- Beiträge
- 111
An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Bericht über meinen gestrigen Besuch in Dronten, sowie die in der Verbindung gesammelten praktischen Eindrücke mit Velomobilen schildern.
Um Grundsatzdiskussionen vorzubeugen, weise ich vorab ausdrücklich darauf hin, dass es sich um persönliche Erfahrungen und Gedankengänge handelt, welche sich vermutlich, aufgrund meiner persönlichen Vorgeschichte, Körpermaße, Interessen, Einschränkungen und dergleichen mehr, erheblich zu anderen Personen unterscheiden!
Die beiden im Vorfeld erhaltenen identischen Tipps von @Disch und @Jupp habe ich beherzigt: Entscheide nach deinem Gefühl! - Offen gestanden bin ich euch dankbar und freue mich, dass keiner zum Kauf SEINES Modells gedrängt hat! Wie ehedem schon einige erwähnten: Man kann noch so viel recherchieren, vergleichen, fachsimpeln ... was am Ende zählt, ist die praktische Erfahrung!
Ein weiterer Punkt zu meiner morgendlichen Einstellung vor Fahrtbeginn nach Dronten: Zwei Modelle standen auf der "Speisekarte", doch für beide gab es Für und Wider. Daher begann meine Fahrt recht emotionslos. Der einzige Wunsch den ich wirklich hatte war, nicht in den Niederlanden geblitzt zu werden.
Ankunft und Aufenhalt bei Velomobiel.nl:
• Nach einem vorsichtigen Betreten des Geländes wurde ich freudig von Theo begrüßt und als der "Probefahrt-Kandidat" identifiziert. Wenn ich das an der Stelle einmal ganz praktisch ausdrücken darf: Ein sehr sympathischer Zeitgenosse, der freundlich und kompetent, aber zugleich ruhig und zurückhaltend alle meine Fragen geduldig beantwortet hat.
• Schnell stand ein QuattroVelo+ zum ausgiebigen testen bereit, doch vor dem Start wurden zunächst Dinge wie Einstieg, Feststellbremse und dergleichen mehr erläutert, da sie für ich gänzlich Neuland waren.
• Und schon ging's los ... oder doch nicht? Wie fädelt sich wohl ein ca. 100 kg schwerer und 192 cm großer Mann, mit Rheuma-Händen und ohne jegliche Erfahrung mit Liegerädern, via "U-Boot-Einstiegsluke" das erste Mal in solch ein "Mobil"? Ein kleiner Tipp: Ihr wärt ins Schmunzeln geraten! - Man könnte auch sagen "es ging immer tiefer hinab", denn kaum meinte man zu sitzen, schon rutschte man noch weiter ... bis man am Ende gefühlt auf dem Boden saß.
• Nachdem dieses "Problem" gemeistert und die Füße in den Pedalen eingeklingt waren, wurde sehr behutsam die Feststellbremse gelöst und los ging "die wilde Jagd". Weit gefehlt, denn zu jagen gab es nichts und man musste schon ordentlich in die Pedale treten um auf 20 km/h zu gelangen. - In meinem Kopf kursierte bis dahin die Info "Wohlfühlgeschwindigkeit = 37-43 km/h" und um einen besseren Vergleich ziehen zu können, war ich am Abend des Vortages nochmals extra eine meiner Hausrunden mit dem MTB gefahren (75 km mit ca. 22-23 km/h Durchschnitt). - Das Ergebnis: Ich war nicht nur vom Sitzen auf "dem Boden der Tatsachen" gelandet. Nein, es fährt nicht von alleine und ja, die Masse von über 30 kg muss auch erst einmal ins Rollen gebracht werden. (Für alle die mich jetzt schimpfen möchten sei gesagt, dass ich euch durchaus glaube, dass die o.g. Geschwindigkeit mit etwas Umstellung und Übung zu erreichen ist.)
• Ein weiterer Punkt, welcher mir bislang gänzlich fremd war, ist die Geräuschkulisse. Mir waren zwar Themen wie bspw. "Gehörschäden durch Fahrtwind?" bekannt, doch die erlebte Geräuschkulisse aus dem Innenraum kam gänzlich unerwartet. Natürlich ist mir bewusst, dass der Vergleich gegen ein "Aufrechtrad" hinkt, da hier viele Geräusche durch den Fahrtwind davongetragen werden, doch das man im Velomobil die normalen "Betriebsgeräusche" in der Form wahrnimmt, kam störend bzw. ungewohnt.
