Vorsicht! Dieser Post ist arg lang geworden. Ich wollte aber nicht noch einen eigenen Faden aufmachen.
So, jetzt bin ich meine ersten 1000 Kilometer mit QV 131 unterwegs gewesen. Der verbesserte Gesundheitszustand, der mich zu einem motorlosen VM greifen lies, war dann doch nicht so beständig. Eigentlich wollte ich diese Marke bereits vor einem Monat erreichen.
Dennoch bereue ich es nicht, ohne Elektrounterstützung unterwegs zu sein. Ich habe zu Beginn doch gemerkt, wie faul und “realitätsfern” mich der Motor gemacht hat. Jetzt hatte ich beim Alleweder ja auch immer den Tacho direkt vor den Nase. Das hat mich immer dazu verleitet, mehr Druck auf die Pedale zu geben, als gerade sinnvoll gewesen wäre. Und wenn es mir bergauf zu langsam ging, kam halt das Handgas ins Spiel. Mit dem QV fahre ich jetzt ganz anders, beschleunige nur dort, wo es auch wirklich was bringt und fahre bergauf nur so schnell, wie es mir behagt.
Der Schnitt auf meiner Pendelstrecke ist weitgehend gleich geblieben. Das liegt zum einen an den langsameren Bergauf-Phasen - wo das AW6 mich noch mit ca. 15 km/h hochgeschoben hat, trete ich jetzt 7-8 km/h, aber auch an Ampeln, Schranken und rechts-vor-links-Kreuzungen.
Meine Reisegeschwindigkeiten liegen deutlich über denen des AW und dazu fahre ich auch noch mit weniger Energieeinsatz, also wesentlich entspannter.
Wie sagt man gerne bezüglich verschiedener historischer Ereignisse? “Es war nicht alles schlecht…”. So will ich auch AW und QV ein wenig vergleichen:
Das QV passt mir besser, im AW hatte ich das Gefühl, vorne unendlich viel Platz zu haben. Dafür sieht der Einstieg ins QV (noch) nicht so elegant aus.
Das QV hat den erheblich steiferen Antrieb, was viiiel Kraft und Mühe spart. Hier merke ich natürlich zusätzlich noch das geringere Gewicht. Mit Motor, einem 11,6 Ah Akku und Pannenset wog das AW 52 kg. Das QV habe ich noch nicht gewogen, mit Pannenset würde ich aber mindestens 15 kg weniger schätzen.
Der Einstieg läuft aber auch aus anderen Gründen beim AW angenehmer: Reißverschluss links auf, Reißverschluss rechts auf, einsteigen, Reißverschluss rechts zu, Reißverschluss links zu. Zur Not noch das Versatile-Dach auf und zu klappen. Beim QV finde ich es ätzend, einzusteigen, die Haube senken und die Klettverschlüsse festmachen, dann den Schaumdeckel reinzwirbeln und die fünf Klettverschlüsse schließen. Beim Losfahren ist das ja noch egal, aber wenn ich nur mal kurz aussteigen möchte, nervt der umgekehrte Weg enorm. Auch bei gemeinsamen Fahrten, Critical Mass oder Gesprächen mit Passanten ist das QV wesentlich unkommunikativer. Dies ändert sich aber hoffentlich, sobald ich den Schaumdeckel nicht mehr brauche und/oder ich die Racecap gegen den Standarddeckel tausche. Mit dem Standarddeckel ist dann aber der Enkeltransport nicht mehr ratsam, weil ich diese ohne Fenster geordert habe.
Die Schaltung:
Im AW habe ich eine Rohloff verbaut, seit ich meine erste Rohloff in einem UP hatte, habe ich gesagt, ich will nichts anderes mehr. Rohloff und Tretlagermotor finde ich ein tolles Gespann, für das motorlose QV wäre die Rohloff allein zuwenig gewesen. Schlumpf und Rohloff geht nicht, zumindest baut einem das kein Hersteller zusammen ein. Bei der Probefahrt bei Elmi fand ich die Kettenschaltung im QV auf ok. So habe ich das QV mit MountainDrive mit 75er Kettenblatt und 11-36, 11fach geordert. Mit dieser Kombination komme ich sehr gut zurecht, zu Anfahren benutze ich sehr oft den MountainDrive, da ich eh häufig vergesse runterzuschalten bzw. mich auch immer ärgere, wenn ich vor der Kreuzung rechtzeitig runtergeschaltet habe und dann durchfahren kann weil frei ist. Da bin ich dann arg am orgeln. Mit der Schaltung im QV fühle ich mich sehr wohl, hätte ich als Rohloffjünger gar nicht gedacht. Aber lauter ist sie schon und ich muss sie jetzt mal nachjustieren. Die Gänge springen nicht immer sauber rein. Ich weiß ja nicht, ob ich da einen Denkfehler habe, aber nach meinem Dafürhalten brauche ich eine zweite Person zum Einstellen. Zwei Aufwärmrollen habe ich mir bei ebay gezogen. Ohne die würde es wohl nicht gehen. Ich möchte dem VM-Boden nicht zumuten, an der Karrosserie aufgebockt mit mir drinnen die Form zu wahren.
Die Wettertauglichkeit:
Im QV werde ich nasser als im Alleweder. Obwohl die Plane des AW einen größeren Ausschitt hat als der Schaumdeckel, und oben nur ein Versatile-Dach schützt, habe ich das Gefühl, im QV mit Racecap nasser zu werden. Ich vermute der Wassereintritt seitlich hinter dem Visier. Wohl strömungsbedingt tritt hier mehr Regen ein als beim seitlich ganz offenen Versatile-Dach.
