600er Road Trip Mode+ von Audax Suisse
Vorbereitung
Strecke: Buch SH, Tuttlingen, Ulm, Augsburg, München, Füssen, Konstanz, Buch SH. Höhenmeter gibt es eigentlich vor allem zwischen München und Bodensee.
Wetterprognose: Gegen frühe Morgenstunden aufklarender Himmel bei Mindesttemperatur 2°C, tagsüber Sonne mit bis 20°C, abends kurz etwas Regen und bewölkte Nacht mit Temperaturen bis 8°C. 3/4 der Strecke Gegenwind.
Anfahrt Teil 2
(
Teil 1)
Die letzten 50 km zum Start fahre ich teilweise eine neue Route.
Ich freue mich beim Znacht
@flx und etliche weitere zu treffen.
Brevet
Ca 75 Randonneure, darunter vier Liegende, starten um 2000 zu einer mindestens 615 Km langen Ausfahrt, ich ein paar Minuten später.
Erste Meter nach dem Start
Die ersten 20km steigen stetig an. Danke für die Unterhaltung,
@flx!
Bis zum ersten CP in Tuttlingen habe ich die meisten Randonneure schon einmal fahrend und/oder gerade wendend gesehen.
Im kurzen Aufstieg vor Beuron komme ich kurz mit B ins Gepräch, welcher mit ein bisschen Wut im Bauch durch die Nacht flitzt.
Donautal bis Tuttlingen und zwischen Beuron und Sigmaringen auf vom
erst kürzlich absolvierten 300er-Brevet bekanntem Terrain. Heute aber im dunkeln.
Bis Riedlingen geht es wellig nördlich der Donau entlang. Die Strassen werden um die Uhrzeit ausschliesslich von ein paar Veloverrückten befahren.
An der 24h-Tankstelle in Riedlingen treffe ich erstmals auf die 4er Gruppe mit M, M, P und C, im Rest vom Bericht nur noch
die vier genannt. Sie müssen ordentlich auf die Pedale gedrückt haben! Wie kalt es ist, wird mir erst beim Anblick der vier bewusst. Ich ziehe auch etwas mehr an.
Vor Kirchberlingen wird der Belag erneuert - anscheinend wieder einmal nicht auf dem Radweg, was hier und jetzt natürlich absolut von Vorteil ist...
Der Checkpoint in Ulm (Km 190) liegt auf der anderen Donauseite - danach sehen wir den Fluss nicht mehr.
Die Gravel-Abschnitte sind überall gut fahrbar meint der Organisator. Das
gut kann von mir aus getrost weggelassen werden.
Die Dämmerung kündigt sich um 0400 langsam an. Beim Tennisplatz Freihalden und Temperatur ganz knapp über dem Gefrierpunkt gönne ich mir ca. 40 Minuten Tiefschlaf im Schlafsack auf der neuen Faltmatte. Auf der gleich folgenden kleinen Abfahrt werde ich die Höchstgeschwindigkeit der Tour erreichen, brrr!
Der dritte Checkpoint ist in Augsburg, welches zum Glück noch nicht ganz erwacht ist. Den Hauptplatz erkenne ich sogar wieder, kann aber verkehrsbedingt weder anhalten noch ein Foto machen. Die vier treffe ich wieder, auf den 60 km bis Dachau wahrscheinlich ca. 8x.
Morgenstimmung. Das Klima im Velo tut dem Handy nicht gut - auch nicht der Kameralinse.
Gleicher Ort, ein paar Sekunden später. Die Velofahrer im Bild kenne ich doch...
Morgenstimmung westlich von Baindlkirch
Für die Isarquerung nördlich von München hat der Organisator das Prinzip
schnell und schmerzlos gewählt. Gut so.
Der Checkpoint in München ist im Minihofbräuhaus - eine bessere Imbissbude mit Biergarten. Zur Enttäuschung von einem der vier gibt es um 10 Uhr noch keinen Schweinebraten. Eine Mass mit Brezen in München (erst trinken, dann fotografieren), das muss einfach sein. Auch wenn es sich hierbei um extradünnes Radler handelt.
