Brevet-Berichte 2019

So, jetzt ist mal Zeit zum durchatmen gewesen.

Vorvorletztes Wochenende, 300 km in München.
Ich war wegen des unbekannten Standorts ein bisschen nervös. Mein Bruder gab mir Unterkunft. Das war sehr Komfortabel. Treffen auf dem Platz, Startkarten im Kaffee, schon gings los. München war schnell durchquert und dann gings so 200 km auf kleinsten pittoresken Strässelchen wundeschön durchs Voralpenland.

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Höhepunkt war der erklommene Hohe Peissenberg.

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Ich hatte den richtigen Riecher und war vorher noch mal tüchtig Mittagessen.

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Schnitzel mit Pommes geht ja schnell. Fahr und Navigationstechnisch war die Strecke äusserst anspruchsvoll und hat mir alles abverlangt, so dass ich mir zum Abend noch einen Schweinsbraten gesucht hatte. Irgendwann bekam ich dann doch genug von dem ganzen Rumgezackel und war froh, dass man bis Kochel mal ein Stück durchziehen konnte. Dort war die Kontrolle dankenswerterweise wieder, wie vorher schon, in einem Kaffee, wo ich mir jeweils lecker Kuchen reingestopft habe.
Nach Kochel, bei eintretender Dunkelheit und Regen, galt es noch den Kesselberg zu erklimmen und den Walchensee zu umrunden, bevor es Richtung München ging. In Bad Tölz gabs noch mal Kontrolle beim Schachtelwirt und dann weiter. Alles nach wie vor bei Regen. Die Strässelchen wurden immer kleiner und verwinkelter. Wenn man sich überlegt, dass fast alle Starter diese Passage im Dunkeln absolvieren müssen habe ich kein verständniss für die Streckenwahl. Hier hätte man auch besser ausgebaute Strassen nehmen können. Einem vorausfahrendem Kollegen hat ein Ast glatt das Schaltwerk abgerissen. In die Stadt reinzufahren war unspektakulär und der Brevet ca. eine Stunde vor der Zeit in der 24h Tanke beendet. Dort stand ein Kasten in dem man sein Brevetkärtchen versenkte. Ich habe mir noch zwei Bier gegeben, weil ich nicht in die Nässe und Kälte raus wollte. Die letzten 10 km zur Unterkunft waren daraufhin ein bisschen Schräg.

Vorletztes Wochenende, in Treuchtlingen, 350 Km.
Ihr merkt schon da ist etwas Schiefgelaufen. Abendstart mag ich. Es sind von mir nach Treuchtlingen nur 60 Km und ich hatte einen Lift, also keine grosse Aufregung vor dem Start. In München war ich der einzige Liegeradfahrer. Hier traf ich etliche bekannte Gesichter aus der Liegerszene.

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Bis zur ersten Kontrolle sind es 135 km. Das ist Lang und entsprechend notwendig war die erste Pause. Die Nacht war einigermassen Warm und Trocken.
Ich bin, glaube ich, diesen Brevet jetzt schon sechs mal gefahren und langsam hätte man es ja mal lernen können. Immer an der gleichen Stelle verschluckt sich der Navi und meldet auch sehr Spät das Verlassen der Route. Gut, wieder auf den Track navigieren und weiter. Was sonst? Hier hätte man besser zurückfahren müssen, da Karl genau an dieser Stelle eine Geheimkontrolle angesetzt hatte. Ich habe nachgeschaut. Es ging um 2,3 km und 70 hm die man "abkürzen" konnte. Deshalb war schon bei der ersten Kontrolle klar, dass der Brevet nicht gewertet werden würde. Macht ja nichts, wofür fahre ich Brevets? Nicht für den Stempel. Also, weiter wie gehabt. Die Strecke finde ich sehr schön. Morgens traf ich dann zusammen mit Peter aus Bayreuth, der mit seinem Cruzbike v20 unterwegs war auf die Liegeradgang.

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Wir fuhren zusammen weiter nach Plech zum Frühstück. Das nächste Stück hat es nur Gegossen. Als der Regen nach vier Stunden auf der Hochebene von Oberngrub in Schnee übergegangen ist gab das zwar ganz spannende Bilder, war aber nicht mehr lustig.

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So gefrohren habe ich selbst bei den Freunden der Nacht, bei -18°, nicht, da unsere Klamotten patsch Nass waren. Die Ebene, bei Minusgraden und Böen bis 70 km/h, zu überqueren war Grenzwertig. Die Abfahrt nach Stackendorf etwas, was man nicht hätte tun sollen. Selbst meine Bremsen hatten aufgegeben. So musste ich, vor den Kurven, meine Fersen in den Asphalt graben. Nach der Abfahrt konnte @JürgenW nicht einmal mehr gerade stehen. Wir beschlossen uns eine Kneipe zum Aufwärmen zu suchen. Nach dem dritten erfolglosen Versuch fuhren wir an einem geschäftig wirkenden Sportheim vorbei. Die Renovierten gerade und hatten ein wunderbares Buffett für die Helfer aufgebaut. Wir durften bleiben und bekamen auch etwas zu essen ab. Wobei das auch besser für die Anwesenden war. Ich glaube ich hätte jemanden verhauen für ein paar Weisswürste. Nach einem bisschen lautem Gejammere meinerseits fand sich auch noch jemand der unsere Klamotten nach Hause in den Trockner gepackt hat und der Tag war gerettet. Die Aktion hat zwar ziemlich viel Zeit gekostet aber wir waren ja eh schon touristisch unterwegs. Wie´s auf Brevets eben so ist, @spreehertie und Peter hatten wir vorher schon verloren, dafür fuhr @frankw ne ganze Zeit hinter uns her und wir hielten ihn für @spreehertie , fuhr ich nach der Pause noch mit @frankw weiter um ihn an der übernächsten Kontrolle mit @spreehertie auszutauschen. Nachdem es eh schon egal war, bin ich dann von Herzogenaurach direkt nach Hause gefahren, um mir die Schweinebuckel vor Untersteinbach und vor allem die Übernachtung im Vereinsheim zu sparen. Wusste ich doch. dass ich die Woche drauf bei der ARA Sachsen nachsitzen durfte.

