Tuna in der Schweiz (war: velomobile Abenteuer in der Schweiz - aufgepasst!)

Beiträge
4
Velomobile Abenteuer in der Schweiz

Lange befasste ich mich mit dem Plan, verglich die Modelle, schaute mir die schönen Aus- und die rapiden Rennfahrten auf U-tube an und träumte davon, wie ich in angenehmen Tempo über Berg und Tal fuhr...

Und dann war es soweit. Im Frühsommer des letzten Jahres wurde ich stolzer Besitzer eines Tuna, ein “ausgereiftes“ neues Modell, in das die Erfahrungen vieler Entwicklerjahre eingeflossen waren. DerTunfisch wurde eigens für mich und meine Bedürfnisse angepasst, denn er sollte ja nicht in Meeresnähe bewegt werden, sondern in den schweizer Bergen. Also E-Motor zur Unterstützung am Hang, denn ich bin ja schon ein etwas älteres Kind im Pensionsalter und obwohl sportlich, doch kein Athlet. Und in weiser Voraussicht teure und bessere, luftgekühlte Trommelbremsen. Denn schnell wird man schnell bei einem cw-Wert von 0,1, und die Gesamtmasse von über hundertzehn kg Tuna+Fahrer muss ja auch mal abgebremst werden.

DieAnkunft mit dem Velomobil auf dem Autodach in meiner Strasse war eineSensation, alle kamen von ihren Balkonen herunter um mir beim Abladen zu helfen und um zu staunen, zu prüfen, zu fragen...

Fährt man damit aus, und sei es nur zum Bäcker im Nachbarort, begegnen einem überall anerkennende Blicke, Lächeln, Fingerzeige. Und flottgeht's, den Berg 'rauf und wieder 'runter, und sportlich ist das auch noch!

Es war vielleicht die 5. oder 6. Ausfahrt, ich wollte 'runter in die Stadt, eine gut zwei km lange wunderschöne, abschüssige und kurvige Strasse durch den Wald, das Ding läuft gut, ich muss bremsen, damit ich die 60-70km nicht überschreite. Plötzlich ein lauter Schlag, dann ein schleifendes Geräusch und – huch! – ich habe kaum noch Bremsleistung!!! Nach einem Bremsweg von ca. 300 m komme ich endlich am gegenüberliegenden Strassenrand in einer Bucht zum stehen. Ja, ich musste die Strasse überqueren, gottseidank kam gerade kein Auto entgegen. Ich steige aus um nachzusehen, was los ist: das linkeVorderrad ist los! Die Befestingungsschraube hatte sich gelöst (der laute Schlag) und dann das ganze Rad, das nun nur noch lose im Radkasten mitlief!

Hinterher erfuhr ich, das sei ein bekanntes Risiko, denn durch die Rotation könne sich diese linke Schraube lösen, da nicht mit Gegengewinde. Ein kleiner Konstruktionsfehler, der fatal hätte enden können. Heimlaufen, Werkzeug und Schraubenkiste holen... Zu reparieren mit zur Sicherung Locktide und Spannring war es zumindest leicht. Dann war das Tuna wieder fahrbereit. Ich aber ein wenig verunsichert.

