eisenherz
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Liebe liegende Gemeinde!
Reinhard bat mich hier https://www.velomobilforum.de/forum/showpost.php?p=212362&postcount=49 etwas dazu zu schreiben, wie ich von 25 auf 30 km/h im Schnitt komme.
Da ich kein ausgebildeter Trainer bin, kann ich nur beschreiben, was bei mir funktioniert hat. Wie weit das allgemeingültig ist, muss dann jeder selber sehen.
Früher habe ich mich neben meinen täglichen Fahrten (ca. 30km) einmal wöchentlich mit Triathleten zum Radfahren getroffen. Das waren dann in der Regel Punktefahrten bzw. Ausscheidungsrennen. Das "Training" sah also so aus, dass ich versucht habe immer schnell zu sein. Das führte zu einer gewissen Schnelligkeit, mit der man die meisten" Normalbürger" beeindrucken kann, letztlich aber nicht zu wirklicher Schnelligkeit. Außerdem führte es in die Stagnation, es gab keine Weiterentwicklung, auch nicht durch die Erhöhung des Trainingsumfangs. Das reichte aber immerhin, um in Oschersleben bei der HPV DM ein Ticket für die 1000km am Hockenheimring zu gewinnen.
Um 1000km zu überleben, das war mir klar, war meine bisherige "Trainingsmethode" ungeeignet. Ich war ja schon nach 70 Trainingskilometern regelmäßig platt.
Durch meine Tätigkeit im ORGAteam einen großen Triathlonveranstaltung lernte ich einen professionellen Trainer kennen.
Der fügte die Bruchstücke, die ich von Sascha Reckert, Axel Fehlau und anderen Langstreckenfahrern hatte, zu einem Ganzen zusammen.
Erst musste die Grundlage her, der Körper muss die Fettverbrennung lernen und die Muskeln dürfen nicht jedesmal Vollgas fahren.
Ich versuche es mal laienhaft zu verbildlichen. Fährt man immer Vollgas, nutzt der Körper die vorhandenen Blutweg zum Sauerstofftransport, diese Kapazität reizt man jedesmal aus, deshalb geht auch nicht mehr und man ist völlig erledigt.
Geht man das Ganze in der Grundlage an, erschließt sich der Körper neue Wege der Sauerstoffversorgung, das dauert aber halt viel Wochen/ Monate. Im Frühjahr hat man dann mehr Wege für den Sauerstoff, die man dann aber alle genauso belasten kann, wie die bereits vorhanden. Es kann also insgesamt mehr Sauerstoff transportiert werden, man hat die gewünschte Leistungssteigerung.
Zu früh zu heftig zu trainiern ist also pures Gift für Leistungswachstum, damit zementiert man nur den status quo.
Wie lange man GA1 und GA2 nutzen sollte bitte in entsprechenden Publikationen nachlesen. Geht aber eher von Monaten als von Wochen aus.
Grundvorausetzung für solches Training ist aber, dass man seinen tatsächlichen Maximalpuls kennt. Nicht den als man sich ganz doll angestrengt hat, sondern denn wenn man gleich meint das Ende kommt. Ist aus meiner Erfahrung nur im Wettkampf mit starken Gegnern oder einem Einpeitscher (Arzt, Trainer) möglich. Anerobe Schwelle sollte man auch bestimmen. Je genau man seien Eckdaten kennt, um so effektiver kann man das Training ausreizen. Zu lange 5 Pulsschläge über die Grenze hinaus im falschen Bereich können die ganze Mühe schon zu nichte machen.
Das bedeutete für mich seeeehr langsam zu trainieren. So hätte ich von allein nie und nimmer trainiert. 18-er Schnitt mit dem MTB mit Stollen auf der Straße, aber dafür lange, 3-4 Stunden.
Diese Werte muss jeder für sich selber finden, nur die Länge muss sein.
Wichtig dabei ist die kontinuierliche Energieversorgung VOR dem Hunger- oder Durstgefühl. Ich habe nach Stoppuhr alle 10 Minuten einen Schluck Energiedrink genommen.
Trotz großer Sorge, dass solche Schleichfahrten zum Erfolg führen, habe ich meinem Trainer gehorcht und im Frühjahr mit schnellen harten Einheiten & Intervallen ergänzt. Der Erfolg hat mich selber überrascht. Ich befand mich in nie gekannten Spähren. Über 50km/h waren auch über viele Kilometer möglich und auch meine Tagesbestleistung von 635km in 24h bei einer Testfahrt im öffentlichen Straßenverkehr.
All dies hat mir auch im Alltag neue Dimensionen eröffnet,
z.B. es in 39 Minuten bei 6C°/ 0 Wind zum Arbeitsplatz zu schaffen (30km)
Um allerdings im Stundenrennen ganz vorn mitzuspielen sind noch andere Vorbereitungen nötig.
Wer also schnell werden will muss langsam anfangen, aber dafür lange fahren. Immer schnell fahren macht dagegen eher langsam.
Verkürzt: LSD (longslowdistance)
Pulswerte sind dabei, aus meiner Sicht, eine praktibale und effektive Ergänzung.
Vernünftige Ernährung und ein damit einhergehendes Gewicht sowie ein schnelles Rad machen einem die Sache natürlich einfacher. Jedes Kilo an Körper und Rad will bewegt werden und am Körper kostet es noch unnütz Sauerstoff
Also von nix kommt nix. Auch wenn es für eine sinnvoll Rennvorbereitung schon viel zu spät ist, für den Alltag ist es nie zu spät und das Wetter verlangt ja geradezu nach Ausfahrten.