Letztes Wochenende, 400km in Bennewitz.
Ich hatte Peter unter der Woche mehrfach gefragt ob er sich den Wetterbericht für das Wochenende angeschaut hätte. Er meinte es würde gar nicht so schlecht werden. Meine Infos waren anderst. Regen von morgens um 8 bis nachts um 2 und wenn der Wetterdienst Regen sagt, dann meint er auch Regen. Manchmal Irrt sich der Wetterdienst natürlich auch, denn es hat nicht bis um 2 sondern bis um 7 geschifft.
Start um 10.30 Uhr fand ich sehr Sympatisch. Eine Stunde mit dem Zug nach Bayreuth und dann zweieinhalb mit dem Auto bis knapp vor Leipzig, gingen gut noch morgens vor dem Start. Ich war entspannt, nur 3500 Höhenmeter, da bin ich mehr gewohnt. Den Trick erst mal 80 km flach zu fahren damit die "wenigen" Höhenmeter dann umso mehr reinhauen hatte ich nicht Durchschaut. Die Startgruppe blieb in der Ebene so ziemlich zusammen und ich hielt mit. Habe ich doch sonst nicht die Möglichkeit, weil es gleich Bergig wird und ich abreissen lasse. In so einem Haufen zu fahren ist schon sehr aufregend. War doch glatt an der Ampel wieder riesen Tulmult weil sie sich nicht einig wurden ob man beim umschalten auf rot nun weiterfährt oder stehenbleibt. Das ist echt gefährlich. Dabei ist die STVO eindeutig und man muss nur man Nachzählen. Bei der zweiten Kontolle gabs Thüringer Bratwurst. Was Bratwurst angeht bin ich ja nembercher Lokalpatriot. Aber die Thüringer habens auch drauf.
Ich muss zugeben über die Strecke war ich erst ein bischen entäuscht. Viel befahrene Strassen und wir wollten nie so richtig ins Gelände abtauchen. Allerdings habe ich mir die Sache hinterher auf der Karte angeschaut und dort gibts einfach nicht die Infrastruktur mit den kleinen Wirtschaftswegen wie bei uns. Unterwegs traf ich dann auf ein stehendes Grüppchen sächsischer Haudegen, mit denen ich vorher schon Techtel Mechtel hatte. Einer von ihnen hatte seine Bremsklötze runtergebremst. Ich hatte welche dabei. Die passten zwar nicht genau wurden aber, zu seiner Freude, passend gemacht. Abends um 9.30 Uhr bog ich dann vor meinen sächsischen Freunden zum Döner ab. Die wollten aber nicht und so habe ich nach einmal trockenlegen, essen und fertigmachen für die Nacht den Anschluss verpasst und den Brevet alleine beendet. Noch war es nicht so weit. Jetzt gings tatssächlich so richtig ins Gelände mit all seinen Höhen und Tiefen. Wunderschön, auch bei Regen, allerdings Nachts. Den Sonntagmorgen durch die verwaiste Landschaft zu Stromern und der Bevölkerung beim munter werden zuzuschauen hat für mich einen besonderen Reiz. Leider konnte ich nicht Fotografieren, da mein Telefon, obwohl wasserfest, nach der Zeit im Regen doch etwas zu spinnen angefangen hatte.
Kommst du trocken ins Ziel ist alles vorherige schon wieder fast vergessen. Ich habe den Brevet eine Stunde vor der Zeit mit bester Laune beendet. Olaf hat sich noch rührend um mich gekümmert und nach ein bisschen Schlaf konnten wir den Heimweg antreten.
 
Servus Nemberch,

danke für den Bericht.(y)
Und haben Deine Bremsen vor dem Brevet noch Service bekommen?:whistle:

Gruß
Felix
 
2x400er Spich - Norddeichmole und zurück am 11.05.2019

Moinsen, letzten Samstag stand zum 3. Mal Rainers "Klassiker an die Nordsee" an, eigentlich Der auf Liegerad oder VM zugeschnittene Brevet. Um den Teilnehmern je nach Marschgeschwindigkeit eine Ankunft an der See im Hellen zu ermöglichen, hat Rainer wieder 2 Startzeiten angeboten: 4 und 9 Uhr.(y)

Dass der angekündigte Dauerregen statt um 4 schon um 2 Uhr einsetzte, als mein Wecker klingelte, dämpfte meine Motivation dann doch. Im Dunkeln im Regen losfahren, ist nicht mein Ding. Positiv aber die Vorhersage, dass es im Norden sonnig sein sollte. Der kalte und starke Nordwind sollte im VM nicht so behindern. Und so war es dann auch. Um kurz vor 8 hinter Dortmund konnte ich an der Kontrolle in Olfen meinen Regenlatz ausziehen und auf die Sonnenbrille wechseln. Der steife Gegenwind machte sich dann nur durch verstärkten Zug im Gesicht/Augen bemerkbar.

