Wie ist denn eigentlich der Zusammenhang zwischen Traktion und Übersetzung?
Je kürzer der Gang ist, desto mehr Drehmoment und damit Antriebskraft entwickelt man am Hinterrad und desto leichter kann man durchrutschen. Aber wenn der Gang zu lang ist, hat man auf dem Totpunkt nicht mehr genug Kraft und kommt nicht weiter. Dann muss man vorher am Kraftpunkt mehr drücken, um sich über den Totpunkt hinweg zu schleudern. Dabei kann es also auch wieder passieren, dass man durchdreht. Im kürzeren Gang kann man dann immernoch am Kraftpunkt sich zurück nehmen, um das Durchrutschen zu verhindern. Braucht halt etwas Geschick. (Nebenbei: Habe schon davon gelesen, dass ein Motor es erleichtert, die Traktion zu halten, weil er gleichmäßiges Drehmoment gibt und auch ovale Kettenblätter sollen deshalb helfen können.)
Brauche ich an einem Trike wirklich 72 (!?) Gänge
Solche Gängezahlen klingen natürlich im ersten Moment krass, aber täuschen doch sehr. Ich fahre zum Beispiel im Velomobil 2*11. Der Gang großes Kettenblatt, großes Ritzel ist dabei aber nahezu identisch mit dem Gang kleines Kettenblatt, viertgrößtes Ritzel. Ich habe also im kleinen Kettenblatt nur noch drei Gänge, die ich nicht auch auf dem großen Kettenblatt gehabt hätte. Macht affektiv also keine 22 Gänge, sondern 14. Hat man jetzt drei Kettenblätter, ist da viel Überschneidung zwischen. Vornallem die Gänge vom mittleren kettenblatt hat man alle auch auf dem kleinen oder dem großen (also nicht unbedingt genau die gleichen Gänge, aber den selben Bereich deckt es ab). Genau so auch in der Nabenschaltung. Beides bringt ein überschaubares Mehr an Spreizung, verdreifacht aber die Anzahl der Gänge. Eindrucksvoll ist da der Vergleich mit einem Schlumpf MountainDrive oder HighSpeedDrive. Die haben nur zwei Gänge, aber im Verhältnis 2,5. Deutlich mehr als gewöhnliche Kurbelgarnituren oder die DualDrive mit ⅔ so vielen Gängen. Eine 12er Kassette 11-52 und eines dieser beiden Schlumpf bringt insgesamt 1181,8% Spreizung, also ähnlich der Standardausstattung, die oben erwähnt wurde mit 3*3*9, aber nur 24 Gänge.
Die Frage ist also eher, ob man die Spreizung braucht, als die Gänge, denn die Gänge sind nur ein Nebeneffekt der Methode, wie die Spreizung erzeugt wurde. Und welche Spreizung man braucht, hängt ja davon ab, welche Geschwindigkeiten man effektiv treten will und wie veriabel man mit der Trittfrequenz ist.
Mit dem Trike hat man, wie du sagst, mehr Gewicht und wird bergauf bei gleicher Leistung langsamer. Und man kann auch langsamer fahren, ohne umzukippen, kann also noch steiler fahren, solange Traktion und Schaltung es hergeben. Manche sagen noch, dass die Liegeposition weniger Leistung ermöglicht, sodass man bei fehlendem Aero-Vorteil (bergauf keine hohen Geschwindigkeiten) langsamer fährt als aufrecht oder dass speziell bergauf, weil der Kopf niedriger und dienFüße höher kommen, der Kreislauf mehr belastet wird und die Leistung einsackt. Ist aber beides heiß diskutiert. Die maximalen mitzutretenden Geschwindigkeiten Bergab würde ich mal als ähnlich einschätzen?
Ich weiß nicht, wie verbreitet das ist, aber beim Aufrecht-Rad habe ich, wenn der Gang zu lang oder zu kurz war (Bin eine Zeit lang Faltrad ohne Schaltung gefahren.), auch in Längsrichtung mit der Position meines Schwerpunktes und des Fahrrades gearbeitet. Bergauf: Bei senkrecht werdender Kurbel den Körper vorgeschoben, um mich noch etwas zu katapultieren und dann bei senkrechter Kurbel das Fahrrad vorgeschoben, um den Totpunkt zu überwinden. Bei hoher Geschwindigkeit: Bei waagerechter Kurbel den Körper nach vorne geschoben, um effektiv den Gang zu verlängern, also aus der gleichen Kurbelbewegung mehr Beschleunigung zu saugen, dann bei senkrechter Kurbel schnell das Fahrrad wieder vorgeschoben. Solche Techniken vergrößern das Band an Geschwindigkeiten, die man mit gegebener Spreizung fahren kann. Am Liegerad geht das aber schlecht, da die Position von Fahrer und Fahrrad gegeneinenader recht fest ist. Bei mir würde ich schätzen, dass das mehr ausmacht als die fehlende Seiten- oder Auf-und-ab-bewegung beim Wiegetritt. Das kompensiert man am Liegerad ja (teilweise) durch den festen Gegenhalt der Sitzlehne. Von exzessivem Stampfen aus der Lehne wird ja oft abgeraten, weil es schlecht für die Knie sei. Ist das beim Wiegetritt eigentlich anders? Und ist bergauf groß anders auf dem Trike, im Velomobil und auf dem Liegezweirad, außer dass das Zweirad tandenziell leichter ist und ohne Geschwindigkeit umkippt?