Wenig später eine schöne Ausfahrt über so 60km, die erste, über die Jurahöhen direkt unterhalb des Chasseral bis nach Neuchâtel, dann über den Weinbergweg oberhalb des Bieler Sees zurück, wunderbar, das läuft, dass es eine Freude ist. Wenige km vor zuhause wird die geteerte kleine Strasse plötzlich zum Feldweg – krach!, nix geht mehr, ein Rad hängt lose im Kasten. Diagnose: Federbein gebrochen bzw. auseinandergegangen. Sch...!!! Freundliche Landsleute helfen mir mit ihrem grossen Kombi und bringen mich samt Tunfisch nach Hause. Federbeine, auch das gesunde, herausmontieren und zum Hersteller einschicken, nach einigen Wochen kommen sie zurück, nun per Niete am Auseinandergehen gehindert. Es musste wohl mir erstmal passieren... Im Herbst läuft das Ding wieder, mein Vertrauen ist aber weitergeschrumpft. Zumal ich schon gemerkt hatte, dass die tollen Reifen auf Nässe, Moos und nun viel Laub wenig Grip haben. Also Vooorsicht! Eine längere Bergabfahrt, auch so 2km, nehme ich langsam, aber am Ende stinkt plötzlich etwas, die Bremswirkung lässt auch etwas nach, dafür, einmal in der Ebene angekommen, scheinen die Räder nicht mehr frei zu rollen. Ich halte an und schau mal nach. Hui!,ganz schön heiss sind die Trommeln! Eine kleine Pause, dann läuft's wieder. Aber in Zukunft lieber Intervall-Bremsen, oder? Zunächst hiess es aber Überwintern.

Der Winter war kurz und der Februar schon frühlingshaft. Also los geht's! Zunächst kleine Strecken um die Ecke, zum Bäcker und in's Lädele im Nachbardorf, nur nicht zu weit weg von Zuhause. KeinProblem. Nun, einer schöner Sonntag 3. März, Bewegung tut gut und not. Eine lange Steigung, trotz Motor geht mir die Puste aus. Auf die hohen Unterstützungsstufen gehe ich lieber nicht, denn dann nimmt die Batterieladung doch sichtbar schneller ab. Auf der hügeligen Hochebene, schön und schnell geht's da, aber Vorsicht, Schlaglöcher, auf den kleinen „Bauernautobahnen“ gibt's die auch in der Schweiz. Zurück den gleichen Weg, dann wieder die lange, schöne Strasse diesmal 'runter, mit ihren leichten Kurven... vorsichtiges Intervallbremsen, auf den Geraden es laufen lassen, 80,90kmh... Adrenalin pur!!! Alles geht gut, mein Herz hält durch. AmSchluss noch einmal einen Berg 'rauf, dann 'runter in mein Dorf... plötzlich machen die Bremsen doch ein deutlich lauteresSchleifgeräusch!! Aber sie bremsen noch, und am Schluss den Hang hoch zu mir, kein Problem. Am nächsten Tag nehme ich die Räder ab und schaue mir die Bremsen an: Bremsbeläge sind noch halbwegs ok,aber die Stahltrommeln zeigen doch deutliche Abnutzungsspuren und überall kleine Metallspäne. Kann das in Ordnung sein, nach nicht einmal 300 gefahrenen Kilometern?

Schlussfolgerung: Der Traum ist aus, Velomobile (ich meine nicht nur das Tuna!!) sind für holländische Dünenlandschaften und ähnliche sowie für gute Radwege gemacht, aber nicht für die Berge und Naturstrassen! Ich steige nicht mehr in mein Tuna und verkaufe es in's Flachland. Dort kann die Freude gross sein. Und ich lebe vielleicht etwas länger.

MartinH.
 
die Stahltrommeln zeigen doch deutliche Abnutzungsspuren und überall kleine Metallspäne. Kann das in Ordnung sein, nach nicht einmal 300 gefahrenen Kilometern?
Zum einen gehe ich davon aus dass die Trommeln innen nicht aus Stahl, sondern aus Grauguss sind - tut hier aber nicht soo viel zur Sache.
Meine Erfahrung ist dass sich die Bremsbeläge zwar nennenswert abnutzen - ich muss etwa alle 1...2.000 km die Bremse nachstellen, habe auch schon mal rundum 1 mm Shims eingelegt - aber die Trommeln nutzen sich (bei mir und Vorbesitzern) über zehntausende km kaum ab.
Sprich ich habe schon Räder abmontiert die ca. 30.000 km drauf hatten, habe welche mit nagelneuen Naben montiert - und musste die Bremse nicht mal neu einstellen...