Um 4 h waren rund 20 Fahrer am Start, kein anderer liegender? Mein tiefer Respekt den anderen ~19 hier und - nach dem tödlichen Unfall bei guten Sichtverhältnissen beim 300er auch etwas Unverständnis, dass da ein paar komplett in schwarz mit nur kleinsten Reflexapplikationen in die regnerische Nacht starteten.
Nach der Ansprache war ich noch kurz auf der Toilette und dann draußen alleine los - komischerweise habe ich nur 2 Einzelfahrer auf den ersten km überholt und auf der mir sehr gut bekannten Strecke (nach Hause) gleich 2 Extraschlenker hingelegt.

Im Münsterland dann noch bewölkt satt blühende Rappsfelder, hinter Nordhorn/Lohne dann auf die Süd-Nord-Piste meist entlang der holländischen Grenze. Trotz stärker werdendem Wind läuft es mit 40-43 km/h gut. Jetzt klarer und blauer Himmel. Da es frischer wird, stopfe ich einen Socken in den Lüftungsmast, das Klima im VM ist trocken und ich will die blanken Knie nicht durch Kälte überstrapazieren. Die Rechnung geht auf. Auf den letzten 100 km Sonntag früh merke ich, den rechten Fuß langsam etwas steif werden - die Achillessehne wird sich dann Montag leicht gereizt zeigen.
Kontrolle in Emden, meine Wasservorräte sind noch dicke ausreichend, also nur Stempel und etwas in die Kaffeekasse. In Greetsiel spare ich mir den bevölkerten Fußweg und bleibe auf der Straße, nehme nur die letzten km auf der Uferpromenande unter die Räder, Strava zeigt mir später, dass ich nur knapp 4 Minuten nach @bikeslow um 15:30 h an der Spitze von Norddeichmole eintreffe. Er war von Lohne aus gestartet. Dicker Stempel im freundlichen Hotel Fährhaus - Wetter viel zu kalt zum (Sonnen-)Baden, also drehen und in Norden einen Supermarkt ansteuern: 1 l O-Saft, 1,5 l Wasser und 2 x Milchreis und dann wieder Richtung Emden, Leer. Bei Rhede kommt die erste Gruppe Randonneure entgegen, die sich geschlossen gegen den Wind stemmt.
Meine Geschwindigkeit liegt jetzt bei ~47 km/h. Bei Neurhede steuere ich schon traditionell den Campingplatz Neu-England an, Toilette und Wasser auffüllen. Der Besitzer erkennt mich auch wieder und heißt mich willkommen.
Nach ein paar Minuten geht's weiter. Um 20 Uhr Lohne, Lidl hat noch offen - aber bei mir sind die Vorräte noch voll. Wieder Gruppen von Randonneuren - jetzt wohl auch die 9-Uhr Starter.

In Ochtrup verlasse ich wieder den Hintrack und fahre über Ahaus, Borken nach Wesel über den Rhein und dann über Niederrhein zur Leverkusener Brücke, schön, dass BAYER-Kreuz wieder zusehen. Inswzischen ist es so kalt, dass ich Mühe habe, den Lichtakku zu wechseln. Ein kleiner Elektroflitzer hält an und bietet mir seine Hilfe an - passt schon. In LEV noch ne dicke Baustelle mit Umleitung, aber 3:45 h wieder zu Hause, heiße Suppe + heiße Dusche und dann unter die warme Bettdecke ;-)

Sonntag dann ziemlich müde und Montag weitgehend geschont. Bin jetzt gespannt wie's am Samstag beim 600er von Wtal aus läuft, hügeliger aber durch die vielen Radwege auch gemütlicher - auf die wunderschöne Strecke von @Andreas freue ich mich jedenfalls mehr als auf Regenerationstipps zu hören ;-)) Möglicherweise sehe ich das dann in der Nacht von Sa auf Sonntag etwas anders.

Bis denne - Hajo

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Sehr schön, @jostein — die Kette der Ortsnamen ruft sofort Erinnerungen ab, mein persönlicher Sommerbrevet Bonn-Norddeich Mole und nach dem Juist-Urlaub wieder zurück steht im August erneut an. Dann werde ich an Dich und deinen trockenen Bericht denken... ich packe ja zwischen Hin- und Rückfahrt einen Familienurlaub als Erschwerniszulage.
 
Hajo will Rolands Rekord angreifen? Österreich - Dänemark unter 33 Stunden... 1033 km (?)
Ich finds auch cool, Daumen hoch!
Gruß Krischan
 
Nicht wirklich, 1000 bis 1100 km sind Turns, die ich bei langen Brevets zwar bis zur ersten Schlafpause gefahren bin (PBP LEL HBK). Da sind dann aber vom Veranstalter entweder sorgfältig ausgesuchte landschaftlich reizvolle Abschnitte (LEL/HBK) oder viele Kontrollen reingelegt. Und wenn so ne Tour, dann nur solo, der Gedanke, einen Trupp begleitender mir freundschaftlich gesinnter Menschen im Auto zu quälen ...:unsure:.
 
600er Road Trip Mode+ von Audax Suisse

Vorbereitung

Strecke: Buch SH, Tuttlingen, Ulm, Augsburg, München, Füssen, Konstanz, Buch SH. Höhenmeter gibt es eigentlich vor allem zwischen München und Bodensee.

