Moin moin,
wenn auch mein hiesiger Händler berichtet, daß von zehn verkauften Trikes acht mit eAntrieb geordert wurden, ist das Thema eAntrieb bei Reisetrikes m.E. nur ein Nebenaspekt , ähnlich wie bei den Schaltungen -
Kette vs. Rohloff- oder dem Sitz -
Schale vs. Spann und steht keinesfalls im Vordergrund. Weil aber der eAntrieb in diesem Thread mehrfach thematisiert wurde, möchte ich als Threadstarter dazu etwas beisteuern:
(....) ...ergänzen möchte ich folgendes: Sofern mit Motor ausgestattet:
Tretlager oder Nabenmotor. Für liegen die Vorteile klar beim Tretlagermotor, da er einfach deutlich effizienter an Steigungen einzusetzen ist und meiner Ansicht nach ist dies auf Tour entscheidend. (.....)
Tretlagermotor oder Getriebenabenmotor? Zu diesem Thema kommt es im Pedelecforum regelmäßig zu "Glaubenskriegen". Ich selbst bin der Meinung, daß jeder für sich vor einer Kaufentscheidung zunächst prüfen sollte:
Was kann ich physisch leisten, wie ist mein Trainingszustand?
Will ich ständig mit eingeschaltetem eAntrieb radreisen oder diesen unterwegs auch abschalten?
Welchen Stellenwert hat für mich das Gewicht des Trikes?
Soll der eMotor mich unterstützen oder will ich den eMotor unterstützen?
Soll der eAntrieb sehr leise laufen oder stören mich Antriebsgeräusche?
Ein paar Zahlen zur Schaltungsauslegung:
Meiner Meinung muss dies so ausgelegt werden, dass bis ca. 25-70 km/h max mitgetreten werden können sollte und dann aber max möglich nach unten hin ausgelegt werden sollte. hier sollte man einen Übersetzungsbereich von mind. 500% optimal ca. 700% oder mehr anstreben.. Das sind zentrale Punkte, die die Schaltungsauswahl bzw. das Antriebssystem z.b. mit Motor deutlich einschränken.
Wie Du selbst schreibst, ist das sehr individuell.
Die Erfahrung zeigt. unter 1m Entfaltung ist top, damit kann man mit 20 Zoll Rädern auch Steigungen mit 15% und Tourgepäck fahren und auch bei 4,5 km/h noch knieschonend mit 70-80 Kadenz fahren. (.....)
(.....) Wer aber eine 15%-Steigung auch ohne eUnterstützung mit 4,5km/h fahren kann, sollte sich fragen...
...ob er einen eMotor überhaupt benötigt oder ob eher das "nice to have" Argument entscheident ist.
...ob nicht ein leichter* Getriebenabenmotor anstelle eines Tretlagermotors sinnvoller ist.
Will man einen leichten Getriebenabenmotor an langen Steigungen mitnutzen, muß man ihn "bei Laune" halten, d.h. die Geschwindigkeit mittels eigener Muskelkraft nicht weit unter 10km/h abfallen zu lassen.
Weitere Frage sind die nach der Ansteuerung des eMotors und dem Stellenwert eines echten Freilaufs:
PAS oder Drehmomentsteuerung?
-Bei der PAS-Ansteuerung schaltet sich der eAntrieb ein, sobald sich die Kurbel dreht und dreht hoch bis zur eingestellten Spannung. Danach kann der Fahrer den Antrieb komplett abschalten und rein muskulär weiterfahren. Alternativ kann er die Spannung nur um eine oder zwei Stufen zurückschalten und versuchen, die erreichte Geschwindigkeit mit seiner Muskelkraft zu halten. Muskulärer Antrieb und eAntrieb arbeiten unabhänig voneinander.
Kritisiert wird die PAS-Ansteuerung, weil sie es auch ermöglicht, nur "homöopathisch" zu Pedalieren und faktisch rein elektrisch zu fahren. Das ist tatsächlich möglich, würde aber die eReichweite dramatisch einschränken.
-Drehmomentansteuerung: Hier steuert der eAntrieb die Leistung proportional zum in die Kurbel muskulär eingebrachten Drehmoment. Tritt der Fahrer stärker in die Pedale, steigt automatisch auch die vom eMotor eingebrachte Leistung** ob er das will oder nicht. In der Werbung wird diese Eigenschaft als "gefühlsecht" und so ähnlich charakterisiert.
Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, daß eine Drehmomentansteuerung
mich dazu verführte, den eMotor ständig zu nutzen und habe mich auch deshalb bewußt für eine PAS-Ansteuerung entschieden.
Ich habe verschiedene Mittelmotorantrieben ausgerüstete Pedelecs ausprobiert**. Nicht gefallen hat
mir, daß sich diese bei ausgeschaltetem eAntrieb nur sehr zäh pedalieren ließen. Von Temperament keine Spur, es machte
mir jedenfalls keinen Spaß. Auch störte mich das hohe Gewicht dieser eAntriebe und des in der Regel "dickeren" und damit schwereren Akkus. 500Wh und mehr sind hier die Regel.
Wenn ich den Akku für eine kürzere Trainingsfahrt zuhause lassen, fahre ich ein normales Trike mit einem Mehrgewicht von 2,3kg. Meine Akkus wiegen 1,3kg (180Wh) und 2,2kg (360Wh). Allerdings werde ich dieses Jahr 71 Jahre alt und mir für Fahrradreisen einen etwas größeren Akku bauen lassen.
Abschließend möchte ich anmerken, daß ich mich ausdrücklich auf mich und meine perssönlichen Erfahrungenbeziehe, deshalb die jeweils fett geschriebenen Worte. Andere Forumisten werden andere Erfahrungen, andere Prioritäten haben. Kritik an anderen eAntriebskonzepten liegt mir sehr fern!
Gruß aus heute sonnigen Münster,
bis denne,
HeinzH.
*Mit leicht meine ich <2kg
**Ich beziehe mich ausdrücklich auf verschiedene Mittelmotor-Pedelecs, die ich vor vier, fünf Jahren ausprobierte, es mag sein, daß sich inzwischen hier und da etwas geändert hat.