Die Schäden und Vorfälle die Du beschreibst klingen für mich völlig abnormal, vor allem in dieser Häufung in der kurzen Zeit.
OK, ich fahre nur gelegentlich 70...80 km/h und muss das zum Glück meist nicht "wegbremsen", aber ich fahre öfter kurze starke Gefälle und bremse dort scharf.

Manche fahren wohl auch mit Bremsfallschirm habe ich schon vernommen... das mindert natürlich die Belastung der Bremsen.
Manche spritzen wohl auch während der Fahrt Wasser in die Trommeln zur Kühlung.
Es gibt genug Leute die mit dem Velomobil über die Alpen fahren u.ä., von solch heftigen Problemen habe ich noch nicht gehört.
 
Wirklich schade. ich fahre seit meiner Pensionierung vor sieben Jahren mit meinem EVO-R in der Schweiz rum und auch kreuz und quer durch Europa. Ich war in England, Frankreich, Spanien Portugal , Italien und Griechenland und nie hatte ich Problem mit dem Velomobil. Die Reiseberichte findet man übrigens unter "armin.zcag.ch". Nun habe ich mir nach dem EVO-R noch ein Alpna-7 zugelegt. In zwei Monaten gehts südwärts rund um die Aegäis. Es gibt doch nichts zuverlässigeres als ein Velomobil.
 
Das was du erlebt hast ist natürlich nicht schön aber nicht repräsentativ für Velomobile.

Erstmal welche Trommelbremsen hast du überhaupt 70 oder 90mm?

Ich selber habe in der Alpenregion mit dem Velomobilfahren angefangen und keinerlei derartigen Probleme gehabt. Viele Schweizer fahren ja auch Velomobil ohne die genannten Probleme. Du musst natürlich bei Bergabfahrten anders bremsen als auf dem normalen Fahrrad. Das braucht schon ein wenig Übung.

Da aber alles hier im Forum mit den Informationen die du uns gegeben hast erstmal rätselraten wäre würde ich dir folgendes vorschlagen.

Geh doch mal bitte zu Speedbikes in Rapperswil und rede mit denen. Die sind kompetent und können dir sicher helfen.
 
Und dann war es soweit. Im Frühsommer des letzten Jahres wurde ich stolzer Besitzer eines Tuna, ein “ausgereiftes“ neues Modell
Vlt liegt in dieser Aussage der Hund begraben, ein Modell, welches erst frisch auf den markt kommt, kann man nicht als ausgereift betiteln.
Die Kinderkrankheiten müssen erst einmal erkannt und behoben werden und somit reifen neue Modelle erst mit der Zeit
 
Nebenbei hat das Tuna auch ungewöhnlich kleine Laufräder vorne (349 statt 406) und geschlossene Radkästen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass weniger Platz zwischen Trommel und Felge sowie weniger Raum für das Rad allgemein der Kühlung und Lüftung förderlich ist oder das jemals auf längeren Abfahrten getestet wurde.
@Martin H hast Du Laufräder mit "Kühltürmchen" (von Ginkgo-Veloteile - @Lutz/Co)? Die sind eigentlich Pflicht, wenn Du das Flachland verlässt und lange, steile Abfahrten fahren willst, ohne die Bremsen zum überhitzen.
Meinst Du das mit
teure und bessere, luftgekühlte Trommelbremsen.
? Da gibt es verschiedene Versionen. Von Kühlrippen auf den Trommeln über die zusätzlichen Kühltürme bis beides zugleich.
 
Velomobile Abenteuer in der Schweiz

... ein “ausgereiftes“ neues Modell, in das die Erfahrungen vieler Entwicklerjahre eingeflossen waren. ...

...
Hallo @Martin H

insgesammt schön ge-u. beschrieben. An zwei Stellen hatte ich den Einfruck das es sogar noch besser gegangen wäre. Die erst Stelle empfinde ich dort oben wo sehr gründlich mitgedacht werden muß das viele Entwicklerjahre noch nicht viele Jahre Praxiserfahrung unter den verschiedensten Bedingungen sind...