Wetterprognose: Gegen frühe Morgenstunden aufklarender Himmel bei Mindesttemperatur 2°C, tagsüber Sonne mit bis 20°C, abends kurz etwas Regen und bewölkte Nacht mit Temperaturen bis 8°C. 3/4 der Strecke Gegenwind.

Anfahrt Teil 2
(Teil 1)
Die letzten 50 km zum Start fahre ich teilweise eine neue Route.

Ich freue mich beim Znacht @flx und etliche weitere zu treffen.

Brevet
Ca 75 Randonneure, darunter vier Liegende, starten um 2000 zu einer mindestens 615 Km langen Ausfahrt, ich ein paar Minuten später.

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Erste Meter nach dem Start

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Die ersten 20km steigen stetig an. Danke für die Unterhaltung, @flx!

Bis zum ersten CP in Tuttlingen habe ich die meisten Randonneure schon einmal fahrend und/oder gerade wendend gesehen.

Im kurzen Aufstieg vor Beuron komme ich kurz mit B ins Gepräch, welcher mit ein bisschen Wut im Bauch durch die Nacht flitzt.

Donautal bis Tuttlingen und zwischen Beuron und Sigmaringen auf vom erst kürzlich absolvierten 300er-Brevet bekanntem Terrain. Heute aber im dunkeln.

Bis Riedlingen geht es wellig nördlich der Donau entlang. Die Strassen werden um die Uhrzeit ausschliesslich von ein paar Veloverrückten befahren.

An der 24h-Tankstelle in Riedlingen treffe ich erstmals auf die 4er Gruppe mit M, M, P und C, im Rest vom Bericht nur noch die vier genannt. Sie müssen ordentlich auf die Pedale gedrückt haben! Wie kalt es ist, wird mir erst beim Anblick der vier bewusst. Ich ziehe auch etwas mehr an.

Vor Kirchberlingen wird der Belag erneuert - anscheinend wieder einmal nicht auf dem Radweg, was hier und jetzt natürlich absolut von Vorteil ist...

Der Checkpoint in Ulm (Km 190) liegt auf der anderen Donauseite - danach sehen wir den Fluss nicht mehr.

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Die Gravel-Abschnitte sind überall gut fahrbar meint der Organisator. Das gut kann von mir aus getrost weggelassen werden.

Die Dämmerung kündigt sich um 0400 langsam an. Beim Tennisplatz Freihalden und Temperatur ganz knapp über dem Gefrierpunkt gönne ich mir ca. 40 Minuten Tiefschlaf im Schlafsack auf der neuen Faltmatte. Auf der gleich folgenden kleinen Abfahrt werde ich die Höchstgeschwindigkeit der Tour erreichen, brrr!

Der dritte Checkpoint ist in Augsburg, welches zum Glück noch nicht ganz erwacht ist. Den Hauptplatz erkenne ich sogar wieder, kann aber verkehrsbedingt weder anhalten noch ein Foto machen. Die vier treffe ich wieder, auf den 60 km bis Dachau wahrscheinlich ca. 8x.

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Morgenstimmung. Das Klima im Velo tut dem Handy nicht gut - auch nicht der Kameralinse.

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Gleicher Ort, ein paar Sekunden später. Die Velofahrer im Bild kenne ich doch...

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Morgenstimmung westlich von Baindlkirch

Für die Isarquerung nördlich von München hat der Organisator das Prinzip schnell und schmerzlos gewählt. Gut so.

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Der Checkpoint in München ist im Minihofbräuhaus - eine bessere Imbissbude mit Biergarten. Zur Enttäuschung von einem der vier gibt es um 10 Uhr noch keinen Schweinebraten. Eine Mass mit Brezen in München (erst trinken, dann fotografieren), das muss einfach sein. Auch wenn es sich hierbei um extradünnes Radler handelt.

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Östlich von Leutstetten. Schöne Strecke, schönes Wetter.

Von Starnberg hätte ich gerne den See gesehen. Sehen tue ich aber nur die wohl aufgrund des Sees so zahlreich vorhandenen Autos.

Fischen. Hier war ich vorher schon exakt 10x mit dem Velo auf der etwas anderen Münchenfahrt - allerdings immer in Gegenrichtung.

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Südwestlich von Raisting. M, P, M und C. Die vier. War toll, euch immer wieder zu sehen!

So langsam nähern wir uns definitiv dem hügeligen Teil des Brevets. Die aufgrund einer Baustelle vor Peißenberg zustandegekommenen in beide Richtung steilen 200 Höhenmeter hätte es von mir aus nicht unbedingt gebraucht. In Peißenberg stehen die vier vor der Apotheke (Salbe, erzählt mir M später) und ich besorge mir im Supermarkt nebenan das seit 30 km vermisste Trinkwasser.

Die 2l Wasser reichen gerade für die 8 km bis Böbing. Am Brunnen den Trinksack auffüllend werde ich gefragt Is des a Go-One? Das unerwartete Gespräch endet nach kurzer Zeit, als der Linienbus kommt, auf dessen Haltestelle der Fragesteller parkiert hat.

Im welligen Terrain auf teilweise natürlich wieder Naturbelag treffe ich die vier wieder mehrmals.

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Bergsicht von Fronreiten

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Den vorletzten Checkpoint am Fuss des Schloss Neuschwanstein, links im Bild, passiere ich rollend. Hätte ich angehalten, wäre ich in dem Touristenrummel so schnell wahrscheinlich nicht wieder weggekommen.

