Ich ziehe den Teil mal vor, damit er nicht am Ende der ziemlich langen Antwort untergeht.
Ist eine Infizierung bei Personen, die regulär keine schweren Verläufe haben sollen, nicht die bessere Wahl?
Würde pro Person 6 Wochen sparen. Mal davon ab, dass die Personen ansteckender sind als mit Impfschutz, sind doch die geimpften ohnehin davor besser geschützt.
Was heißt "regulär gar keine schweren Verläufe"? Sieh es als Lostrommel an. Eine Infektion entspricht einem Griff in die Trommel, und mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit ziehst Du ein "Gewinn", auf dem "krank", "hospitalisiert", "beatmet" oder "tot" steht. Je besser deine vorhandene Immunabwehr, um so mehr Gewinne sind durchgestrichen, runtergestuft oder durch Nieten ersetzt. Zur Zeit werden viel zu viele "Gewinne" gezogen, deshalb haben die Krankenhäuser so zu kämpfen und müssen die "Gewinner" inzwischen überregional verlegen.
Ganz egal, ob Du geimpft oder ungeimpft in die Trommel greifen möchtest: Tu es bitte nicht jetzt oder in den nächsten Wochen!
Auch wenn ich jeden Tag hier im Forum den Thread verfolge, habe ich leider nicht die Zeit mich so umfassend wie der ein oder andere hier zu informieren. Schon gar nicht, mir die Studien selbst durchzulesen. Das führt womöglich zu gefährlichem Halbwissen und dummen Nachfragen
Fragen: Wenn geimpft:
Wenn ich geimpft bin und mich dennoch infiziere, verstärkt sich mein Schutz dann?
Neben dem aufgebauten Schutz aus der Impfung baut der Körper dann doch noch einen Schutz gegen das "natürliche" Virus auf, oder?
Jeder erneute Kontakt mit Viren(-bestandteilen) gibt eine Auffrischung.
Es gibt nicht einen "künstlichen Schutz" durch die Impfung, neben den dann noch ein "natürlicher Schutz" durch die Infektion gestellt wird, sondern beides führt jeweils dazu, dass mehrere Komponenten des Immunsystems die Virusbestandteile "kennenlernen" und beim nächsten Kontakt schneller reagieren. Ein Unterschied ist, dass die bisher in Deutschland (und der EU insgesamt?) verwendeten Impfstoffe dem Immunsystem nur das Spike-Protein anbieten, während die Viren ja aus noch anderen Komponenten bestehen. Das führt u.a. dazu, dass man anhand der Antikörper auch nach einer Impfung noch eine Infektion erkennen kann. Sind Antikörper gegen andere Virusbestandteile zu finden, hatte man eine Infektion. Fehlende Antikörper schließen eine lange zurückliegende Infektion aber nicht aus, denn irgendwann sinkt der Antikörpertiter wieder in Richtung Nachweisgrenze.
Wenn ich mich als geimpfter infiziere, z. B. 1 Monat vor Ablauf meines Impfschutzes, ist das dann nicht sogar vorteilhaft, weil sich mein Impfschutz dann von selbst verlängert und ich durch die Impfung nicht mehr so stark betroffen bin?
Oder blockiert die Impfung die natürliche Abwehrreaktion des Körpers auf das Virus und es verlängert sich nicht?
Wie erwähnt, sind das nicht zwei konkurrierende Abwehrreaktionen, sondern es sind ähnliche Reaktionen, nur auf unterschiedliche Art hervorgerufen.
Für die Auffrischung der Immunantwort ist es nicht entscheidend, ob die durch eine Infektion oder durch eine Booster-Impfung passiert. Es ist aber schwierig, den genauen Zeitpunkt einer Infektion festzustellen, wenn Du nicht zufällig symptomatisch (oder schwerer) erkrankt warst und einen positiven PCR-Test hast. Ein Genesenen-Zertifikat statt Booster-Zertifikat auszustellen wäre also nur bei festgestellten Impfdurchbrüchen überhaupt möglich, und ob es gemacht wird, ist wohl nicht nur eine Aufwands-, sondern auch eine politische Frage. Man will halt nicht, dass sich Leute absichtlich infizieren.
Fragen: Wenn ungeimpft:
Die ungeimpften gelten doch ca. 14 Tage nach der Infizierung, sofern dann nicht weiter positiv getestet, als genesen, oder?
Damit ist der natürliche Impfschutz bereits nach 14 Tagen aufgebaut?
Bei uns, meiner Frau und mir, hat es 8 Wochen gedauert. 1. Impfung, dann 6 Wochen später 2. Impfung und dann 2 Wochen warten.
Wir hatten zwar schon einen Teilwirkschutz, nur keinen vollen und wie ich das lese, gegen die Delta-Variante womöglich so gut wie gar nicht, oder (zweite Impfung war Ende Juli, ist da Delta schon abgedeckt?)?
Auf was bezieht sich "Teilwirkschutz", und was wirkt so gut wie gar nicht gegen die Delta-Variante? Die im Einsatz befindlichen Impfstoffe sind alle noch aus dem Wildtyp abgeleitet. Starke Einbrüche in der Wirksamkeit gegen leichte Erkrankungen gab's mit dem AstraZeneca-Impfstoff gegen die Beta-Variante in Südafrika (wurde auch hier schon diskutiert, ein Griff in den damaligen Threadverlauf:
klick). Beta ist inzwischen durch Delta verdrängt (hatte in Europa sowieso nie richtig Fuß gefassst), und AZ wird in Deutschland m.W. nirgendwo mehr verimpft. Gegen Delta schützen die beiden mRNA-Impfstoffe und auch AZ nicht ganz so gut wie jeweils gegen Alpha oder Wildtyp, aber das ist auf einem ganz anderen Niveau als bei AZ gegen Beta in Südafrika (die aktuellen Schätzungen findet man in den
RKI-Wochenberichten, wenn man da nach dem Stichwort "Farrington" sucht).