Auch Deine Schlußfolgerung das
Deine Erfahrungen,
mit Deinem Tuna,
unter den Bedingungen die Du gefahren bist,
automatisch bedeutet das auch andere Velomobile unter ähnlichen Bedingungen ungeeignet sind,

....

Schlussfolgerung: Der Traum ist aus, Velomobile (ich meine nicht nur das Tuna!!) sind für holländische Dünenlandschaften und ähnliche sowie für gute Radwege gemacht, aber nicht für die Berge und Naturstrassen! Ich steige nicht mehr in mein Tuna und verkaufe es in's Flachland. Dort kann die Freude gross sein. Und ich lebe vielleicht etwas länger.

...

Innerhalb des velomobilen Angebots gibt es möglicherweise Velomobile die für Dich (um Erfahrungen mit der velomobilen Mobilität zu machen) besser geeignet sind (Ich z.B. würde in bergigen Gegenden ein Velomobil mit zwei Hinterrädern bevorzugen). Ebenso wären mir dann (bei mir im Falchland brauche ich das nicht) voneinander unabhängige Bremsen wichtig.

Die Anteile der Velomobilanbieter lassen sich nicht wegdiskutieren und mir ist klar das einige Kompromisse (z.B. Rechtsgewinde bei der linken Radlagerung) in Kauf genommen werden.

Viele Entscheidungen bleiben aktuell noch beim Kunden (z.B. ein Fahrzeug das stark von den Interessen aus dem Rennsport beeinflußt ist im, darauf nicht optimierten/nicht angepaßten, Alltagsverkehr zu nutzen.

Das ist keine Erfindung der Velomobilszene sondern gilt auch z.B. für einspurige Sportgeräte die vielfach im Alltag gefahren werden...

...gut das Du die Geschichte mit dem Luftverlust am einzelnem Hinterrad nicht ausprobiert hast...

Gruß Heiko
 
Hallo @Martin H

Wie @Dynamik komme ich aus der Region, mit der Tuna offenbar Mühe hat.

Kannst du ein Bild eines deiner Vorderräder hier einstellen, wo die Nabe sichtbar ist?

Ich würde mir die von dir beschriebenen Strecken gerne ansehen (wahrscheinlich kenne ich sie sogar). Bitte stelle sie hier ein oder schicke sie mir per PN, am besten wäre eine Aufzeichnung, wo auch die gefahrenen Geschwindigkeiten ersichtlich sind (Strava, Garmin, etc).

'runter in die Stadt, eine gut zwei km lange wunderschöne, abschüssige und kurvige Strasse durch den Wald

[...]Ausfahrt über so 60km, die erste, über die Jurahöhen direkt unterhalb des Chasseral bis nach Neuchâtel, dann über den Weinbergweg oberhalb des Bieler Sees zurück[...] Wenige km vor zuhause wird die geteerte kleine Strasse plötzlich zum Feldweg
So etwa? Link ohne Start- und Ziel

Eine längere Bergabfahrt, auch so 2km, nehme ich langsam, aber am Ende stinkt plötzlich etwas

Eine lange Steigung.[...]. Auf der hügeligen Hochebene, schön und schnell geht's da, aber Vorsicht, Schlaglöcher, auf den kleinen „Bauernautobahnen“ gibt's die auch in der Schweiz. Zurück den gleichen Weg, dann wieder die lange, schöne Strasse diesmal 'runter, mit ihren leichten Kurven... [...]und am Schluss den Hang hoch zu mir
Unter "hügelige Hochebene" stelle ich mir so etwas vor: Link. "Bauernautobahnen", also lange(!) Geraden mit <3m Breite kenne ich dort keine (jedenfalls nicht "hügelig", sondern nur "mit leichtem Gefälle/Steigung" oder halt <3km).