Oben blau, hinten schwarz, auf das Wäschpi und den nackten Oberkörper prasseln ein paar Hagelkörner. Aber nur ganz kurz, dann ist der Spuk vorbei und das war's dann auch schon mit Niederschlag auf dem Brevet. So dürfte es ruhig immer sein!

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Kleine Rast am Großen Alpsee

Die giftigsten Anstiege kommen am Schluss des Brevets auf der Strecke Oberstaufen-Simmerberg-Scheidegg-Eichberg. Das Ziel, die Schlussabfahrt bei Tageslicht zu absolvieren, erreiche ich knapp - wenige Minuten nach Sonnenuntergang:

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Bodensee. Es ist das letzte aufgenommene Bild des Handys, bevor das Display für immer schwarz bleiben wird.

Unten angekommen: Meine Bremsen stinken, C hat Platten wahrscheinlich wegen überhitzter Felge.

B hat aufgeschlossen. Wahnsinn! Wir fahren zu zweit teil-gemeinsam Richtung Brevetende.

Alle 6 sind schliesslich um ca. 2230 bei der Brevetende-Tankstelle in Kressbronn.

Einer wird abgeholt, vier nehmen den Zug Richtung Ziel und ich fahre gaaanz gemütlich nach Meersburg, nehme dort die Fähre und geniesse die restlichen Körner verpulvernd abermals die leeren Hauptstrassen entlang des Untersees.

Um gut 0200 bin ich im Ziel, geschafft.


Ausklang
Suppe, Spätzli, Geplauder und die Ankunft von C lassen die Zeit bis 0400 rasch verfliegen. Dann ab in den Schlafsack!

Schlummernd bekomme ich nicht einmal den Start vom 300er Brevet mit, kann @velolieger also auch nicht viel Glück wünschen.

Gerade als ich erwache, kommt @flx ins Ziel. Gratuliere!

Wiederum verfliegt die Zeit viel zu rasch mit stetig ankommenden Randonneuren.

Gegen 1430 mache ich mich auf die Rückfahrt.

150 km später verdienter Schlaf im eigenen Bett, Nach 887 km in 52 Stunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und hier der Report zum obigen Brevet aus meiner Sicht:
Nach 12 Stunden Schlaf bin ich nun auch wieder erholt und lasse das 600er Brevet von Audax Suisse im Kopf langsam setzen. Aus verschiedenen Gründen bin ich mit grossen Vorbehalten (in Bezug auf die Zuverlässigkeit meines Bewegungsapparats) zum Startort angereist. Im Zug habe ich noch zwecks Achillessehnenschonung die Schuhe hinten aufgeschnitten (erstaunte Blicke von gegenüber) - kann ja mal nicht schaden, dachte ich mir.

Auf dem Weg von Schaffhausen zum Startort Buch/SH gabelte ich schon einen anderen Teilnehmer auf, auch er fuhr weise gaanz gemütlich mit möglichst wenig Druck auf die Pedale. Und ja, ich war lange vor dem Start (20 h) vor Ort und genoss das leckere Essen; im Hinblick auf die kalte Nacht ass ich extra viel und knauserte auch nicht am Nachtisch und mit dem Espresso. Wegen meiner Vorbehalte zur Leistungsfähigkeit plante ich eine zurückhaltenden Start und eine behutsame (Solo-)Fahrt, in meinem eigenen Rhythmus, nicht zu schnell, dafür stetig. Zur Sicherheit hatte ich mir im Voraus extra den direkten Rückweg ab Ulm getrackt, falls ich auf den ersten 200 km hätte abdrehen müssen, ausserdem hatte ich Schlafsack und Isomatte dabei, um mich jederzeit gemütlich hinlegen zu können. Mein Motto war gewissermassen "Komme was wolle".
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Liegendteilnehmer: 1 Velomobil, 2 Highracer, 1 Trike

Der Anstieg gleich nach dem Start, den ich gemütlich zusammen mit @veloeler im DF auf verkehrsfreier Strasse hochgekurbelt bin, ging schon mal gut. Oben wünschten wir uns gute Fahrt und @veloeler zischte (endgültig) davon, runter ins Donautal. Ich rollte noch ein kurzes Stück zusammen mit einem Schweizer Nazca-Highracer-Fahrer (leider habe ich seinen Namen vergessen). Dauernd lauschte ich auf meine Achillessehne: Zwackt sie schon? Tut es jetzt schon weh oder ist das Gefühl noch normal? Ziept es nicht aussen am Knie? Sind meine Cleats an der richtigen Stelle? Sind meine dünnen Lycrahosen nicht doch zu leichtsinnig für 3 °C und fangen die Knie deshalb an zu meckern?
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Wunderbarer Start in den Abend

Bereits nach 50 km der erste Checkpoint in Tuttlingen, eine schnelle Gruppe kaufte hier schon ein, ich stoppte nur 15 Sekunden, da ich massig Vorräte dabei hatte. Plan war, hier eine kleine Cola zu kaufen, aber ich hatte noch von meinem Grüntee in der Flasche. Also weiter, allein gings durch die Nacht, der Vollmond liess die Donau glitzern und die Kalkfelsen leuchten.