• Last but not least der größte Störfaktor: Mein QV und ich beim Wendemanöver auf offener Straße! - Jeder Neuling liest hier sehr viel über die Tatsache, dass er auch zukünftig immer noch stolzer Besitzer eines Fahrrades bleibt, doch dabei geht meines Erachtens völlig unter, dass viele Velomobile den Wendekreis eines Autos haben. In Zahlen ausgedrückt: Der einbahnige befestigte Regelquerschnitt der Straßen welche wir "unter die Reifen nehmen" beträgt gerademal 5,50-7,50 Meter. Da der Wendekreis eines QV wesentlich höher ist, bedeutet dies "vorausschauend fahren / planen" oder "Kurve anfahren, VM-Rückwärtsgang einlegen, Rest der Kurve fahren" oder "aussteigen, umsetzen, weiterfahren"! - Warum ich das so explizit erwähne? Weil meine Touren bislang vornehmlich mit Radroutenplaner Hessen und NRW geplant wurden und zwar landschaftlich sehr schön sind, aber durch Umlaufgitter und enge Kurven zu einem echten Problem für ein VM werden könnten. Umplanen wäre denk-/machbar, doch wieviel Schönheit der Routen büße ich dafür ein? Ich möchte das VM ja nicht ausschließlich zum Pendeln auf Straßen zur Arbeit nutzen!
• Kommen wir zu den positiven Erkenntnissen: Das QV hat zwar sein Gewicht, doch ein Blick "unter die Haube" offenbart die Gründe. Aufbau, Technik und Innenraum sehen stabil, durchdacht und optisch ansprechend aus. Da ich häufiger mal bei Dunkelheit auf Radwegen oder auch stark befahrenen Bundesstraßen unterwegs bin und die bislang eingesetzten "B&M IXON IQ Speed (50 Lux)" und "Lezyne Strip Drive Rear" immer noch Luft nach oben zulassen, war ich von dem Lichtpaket sehr angetan. Dabei ist besonders die Position, sowie der Abstand der Lichter voneinander hervorzuheben. Auch die akustische Rückmeldung der Blinker fand ich sehr gelungen.
• Die Hupe / Klingel könnte nach meinem Geschmack etwas "freundlicher laut geben". Ein Test von außen führte jedenfalls dazu, dass ich selbst fast beiseite sprang und verstohlen die Nachbarschaft beobachtete, ob jemand zu schimpfen anfangen würde.
• Der Platz zum Sitzen war ausreichend, aber gleichzeitig nicht überdimensioniert. Als sehr schönes und hilfreiches "Schmankerl" haben sich die seitlichen Fächer erwiesen. Sie bieten zum einen die Möglichkeit wichtige Kleinteile (Smartphone, Schlüssel, Kamera) oder auch Getränke, aufgeräumt und dennoch griffbereit zu haben und halten zum anderen den Körper in Position. Über die Größe des restlichen Stauraum wurde hier im Forum ja bereits ausführlich berichtet.
• Ein letzter für mich sehr positiver Aspekt des QV war seine immer präsente Haube, die zum einen Schutz vor der Sonne bot, aber zeitgleich niemals das Gefühl der Eingeengtheit vermittelte. Weiterhin den Wind im Gesicht zu spüren war eines meiner Suchkriterien.
Mittägliches Eintreffen bei Intercitybike:
• Ein bepflanztes gelbes DF vehinderte, dass ich gänzlich am Zielort vorbeifuhr. Auch hier hies mich Ymte herzlich (und fast mit Handschlag) Willkommen und übergab mich den guten Händen eines Kollegen. Es sei mir verziehen, wenn sein Name trotz perfekter Betreuung nicht in meinem Kopf bleiben wollte. Letzterer hatte an diesem Tag so einiges zu verarbeiten.
• Auch hier stand recht bald ein "DF in XL" inkl. SPD-Pedalen zur Probefahrt bereit. Die Erwartungen waren hoch, da es sich offenbar um eines der meistverkauften und -gefahrenen Modelle handelt und Daniel es als DAS Velomobil für meine Anforderungen bezeichnete.
