Ich war also Ende September in Aichach zur Probefahrt. Johann hat sich viel Zeit genommen, hat alles top erklärt und ist auf jede Frage eingegangen. Sympathische Art.
Ich saß in einem Bülk, Milan GT, M9, Tuna. Tolle Auswahl
.
Da mein Bruder dabei war, konnten wir zwei VM im fliegenden Wechsel probefahren: das Bülk und das Tuna.
Stimmungslage vorher: "Ich bin zu 51 % sicher, dass ich ein Velomobil haben möchte."
Währenddessen: Die Runde hat sehr viel Spaß gemacht, war aber trotz Rennraderfahrung auch recht anstrengend. Für Johann anscheinend eher weniger ...
Nachher: Und irgendwie war die Runde auch zu kurz -> "Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ein VM bestelle ist nicht unbedingt kleiner geworden."
Die konkrete Auswahl fiel dann auf das Bülk
.
Hat sich für mich mit schmalen 1,89 m, IBL 93 cm wie angegossen angefühlt. Sozusagen wie ein Maßanzug. Mit einer leider nicht ganz unwichtigen Ausnahme
... die Füße. Maßschuhe warens also noch nicht. Die Kombination aus eher langen Beinen und 140 mm Kurbel mit klobigen SPD-Schuhen wollte noch nicht so recht überzeugen und hatte zunächst für etwas Ernüchterung gesorgt.
Kurzzusammenfassung der dann folgenden Tage: Mit genauer Einstellung und mit Rennradschuhen passen auch 150 mm Kurbeln mit den Standardfußbeulen.
Langfassung: Bei der Probefahrt bin ich zu oft mit der Ferse an den zugehörigen Ausbuchtungen kollidiert. Mit Schuhgröße 43? Kann doch eigentlich nicht sein.
Daher war ich 1 Woche später noch mal mit den eigenen Rennradpedalen und -schuhen da.
An der Ferse immernoch recht knapp, da der Verstellbereich der Pedalplatten kleiner ist. Aber passt. Unten 0 mm Platz, oben ca. 20 mm Platz. Die 150 mm hatte ich daher abgeschrieben.
Eigentlich wollte ich aber nicht die kleinstmöglichen Kurbeln fahren. Das kam mir bzgl. Beinlänge irgendwie nicht passend vor. Außerdem hatte ich abschätzungsweise hin- und hergerechnet wie viel höher dann die Trittfrequenz im Vergleich zum Rennrad sein muss um die Gelenke zumindest nicht stärker zu belasten. Sprach auch eher für die 150 mm. Das wollten wir dann auch bestellen. Falls Feineinstellungen wirklich nichts gebracht hätten, wäre die Rückfalllösung halt die 140 mm Kurbel.
Kurz vorm Bestellen habe ich dann erfahren, dass es nun auch die gr. Fußbeulen gibt und habe mich gleich gefreut. Damit sind dann ja alle Probleme aus der Welt. Aber etwas bestellen, was man nicht gefahren ist? Außerdem geht Bodenfreiheit verloren. "Komfortfahrwerk mit Sportfahrwerkbodenfreigang". Das wollte ich nur, wenn es wirklich notwendig ist.
Vorgestern war ich daher noch ein drittes Mal in Aichach um die 150 mm Kurbeln ausführlich auszuprobieren. Und siehe da, das passt mit kompakten Rennradschuhen erstaunlicherweise kaum anders als die 140 mm Kurbeln.
Zur Not wollten wir auch testweise ein Unterfüttern des Tretlagers ausprobieren. War aber nicht notwendig bzw. nach oben war auch nicht mehr extrem viel Platz.
Nun habe ich in allen Richtungen gleich viel/wenig Platz -> Knie, Waden, Fersen. An den Fußspitzen wäre noch minimal Luft für gr. Kurbeln, die ich mit gr. Fersenbeulen dann auch nutzen könnte.
Aber dafür war es mit 150 mm an den Knien schon zu eng. Daher gab es keinen Grund mehr die gr. Fußbeulen zu nehmen.
Danke an Johann für die Geduld und dass wir alles in Ruhe ausprobiert haben und ich auch alles auf der Straße noch mal ausführlich testen konnte
.
Abseits der Themen "Kurbel" und "Fußbeulen" fand ich folgende Optionen noch schwierig festzulegen: Farbwahl, Antrieb/Übersetzung, Bremsen.
Die Farbe anhang von Fotos und Skizzen festzulegen ist schwierig. Wie das in Echt aussieht, weiß man eigentlich erst, wenn es da steht. Alleine die Farbabweichung am Monitor ...
Ich konnte mich zw. 2 Farben nicht entscheiden und habe daher beide genommen
. Ein Metallicblau als 3. Möglichkeit sieht beim Milan/Bülk auch sehr toll aus. Aber für etwas muss man sich ja entscheiden. Mal schauen.
Beim Antrieb/Übersetzung habe ich abschätzungsweise hin- und hergerechnet:
Als Referenz diente mein Rennrad mit 175 mm Kurbel und 2x11 Antrieb mit 52-36/11-32 -> Macht ab 20 % Steigung keinen Spaß mehr. 8-12 % ist die "Alltagssteigung". 10 % sollten auch mit VM drin sein.
1. Vergleich: Bülk aus der Probefahrt mit 140 mm Kurbel und 1x12 63/11-39 -> bis 3 % top, bis 6 % Steigung gut, das deckte sich auch mit der Probefahrt. Aber bei 8-9 % Steigung die gleiche rechn. Kniebelastung wie mit dem Rennrad bei 20 %. So also eher nicht. Und ein kleineres Kettenblatt würde die max. "Mittretgeschwindigkeit" begrenzen.
2. Vergleich: Bülk mit 150 mm Kurbel und 1x12 63/11-52 -> bei 12 % Steigung die "Grenzkniebelastung" erreicht. Wäre mir für 10 %-Steigungen zu knapp.
3. Vergleich: Bülk mit 150 mm Kurbel mit 2x11 52-36/11-52 -> Hier geht es bis 14 %. 9 % sind dann für die Knie wie 12 % auf dem Rennrad. Ob meine Berechnungen stimmen? Keine Ahnung. Aber das war für mich der Grund auf 2x11 zu gehen. Zzgl. der größeren Flexibilität. In dem Punkt bin ich nicht der Empfehlung von Johann gefolgt. Er hat aber auch nicht vehement auf 1x12 gedrängt. Beim Pendeln haben die Anstiege nicht so viel %. Ob sich das Mehrgewicht und die zus. techn. Komplexität wirklich lohnen, muss sich zeigen
. Mal schauen.
Bremsen: 70 mm Bremsen sollten beim Systemgewicht eigentlich auch reichen. Aber 90 mm Bremsen bedeuten für mich mehr Sicherheit. Mal schauen.
Am Schluss gab es dann noch die obligatorische "W9-Faden"-bedingte Verunsicherung bzgl. Mehrgewicht infolge Farbwahl, 90 mm Bremsen und 2x11-Schaltung
...
Aber auch wenn mein Kopf damit natürlich beim "VM-Quartett" einen Nachteil sieht, bin ich letztlich dabei geblieben. Irgendwann ist auch mal gut.
Die 1-2 kg Systemgewicht / 1-2 % Leistung am Berg u. beim Beschleunigen -> 2-10 Watt merkt man nicht. Und Rennen will ich nicht gewinnen.