Östlich von Leutstetten. Schöne Strecke, schönes Wetter.
Von Starnberg hätte ich gerne den See gesehen. Sehen tue ich aber nur die wohl aufgrund des Sees so zahlreich vorhandenen Autos.
Fischen. Hier war ich vorher schon exakt 10x mit dem Velo auf der etwas anderen
Münchenfahrt - allerdings immer in Gegenrichtung.
Südwestlich von Raisting. M, P, M und C. Die vier. War toll, euch immer wieder zu sehen!
So langsam nähern wir uns definitiv dem hügeligen Teil des Brevets. Die aufgrund einer Baustelle vor Peißenberg zustandegekommenen in beide Richtung steilen 200 Höhenmeter hätte es von mir aus nicht unbedingt gebraucht. In Peißenberg stehen die vier vor der Apotheke (Salbe, erzählt mir M später) und ich besorge mir im Supermarkt nebenan das seit 30 km vermisste Trinkwasser.
Die 2l Wasser reichen gerade für die 8 km bis Böbing. Am Brunnen den Trinksack auffüllend werde ich gefragt
Is des a Go-One? Das unerwartete Gespräch endet nach kurzer Zeit, als der Linienbus kommt, auf dessen Haltestelle der Fragesteller parkiert hat.
Im welligen Terrain auf teilweise natürlich wieder Naturbelag treffe ich die vier wieder mehrmals.
Bergsicht von Fronreiten
Den vorletzten Checkpoint am Fuss des Schloss Neuschwanstein, links im Bild, passiere ich rollend. Hätte ich angehalten, wäre ich in dem Touristenrummel so schnell wahrscheinlich nicht wieder weggekommen.
Oben blau, hinten schwarz, auf das Wäschpi und den nackten Oberkörper prasseln ein paar Hagelkörner. Aber nur ganz kurz, dann ist der Spuk vorbei und das war's dann auch schon mit Niederschlag auf dem Brevet. So dürfte es ruhig immer sein!
Kleine Rast am Großen Alpsee
Die giftigsten Anstiege kommen am Schluss des Brevets auf der Strecke Oberstaufen-Simmerberg-Scheidegg-Eichberg. Das Ziel, die Schlussabfahrt bei Tageslicht zu absolvieren, erreiche ich knapp - wenige Minuten nach Sonnenuntergang:
Bodensee. Es ist das letzte aufgenommene Bild des Handys, bevor das Display für immer schwarz bleiben wird.
Unten angekommen: Meine Bremsen stinken, C hat Platten wahrscheinlich wegen überhitzter Felge.
B hat aufgeschlossen. Wahnsinn! Wir fahren zu zweit
teil-gemeinsam Richtung Brevetende.
Alle 6 sind schliesslich um ca. 2230 bei der Brevetende-Tankstelle in Kressbronn.
Einer wird abgeholt, vier nehmen den Zug Richtung Ziel und ich fahre gaaanz gemütlich nach Meersburg, nehme dort die Fähre und geniesse die restlichen Körner verpulvernd abermals die leeren Hauptstrassen entlang des Untersees.
Um gut 0200 bin ich im Ziel, geschafft.
Ausklang
Suppe, Spätzli, Geplauder und die Ankunft von C lassen die Zeit bis 0400 rasch verfliegen. Dann ab in den Schlafsack!
Schlummernd bekomme ich nicht einmal den Start vom 300er Brevet mit, kann
@velolieger also auch nicht viel Glück wünschen.
Gerade als ich erwache, kommt
@flx ins Ziel. Gratuliere!
Wiederum verfliegt die Zeit viel zu rasch mit stetig ankommenden Randonneuren.
Gegen 1430 mache ich mich auf die Rückfahrt.
150 km später verdienter Schlaf im eigenen Bett, Nach 887 km in 52 Stunden.