• Erster Wermutstropfen: Der Einstieg! - Konnte ich beim QV noch die Füße VOR dem Sitz aufsetzen und den Rest hinunterrutschen, so musste ich mich nun AUF den Sitz stellen, um mich einzufädeln. Nun ja, mir wurde beigebracht, dass man sich nur dann auf einen Stuhl stellt, wenn bspw. eine Lampe gewechselt werden muss und dann auch ohne Schuhe, ... aber Regeln haben ja auch Ausnahmen. Doch was macht man, wenn die Schuhe dreckig sind?
• Zweites und größtes Problem: Der Abstand der Radkästen im Innenraum eines VM (DF, QV, Quest) beträgt in etwas 41-42 cm. Je nach Bauart des VM sitzt der Fahrer weiter vorne oder weiter hinten. Die Geometrie (m)eines Beines ist, vereinfacht ausgedrückt, wie ein gleichschenkliges Trapez. An den Oberschenkeln besitze ich einen Durchmesser von ca. 20 cm! - Das Ergebnis: Je näher man an den vorderen Radkästen sitzt, desto eher gibt es mit 2x 20 cm + Tiller Probleme. Bei mir konkret haben die Oberschenkel im DF fast permanent rechts und links geschliffen. Im QV habe ich davon überhaupt nichts gemerkt, weil sich die Sitzposition weiter hinten befand. Vermutlich ließe sich die Position des Sitzes im DF auch noch variieren, doch ein Test konnte leider nicht stattfinden.
• Drittes und eher bauartbedingtes Manko: Sowohl die tiefe Position des Frontlichts, als auch die nah beieinander befindlichen Blinker und Rückleuchten des DF halte ich für suboptimal im Blick auf Eigen- und Fremdsicht. Natürlich mag die Praxis dem ersten Eindruck widersprechen und ich wurde auch auf optional zu ergänzende Lichtkanonen hingewiesen, doch seht mir bitte folgendes nach: Wenn ich einen Betrag in der Größenordnung ausgebe, möchte ich zunächst ein "Fire-and-Forget"-Paket und keine direkt nachfolgenden Bastelleien.
• Vierter Punkt, welcher mir im Vergleich zum QV natürlich direkt aufgestoßen ist: Der Stauraum! - Auch wenn hier bereits viel über die Masse des im DF zu transportierenden Gepäcks geschrieben wurde, verbleibt beim genauen Hinschauen das Geschmäckle von "es geht alles irgendwie, mit ein wenig Druck und ohne Struktur". Im gefahrenen DF befand sich hinten ein Ersatzreifen. Daneben und drumherum existierte überall noch etwas Platz für kleinere oder komprimierbare Gegenstände, d.h. genügend Platz für Getränke, Verpflegung und Wechselkleidung, Werkzeug, ... aber mit einem Notebook hätte man vermutlich schon Schwierigkeiten.
• Kommen wir auch hier zu den positiven Dingen: Das geringere Gewicht und das größere Antriebsrad merkt man sofort in der Beschleunigung. Auch der Wendekreis fällt spürbar geringer aus. Das "luftige" Fahren ohne Haube hat gleichermaßen Vor- und Nachteile. Die Haube im Fahrzeuginneren zu transportieren erscheint mir nicht möglich, d.h. es ist eine gute Wetterprognose vonnöten. Den Hinweis auf die geringe Anzahl an Regentagen pro Jahr, sowie die Behauptung, dass selbst bei stärkerem Regen maximal die Schultern nass würden, erschienen mir logisch, helfen mir jedoch nicht bei größeren Touren.
• Zu guter Letzt durfte ich noch eine Testrunde jeweils mit Haube und Sonnendach fahren. Meine Tendenz würde eindeutig zu letzterem gehen, aufgrund der Luftdurchlässigkeit.
FAZIT:
• Der Kreis schließt sich beim Gefühl ... und der Bereitschaft, kleinere Mankos hinzunehmen bzw. sich darauf einzustellen!
• Großes Gewicht + großer Wendekreis vs. Körperkontakt mit Innenraum bei jedem Tritt.
• Die Entscheidung ist zu Gunsten eines QuattroVelo+ gefallen! - Sollte ich später, trotz Mountain Drive, an 12% Steigungen Knieprobleme bekommen, kann ich immer noch eine Unterstützung nachrüsten.
• Was folgt, ist eine Wartezeit von ca. 10 Monaten und die Vorfreude auf ein muskelbetriebenes Schlachtschiff. In dieser Zeit gilt es noch Fragen rund um Aufbewahrung, Schutz, Transport, u.v.m. zu klären.
