AW: Wo sind die schicken Fähnchen?
Wenn ein Fähnchen die Auffälligkeit für diejenigen die nur flüchtig gucken erhöht - dann ist doch der Zweck erfüllt!?
Doch, dann ist er erfüllt. Völlig richtig. Meiner Erfahrung nach (eben meiner) werde ich nicht aufgrund einer Fahne am Rad gesehen, sondern als Gesamtbild ohne Fixierung auf einen flatternden oder bunten Fleck.
Aber warum immer diese Kompromisslosigkeit der Standpunkte?
Die vermeintliche Kompromisslosigkeit tut mir leid und ist eigentlich nicht vorhanden. Ich hatte meinen ursprünglich weit mehr differenzierten, aber dadurch dreimal so langen Beitrag erheblich gekürzt. Ich dachte, so lange differenzierte Ausführungen sind nicht gefragt. Zumindest nicht in einem Atemzug oder von Stroboskopschwärmern im Voraus.
Du hast recht. Kürzungen pfahlen manchmal auch wieder neue Mißverständnisse.
Meine abneigende Kompromisslosigkeit bezieht sich aus früheren Erfahrungen als Berufskraftfahrer hauptsächlich auf Stroboskop- und Blinkerkram. Fähnchen habe ich immer als nettes Beiwerk betrachtet, und habe nie AUFGRUND einer Fahne oder Neontrikots dann erst entdeckt, dass da noch ein Rad mit Fahrer dran hängt. Ich habe das immer als ganze Einheit gesehen - mit oder ohne Bunt und Flatter.
Ich gehöre nicht zu den Fahrern, die nur dort hinschauen, wo es blinkt, flattert oder ein Licht leuchtet. Ich bin gegen das Immer-mehr-aufrüsten-müssen-und-diesem-vermeintlichen-Zwang-nachgeben-müssen-Mentalität, die Sehgewohnheiten im Verkehr immer mehr dadurch einzuschränken, dass man das Sichtgebot für andere zunehmend mehr vorgekaut bedienen soll. In letzter Konsequenz möge man als Fußgänger Warnwesten tragen, bei Schülern hat diese Unsitte ja schon lange angefangen und die liebe Verkehrswacht plädiert seit Jahrzehnten schon für Papageienkleidung und Warnfarbenschulranzen, anstatt die Rennwagenmentalität mal einzubremsen.
Was werden die Autofahrer mit vorgekauter Aufmerksamkeit verwöhnt... das ist eine Entwicklung die mich ein ganz klein wenig stört. Und das damit für Autofahrer langsam schon entstandene Beinahe-schon-Gewohnheitsrecht, eine erhöhte Auffälligkeit von anderen zunehmend mehr zu verlangen, während sie selbst z.B. immer mehr der Modefarbe schwarz folgen und mit dunklen und grauen Autos im Regen in zunehmender Anzahl ohne Licht herumfahren - genau so'n Schwachsinn wie jene, die 'sicher' meinen und am hellheiteren Sonnentag mit 4 Scheinwerfern herumfahren. Warum auch nicht, der Strom kommt ja aus dem Benzintank.
Außerdem mache ich manchmal Fähnchen dran. Am Anhänger, weil der flach ist. Oder zur Critical Mass, wobei dort nur die schwarze richtig wirkt. Am Grasshopper nur im Stadtverkehr, da wär's eigentlich besser, die Fahne wäre weit vorne am Rad statt hinten. Bis einer im Querverkehr die Fahne sieht, bin ich ja schon fast vorbei... im Längsverkehr ist es doch eh wurscht. Am Azub mach ich nichts dran. Hoch genug.
Ich bin zu noch mehr Differenzierung bereit. Aber momentan nicht. Spät. Müde...
Ich versuch's mal zusammenfassend:
Ich bestreite nicht die Möglichkeit, dass der eine oder andere genauer hinsieht, wenn's irgendwo flattert.
Ich versuchte darzustellen, dass die Wahrnehmung aber als ein Ganzes oder gar nicht stattfindet.
Und ich wehre mich gegen die Entwicklung, jeweils dem Stärkeren ("Auto") die gebotene Aufmerksamkeit durch vorauseilenden Gehorsam auf deren beanspruchtem Gewohnheitsrecht immer mehr abzunehmen, und dieser Prozess wird immer schwerer umkehrbar. Gegen solcherart Strömungen oder Salamitaktik stelle ich mich, das ist naturgemäß immer einen Tick gefährlicher als Mitschwimmen.
Aber auch nicht wirklich gefährlich. Das scheint nur so.
Sonst ist jegliche Freiheit irgendwann wirksam weg und bei den anderen angekommen. Mit welchem Recht? Gewohnheitsrecht?