Ich habe mich auch angemeldet.
2019 bin ich bei der Sun Trip Tour und letztes Jahr beim Prolog mitgefahren. Diese faszinierende Kombination aus Fahrradreise, technischer und sportlicher Herausforderung, Navigation, Strategie und vielen weiteren Aspekten hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Die ursprünglich für dieses (eigentlich ja schon für letztes) Jahr geplante Strecke nach China hätte mich aus verschiedenen Gründen weniger gereizt. Wie ich dann allerdings vor kurzem mitbekommen habe, dass es dieses Jahr eine große Runde durch Europa werden soll, habe ich relativ kurzentschlossen meine Anmeldung abgeschickt.
Ein Ergebnis aus der Sun Trip Tour 2019 bezüglich meines Fahrrads war, dass ich das Basisfahrzeug für dieses Gesamtkonzept etwas unglücklich gewählt hatte. Es hat zwar insgesamt super funktioniert und ist ein tolles Fahrrad und ich hätte am liebsten gar nicht mehr aufgehört zu fahren, aber es hat sich auch deutlich der große Schwachpunkt gezeigt. Es war die Kombination aus fehlender Federung und unterdimensionerter Anbindung der Tragstruktur des Solar-Dach-Aufbaus an den Rahmen, so dass diese nach 2/3 der Strecke gebrochen ist und mehrfach in französischen Schlossereien mehr oder weniger fachgerecht wieder zusammengeschweißt werden musste, damit ich mich noch irgendwie ins Ziel retten konnte. Damals habe ich beschlossen, dass das nächste Basisfahrzeug für ein ähnliches Konzept (Solardach) und eine wirklich lange Reise vollgefedert sein muss. Klar kann ich die vordere Halterung stabiler machen, und dann hätte es länger gehalten, aber mit ziemlicher Sicherheit nicht bis nach China. Und was noch viel frustrierender war: auf kleinen französichen Landstraßen 3. Ordnung über lange Strecken mit Geschwindigkeiten <10km/h dahinzuschleichen, um irgendwie die durch die Fahrbahnunebenheiten angeregten Schwingungskatastrophen des gesamten Aufbaus (das 280W-Panel mit Unterkonstruktion und Tragstruktur wog etwa 10kg) soweit wie möglich im Zaum zu halten. So wollte ich keine langen Strecken mit großem unebenem Anteil fahren.
Für den Prolog letztes Jahr (das waren nur etwa 1000km) habe ich dann einfach die vordere Halterung verstärkt und nur das 170W-Panel (statt 170+110W in 2019) verwendet, und das ging ganz gut, die Tagesetappen hatten auch nur etwa 150-170km und dafür brauchte ich keine Steckdose.
In diesem Zustand werde ich das Fahrrad auch erstmal komplett lassen und im äußersten Notfall für dieses Jahr als Backup verwenden, sollte sich der aktuelle Plan aus irgendeinem Grund in der Vorbereitungsphase als nicht zielführend erweisen.
Es soll also vollgefedert sein, mich reizt es auch mal wieder etwas Neues zu bauen, und... ich wollte schon länger mal wieder ein Velomobil haben
. Also habe ich die Lage etwas sondiert und habe mir nach etwas Recherche und kurzer Suche das
WAW 376 gekauft. Das WAW ist zwar nicht das leichteste, aber ich finde es ist solide und durchdacht gebaut (wie viele andere natürlich auch) und mir gefällt die Wartungsfreundlichkeit durch die abnehmbaren Front- und Heckteile. Auch bietet sich die schon vorhandene Struktur förmlich für einen Solardach-Aufbau an. Einer der diesjährigen Sun Trip Teilnehmer hat es auch genau so gemacht,
siehe hier. Ich denke aber nicht, dass ich die Solarpanels in dieser Form anbringen werde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Trailer, ähnlich
Alve Henricson, aerodynamischer ist und damit das Fahrzeug weniger Wh/km braucht. Da ich aber versuchen möchte, mit möglichst kleiner Solarfläche auszukommen (ich peile so etwa 250W an), die um die Längsachse zur Sonne hin ausgerichtet werden kann, würde der (Einrad-) Anhänger doch relativ aufwendig werden.