Vielen Dank an dieser Stelle an Theo und Ymte (soweit ihr hier mitlest) für eure Geduld mit mir und an das Forum für das Teilen eurer Erfahrungen!
Um Grundsatzdiskussionen vorzubeugen, weise ich vorab ausdrücklich darauf hin, dass es sich um persönliche Erfahrungen und Gedankengänge handelt, welche sich vermutlich, aufgrund meiner persönlichen Vorgeschichte, Körpermaße, Interessen, Einschränkungen und dergleichen mehr, erheblich zu anderen Personen unterscheiden!
Die beiden im Vorfeld erhaltenen identischen Tipps von @Disch und @Jupp habe ich beherzigt: Entscheide nach deinem Gefühl! - Offen gestanden bin ich euch dankbar und freue mich, dass keiner zum Kauf SEINES Modells gedrängt hat! Wie ehedem schon einige erwähnten: Man kann noch so viel recherchieren, vergleichen, fachsimpeln ... was am Ende zählt, ist die praktische Erfahrung!
Ein weiterer Punkt zu meiner morgendlichen Einstellung vor Fahrtbeginn nach Dronten: Zwei Modelle standen auf der "Speisekarte", doch für beide gab es Für und Wider. Daher begann meine Fahrt recht emotionslos. Der einzige Wunsch den ich wirklich hatte war, nicht in den Niederlanden geblitzt zu werden.
Ankunft und Aufenhalt bei Velomobiel.nl:
• Nach einem vorsichtigen Betreten des Geländes wurde ich freudig von Theo begrüßt und als der "Probefahrt-Kandidat" identifiziert. Wenn ich das an der Stelle einmal ganz praktisch ausdrücken darf: Ein sehr sympathischer Zeitgenosse, der freundlich und kompetent, aber zugleich ruhig und zurückhaltend alle meine Fragen geduldig beantwortet hat.
• Schnell stand ein QuattroVelo+ zum ausgiebigen testen bereit, doch vor dem Start wurden zunächst Dinge wie Einstieg, Feststellbremse und dergleichen mehr erläutert, da sie für ich gänzlich Neuland waren.
• Und schon ging's los ... oder doch nicht? Wie fädelt sich wohl ein ca. 100 kg schwerer und 192 cm großer Mann, mit Rheuma-Händen und ohne jegliche Erfahrung mit Liegerädern, via "U-Boot-Einstiegsluke" das erste Mal in solch ein "Mobil"? Ein kleiner Tipp: Ihr wärt ins Schmunzeln geraten! - Man könnte auch sagen "es ging immer tiefer hinab", denn kaum meinte man zu sitzen, schon rutschte man noch weiter ... bis man am Ende gefühlt auf dem Boden saß.
• Nachdem dieses "Problem" gemeistert und die Füße in den Pedalen eingeklingt waren, wurde sehr behutsam die Feststellbremse gelöst und los ging "die wilde Jagd". Weit gefehlt, denn zu jagen gab es nichts und man musste schon ordentlich in die Pedale treten um auf 20 km/h zu gelangen. - In meinem Kopf kursierte bis dahin die Info "Wohlfühlgeschwindigkeit = 37-43 km/h" und um einen besseren Vergleich ziehen zu können, war ich am Abend des Vortages nochmals extra eine meiner Hausrunden mit dem MTB gefahren (75 km mit ca. 22-23 km/h Durchschnitt). - Das Ergebnis: Ich war nicht nur vom Sitzen auf "dem Boden der Tatsachen" gelandet. Nein, es fährt nicht von alleine und ja, die Masse von über 30 kg muss auch erst einmal ins Rollen gebracht werden. (Für alle die mich jetzt schimpfen möchten sei gesagt, dass ich euch durchaus glaube, dass die o.g. Geschwindigkeit mit etwas Umstellung und Übung zu erreichen ist.)
• Ein weiterer Punkt, welcher mir bislang gänzlich fremd war, ist die Geräuschkulisse. Mir waren zwar Themen wie bspw. "Gehörschäden durch Fahrtwind?" bekannt, doch die erlebte Geräuschkulisse aus dem Innenraum kam gänzlich unerwartet. Natürlich ist mir bewusst, dass der Vergleich gegen ein "Aufrechtrad" hinkt, da hier viele Geräusche durch den Fahrtwind davongetragen werden, doch das man im Velomobil die normalen "Betriebsgeräusche" in der Form wahrnimmt, kam störend bzw. ungewohnt.