Tschüss
Jörg Basler
Reinhard bat mich hier https://www.velomobilforum.de/forum/showpost.php?p=212362&postcount=49 etwas dazu zu schreiben, wie ich von 25 auf 30 km/h im Schnitt komme.
Da ich kein ausgebildeter Trainer bin, kann ich nur beschreiben, was bei mir funktioniert hat. Wie weit das allgemeingültig ist, muss dann jeder selber sehen.
Früher habe ich mich neben meinen täglichen Fahrten (ca. 30km) einmal wöchentlich mit Triathleten zum Radfahren getroffen. Das waren dann in der Regel Punktefahrten bzw. Ausscheidungsrennen. Das "Training" sah also so aus, dass ich versucht habe immer schnell zu sein. Das führte zu einer gewissen Schnelligkeit, mit der man die meisten" Normalbürger" beeindrucken kann, letztlich aber nicht zu wirklicher Schnelligkeit. Außerdem führte es in die Stagnation, es gab keine Weiterentwicklung, auch nicht durch die Erhöhung des Trainingsumfangs. Das reichte aber immerhin, um in Oschersleben bei der HPV DM ein Ticket für die 1000km am Hockenheimring zu gewinnen.
Um 1000km zu überleben, das war mir klar, war meine bisherige "Trainingsmethode" ungeeignet. Ich war ja schon nach 70 Trainingskilometern regelmäßig platt.
Durch meine Tätigkeit im ORGAteam einen großen Triathlonveranstaltung lernte ich einen professionellen Trainer kennen.
Der fügte die Bruchstücke, die ich von Sascha Reckert, Axel Fehlau und anderen Langstreckenfahrern hatte, zu einem Ganzen zusammen.
Erst musste die Grundlage her, der Körper muss die Fettverbrennung lernen und die Muskeln dürfen nicht jedesmal Vollgas fahren.
Ich versuche es mal laienhaft zu verbildlichen. Fährt man immer Vollgas, nutzt der Körper die vorhandenen Blutweg zum Sauerstofftransport, diese Kapazität reizt man jedesmal aus, deshalb geht auch nicht mehr und man ist völlig erledigt.
Geht man das Ganze in der Grundlage an, erschließt sich der Körper neue Wege der Sauerstoffversorgung, das dauert aber halt viel Wochen/ Monate. Im Frühjahr hat man dann mehr Wege für den Sauerstoff, die man dann aber alle genauso belasten kann, wie die bereits vorhanden. Es kann also insgesamt mehr Sauerstoff transportiert werden, man hat die gewünschte Leistungssteigerung.
Zu früh zu heftig zu trainiern ist also pures Gift für Leistungswachstum, damit zementiert man nur den status quo.
Wie lange man GA1 und GA2 nutzen sollte bitte in entsprechenden Publikationen nachlesen. Geht aber eher von Monaten als von Wochen aus.
Grundvorausetzung für solches Training ist aber, dass man seinen tatsächlichen Maximalpuls kennt. Nicht den als man sich ganz doll angestrengt hat, sondern denn wenn man gleich meint das Ende kommt. Ist aus meiner Erfahrung nur im Wettkampf mit starken Gegnern oder einem Einpeitscher (Arzt, Trainer) möglich. Anerobe Schwelle sollte man auch bestimmen. Je genau man seien Eckdaten kennt, um so effektiver kann man das Training ausreizen. Zu lange 5 Pulsschläge über die Grenze hinaus im falschen Bereich können die ganze Mühe schon zu nichte machen.
Das bedeutete für mich seeeehr langsam zu trainieren. So hätte ich von allein nie und nimmer trainiert. 18-er Schnitt mit dem MTB mit Stollen auf der Straße, aber dafür lange, 3-4 Stunden.
Diese Werte muss jeder für sich selber finden, nur die Länge muss sein.
Wichtig dabei ist die kontinuierliche Energieversorgung VOR dem Hunger- oder Durstgefühl. Ich habe nach Stoppuhr alle 10 Minuten einen Schluck Energiedrink genommen.
Trotz großer Sorge, dass solche Schleichfahrten zum Erfolg führen, habe ich meinem Trainer gehorcht und im Frühjahr mit schnellen harten Einheiten & Intervallen ergänzt. Der Erfolg hat mich selber überrascht. Ich befand mich in nie gekannten Spähren. Über 50km/h waren auch über viele Kilometer möglich und auch meine Tagesbestleistung von 635km in 24h bei einer Testfahrt im öffentlichen Straßenverkehr.
All dies hat mir auch im Alltag neue Dimensionen eröffnet,
z.B. es in 39 Minuten bei 6C°/ 0 Wind zum Arbeitsplatz zu schaffen (30km)
Um allerdings im Stundenrennen ganz vorn mitzuspielen sind noch andere Vorbereitungen nötig.
Wer also schnell werden will muss langsam anfangen, aber dafür lange fahren. Immer schnell fahren macht dagegen eher langsam.
Verkürzt: LSD (longslowdistance)
Pulswerte sind dabei, aus meiner Sicht, eine praktibale und effektive Ergänzung.
Vernünftige Ernährung und ein damit einhergehendes Gewicht sowie ein schnelles Rad machen einem die Sache natürlich einfacher. Jedes Kilo an Körper und Rad will bewegt werden und am Körper kostet es noch unnütz Sauerstoff
Also von nix kommt nix. Auch wenn es für eine sinnvoll Rennvorbereitung schon viel zu spät ist, für den Alltag ist es nie zu spät und das Wetter verlangt ja geradezu nach Ausfahrten.
Tschüss
Jörg Basler