Einen Motor an dieser Stelle als ursächlich zu betrachten finde ich schon was befremdlich.
Warum? Es dürfte unzweifelhaft sein, dass mit einem Motor insgesamt höhere Kräfte in einen Rahmen eingeleitet werden als ohne und wahrscheinlich auch andere Kräfte.
Zumal nach meinen geringen Materialkenntnissen ein Riss in der Schweißnaht ein eindeutiges Anzeichen für falsche Behandlung bei der Herstellung ist.
Ein Riss ist ein Anzeichen für eine Überlastung an der Stelle. D.h. es wurden mehr Kräfte eingeleitet, als die Schweissnaht vertragen hat. Das kann daran liegen, dass die Schweissnaht nicht ordentlich war, es kann daran liegen, dass die Konstruktion nicht ordentlich war oder es kann daran liegen, dass die Belastung ausserhalb der konstruktiv vorgesehenen Spezifikationen betrieben wurde. Oder schlicht, dass nichts von alledem zutrifft sondern das konstruktiv spezifizierte Ende der Lebensdauer erreicht wurde. Was davon hier die Ursache ist wissen wir nicht.
Allerdings hat der Rahmen 10 Jahre gehalten.
Da kann schon mal das Lebenszeitende erreicht sein.
Würde der Rahmen aus verwesendem Material bestehen vielleicht. Ich halte allerdings bei einem Alurahmen das Alter für wesentlich weniger relevant als die Kilometerleistung und die aufgetretenen Belastungen. Und 10 Jahre Lebensdauer bei einem Fahrradrahmen wären für mich Grund zu erheblichem Unmut, um so mehr bei einem Rad, das zur gehobenen Preisklasse gehört.
Dennoch: Wenn das Rad nachträglich elektrifiziert wurden und das nicht vom Hersteller selbst gemacht wurde ist HP da in meinen Augen raus. Nicht umsonst werden kommerzielle Umrüster juristisch durch die Umrüstung zum Hersteller des Rades und müssen auch für solche Schäden im Rahmen der gesetzlichen Gewährleistung gerade stehen. Wer selbst umrüstet ist dann halt selbst verantwortlich. Finde ich absolut nachvollziehbar.
Mal zum Nachdenken: Garantien auf technische Gerätschaften sind hierzulande üblicherweise eher kurz, oft nicht länger als die gesetzliche Gewährleistung von zwei Jahren. Und längere Garantien wie z.B. bei HP oft an Bedingungen geknüpft, die in der Praxis nahezu niemand erfüllt (mindestens jährliche Inspektion beim Fachhändler samt Wartungsnachweis als Stempel im Serviceheft). Letzeres ist auf der einen Seite nachvollziehbar zwecks Vermeidens von Ignoranz, Heimwerkerpfusch und Früherkennung von Schäden - wenn es denn verlässlich so funktionieren würde. In der Praxis hätte ich Zweifel, ob alle Händler und Werkstätten da wirklich qualifizierte Arbeit leisten bzw. zu leisten imstande sind und zum anderen ist das für den Verbraucher oft schlicht unwirtschaftlich.
So sehr ich nachvollziehen kann, dass ein Hersteller das Garantierisiko einschränken möchte so heisst das in der Praxis dennoch: Wenn ein Gerät (in diesem Fall ein Rahmen) länger hält als die Herstellergarantie ist das ein glücklicher Zufall. Der Hersteller geht ja offenbar davon aus, dass das in einem sehr relevanten Anteil der Fälle nicht so ist, sonst könnte er ja problemlos eine längere Garantie geben. Das sollte man durchaus im Hinterkopf haben, wenn man einen Haufen Geld für ein Gerät oder ein Rad ausgibt...
Was den Motor angeht: Wenn man sich einen Kleinwagen mit schmaler Motorisierung kaufte, dann selbst einen fetten Motor mit erheblich mehr leistung implantierte und damit n Jahre rumführt - würde man dann, wenn nach 10 Jahren z.B. ein Querlenker bräche oder ein anderes strukturelles Teil versagte dem Hersteller des Autos die Schuld geben? Andererseits: Würde man, wenn man mit der Orginalmotorisierung führe, es als normal empfinden, wenn nach 10 Jahren ein struktureller Bruch an einem solchen Teil einen Totalschaden zur Folge hätte?