• Last but not least der größte Störfaktor: Mein QV und ich beim Wendemanöver auf offener Straße! - Jeder Neuling liest hier sehr viel über die Tatsache, dass er auch zukünftig immer noch stolzer Besitzer eines Fahrrades bleibt, doch dabei geht meines Erachtens völlig unter, dass viele Velomobile den Wendekreis eines Autos haben. In Zahlen ausgedrückt: Der einbahnige befestigte Regelquerschnitt der Straßen welche wir "unter die Reifen nehmen" beträgt gerademal 5,50-7,50 Meter. Da der Wendekreis eines QV wesentlich höher ist, bedeutet dies "vorausschauend fahren / planen" oder "Kurve anfahren, VM-Rückwärtsgang einlegen, Rest der Kurve fahren" oder "aussteigen, umsetzen, weiterfahren"! - Warum ich das so explizit erwähne? Weil meine Touren bislang vornehmlich mit Radroutenplaner Hessen und NRW geplant wurden und zwar landschaftlich sehr schön sind, aber durch Umlaufgitter und enge Kurven zu einem echten Problem für ein VM werden könnten. Umplanen wäre denk-/machbar, doch wieviel Schönheit der Routen büße ich dafür ein? Ich möchte das VM ja nicht ausschließlich zum Pendeln auf Straßen zur Arbeit nutzen!
• Kommen wir zu den positiven Erkenntnissen: Das QV hat zwar sein Gewicht, doch ein Blick "unter die Haube" offenbart die Gründe. Aufbau, Technik und Innenraum sehen stabil, durchdacht und optisch ansprechend aus. Da ich häufiger mal bei Dunkelheit auf Radwegen oder auch stark befahrenen Bundesstraßen unterwegs bin und die bislang eingesetzten "B&M IXON IQ Speed (50 Lux)" und "Lezyne Strip Drive Rear" immer noch Luft nach oben zulassen, war ich von dem Lichtpaket sehr angetan. Dabei ist besonders die Position, sowie der Abstand der Lichter voneinander hervorzuheben. Auch die akustische Rückmeldung der Blinker fand ich sehr gelungen.
• Die Hupe / Klingel könnte nach meinem Geschmack etwas "freundlicher laut geben". Ein Test von außen führte jedenfalls dazu, dass ich selbst fast beiseite sprang und verstohlen die Nachbarschaft beobachtete, ob jemand zu schimpfen anfangen würde.
• Der Platz zum Sitzen war ausreichend, aber gleichzeitig nicht überdimensioniert. Als sehr schönes und hilfreiches "Schmankerl" haben sich die seitlichen Fächer erwiesen. Sie bieten zum einen die Möglichkeit wichtige Kleinteile (Smartphone, Schlüssel, Kamera) oder auch Getränke, aufgeräumt und dennoch griffbereit zu haben und halten zum anderen den Körper in Position. Über die Größe des restlichen Stauraum wurde hier im Forum ja bereits ausführlich berichtet.
• Ein letzter für mich sehr positiver Aspekt des QV war seine immer präsente Haube, die zum einen Schutz vor der Sonne bot, aber zeitgleich niemals das Gefühl der Eingeengtheit vermittelte. Weiterhin den Wind im Gesicht zu spüren war eines meiner Suchkriterien.
Mittägliches Eintreffen bei Intercitybike:
• Ein bepflanztes gelbes DF vehinderte, dass ich gänzlich am Zielort vorbeifuhr. Auch hier hies mich Ymte herzlich (und fast mit Handschlag) Willkommen und übergab mich den guten Händen eines Kollegen. Es sei mir verziehen, wenn sein Name trotz perfekter Betreuung nicht in meinem Kopf bleiben wollte. Letzterer hatte an diesem Tag so einiges zu verarbeiten.
• Auch hier stand recht bald ein "DF in XL" inkl. SPD-Pedalen zur Probefahrt bereit. Die Erwartungen waren hoch, da es sich offenbar um eines der meistverkauften und -gefahrenen Modelle handelt und Daniel es als DAS Velomobil für meine Anforderungen bezeichnete.
• Erster Wermutstropfen: Der Einstieg! - Konnte ich beim QV noch die Füße VOR dem Sitz aufsetzen und den Rest hinunterrutschen, so musste ich mich nun AUF den Sitz stellen, um mich einzufädeln. Nun ja, mir wurde beigebracht, dass man sich nur dann auf einen Stuhl stellt, wenn bspw. eine Lampe gewechselt werden muss und dann auch ohne Schuhe, ... aber Regeln haben ja auch Ausnahmen. Doch was macht man, wenn die Schuhe dreckig sind?
