AW: Selbstständigkeit als Liegerad-Händler
Hallo zusammen,
Insgesamt besteht auf Liegerad-Händlerseite sicher noch Verbesserungsbedarf.
das betrifft aber den Handel allgemein:
1. Aufrechtfahrradgeschäft: 2 Monate wird angeblich vergeblich versucht, 20zöllige Schwalbe Marathon zu bekommen, erfolglos. Ein Fahrrad mit senkrechten Ausfallenden wird mit Nabenschaltung verkauft. Nach der Einfahrzeit hat der Kunde Probleme mit der ständig abspringenden Kette, weil sie natürlich länger ist als vorher. Weil sie nicht zu spannen ist, bekommt der Kunde einen Kettenspanner montiert (ich hätte auf einem andern Rahmen bestanden.)
2. Sanitätshaus, Monopolist in einer 57000-Ew-Stadt: Der Kunde kommt mit seinen Gehstützen zum Geschäft, kann es aber erst betreten, als ein anderer Kunde ihm hilft, weil die Türe sehr schwer zu öffnen ist. Er reklamiert seine Gehstützen, von denen es angeblich nur dieses Modell gibt, an denen er sich binnen zweier Wochen die Handballen wundgescheuert hat. Nach Internetrecherche weiß er es besser, und auf einmal ist das andere Modell sogar vorrätig und kostet nur 10 Euro mehr (bei einer Nutzungsdauer über viele Monat ein lächerlicher Betrag). Die Hände heilen. Vier Wochen später sind die Gummipuffer abgelaufen und das Alurohr schaut durch. Der Händler geht mit den Stützen des Kunden in den Keller um die Puffer zu wechseln und ruft über die Schulter dem auf einem Bein an der Theke lehnenden Kunden zu: Setzen Sie sich doch. Der nächste Stuhl ist am anderen Ende des Verkaufsraums 5 m entfernt, der Kunde bleibt stehen. Nach Zahlung von 7,5 Euro schwingt sich der Kunde mit neuen Puffern davon, ein anderer öffnet ihm die Türe.
Zwei Wochen später: Die Puffer sind wieder hin, die Alurohr haben sich, da vor dem letzten Austausch der Puffer nicht entgratet, durchgestanzt. "Sie hätten damit ja auch nicht mehr gehen dürfen." Der Kunde hat zudem herausgefunden, dass es rutschfestere Puffer gibt, die aber nicht vorrätig sind. Der Kunde bekommt 7,5-Euro-Puffer und humpelt 150 m zur Werkstatt, wo ihm die Stützen entgratet werden. Der Kunde besteht auf Bestellung der besseren Puffer für 15 Euro, die er dann über 4 Monate intensiv und ein ganzes Jahr weniger intensiv benutzt. Die Puffer sind auch danach praktisch ohne Gebrauchsspuren!
3. Orthopädischer Schuhladen, auch Monopolist: Der Kunde hat am linken Fußgelenk etwa 5 cm mehr Umfang als am rechten, dazu eine empfindliche Nabe dort. Er ist auf der Suche nach Stiefeletten für die nasskalte Jahreszeit. Er wird intensiv "beraten" und verlässt den Laden mit Halbschuhen für 175 Euro. Die ersten zwei Stunden passen sie, das Fußbett drückt noch etwas, dann stellt der Kunde fest, dass er eine große Blase an der Ferse hat. Der Schuhmacher schlägt den Schuh passend. Nach Abheilung der Blase trägt der Kunde die Schuhe, im gesunden Mittelfuß bekommt er nach einem halben Tag sich verstärkende Schmerzen. Am zweiten Tag kommen beidseitige Wadenschmerzen dazu, am dritten schmerzt eine Hüfte. Die Schuhe schlappen. Die Schuhe bleiben im Schrank, die Schmerzen vergehen. Nach einigen Tagen ein kurzer Test: Schuhe an, Schmerzen kommen wieder. Reklamation. Der Schuhmacher hat angeblich nichts falsch gemacht. Das Schlappen darf nicht sein, das ist Fehler des Herstellers. Die Wadenschmerzen liegen am Keil im Fußbett unter dem Vorderfuß, der dafür sorgt, dass die Schuhe trotz unterschiedlicher Gelenkdurchmesser passen. Er kann dem Kunden nicht helfen, alles Schuld des Herstellers, er muss die Schuhe reklamieren. Der Einwand des Kunden, dass die Keile ja wohl von ihm zu verantworten sind und dass er zu Schuhen überredet wurde, die nicht seinen Vorstellungen entsprechen (Halbschuhe vs. Stiefelletten), macht ihn sauer und führt zu keinem Umdenken. Seine Mitarbeiterin überredet keinen, der Kunde habe die Schuhe freiwillig gekauft, seine Leute keine Fehler gemacht. Er schickt die Schuhe ein. Nach zwei Wochen Nachfrage des Kunden: Man bemüht sich angeblich, aber beim Hersteller dauert es so lange, für den kommenden Montag wird ein Anruf beim Kunden zugesagt. Der Anruf erfolgt Dienstag, ohne Erklärung, die Reklamation war erfolgreich, der Händler hat seine Ware wieder, der Kunde bekommt das Geld zurücküberwiesen und darf in die Nachbarstadt, um nach fast 5 Wochen bei einem anderen Schuhmacher einen hoffentlich erfolgreicheren Versuch zu starten.
4. CD- und Schallplattenladen, neben einem schlecht sortierten Kaufhaus der einzige Händler am Ort: Kunde fragt nach einer bestimmten CD. Der Inhaber amüsiert sich über den Geschmack des Kunden, dieser kauft bei Amazon. Einige Monate später zieht ein Schokoladengeschäft in das Ladenlokal ...
5. Gegenbeispiel: Ich bestelle an einem Sonntag ein ziemlich exotisches, nicht dringend benötigtes Ersatzteil für mein Liegerad bei einem Laden mit Versandhandel per Mail. Dienstags ist bei mir, obwohl der Laden montags Ruhetag hat.
Gruß, Klaus
PS: Zu Beispiel 5 verrate ich den Namen des Händlers: Friedrich Eberhardt von pedalkraft.de