Er hier ist schon ziemlich weit damit, und man bekommt dort einen ungefähren Eindruck wieviel Arbeit das bedeutet. Vielleicht wird es aber auch ganz anders, mir schwirrt da gerade etwas im Kopf herum.. dazu aber erst dann mehr wenn es konkreter in diese Richtung gehen sollte.
Und ja, es ist nicht mehr viel Zeit und es gibt noch jede Menge zu tun. Das Gute bei meinem Basisfahrzeug ist, dass es einen recht brauchbaren, guten Ausgangszustand hat. Es ist ausgerüstet mit einem Bafang BBS01 und Rohloff-Nabe. Ich will auch nicht alles über den Haufen schmeißen, deswegen konzentrieren sich die Hauptarbeiten momentan auf 2 Themenbereiche:
- der Bafang-Motor muß noch anders abgestimmt werden. Das kann auch etwas aufwendiger werden. Es ist die 36V-Version, und der hört bei einer für mich zu niedrigen Kadenz auf zu unterstützen, vor allem wenn der Akku nicht mehr ganz voll ist. Das stört ganz besonders am Berg, wenn ich statt herunterzuschalten (weil er mit einer 85er Kadenz schon keine Leistung mehr bringt) sogar hochschalten muß, um in einem schnelleren Gang mich mit einer 60er Kadenz oder weniger zwar mit hoher Motorunterstützung, aber knieschädigender Trittfrequenz den Berg hochquälen muss. Und auch für den Motor ist das kontraproduktiv, da er bei diesen niedrigen Drehzahlen schneller warm wird. Kann also gut sein, dass ich die Systemspannung durch Controllerwechsel auf 48V anheben muss. Nicht um schneller zu werden, sondern um in einer für mich passenden Kadenz (etwa um die 90) fahren zu können. Wahrscheinlich werde ich in dem Zuge auch den CA V3 in Solarversion mit einbinden, mit dem ich bei meinem letzten Solarfahrrad sehr gute Erfahrungen gemacht habe.
@SunTrip : wir haben dann ja sehr ähnliche Antriebskonfigurationen mit dem Bafang. Es würde mich sehr interessieren, wie Du diese Punkte angehst und ein Erfahrungs- und Informationsaustausch würde mich sehr freuen. Kommst Du mit der Kadenz klar? Verwendest Du den serienmäßigen 36V-Controller? Rüstest Du auf Cycle Analyst um? Falls es Dir lieber ist, oder weil es vielleicht auch den Rahmen dieses Velomobil-Fadens sprengt, auch gerne per PN weiter.
- Bau der Solar-Panels mit Tragstruktur, hier muss ich mich vor allem schnellstens für ein Konzept entscheiden, damit ich loslegen kann.
Glücklicherweise ist das Velomobil in einem guten, jederzeit fahrbaren Zustand, so dass ich jetzt schon mit dem Training beginnen kann, weil es einfach prinzipiell schon mal funktioniert. Ok, momentan ist das Training ein paar Tage durch Schnee unterbrochen, aber ich hoffe es kann bald weitergehen.
Jetzt wird die Zeit gerade für sonstige Vorbereitungen wie Recherchen, Teilebeschaffungen, Konstruktionen, Streckenplanungen usw. verwendet.
Jedenfalls freut es mich riesig, dass das Interesse aus dem deutschsprachigen Raum anscheinend langsam ansteigt (habe diesen Faden leider erst vor kurzem entdeckt und musste erstmal lesen ;-)) und mit Patrick auch ein weiterer deutschsprachiger Teilnehmer dabei ist. Ich drücke Dir die Daumen für die Vorbereitungen und stehe sehr gerne für den Informationsaustausch zur Verfügung!
Ich freue mich schon riesig auf die Tour - natürlich vorausgesetzt dass wir im Sommer überhaupt irgendwo hin reisen können.
Beste Grüße,
Ralf