Ich hatte heute Probefahrt-Termin für das Frikar in OL.
Eines vorweg: um wirklich unvoreingenommen zu sein, habe ich die letzten 8-10 Seiten dieses Threads nicht mehr gelesen. Entschuldigt also, falls etwas zum X-ten mal angesprochen wird
Die Probefahrt wurde durch eine ausführliche Einweisung begonnen. Ich durfte als Versuchskaninchen herhalten und beweisen, dass man auch mit 1,93 und Schuhgröße 48 noch Platz im Frikar findet. Ok… Aber wirklich nur knapp
Aber der Sitz ist bequem, die Sitzposition über 3 Stufen verstellbar. Es soll aber eigentlich nur das Tretlager bewegt werden.
Nach der Einweisung ging es dann zu den 2 Vorführern. Es hatte wohl geregnet, die Scheiben der Vorführer waren noch komplett mit Regentropfen benetzt.
Einsteigen ist bei der Riesen Öffnung kein Problem. Der Lenker liegt zum Ein- und Aussteigen flach auf dem Boden und wird zum fahren in eine individuell bequeme Position gedreht. Klingt ungewöhnlich, hat mich aber nicht gestört. Da eher schon die Bedienteile am Lenker. Was diese Mikroschalter bewirken sollen, erschließt sich nur durch ausprobieren. Ein haptisches oder akustisches Feedback gab es zumindest bei meinem Vorführer nicht. Die Schalter für Blinker, Licht und elektronische Klingel müßten IMHO dringend mehr Feedback geben und auch mit schweißnassen Händen sicher zu bedienen sein und besser in der Hand liegen.
Was gut in der Hand lag, war der Bremsgriff und der Rest des Lenkers.
Die Sicht war durch die Riesen Panoramakuppel schon schön - eigentlich. Sie war halt vom Regen nass und der Wischer ohne Funktion. Angeblich soll die Scheibe so gut behandelt sein, dass der Regen während der Fahrt abperlt und die Sicht nicht nennenswert behindert… Das konnte ich auf der "Teststrecke" nicht herausfinden. Auch soll die Scheibe unempfindlich gegenüber Kratzer sein. Mikrokratzer wie gerade die Milan-Fahrer:innen es von den Visieren kennen, sollen hier nicht vorkommen… Schön, wenn es wirklich so ist.
Nun sass ich also in dem Frikar, das Tretlager wurde in die max. Position geschoben und dann die Haube geschlossen… Fast. Aufgrund des Wetters wurde sie nicht ganz geschlossen sondern nur in der ersten von drei Positionen eingerastet. Das sollte die Scheibe frei von Kondensat halten.
2 Umdrehungen der Pedalkurbel (bei der man Angst hatte sie gleich zu Klump zu fahren, so wackelig war die Konstruktion) und das Fahrzeug setzte sich schwungvoll in Bewegung.
Der Motor surrt hörbar, aber die Geräuschkulisse eines Milan empfinde ich als genau so laut, wenn nicht lauter. Die Testrunde ging gefühlt 300 m weit…
Was soll ich da zu dem Fahrverhalten sagen? Wir bogen auf den Radweg ab, dann an einem Gebäude vorbei über einen Parkplatz und waren wieder zurück.
Da kommt keiner in Schweiß… Ich habe mal einen "Elch-Test" probiert, wobei ich auch direkt das Teil in eine kontrollierbare Kippbewegung über die Vorderachse gezwungen habe. Wer mal ein Fahrsicherheitstraining mit einem Smart gemacht hat, kennt vielleicht das Gefühl
Also halte ich mich zum Thema Fahrverhalten zurück.
Noch ein wenig über die Fahrzeuge: eines hatte einen kleinen Unfall und war mit Tape zusammen geflickt. Das ist ärgerlich, aber was soll man machen. Was mich viel mehr gestört hat, war die Tatsache, dass eine Steuerung per Podbike-App nicht möglich war. Ein nächtliches Update soll dafür gesorgt haben, dass sich Fahrzeug und Handy nicht mehr koppeln lassen. Somit war keinerlei Auskunft über Geschwindigkeit, Leistungsstufe o.ä. möglich.
Dadurch war eine leichte Leistungsstufe voreingestellt und die "Wackelkonstruktion" aka Tretlager auch nicht so schlimm.
Es gibt noch viele Teile aus dem 3D-Drucker und Vorserienproduktion… Bis zum finalen Produkt wird wohl noch einiges geändert. Man wollte erst mal jetzt das Feedback der Europa-Tour abwarten und dann in die Produktion einfließen lassen.
Ingesamt hat der Termin bei mir ein zwiegespaltenes Gefühl hinterlassen… Einerseits finde ich es toll, dass das Frikar es auf die Straße geschafft hat. Es gibt aber noch einige Baustellen im Bereich der Elektrik und Mechanik. Die Haubenkonstruktion finde ich zu "wabbelig", angeblich würde sie aber auch bei windigem Wetter ohne Probleme auf- und zu gehen. Das Fahrwerk und -verhalten ist auf der kurzen Strecke nicht beurteilbar, da hatte ich mir von einem Probefahrttermin mehr versprochen. Das Tretlager muss unbedingt steifer werden. Sonst dürfen da keine Velomobilfahrer einsteigen
Das Briefkastenschloss und der Kofferraum-Deckel sind noch ein wabbeliges Tiefziehteil. Einmal mit dem Schraubendreher angesetzt, oder mit dem Cutter geschnitten, ist es auf. Also als Diebstahlsicherung nicht zu gebrauchen… Die Elektrik ist noch ziemlich grob unter der Verkleidung, aber auch die soll es später mal in ordentlich geben…
Preislich geht es jetzt bei rund 6.000€ netto los, man will aber auch mit Extras unter 10.000€ bleiben.
Ich werde das Podbike / Frikar weiter beobachten, bin aber Stand jetzt froh, nicht zu den "early adopters" zu gehören…