zu tröpfeln. Regen konnte man das nicht nennen. Aber ab und an musste ich doch über die Brille wischen. Ah, ... da! ein Scheinwerfer im Rückspiegel! - Und wuuuuuusch, zog mit verhältnismäßig geringer Differenzgeschwindigkeit das erste Velomobil vorbei (oranges DF).
Bei km 32 kurz vor Bleckede: oh, hinten im Spiegel wieder ein paar wackelnde, kleine Scheinwerfer. ... ... Och, neee, doch keine Rennräder, ein Trecker nähert sich hinten und überholt mich dann auch mit knapp über 40 km/h. Boooah, und dahinter 5 Rennräder im fetten Windschatten und zwei Fahrer rufen auch noch "Ätschibätsch!" - Boooah, ich sprinte hinter her. 30 - 35 -38 km/h. Aber dem Tempo bin ich heute nicht gewachsen. Da hab ich zu spät zu langsam reagiert. Allerdings hab ich nun doch noch ein weiteres Rücklicht aufgerollt. Wir schwätzen ein wenig, aber dann wird mir das Tempo doch zu niedrig und ich beschleunige wieder auf 27-28 km/h (was erstaunlicherweise schon einige Zeit so rollt).
Die Laune steigt zunehmend. Von nun an wird es für mich eine ziemlich einsame Fahrt. Von hinten kommt - außer noch einigen wenigen Velomobilen - keine Gesellschaft. Die Strategie mit relativ konstanter Leistung zu fahren halte ich gut; auch in den Hügeln um Hitzacker (ich fahre wie gewohnt die Hügelroute, nicht die Bergeroute
) lasse ich mich nicht zum Bolzen verführen. Langsam und gemütlich (im Ardennen-Randonneurs-Modus sozusagen) kurbele ich die Hügel hoch. Auf den Abfahrten lasse ich die Carbon-Flunder fliegen und trete auch hier mit gemäßigtem Krafteinsatz mit. - Seltsam. Auch auf dem Abschnitt: keine Spur von irgendwelchen anderen HHBlern. Erst in Hitzacker schießen zwei, drei kleinere Gruppen von links aus der Elbuferstraße kommend vor mir davon. Es regnet immer noch. Es wird auch mehr mit dem Regen, aber die Regenbekleidung kann in der Tasche bleiben. Jetzt gilt es nur noch das flache Stück Lüchow-Dannenberg-Bauernlandschaft bis Dömitz zu durchfliegen. Und jetzt sehe ich im Augenwinkel dann doch einige RR-Gruppen, die auf der Deich-Route unterwegs sind. Mir gefiel 2014 das Fahren auf der Straße durch die Dörfer besser. Weniger Dreck. Keine Deich-Auf-und-Abfahrten, flüssig zu fahren. Nach etwas mehr als dreieinhalb Stunden kam ich Dömitz an. Cool! Das war deutlich schneller als ich gedacht hatte.
In Dömitz befürchteten wir dann, dass sich das Wetter noch zum wirklich schlechten wendet. Es regnet so stark, dass man sich tatsächlich unterstellen will. Alles drängelt sich unter die verfügbaren Dachflächen. Und während ich ein Brötchen verzehre, einen Kaffee trinke und noch einen Joghurt nachschiebe, fahren dann auch die schnellen Velomobile durch die Kontrolle. Aber hallo! Die sind erst zwischen kurz vor 8 und 8:30 aufgebrochen und kurz nach 10:00 schon hier! (Anmerkung: "hier" weiß man das ja alles
- "drüben" bei Strava eher nicht.)
Ich mache mich gemütliche 20 Minuten später wieder auf den Weg. Wieder wird es eine einsame Fahrt. Aus Dömitz heraus verteilt sich das Feld schnell wieder über die Strecke. Ein paar Velomobile rauschen durch und auch im weiteren Verlauf sehe ich immer wieder welche der gemäßigten bis langsameren Exemplare an mir vorbeifahren. Eigentlich sind die lieber auf der B5 unterwegs; aber die ist ziemlich baustellenverseucht und so richtig schön ist die Strecke (Hörensagen!) auch nicht. Kurbel. Kurbel. Kurbel. Gute Laune trotz Regen. Kurbeldikurbeldikurbel. Schön. Schön. Alles gut. Wittenberge! Die Hälfte ist geschafft. .Jetzt muss ich so langsam aber sicher mal ans nachtanken denken. Aber für eine echte Esspause ist es noch zu früh. Hmmm. Ok. In Havelberge I Wilsnack. Ja, so doofe Wortspiele mit Ortsnamen. Da muss man durch.
- Zwischendurch dann halt zwei Corny-Riegel.