• Zweites und größtes Problem: Der Abstand der Radkästen im Innenraum eines VM (DF, QV, Quest) beträgt in etwas 41-42 cm. Je nach Bauart des VM sitzt der Fahrer weiter vorne oder weiter hinten. Die Geometrie (m)eines Beines ist, vereinfacht ausgedrückt, wie ein gleichschenkliges Trapez. An den Oberschenkeln besitze ich einen Durchmesser von ca. 20 cm! - Das Ergebnis: Je näher man an den vorderen Radkästen sitzt, desto eher gibt es mit 2x 20 cm + Tiller Probleme. Bei mir konkret haben die Oberschenkel im DF fast permanent rechts und links geschliffen. Im QV habe ich davon überhaupt nichts gemerkt, weil sich die Sitzposition weiter hinten befand. Vermutlich ließe sich die Position des Sitzes im DF auch noch variieren, doch ein Test konnte leider nicht stattfinden.
• Drittes und eher bauartbedingtes Manko: Sowohl die tiefe Position des Frontlichts, als auch die nah beieinander befindlichen Blinker und Rückleuchten des DF halte ich für suboptimal im Blick auf Eigen- und Fremdsicht. Natürlich mag die Praxis dem ersten Eindruck widersprechen und ich wurde auch auf optional zu ergänzende Lichtkanonen hingewiesen, doch seht mir bitte folgendes nach: Wenn ich einen Betrag in der Größenordnung ausgebe, möchte ich zunächst ein "Fire-and-Forget"-Paket und keine direkt nachfolgenden Bastelleien.
• Vierter Punkt, welcher mir im Vergleich zum QV natürlich direkt aufgestoßen ist: Der Stauraum! - Auch wenn hier bereits viel über die Masse des im DF zu transportierenden Gepäcks geschrieben wurde, verbleibt beim genauen Hinschauen das Geschmäckle von "es geht alles irgendwie, mit ein wenig Druck und ohne Struktur". Im gefahrenen DF befand sich hinten ein Ersatzreifen. Daneben und drumherum existierte überall noch etwas Platz für kleinere oder komprimierbare Gegenstände, d.h. genügend Platz für Getränke, Verpflegung und Wechselkleidung, Werkzeug, ... aber mit einem Notebook hätte man vermutlich schon Schwierigkeiten.
• Kommen wir auch hier zu den positiven Dingen: Das geringere Gewicht und das größere Antriebsrad merkt man sofort in der Beschleunigung. Auch der Wendekreis fällt spürbar geringer aus. Das "luftige" Fahren ohne Haube hat gleichermaßen Vor- und Nachteile. Die Haube im Fahrzeuginneren zu transportieren erscheint mir nicht möglich, d.h. es ist eine gute Wetterprognose vonnöten. Den Hinweis auf die geringe Anzahl an Regentagen pro Jahr, sowie die Behauptung, dass selbst bei stärkerem Regen maximal die Schultern nass würden, erschienen mir logisch, helfen mir jedoch nicht bei größeren Touren.
• Zu guter Letzt durfte ich noch eine Testrunde jeweils mit Haube und Sonnendach fahren. Meine Tendenz würde eindeutig zu letzterem gehen, aufgrund der Luftdurchlässigkeit.
FAZIT:
• Der Kreis schließt sich beim Gefühl ... und der Bereitschaft, kleinere Mankos hinzunehmen bzw. sich darauf einzustellen!
• Großes Gewicht + großer Wendekreis vs. Körperkontakt mit Innenraum bei jedem Tritt.
• Die Entscheidung ist zu Gunsten eines QuattroVelo+ gefallen! - Sollte ich später, trotz Mountain Drive, an 12% Steigungen Knieprobleme bekommen, kann ich immer noch eine Unterstützung nachrüsten.
• Was folgt, ist eine Wartezeit von ca. 10 Monaten und die Vorfreude auf ein muskelbetriebenes Schlachtschiff. In dieser Zeit gilt es noch Fragen rund um Aufbewahrung, Schutz, Transport, u.v.m. zu klären.
Vielen Dank an dieser Stelle an Theo und Ymte (soweit ihr hier mitlest) für eure Geduld mit mir und an das Forum für das Teilen eurer Erfahrungen!