Habe ich folgendes richtig verstanden?
Du hattest vor 2023 keine Velomobilerfahrung?
Du bist von Frühsommer 2023 bis Frühsommer 2024 mit deinem Velomobil 300 km gefahren und die längste Ausfahrt war 60km?
Du erwartest von Tuna "bequem+Witterungsschutz+schnell und alles andere wie mit einem E-MTB"?
Bei 4x ja befürworte ich deine Schlussfolgerung, Tuna zu verkaufen.
 
Hallo @Martin H
Auch ich wohne nicht weit weg.
Von der VM Tauglichkeit auch in unseren Breitengraden hat mich unter anderem dieses Video hier überzeugt. An diesem Tag sind einige VM vom Sustenpass runter (und vorher rauf) gekommen. In der Tat: das Tuna gab es damals noch nicht.
Und ja, auch das VM in meinem Avatar war bereits auf dem Susten.
 
Schade, dass Du so eine Vielzahl von negativen Erfahrungen gemacht hast.
Probier' doch mal ein Trike pedelec aus. Berg hoch bist Du gleich schnell und Berg runter hast Du kein Bremsproblem.
25iger Schnitt reicht für die meisten Strecken aus und mit einer vollgefederten Version profitierst Du von den teils sehr "graveligen" Velorouten
und bist von der Strasse weg. Nur die ewigen Hunde überall... das muss man aushalten.

Ich würde so weit gehen zu sagen, dass die Schweiz (sicher absolut unbewusst und unbeabsichtigt :) ) ein extrem velomobilfreundliches Land ist:
Man hat ein umfangreiches Radwegenetz und man wird dennoch seltenst angehupt, wenn man diese nicht benutzt. Die Autofahrer halten "meist " Respektsabstand. (als Rennvelofahrer wird man ständig abgedrängt) Die Topografie ist im Durchschnitt gar nicht so ungünstig, wenn man nicht grad' in Andermatt wohnt. Und die Polizei ist auch sehr angenehm beim Beratungsgespräch :p

Meine Vermutung ist, wie auch die Vorposter erwähnten, dass hier etliche Faktoren ungünstig zusammenkommen:

- Neues Modell mit Anfangsmacken (hatte im Milan SL Mk7 auf 13 TKM im bergigen Terrain keine Problem mit Fahrwerk / Bremsen)
- Erwartung / Anfangserfahrung (der zweite Hauptgrund für den Gebrauchtmarkt, leider)
- Motor drin bzw. Systemgewicht (Macht bergab natürlich noch schneller und belastet das Gefährt)
- Streckenwahl (ich würde bspw. lange Pässe auch nur bei wenig Verkehr fahren, damit ich das Bremsen selbst einteilen kann)
- Modellwahl generell: Wenn man sehr fit ist, gehen die schmalen Einstiege sicher auch noch mit 75. Aber da würde ich lieber Bülken :)
 
Schlussfolgerung: Der Traum ist aus, Velomobile (ich meine nicht nur das Tuna!!) sind für holländische Dünenlandschaften und ähnliche sowie für gute Radwege gemacht, aber nicht für die Berge und Naturstrassen! Ich steige nicht mehr in mein Tuna und verkaufe es in's Flachland.
Leute was habt ihr denn alle für ein Verständnis von Physik?

Mit 120kg Gesamtgewicht 100 Höhenmeter abfahren ohne nennenswerte Fahrwiderstände bedeutet, dass eine Energie von 120 * 10 Newton * 100m = 120000Nm = 120000 Wattsekunden vernichtet werden muss.
Macht man dies in 10 Minuten = 600 Sekunden benötigt man eine ständige Bremsleistung von 120000 : 600 = 200Watt.
Bei 5 Minuten sind es bereits 400W bei 2 Minuten 1000W also 1kW. Bei einer gewünschten Abfahrtszeit von einer Minute 2kW !
Bei 10% Gefälle ist das eine Strecke von einem Kilometer in 1/60h also mit einer Geschwindigkeit von 60km/h.