Bei der üblichen Ausfahrt aus Wittenberge gab es dann noch eine nette Baustellenüberraschung. Aber nach kurzer Beratschlagung mit anderen ratlos vor dem "Ende Gelände"-Schild stehenden riskierten wir die Durchfahrt. Der Sand knirrschte zwar überall, aber immerhin war es keine Schlammschlacht, sondern erträglich gut befahrbar. Dann kurz vor Legde: erst Punkte, dann grüne Trikots im Rückspiegel. Sie kommen näher, näher und fahren vorbei und plötzlich "Hallo Andreas!" (mein Gehirn so: "Häääh?!") ich schaue hoch und erblicke ein rot-bärtiges Gesicht und dann lieferten mir die Hirnwindungen auch den Namen zur Stimme. "Ah, hallo Georg!". - Dass mich der ESK erst kurz vor Havelberg aufrollt ist ja auch eher ungewöhnlich. Hmmm, jetzt geht es ja leicht bergab ... und so weit weg ist der Zug mit Georg noch gar nicht?! Dann lasse ich die Flunder halt noch mal fliegen. Bäng. Großes Blatt. Bäng. Frequenz wieder rauf. Yippijajeh! - Und schon nach kurzer Zeit hing ich am ESK-Schwanz. Und dann ging es nochmal bergab, ... und ich muss auf Langstrecke durchaus mal die Vorteile der Liege ausspielen; zudem: Speck rollt. Ich zog also hügelabwärts auf und davon. In Havelberg an der großen Kreuzung hatten sie mich dann wieder. Tja, ... und dann flogen wir so durch den Ort, ... es kam der Linksabzweig aus dem Ort raus, ... nur der Supermarkt, an den ich mich zu erinnern meinte, der kam nicht. Ich fuhr dann noch ein wenig mit und ließ dann locker abreißen. Hinter Kuhlhausen (irgendwo da so jedenfalls) machte die Kader-Truppe dann auch mal ein Päuschen und ich lag wieder vor ihnen. Da ein etwas höheres Tempo den Muskeln vor Havelberg und durch gar nicht so schlecht getan hatten, zog ich das Tempo an, als sie wieder im Rückspiegel heranrauschten. Pah! Aber anstatt mal ordentlich zu überholen, nutzten sie mich als Zugmaschine. Ich hab mich dann im Rahmen meiner Möglichkeiten auch nicht lumpen lassen. Wenn die Fuhre erstmal rollt, geht es ja. Nur zu viele Beschleunigungen auf das hohe Tempo sind so richtig gefährlich. Irgendwann hatte ich dann natürlich genug, fuhr links raus und ließ mich nach hinten fallen und dann auch bald abreißen. - Klar. Am Supermarkt in Rhinow konnten wir wieder etwas quatschen. Ein Standardtreffpunkt vor dem Start in die letzten 80 km.
Die letzten 80 km. Berüchtigt für aggressive doofe brandenburger KFZ-Lenker. Das Revier tiefer gelegter Youngtimer ohne Schalldämpfer. Oder so. - Dieses Jahr blieben mir diese Begegnungen erspart. Überhaupt: ich fand die Verkehrssituation deutlich entspannter als 2013 und 2014. (Letztes Jahr habe ich ausgesetzt.)
Ich mag diesen Abschnitt der Strecke. Die Straßen sind gut und breit und landschaftlich finde ich es auch nicht langweilig. Die 16 km bis Friesack waren ein klein wenig (aber wirklich nur klein wenig) anstrengend für die Kopf. Aber das verflog schnellstens. Nur noch 50 km! 50 gehen immer. - Der erste Wegweiser Richtung "Nauen / Berlin"! Da! Bald schon ist man da! - Da kann man doch auch das Tempo noch ein wenig anziehen. Vielleicht klappt es ja noch mit einer sub 10:30 h. Eintreffen bei Tageslicht! Das hätte ich mir am Vorabend auch noch nicht träumen lassen.
Beflügelt trete ich in die Pedale. - Sehr zum Erstaunen einer RR-Gruppe, die ich passiere und die mich - trotz sichtlichen Bemühens - nicht wieder einzuholen vermag. Falkensee! Aufgepasst! Ab hier wollte ich dieses Mal anders fahren als in den Vorjahren. Der nass-dunkle Innenstadtverkehr in Richtung und durch Spandau hatte ich mich etwas genervt; ich wollte es nun mal über Seeburg versuchen. Autsch. Erstmal war *natürlich* dieser Abzweig im Kreisverkehr durch eine Baustelle blockiert. Und dann hat man da eine kfz-straßen-ähnliche Straße (sie wird jedenfalls von den KZFlern so interpretiert) ohne Seitenstreifen und die Radwege wurden so gut versteckt, dass ich ich sie immer zu spät bemerke oder überhaupt nicht finde. Aber es gab sie. Irgendwann war ich auch wieder auf einem. Zeit habe ich dieses Mal durch diese Neuerung jedenfalls nicht gespart. Ab Seeburg Richtung Berlin war es dann nochmal sehr schön. Dann noch ein wenig die radweg-häßliche Postdamer Chaussee runter, quer ab zur Gatower Straße navigieren uuuund noch eben mal die Steigung der Gatower hoch kurbeln, .... runter rollen ... uuuuuuud Zieleinschlag!
Das war hübsch. Das machen wir wieder, oder? Nächstes Jahr.