400er Tour de Schwiz- von Audax Suisse 2019
Anreise
Auf dem morgendlichen Arbeitsweg gibt es ein paar Regentropfen und mal wieder die Frage nach dem Motor/Akku eines S-Pedelec-Fahrers. Daily Business.
1220. Das Wäschpi rollt.
Bei Günzgen stosse ich auf den letzten Teil vom Track vom bevorstehenden Brevet und folge ihm gleich bis zum Start.
Hier geht es morgen nochmals durch.
Vorbereitung
Es gibt wetterbedingt kurzfristig die Möglichkeit, bereits am Freitagabend zu starten. Da ich terminbedingt einen straffen Zeitplan für das Brevet habe, nehme ich die Möglichkeit 11h früher zu starten gerne wahr – egal welches Wetter! Mehr Zeit zum fahren, weniger Zeit zum schlafen…
Das Zmorgebuffet wird mir so leider entgehen – die Pasta lasse ich mir umso mehr schmecken!
Die Wetterprognose: In der Nacht ein paar Gewitterzellen, ab Mittag Regen, fast durchgängig Gegenwind. Die Entscheidung, die Sonnencrème in Buch zu lassen, wird sich als äusserst dumm herausstellen.
Bis zum ersten CP ist Velomobilstrecke. Ich stelle mich beim Start zuvorderst hin.
Brevet
Pünktlich um 2000 rollen wir los und schon nach wenigen (kurvigen) Km düse ich alleine auf weiter Flur durch die wunderbare Abendstimmung auf der Hauptstrasse entlang des Untersees und …
…auf der Veloroute entlang vom Bodensee, am linken Bildrand schemenhaft erkennbar.
Den Kurven und Kreuzungen zu Beginn und auf der Bodenseeveloroute und der roten Ampel in Stein am Rhein zum Trotz beantworte ich die erste Kontrollfrage bei Km 56 bereits um 2131 – viiiel zu schnell unterwegs!
Es wird dunkel. Die Strecke beginnt zu steigen. Das Tempo geht runter, zum Glück.
Dank warmer Temperatur ist in St.Gallen um 2230 draussen noch viel los. Ob Schützengarten oder das Velo mehr zum ausgelassenen Johlen verleitet?
Die kleine Strasse südlich von Rehetobel ist echt steil. Und das Gefälle zwischen Kaien und Oberegg teilweise gerade richtig, um gemütlich rollend die Aussicht über den Bodensee zu geniessen. Tolle Streckenführung!
Im Schlussaufstieg nach St. Anton blenden mir ein paar Randonneure in die Rückspiegel. Bis ich nur noch deren Stroboskoprücklichter sehe, dauert es nicht lange. Über die Auslegung der Verkehrsregeln (hier Beleuchtung, meistens Interpretation von Stop und Rot) von Audax-Suisse-Randonneuren versuche ich mich schon lange nicht mehr aufzuregen – gelingt mir nur nicht, weil es ja wahrscheinlich auch auf mich abfärbt.
St. Anton. Links schönes Nachtpanorama über Rheintal und Bodensee, voraus Gewitterblitze.
Der Wetterradar verheisst zwei nasse Stunden genau über die Schwägalp. Zuerst aber trocken durchs Appenzellerland inkl. leerer Hauptgasse und zugeparktem Landsgmeendplatz in Appenzell selbst.
Ausgangs Urnäsch ein leichtes Tröpfeln. Wenden und trockenes Plätzchen suchen, danke
Raiffeisenbank Appenzeller Hinterland. Der Schlaf ist von kurzer Dauer und wird mit dem einleitenden Wort „Kantonspolizei“ beendet. Nicht in übermüdetem Zustand am öffentlichen Strassenverkehr teilzunehmen wird ausdrücklich gelobt und es soll erst in ca. 2h richtigen Niederschlag geben. Danke auch an den Kanton AR! Die Aufzeichnung offenbart: 39 Minuten Standzeit – das war wirklich nur ein Power Nap.
Schwägalp. Passhöhe. SG. 1300 m ü.M.
Die ersten Km der Passabfahrt lasse ich den Bremsschirm die zuvor mühsam erarbeitete Energie in Luftwirbel umwandeln. Ohne diesen rollt das Wäschpi auch im flacheren Teil für die regennasse dunkle Fahrbahn noch schnell genug. U.a. mit ganz schön Tempoüberschuss an einem Dreiergrüppchen vorbei, die ich noch öfters sehen werde – sonstiger Verkehr zwischen Schwägalp und Niederurnen: Ein Fussgänger.
