Hmm, genauer nachgedacht, drehen wir uns sowohl mit >Kann-es-25-fahren?< als auch mit meiner >7-Punkte-Diagnostik< eher um Symptome als die eigentlich konstitutive Frage: "
Was will uns das Produkt anbieten?"
Und wenn ich versuche, das zu kondensieren, komme ich auf 5 Positiv-Eigenschaften. (1) ist beiden gemeinsam und sichtbares Merkmal all dieser verhüllten Fahrräder - eine Art
Wetterschutz. Danach klafft es aber auseinander.
Was die aktuell etablierten
Velomobil-Produkte auszeichnet ist (2) der Gedanke der
HPV-Effizienz, dem sich alle anderen Eigenschaften unterordnen - d.h. es geht dominant um Aerodynamik und Leichtbau. Dabei waren gewisse historische Schritte vielleicht noch nicht optimal (AW4, Go-One, Leitra usw.), aber heute haben sich am Markt die Fahrzeuge heraus entwickelt und durchgesetzt, die genau das bieten - maximale Geschwindigkeit mit minimalem Krafteinsatz (Quest, WAW, Milan, DF, Alpha...).
Daneben mache ich aber noch 3 weitere, mögliche Anforderungen aus, die die Rennvelomobile nicht erfüllen (wollen), und andere historische Velomobile nur so vage anboten, die dann (heute) auch keinen Markterfolg mehr haben. Aber derzeit im Pedelec-Zeitalter ploppen diverse professionelle Start-Ups auf, die genau dort ansetzen wollen, und für die der
VeloCar-Begriff eine geeignete Differenzierung wäre:
- Sitzhöhe (3) - entgegen den Sport-VM wollen >VC< eher höhere Sitze/ Übersicht bieten, ggfs. auch einfacheren Ein- und Ausstieg, weil das so eher Stadt-, Verkehr-, Mainstream- und Kurzstreckentauglich ist.
- Nutzlast (4) - entgegen den Sport-VM wollen >VC< nicht nur den Fahrer transportieren, sondern auch Platz für Kinder, Hunde, Cargo und sogar ggfs. Passagiere unter ein Dach kriegen.
- Motorisierung (5) - entgegen Sport-VM orientieren sich >VC< nicht am reinen HPV, sondern planen von Beginn an mit der E-Unterstützung, um Komfort zu bieten und die anderen 3 Ziele (Wetter, Höhe, Last) zu bei annehmbarem Fahrrad-Tempo (25) zu ermöglichen.
Alles andere, worüber wir reden (analoge Geschwindigkeit, Gewicht, Radzahl usw.) sind Resultate dieser Anforderungen, nicht zwingend gewollte Eigenschaften. Daher aber auch nur bedingt zur Abgrenzung geeignet, da es den falschen Entwicklungs-Status zementiert. Denn was machen wir mit einem künftigen Hochsitz-Cargo-Hüllen-Quad, das aufgrund intelligenter Konstruktion trotzdem leicht/aerodynamisch ist und 30 fahren kann, aber definitiv auf dem Markt für Hochsitz-Cargo-Hüllen-Konzepte spielt, nicht dem für Tieflieger-Rennsemmeln?
Was meinen Disput mit
@JKL angeht, so (meine ich) fokussiert er starkt/einzig auf den Aspekt der (5) Motorisierung - auch und insb. jenseits der zulassungsfreien Fahrräder,. Während ich die 3 letzten Versprechungen wenigstens gleichwertig nebeneinander gestellt sehen will und L-Klassen-Konzepte dabei nachrangig einbezogen, weil es eben ein viel größerer Unterschied ist (in Gesetz wie Nutzung), ob einen der Motor auf 45/60 oder 25 treibt - als wie effizient ein Fahrradkonzept mit seinem 250W-25km/h-Limit umgeht (bei sonst gleichen Zielstellungen bzgl. Wetter, Höhe und Last usw.).
Die neuen Nicht-Velomobile würden sich nun dadurch auszeichnen, dass sie 1, 2 oder alle 3 dieser Versprechen im Schilde führen, die die heutigen Rennsemmeln verneinen. So könnte man den VeloCar-Term als Reste-Rampe begreifen und
nur negativ von den Rennsemmeln abgrenzen ("die schaffen ohne Motor doch keine 25 mehr!") - aber ist als Definition leer und abwertend, insofern es die wesentliche VM-Eigenschaft ("wir sind schneller") zum bestimmenden Merkmal der VC-Rubrik macht ("ihr seid langsamer"). Wenn dann braucht es eine
Positiv-Definition über diese 3 Eigenschaften oben (zzgl. zum Wetterschutz)...
... oder eben trotzdem die
7-Punkte-Symptom-Diagnostik, die beide Rubriken "neutral" voneinander separiert - was m.E. zu recht brauchbaren Ergebnissen führt, und sogar darüber hinaus ne graduelle Aussagekraft über Nutzprofile an bietet:
- BioHybrid und CityQ stellen (laut meiner Liste) die 0:7 VC-Idealtypen dar.
- DF-Alpha-Milan bilden mit die 7:0 ganz klar dem VM-Idealtypus als Gegenpol
- Podbike wäre in bzgl. Sitzhöhe und Hüllendesign nahe neutral, aber unterm Strich immer noch klar 0:5 VeloCar
- Mochet, Phantom etc. hätte zwar keinen Motor, aber sonst sehr eindeutig 1:6 VeloCar
- ELF oder Veemo hätten zwar kein viertes Rad, aber sind auch klar 1:6 VeloCars
- Leiba Classic, Leiba Cargo, Alleweder Cargo - trotz 3-Rädern eher die gleiche Gattung wie ELF (1:6 VeloCars) statt DF.
- Motorisierte WAW - mit 6:1 hingegen eindeutige Velomobile
- Alte AW4, Go-One, Orcas oder Leitras - eher VM, da Sitzhöhe, Gewicht usw. eher "neutral" sind als auf VC - sie keine zzgl. positiven VC-Versprechen liefern, sondern eher VM-Versprechungen nicht (mehr) erfüllen. Und was sagt das über ihre künftige Marktstellung aus?
- ... wobei die Einordnung historischer Fahrzeuge eher egal ist, wenn es um aktuelle und zukünftige Produkt-Relevanzen geht.
- ...
Die bekannten L2e hingegen sind nun der umstrittene Sonderfall. Sie sind grundsätzlich Velomobile, erfüllen deren dominantes Geschwindigkeitsversprechen aber weniger durch HPV-Effizienz, sondern durch Kraftfahrzeug-Motorisierung. Sie haben dabei wenig gemein mit dem Sitzhöhen- und Nutzlastversprechen (oder Tempo-Limit) eines ELF, BioHybrid oder Mochet, bilden daher damit kaum eine sinnvolle gemeinsame Nutzer-Gruppe. Im Grunde sprengen sie die Fahrrad-Grenzen... wofür man die Rubrik auch vorhalten könnte... aber m.E. nicht sollte... weil das keine "Tretwagen" (wörtliche Anlehnung von VeloCar) mehr sind, sondern eher Motor-CycleCars.