Solche Energien kann man nicht mit unseren Trommelbremsen beherschen, diese müssten in einen Akku zurückgespeist werden. Keiner stürzt sich ohne Bremsschirm 100m in die Tiefe.

Im Thread tödlicher Unfall mit dem WAW wurde dies auch schon vor über zehn Jahren berechnet.
 
@labella-baron :
Ich teile die Ansicht, dass praktisch jede Fahrradbremse mit derartigen Bedingungen überfordert ist.

Nur...
Die Beschreibung "100 hm" finde ich in dem Thread nicht. Die Route ist auch etwas unklar.
Aber es mag schon sein, dass Du mit dem Höhenunterschied und den Fahrzeiten dennoch richtig spekulierst...

Gruß, Harald
 
Diese Strecke bewältige ich jeweils ohne dass ich die Bremsen rieche, fading bemerke oder ähnliches. Und das auch ohne Kühltürmchen.
Also 350hm in max 9min.
 
Ich danke allen für die Anteilnahme! Theorie hin oder her, meine teuren Bremsen (es sind die mit den Türmchen und dem grossen Durchmesser) halten das nicht aus. Dabei war die Strecke (Lamboing - Orvin) absolut nicht die steilste. Die Idee mit dem Bremsfallschirm kam mir auch schon, aber, liebe Leute, es müsste doch bessere Lösungen geben.
Das Tuna ist das direkte Nachfolgemodell des DF, und das hat ja anscheinend gute Noten. Die Fa. Velomobiel hat einen guten Ruf, die langjährigen Erfahrungen seien in das neue Modell eingeflossen.
Das ganze VM wiegt ca. 35kg samt Elektrifizierung, und ich mit 1m84 ca. 84kg (das variiert je nachdem wer kocht), also guter Durchschnitt. Ohne Motor und mit mehr Speck kommt man auf's gleiche, das muss das Gerät aushalten! Oder man muss gleich warnen, oha, nur für kleine und schlanke. Aber vielleicht ist es wirklich nur das falsche Modell für unsere Landschaft. Hat mir leider keiner gesagt.
Wir sehen uns! Ich auf dem bicycle, mit dem man sich schön in die Kurven legt, und das effiziente Bremsen hat, und ihr im VM, das alle Blicke auf sich zieht. Viel Spaß und toi toi toi
Martin
 
Diese Strecke bewältige ich jeweils ohne dass ich die Bremsen rieche, fading bemerke oder ähnliches. Und das auch ohne Kühltürmchen.
Also 350hm in max 9min.
Das glaube ich Dir sofort.

Aber es kommt nicht allein auf die Länge und Höhenmeter einer rassigen Abfahrt an... Wenn ich mit dem Velomobil auf dieser kurzen Strecke oben mit 70-75 km/h reinfahre, dann habe ich unten ein Problem. Die 90-er Bremsen (ohne Türmchen) waren einmal gerade noch gut genug mich nicht schneller als mit ca. 25 km/h durch den sehr spät einsehbaren Kreisel zu schicken. Die Anwohner dort wissen aber wahrscheinlich dass da manchmal Velofahrer kommen welche ihre Bremsen und Fahrkünste überschätzt haben, und ein netter Autofahrer im Kreisel hatte mir das Leben gerettet indem er nicht auf seinem Vorfahrts-Recht bestanden hatte! :oops: :ROFLMAO:

Aber: diese Teilstrecke ist auch mit dem normalen Liegevelo (Flux mit Heckverschalung) eine bremstechnische Herausforderung (bevor ich die Heckverschalung hatte war es nie ein Problem). Am Flux, meinem Alltags-Velo für Strecken von 15-40 km (30-80 retour), habe ich genau deshalb seit ca. 1 Jahr drei Bremsen (2x Felge, 1x Scheibe).
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ganze VM wiegt ca. 35kg samt Elektrifizierung, und ich mit 1m84 ca. 84kg (das variiert je nachdem wer kocht), also guter Durchschnitt. Ohne Motor und mit mehr Speck kommt man auf's gleiche, das muss das Gerät aushalten! Oder man muss gleich warnen, oha, nur für kleine und schlanke. Aber vielleicht ist es wirklich nur das falsche Modell für unsere Landschaft. Hat mir leider keiner gesagt.
Ich wiege 100 kg + 30-35 kg VM (inkl. Zeltgepäck) und bin damit bei Ancora un Giro auch zwei mal über die Alpen und manche steile Abfahrt in Italien, Österreich, Deutschland und Schweiz heruntergekommen.
Man muss sich leider etwas mit Physik beschäftigen. Die meisten Autos kämen da übrigens auch an die Grenzen, wenn sie alleine mit Bremsen und ohne Motor solche Abfahrten machen müssten.

Ein VM ist absolut auch für solche Strecken gemacht, genau so wie man mit "normalen" Fahrrädern auch Downhill im Gelände oder mit 100 km/h einen Pass herunterfahren kann, wenn man weiss, was man tut.

Ein DF wäre hier vermutlich besser als das Tuna gewesen wegen seiner offenen Radkästen - auf der Italien-Runde waren jedenfalls zahlreiche DFs dabei und die hatten keine solche Probleme.

Mein Alpha9 hat ja auch geschlossene Radkasten, aber ich kann die Servicedeckel mit einem Handgriff (sogar während der Fahrt) abnehmen und habe das auf der Italien-Tour natürlich vor jeder Abfahrt kurz gemacht, damit die Bremse mehr Luft bekommt. Vielleicht wäre das beim Tuna und Deinem Systemgewicht auch angebracht.

Aber ja - man fährt solche Strecken mit dem VM oft im Grenzbereich - wie übrigens mit einem normalen Rennrad auch. Nur hat ein Rennrad bei zunehmender Geschwindigkeit den Vorteil des quadratisch zunehmenden Luftwiderstands, der beim VM einfach kaum wirkt.

Es ist schade, dass Du Dich dadurch vom VM hast abbringen lassen - ich würde aber einen technischen Defekt an den Bremsen trotzdem nicht ausschließen und das mal prüfen lassen. Metallspäne hatte ich selbst bei heißgefahrenen Bremsen noch nie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dabei war die Strecke (Lamboing - Orvin) absolut nicht die steilste.
Steil ist im übrigen auch nicht der Faktor.
Es kommt auf die Energie und die Zeit an.

Ganz kurz zur Theorie: Kurze, kräftige Bremseinsätze puffert die Bremse - besonders mit den Kühlköpern ganz gut.
Sehr steile Abfahrten fährt man oft langsamer und gibt der Bremse damit Zeit, die Energie abzugeben.
Bei mir war es meist die Kombination aus langen, geraden Passagen, wo man richtig Speed aufgenommen hat, dann viel davon wegbremsen musste, weil es einfach zu schnell wurde und dann auch noch Haarnadelkurven kamen, wo man ganz runterbremsen musste. Das hat mir selbst mit Kühltürmen Lagerklappern und Fading gebracht, aber ich höre bzw. weiß etwa, wo die Grenze ist, nehme dann früh genug raus und mache notfalls einen kurzen Stop, um alles abkühlen zu lassen (dabei aber auf keinen Fall die Bremse angezogen lassen, sonst verzieht sie ggf. die Nabe/Trommel!)

Und ganz wichtig: Nicht ständig Dauerbremsen, sonder besser intervalartige, beherzte Bremspunkte und dazwischen wieder ein Stück rollen lassen. Das schont das Material und ist effektiver.
 