Meine Sorgen verflüchtigten sich langsam. Achillessehne, Knöchel, Waden und Knie taten so, wie sie sollten. Endlich wieder mal etwas, das funktionierte! Ab Beuron fuhr ich mit einer grossen Gruppe, mal vorn, mal hinten, nie in der Mitte. Irgendwann wollte diese kollektivpinkeln, da waren wir plötzlich nur noch zu zweit. Irgendwann schloss noch M#2 auf und blieb bei uns. Zusammen fuhren wir nach Ulm zum Checkpoint an der Tanke, wo ich jetzt um 3 Uhr meine Cola kaufte. Das Brevet könnte übrigens "Tour d'Aral" getauft werden.
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Bis zum Schluss blieb unser Trio zusammen - die beiden Rennradfahrer fuhren sehr sicher und berechenbar, so dass ich auch dicht dahinter keine Angst hatte (zugegeben, eine Getränkeflasche fiel mal runter). Und fuhr der vorderste falsch, merkte es hinten immer noch einer rechtzeitig. Da ich für ein Liegerad auf dem Schlitter doch recht hoch bin, konnten die zwei M.'s immerhin auch etwas von meinem Windschatten profitieren. Der Wind kam nämlich von vorn bis zum grossen Richtungswechsel bei München.
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Nicht alle dieser Räder sind auf dem Brevet unterwegs

Bei üppig Sonnenschein radelten wir längs durch die Isarauen und durchs Stadtzentrum, oft auch auf ungeteerten Wegen, mit Zwischenstopp im Englischen Garten zwecks Zuführung ortsüblicher Flüssigkeiten. Eine Stippvisite bei @spreehertie liess ich sausen, um meine Gefährten nicht verlassen zu müssen. In Füssen machten wir vor der zweiten Nacht nochmals Pause und füllten Vorräte auf. Am Rand einer riesigen dunklen Gewitterwolke bekamen wir nur harmlose Tröpfchen ab, dann verflüchtigte sie sich glücklicherweise.
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"Support the local shop" (es muss nicht immer Aral sein)
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Angemessene Kleidung ist auch auf Schönwetterbrevets wichtig, aber der Herr auf dem rosaroten Rad war kein Brevetteilnehmer

Hügelig gings durchs Allgäu, es gab wunderbare schnelle Abfahrten, aber auch ein paar steile Rampen - und die Beine waren inzwischen müde. Bergauf fuhren meine Gefährten schneller als ich, netterweise warteten sie oben stets. Sie wollten partout nicht ohne mich weiter. Dafür konnten sie bei der Gelegenheit ihren Rücken durchstrecken, ihren Hintern entlasten und die Handgelenke und Schultern schütteln, was ich ja alles wiederum nicht nötig hatte und jeweils gleich durchfuhr. Bis zum Ziel in Kressbronn flitzten wir nochmals gehörig was die Beine hergaben. Um kurz vor 1 Uhr kamen wir bei km 615 im Ziel (Aral-Tanke) an und ich genoss eine heisse Tasse Tee. Dann trennte sich unser Trio, M#1 fuhr noch 20 km zu Bekannten, während M#2 nichts anderes übrig blieb, als auf der unbequemen Polsterbank direkt unter dem TV (Interviews mit Latex-Anhängern usw.) bis zum Morgen auszuharren. Ich machte mich auf die Suche nach einem ruhigen Schlafplatz, den ich in einer Orchestermuschel in Fischbach am Ufer des Bodensees fand.

Früh am nächsten Morgen gings mit der Fähre von Meersburg (die Zeit reicht gerade für eine weitere Tasse Tee) nach Konstanz und weiter bis Buch, wo @veloeler auch gerade fürs Frühstück aufgestanden war. Noch nie im Leben hatte ich um 9 Uhr morgens Brühe mit Knödeln zu mir genommen, aber hier war das genau das Richtige.

Die wenigen Teilnehmer, die zu der Zeit da waren, waren alle wohlgemut. Ich hörte von Pannen wie Totalausfall von Navi und Licht (am gleichen Akku), oder von dem Schuh, bei dem die Cleats lose waren, der aber noch im Pedal steckte (was gibts da eigentlich für einen Trick, um den Schuh vom Pedal zu lösen?). Ich war froh, dass ich keine Panne hatte, das die Beine wieder Erwarten nicht muckten und dass die ganze Runde dadurch sehr genussvoll war.

Jetzt stehen gut 700 km auf dem Tacho, das wäre von mir zu Hause zum Beispiel so weit wie bis nach Marseille - das macht wieder Lust zum Planen der nächsten Ausfahrt. Wo wollen wir denn hin?
 
Zuletzt bearbeitet:
600er "Ardennen & Eifel" von Wuppertal aus:

Gefühlt das Kontrastprogramm zur letztwöchigen Fahrt über weitgehend flache und grade Pisten durchs Münster- und Emsland an die Nordsee.

Die von @Andreas ausbaldowerte Runde ist extrem abwechslungsreich und trotz des respekteinflößenden Titels kein Tipp für Höhenmeterfresser. Die 2019er Ausgabe enthielt eine Reihe Streckenoptimierungen gegenüber der Premiere - für mich allerdings stellten die vielen unerwarteten Baustellen mit dem VM eine Herausforderung dar und hielten auch den Spannungsbogen hoch, wenn einen über fast 10 km in der regnerschen Dämmerung bergab nach Kyllburg immer "Durchfahrt frei bis zur Baustelle" Schilder begleiten:unsure:

Los ging's in Wuppertal zur moderaten Uhrzeit um 7. Da konnte ich ja noch 2 h länger schlafen als letzte Woche und in der Morgendämmerung hinfahren. Wieder auch die anderen 3 VM-Fahrer @Sturmvogel, @norfiets und @I-S-MS sowie @Fafnir auf der Liege mit am Start.
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Es ist angenehm warm und auf dem unspektakulären Anfang Richtung Leverkusener Rheinbrücke kommen ein paar Tropfen - aber auf dem Weg nach Westen durchs Baunkohlenrevier zur Maas löst die Sonne den Dunst auf.