Abermals eine schöne Aussicht bietet sich während der Abfahrt vom Rickenpass: Rechts Zürichsee, geradeaus Linthebene, links von Blitzen und Wolken verhangene Linthebene. Es geht nach links.
Gemäss Wetterradar fahre ich geradezu auf die ziemlich stationäre Gewitterzelle mit Zentrum bei Glarus zu. In Niederurnen(?) kommen mir zwei Velofahrer entgegen. Im Ziel erfahre ich, dass M und C sich zwei Stunden Unwetter ausschlafen gegönnt haben. Nach der kürzlichen Erfahrung der Zuverlässigkeit des Radars heute Nacht fahre ich erstmal weiter solange die dichten Wolken am Nachthimmel noch weiter als das nächste Dorf entfernt scheinen.
Einigermassen trocken und gefühlt sehr langsam komme ich voran. Das erste Tageslicht offenbart mir einen besseren Blick auf die teilweise oberarmdicken Äste, welche die Befahrung der Veloroute noch abenteuerlicher machen.
Virtuell schicke ich
@on-a.bike die besten Grüsse für das Brevet mit dem Velomobil zur regulären Startzeit.
0545. Linthal. Kürzeste Untersetzung. 7 km/h. Ausser 5 entgegenkommende Töffs kein Verkehr bis Urnerboden.
Regen+Sonne=>Regenbogen
Gegenrichtung
Kein Verkehr bis Urnerboden. Ab dort aber umso mehr: Es ist Alpfahrt, für ein paar hundert stossweise entgegenkommende Kühe ergeben sich unzählige Stops für mich. In der Kiste stören mich immerhin deren Hinterlassenschaften nicht.
Klausenpass, höchster Punkt des Brevets (und letztes Foto).
Die Abfahrt bietet schöne Aussichten. Dank Windstille und somit effektiv einsetzbarer Aerobremse rollt es sich auch mit dem Wäschpi ziemlich entspannt.
In meiner Erinnerung hatte die Axenstrasse weniger Höhenmeter und der Aufstieg nach Goldau mehr – gleicht sich irgendwie schön aus.
Entlang des Zugersees rollt es endlich mal wieder anständig – zuletzt war das auf der Linthebene der Fall.
Es grenzt schon fast an eine Meisterleistung, eine Route durch eine Stadt zu finden, die auch wirklich an keiner noch so winzigen Kreuzung vortrittsberechtigt ist. Aber hey, die Sonne scheint…
…mir auf den ungeschützten Oberkörper.
Sihltal: Es läuft. Kein Wunder bei leichtem Gefälle und Hauptstrasse.
Zürich. Wegen der heute stattfindenden Zurich Pride ist die Route noch kurz vor dem Start geändert worden. Warum wir deshalb während gefühlten 30 km Fussgänger bei ihrem verdienten Samstagnachmittagsspaziergang belästigen sollen, erschliesst sich mir nicht. Wer ausser mir ist noch mit 10 km/h gefahren? Nochmals fahre ich da nicht durch.
Zum Glück habe ich das geeignete Frustablassgerät dabei. 49.9 km/h Bruttogeschwindigkeit über die Panzerpiste im Waffenplatz Kloten-Bülach sind später aus der Aufzeichnung zu lesen.
Das leichte Gefälle der Glatt ab Bülach ist ideal, um auch mal längere Zeit die Beine einfach langgestreckt ausgeklickt im Velo liegen zu haben und dabei immer noch >20km/h zu fahren. Nennt man das passive Aktiverholung?
Den Rest der Strecke wie gestern. Teilweise mit mehr Rückenwind!
1512 im Ziel. Qualifikation für Paris-Brest-Paris geschafft!
Noch vor der Abgabe der Brevetkarte stehe ich unter die kalte Dusche.
Ausklang
Wenige Sekunden später sind wir zu viert im Ziel und wenige Minuten später steht auch das zweite Velomobil vor der Tür. Es war nicht Ms Tag und er hat eine etwas kürzere Runde gefahren.
Flädlisuppe und mehrere Portionen leckeren Reis. Ein Powernap. Dann noch 45 km zum „Veloparkplatz“, wo ich nur ganz knapp vor dem heftigen Gewitter ankomme (siehe Startzeitverschiebung) und fürstlich empfangen werde. Wecker stellen für in 9h… dann aber nicht aufs/ins Velo.