Ich frag mich grundsätzlich in wie weit Reglementierungen in dem Bereich sinnvoll sind und ob Reglementierungen nicht letztlich die Entwicklungen blockieren können. Die Velomobilszene beobachte ich jetzt seit einigen Jahren. Was mir daran gefällt ist, daß die Entwickler in den letzten Jahrzehnten fast völlig frei waren und ausprobieren konnten, was sie wollten. Beschränkungen gab´s nur in finanzieller Hinsicht und natürlich durch physikalische Gesetze - aber letzteres is ja die Herausforderung, die die Velomobilentwicklung so interessant macht. Gesetzliche Vorschriften scheinen nie oder so gut wie nie im Weg gestanden zu sein. Ganz anders - aber wirklich völlig anders ist das bei der Automobilentwicklung (auch Motorräder, etc.). Dort gibt es so viele Vorschriften, die mit so hohen Kosten verbunden sind, daß die Entwicklung ausschließlich!!! bei den paar großen Herstellerfirmen stattfindet. Und deren Ziel ist es nicht, Geräte und Systeme für sinnvolle Individualmobilität zu entwickeln. Die haben andere Ziele. Was dabei herauskommt sieht man auf unseren Straßen, Straßenrändern, Parkplätzen, Garagen, etc. Fahrzeuge, die viel zu groß, zu schwer und zu schnell sind, die zu viel Platz brauchen, die zu viel Energie verbrauchen und die Straßen notwendig machen, die unserer Landschaft und Umgebung nicht gut tun.
Gäbe es - wie zu den Anfangszeiten der Automobilentwicklung, also um 1900 rum - die Freiheit, daß jeder geschickte Mensch seine eigenen Ideen, entwickelt nach seinen eigenen Bedürfnissen, in Fahrzeuge umsetzen kann und darf, würden Fahrzeuge entstehen, die dem entsprechen, was die Nutzer brauchen. Beim Velomobil war das in den letzten Jahrzehnten der Fall, wie ich meine und herausgekommen ist dabei eine Bauart, die sehr gut funktioniert und von einigen Herstellern in Serien produziert wird (aber auch privat gebaut und weiterentwickelt werden kann). Großen Erfolg hat das Velomobil insgesamt betrachtet aber trotzdem noch nicht. Ich denke, das liegt daran, daß der Sprung vom (gewohnten) Auto zum Velomobil zu groß ist. Ein Velomobil zu kaufen ist für die meisten erst mal etwas fremdes, ein Experiment und dann auch noch ein teures. Man weiß nicht, ob man es überhaupt durchhält so ein Ding täglich zu fahren und man weiß nicht, ob man nicht jedesmal total verschwitzt da ankommt, wo man hin will und man weiß nicht, ob einem im Winter nicht die Lust am Velomobil vergeht. Für alle die körperlich nicht mehr so fit sind, is das Velomobil sowieso nicht ganz das richtige.
Was fehlt, ist ein Zwischending. Ein Fahrzeug zwischen Velomobil und Auto (oder Motorrad). Und das wurde bisher nur aus einem Grund nicht entwickelt: Weil es zu viele und zu teure Vorschriften gibt.
Fazit:
Will man die Entwicklung der motorisierten Mikromobilität in eine sinnvolle Richtung lenken, muß man dafür sorgen, daß:
- es möglichst KEINE Beschränkungen gibt (oder so wenig wie möglich. Je weniger desto besser!) und
- daß eine sinnvolle Geschwindigkeit angesetzt wird, mit der diese Fahrzeuge gefahren werden können (meine Meinung: irgendwas zwischen 60 und 80 km/h. Ich denke, das deckt sich auch mit der Meinung sehr vieler anderer Kleinstfahrzeugfahrer).
Ziel muß sein, daß JEDERMANN solche Fahrzeuge entwickeln kann und daran rumbasteln kann.
Ziel muß sein, daß die Entwicklung nicht durch Vorschriften in die Hände der Automobilindustrie fällt (egal ob die bisherige gemeint ist oder eine neue, die sich entwickeln könnte).
Mobilität gehört uns allen! Nicht irgendwelchen Konzernen. Der Mensch muß ein Recht haben, sich durch Geräte, die seinen Bedürfnissen entsprechen, fortzubewegen. Das ist momentan nicht der Fall. Wir sind in großem Maße abhängig davon, was uns von Menschen, fern unserer Lebenssituation, an Fahrzeugen angeboten wird.