Als ich der ausgeschilderten Radumleitung unter der Leverkusener Brücke folge, wird der hölzerne Schutztunnel gerade mit einem Kran angehoben und soll wohl ersetzt werden, also wieder zurück und auf der offiziell nur für Baufahrzeuge freien Straße unter der Autobahn durch.

Bei Gangelt bleibe ich noch auf der Landstraße und schone mein Radwegkontingent. Es ist nicht viel los und lässt sich flüssig durchfahren. Da die holländischen Autofahrer die Radwegnutzungspflicht so lautstark und nervend durchsetzen wollen, wie man mentalitätsmäßig eher den Deutschen zuschreibt, nutze ich die Wege, um meine Nerven an diesem schönen Vormittag zu schonen. 11:30h sehe ich die grade die Maasfähre ablegen, Zeit fürs 2. Frühstück.
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Der Marktplatz vor dem ersten Kontrollcafé in Eisden ist brechend voll, Markt und das Café platz ebenso aus allen Nähten, was da im Raum zwischen Bar, Küche abgeht, wirkt wie man es früher vonn der Börse kennt. Ich komme gar nicht dazu, mein Anliegen anzubringen. Aber mein Niederrhein-Trikot zum Anlass nehmend erzählt mir ein Rentner an der Theke, dass er lange in Köln gearbeitet und Karneval gefeiert hat und von Angela immer noch eine schöne Rente bekommt. Plötzlich steht jemand mit einem Stempel vor mir und fragt, wo? Überrascht zücke ich meine Brevetkarte und Rumms, erledigt. Das ging so schnell, dass ich mein Kaffekassenobulus gar nicht loswerde und trolle mich zu den nun anstehenden Flusswegen an die Maas.
Zunächst oft schön glatt. Viele Trainings-Rennradgruppen kommen mir entgegen. Auf dem Weg nach Lüttich gibt's aber auch gesperrte Jaagstpads und die Umwegsbeschilderung ist nicht ganz durchgängig.
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So versuche ich, wieder den Flussradweg zu nehmen und komme durch ein paar Baustellen auch ganz gut durch. Angangs in Lüttich mäandert der Weg durch Industriegebiete und das ein- oder andere Mal hänge ich in tiefen Straßenränern fest oder erschrecke mich über laute Schläge. Dann folg in der Innenstadt ein gepflastertes, wo man um Bäume kurvend schwer ausmachen kann, was nun Radweg sein soll oder auch nicht. Der Weg, der teils separat im Fluß geführt wird ist schön aber zu schmal. So breit kann er heute aber auch nicht sein, wie die 2 Mädels die hier mit der Jupilerdose in der Hand vor mir hergondeln. So folge ich ihnen mit etwas Sicherheitsabstand. Ihre Ausweichmannöver an Pollern lassen schließen, dass sie das gewohnt sind - nur die BierBüchsen gehen fliegen. Als sie dann auf eine Brückenauffahrt abzweigen, trifft die 2. neben das Geländer, schafft es aber vor dem Plumps zu bremsen und ich kann mich wieder auf den weiteren Weg konzentrieren. Nun geht es an der Ourthe entlang - so holperig war's mir gar nicht in Erinnerung. Die kurze Stelle mit rohem Natursteinpflaster kommt mir aber bekannt vor, war aber schon verdrängt. Schön, ann gute Wünsche für die Tour am Handy zu lesen. Aber bin ich auch froh, nach ein paar km wieder auf Straßen zu treffen zu Kontrolle 2 in Remouchamps - gleichzeitig auch Kontrolle des 400er vom Niederrhein. Eine Gruppe sitzt auch schon vorm Café, in dessen Schaufenster die Antwort der Kontrollfrage hängt: "981 km nach Brest".

Von jetzt geht es auf schönen und nahzu heute kaum befahrenen Straßen leicht ansteigend dem Flüßchen Lienne folgend durch Wälder Richtung Luxemburg. Da Andreas die Kontrolle im Übernachtungquartier erst ab 18:30 besetzt, hole ich mir um kurz nach 17 h den Stempel an der Grenztankstelle, auf rund 500 Meter Höhe, in deren Shop es sehr günstige Getränke gibt. Auch die Toiletten sind ohne Schlüssel zu nutzen.
Jetzt geht's noch etwas auf und ab, ein paar kühlende leichte Schauer bevor es dann ins Tal der Sauer hinunter geht zur letzten Kontrolle in Echternach.
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Auf der Straße am Fluß kann man es schön laufen lassen und auch hier kaum Verkehr - traumhaft. In Vianden vorbei, durch eine Baustelle wieder auf deutsche Seite geschoben und dort dann wieder eine Baustelle, wo ich das VM dann einen halben Meter hohen Absatz herunterheben muss.