Bei AW beschlägt mir die Brille nach einer bestimmten Mindestleistung immer, sobald ich anhalte. Beim QV auch bereits während der Fahrt. Das Visier beschlägt mir so gut wie nie, es spielt sich immer alles auf der Brille ab. Demnächst werde ich mal so einen Anti-Beschlag-Schlonz für die Brille probieren.
Für’s QV musste ich übrigens neue Brillen haben (Sonne und normal). Als Träger einer Gleitichtbrille ist die recht aufrechte Sitzposition im AW gut, die flache Lage im QV bewirkte, dass ich immer durch den Lesebereich auf die Straße geschaut habe. Jetzt habe ich zwei Einstärken-Brillen, die auch weniger oft an der Haube anstoßen. Jetzt ist nur das Ablesen des Navi etwas tricky geworden. Wenn ich mir diese Brillen mit Anti-Beschlag-Zeugs verhunze ist das nicht ganz so schlimm.
Seit ich QV fahre, habe ich beim Aussteigen immer Tautropfen auf der Wampe. Das kenne ich vom AW gar nicht. Hier macht sich die riesige Fußöffnung des Alleweder positiv bemerkbar. Weniger kalt sind die kleinen Fußlöcher des QV im Winter allerdings auch nicht.
Was noch verändert wurde/werden muss:
Die Fußlöcher des QV mussten von Elmi nach hinten verlängert werden. Das hat er so schön ausgeschnitten, dass wir den Ausschnitt vorne wieder einsetzen konnten. Die Öffnung ist also nicht größer, sondern nur weiter nach hinten gerutscht.
Ich habe einen Kindersitz im QV. Dafür wurde der Fahrersitz an den Seiten beschnitten, damit die Kinderbeine am Sitz vorbeipassen. Ich bin mir nicht sicher, ob der Sitz trotz Verstärkung etwas instabiler ist. Das Kind in den Kindersitz zu packen, hat etwas von Tetris - es erfordert ein wenig Übung, die Kinderbeine an die richte Stelle zu bekommen. Mein 15 Monate alter Enkel war auch vom ersten Einsteigen gar nicht begeistert, von der ersten Ausfahrt hingegen sehr. Ich denke, im Sommer mit weniger Kleidung geht das alles viel besser. Er fährt jedenfalls sehr gerne mit mir mit und vor der Kita sind wir natürlich die Stars.
Wegen Beinproblemen musste ich die Cleats unter den Radschuhen etwas versetzen. Für’s linke Bein war das super, nun fing das rechte an zu meckern. Trotz allen Probierens und nochmaligm Versetzen des Tretlagerschlittens um einen cm nach hinten, macht mir das rechte Knie nun zu schaffen. Die SPD-Pedale fand ich eh zu wackelig, so dass ein Pedalwechsel anvisiert wurde. Mehrere Ärzte haben mir schon mal gesagt, dass mein rechtes Bein einen halben cm kürzer wäre als das linke. Das gleicht der Körper zwar gut aus, aber ich habe mir gedacht, wenn ich jetzt schon auf eine neue Pedal-Schuh-Kombi umstelle, warum denn dann nicht auch diesen Unterschied ausgleichen, zumal das rechte Knie die größten Probleme machte, wenn ich die Cleats unter beiden Schuhen gleich versetzte.
Jetzt fahre ich Speedplay-Pedale. Unter dem rechten Schuh habe ich zwei Lenght-Shims mit insgesamt 6,2mm Höhe angebracht. Ob das für’s Knie vorteilhaft ist, muss sich noch herausstellen. Klasse finde ich bei den Speedplays auch, dass ich das seitliche Spiel variieren kann. Im Moment habe ich es fast auf Null eingestellt und bin mit dem strammen Sitz sehr zufrieden. Der Schlumpf lässt sich so noch bedienen, nach außen habe ich aber kein Spiel mehr.
Anfangs war es ein Geduldsspiel, in die Pedale einzuklinken, allmählich wird es besser. Die müssen sich wohl erst einrutschen.
Aufgrund von Lieferdruck wurde die Aufnahme für die Anhängerkupplung vergessen. Diese wurde zwar nachgeliefert, um sie anzubringen, muss aber der Heckspiegel verstärkt werden. Das wird dann meine erste Laminierarbeit. Die gehe ich aber erst an, wenn wir hier die entsprechenden Außentemperaturen durchgängig haben.
Ich überlege derzeit noch, ob ich eine Lichtkanone o.ä. auf die Haube montiere soll. Ich habe den Eindruck, als Tagfahrlicht werden die Scheinwerfer nicht so recht wahrgenommen. Die Leuchtweitenverstellung nutze ich zwar sehr gerne, die Scheinwerfer tagsüber aber gezielt auf Blendung zu stellen scheue ich mich aber noch.
Eine Leuchtweitenverstellung beim Alleweder 6 fände ich auch gut, vielleicht kommt sie ja noch.
Mein Fazit nach 1000 km: Ich habe den Umstieg nicht bereut. Und obwohl ich lange zwischen df und QV geschwankt habe (auch noch lange nach der Bestellung) bin ich der Überzeugung, genau die richtige Wahl getroffen zu haben. Und wenn nicht, geht der Trend ja eh zum Dritt-VM.