Ich danke allen für die Anteilnahme! Theorie hin oder her, meine teuren Bremsen (es sind die mit den Türmchen und dem grossen Durchmesser) halten das nicht aus. Dabei war die Strecke (Lamboing - Orvin) absolut nicht die steilste. Die Idee mit dem Bremsfallschirm kam mir auch schon, aber, liebe Leute, es müsste doch bessere Lösungen geben.
Das Tuna ist das direkte Nachfolgemodell des DF, und das hat ja anscheinend gute Noten. Die Fa. Velomobiel hat einen guten Ruf, die langjährigen Erfahrungen seien in das neue Modell eingeflossen.
Das ganze VM wiegt ca. 35kg samt Elektrifizierung, und ich mit 1m84 ca. 84kg (das variiert je nachdem wer kocht), also guter Durchschnitt. Ohne Motor und mit mehr Speck kommt man auf's gleiche, das muss das Gerät aushalten! Oder man muss gleich warnen, oha, nur für kleine und schlanke. Aber vielleicht ist es wirklich nur das falsche Modell für unsere Landschaft. Hat mir leider keiner gesagt.
Wir sehen uns! Ich auf dem bicycle, mit dem man sich schön in die Kurven legt, und das effiziente Bremsen hat, und ihr im VM, das alle Blicke auf sich zieht. Viel Spaß und toi toi toi
Martin

Moin Martin,

das Thuna ist dennoch in einigen Entwicklungspunkten Neu und die geschlossenen deutlich kleiner gewordenen Radkästen durch 16" machen halt einen ziemlich großen Unterschied in der Effizienz der Kühlung. Da du uns jetzt ein konkretes Beispiel genannt hast, kann ich ja mal drauf eingehen.

Solch ähnliche Strecken habe ich auch hier im Mittelgebirge (hier und hier) und kenn ich noch aus meiner Quest-Zeit mit 40kg Velomobilgewicht. Dieses Streckenprofil ist eigentlich sehr unproblematisch zu fahren, auch wenn man öfters aufgrund der leichten Kurven bremsen muss.
Jetzt frage ich dich mal konkret nach deinem Bremsverhalten. Bist du mehrfach vor jeder Kurve bissig in die Bremsen oder hast du die ganze Zeit mit "angezogener" Bremse, also schleifend gebremst. Bei zweiterem liegt nämlich genau da der Fehler.

Wird es steiler und die Strecke hat mehr Kurven, vllt auch Serpentinen, dann geht es physikalisch nicht anders. Dann muss man anhalten, warten und/oder einen Bremsfallschirm verwenden. Mehr thermische Energie kann nur mit Hilfe von mehr Masse aufgenommen werden und damit sind wir eben beim Problem. In ein Velomobil passt keine KFZ-Trommelbremse. Es ist und bleibt Fahrradtechnik, damit man in der Ebene aus eigener Kraft schnell fahren kann.

Mein Tipp:
Lass mal ein wenig Gras über die Erlebnisse wachsen und komm am 27 oder 28 April nach Lauchringen (DE) zur Spezialradmesse. Dort ist evtl. auch der Velomobilhändler aus Rapperswil @Jürg Birkenstock vor Ort und du kannst dich ausführlich mit ihm unterhalten. Es ist übrigens immer ratsam, egal wie ausgereift ein Velomobil laut Hersteller sein mag, es bei einem Händler vor Ort zu kaufen.

Ansonsten frag mal die zwei Velomobilfahrer in deiner Nähe, @veloeler und @Murks, ob diese Lust auf ein Treffen haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hinterher erfuhr ich, das sei ein bekanntes Risiko, denn durch die Rotation könne sich diese linke Schraube lösen, da nicht mit Gegengewinde. Ein kleiner Konstruktionsfehler, der fatal hätte enden können
Ich bin auch der Meinung das hier ein Links und Rechts Gewinde sollte im einzatz kommen. Als ich das erste mal die Räder vom VM gelösst habe, bin ich fast erschrocken um diese tat...die seit immer so ist bei den Hersteller!
Die Pedalen haben ja Links und Rechts Gewinde, aber die Räder befestigungs Schrauben sind beide mit Rechts Gewinde....:eek:
 
Zurück
Oben Unten