In Echternach noch Check, ob's Hinterrad festsitzt oder ob sich da etwas Gepäck den Weg zum Schaltwerk gefunden hat. Nix gefunden, aber danach sind die Geräusche weg ;-) Die Straße ist nominell gesperrt - aber kann ohne zu erkennen weswegen durchfahren. Im Osten ist der Himmel jetzt tiefgrau. Da ich aber eine gute frühe Stunde früher dran bin als letztes Jahr, habe ich die Hoffnung meine Irrfahrt hinter Irrel diesmal zu vermeiden.
Bis ich am Track nicht mehr weiterkomme. Straßensperrung! Ich folge der Radwegumleitung, lande aber auf der B257, bis ich vor Bitburg wieder einen Abzweig zum Track finde.
Hinter Bitburg geht dann kurzzeitig die Welt in einem Platzregen unter. Die nächsten Stunden dann in der Dämmerung und Nacht andauernder leichter Regen.
Das Baustellenhighlight dann bei Kyllburg. Je tiefer ich die Serpentinen herab fahre, desto höher die Motivation, die Baustelle zu überwinden. " Paletten mit Gusseisernen Teilen kriege ich beiseite gezerrt um, das VM auf einem Rad vorbeibalancieren zu können. Hinter 50 m Schlamm steht dann aber noch ein Bagger quer, rechts und links Erdwälle. Das scheint aber noch einfacher als der Rückweg zu sein. Also schiebe ich das VM im dunklen Regen auf dem Unterboden den Erwall hoch und sichere es gegen die stählernen Raupen mit meinen Beinen. Als ich wieder graden Boden erreiche, greife ich zum Händesäubern ins Grüne: Brennesseln! Also notdürftig Schuhe und Finger säubern und weiter gehts. Im letzen Moment bemerke ich dann vor mir noch einen Bauzaun. Ich lasse ihn dann mal ganz geöffnet.
Weiter Richtung Gerolstein und dann nach Blankenheim. Die Strecke ist wenig befahren - geht gefühlsmäßig aber mehr auf und ab.

Es hört auf zu regnen. Noch ein paar Meter hoch und dann geht's im Prinzip nur noch abwärts nach Köln. in Schönau noch mal die Durchfahrt-verboten Schilder. Hier geht'S aber problemlos über neuen Asphalt. In BadMünstereifel und Euskirchen verzichte ich dann auf die angezeigten Gravel- und Radwege und folge der um 2 Uhr leere Bundesstraße. Über Weilerswist und Brühl geht's stracks zur Rodenkirchener Brücke und schwupps bin ich wieder in Vorderasien auf der rechten Rheinseite. Gewohnheitsmäßig fahre ich zum rheinnahen Sträßchen am Campingplatz, - um zu notieren, dass die Straße hier weggebaggert wurde, also wieder zurück und den Weg nach Hause genommen. Tja, und dann bei km 602 zu Hause vorbeifahren, zur letzen Kontrolle nach Wuppertal.
Eigentlich hatte ich ja gedacht, nach dem letzten WE etwas länger unterwegs zu sein und das ab 8 besetzte Sportheim zu erreichen. So bin ich aber schon um 4:20 da und ziehe die alternativ geforderte Fahrplanauskunft Wtal-Kassel am Bahnhof im nahegelgenen Oberbarmen.
Und jetzt halt noch mal die lange Steigung nach Lüttringhausen hoch, um dann ab Lennep auf der Balkantrasse nach Hause zu rollen. Hier kommen mir gegen 5:15 noch 2 Brevetfahrer entgegen. Gegen 6 bin ich bei aufgehender Sonne wieder zu Haus und verschwinde bald für ein paar Stunden im Bett.

@Andreas schreibt mir, dass er bis 8 in Binsfeld(L) war dann nach Hause gedüst, geduscht und ab 11 in der Kontrolle in Wtal. Zielzeitfenster bis 23 h. Was für ein Programm. Vielen Dank und Chapeau für die Organisation!!!
 
Guten Morgen,

ja, aus meiner Sicht hat alles gut geklappt (ich bin ja auch nicht gefahren :whistle:). Die Baustellen ab Gerolstein konnte ich berücksichtigen, deswegen gab es nach der Rodenkirchener Brücke eine Trackänderung. Die übrigens dauerhaft werden könnte, da muss ich noch überlegen.

Was ich nicht verstanden habe, dass einige an der Ourthe eine Abzweigung verpasst haben und in Richtung Taucherclub weitergefahren sind. Da ist extra ein Wegpunkt "HIER NICHT" im Track..

Die Gruppen-Herberge in Binsfeld war ein Glücksgriff. Wir hatten die komplette Unterkunft für uns. Es gab reichlich Platz für die Fahrräder, einen Wäschetrockner, die Duschen hatten schön heißes Wasser, der Aufenthaltsraum war gemütlich und wir konnten eine Küche mit Profi-Kaffeemaschine benutzen. Nur eines war nicht so schön: Verpflegung hatte ich nur für die Übernachter gekauft (war im Übernachtungspreis enthalten), was dazu geführt hat, dass die anderen den Übernachtern beim Essen zugucken mussten und nur wenig abbekommen haben. Beim nächsten Mal lieber Verpflegung für alle und 2-3 EUR mehr Startgebühr. Aber ohne Helfer in Luxembourg mache ich das nicht mehr. Man muss zu zweit sein, damit jeder Helfer 6-7 Stunden schlafen kann.

Danke an Haiko, der bereits um 7:30 in Wuppertal war und mich dort lange unterstützt hat! (y)

Grüße
Andreas
 
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