Mobilitätswandel ohne HPV-Szene

Ich hatte damit auch nicht Hartz IV gemeint, sondern tatsächlich mittlerweile wohl weit mehr als 50 Prozent der Bevölkerung. Die, die sich nicht mal eben ein neues Auto oder eine neue Heizung kaufen können, ohne den Gürtel enger zu schnallen oder sich gar zu verschulden.

Das ist für jeden ganz einfach. Man kann das bestehende Auto zum Beispiel öfter stehen lassen. Zwei Drittel aller mit Auto gefahrenen Alltagsstrecken liegen unter 10 km. Bedeutet: die Kosten des Kraftverkehres können vollständig auf die Nutzer umgelegt werden. Grob liegen diese beim Dreifachen dessen, was Kraftfahrer jetzt zahlen. Da aber zwei Drittel der Strecken leicht anders zurückgelegt werden können, gibt es gar kein Problem. Da muss sich niemand ein neues Auto kaufen, der sich das nicht leisten kann.

Und Heizkosten können auch gespart werden.
 
Wobei es schon bedeutsam und interessant ist,
Mag ja alles richtig sein. Aber sicherlich nicht für die Eingangsfrage dieses Threads.

Zwei Drittel aller mit Auto gefahrenen Alltagsstrecken liegen unter 10 km. Bedeutet: die Kosten des Kraftverkehres können vollständig auf die Nutzer umgelegt werden.
Ich weiß, das ist eines deiner Lieblingsthemen und Du bringst es wo immer Du kannst ins Spiel. Aber auch hier: Was hat das mit der Eingangsfrage des Threads zu tun?
Nebenbei: Die Kostenverteilung hat doch rein gar nichts mit der Streckenlänge der Einzelfahrten zu tun - weder in der heutigen Realität noch in einer wie auch immer gestalteten "besseren" Zukunft.
 
Wie soll ein Mobilitätswandel möglich sein, im Sinne von umweltfreundlich, wenn Kraftverkehr derart massiv subventioniert wird? Solange nicht an die Subventionen rangegangen wird, ist das schlicht Verarschung. Die Kosten sind der zentrale Punkt. Ohne da ran zu gehen, ist keine Verkehrswende möglich. Hingegen reichte es wahrscheinlich völlig aus, würde man einfach nur diesen einen Punkt angehen.

Die Kostenverteilung hat doch rein gar nichts mit der Streckenlänge der Einzelfahrten zu tun

Natürlich. Wenn die Kosten zum Beispiel über eine "CO2-Steuer" internalisiert werden, wird es billiger, aber die Kosten werden zum Verursacher verschoben. Ist dem das zu teuer, kann er jederzeit die Erhöhung ausgleichen, in dem er vermeidbare Strecken nicht mit Auto fährt. Und in Zukunft ein bescheideneres Auto anschafft, wenn überhaupt noch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Kostenverteilung hat doch rein gar nichts mit der Streckenlänge der Einzelfahrten zu tun - weder in der heutigen Realität noch in einer wie auch immer gestalteten "besseren" Zukunft.
Aber komplett hat das was mit der Streckenlänge zu tun:
Meine 5 Jährige Tochter wollte statt mit dem Rad gerne mit dem Auto zum Reiten gebracht werden.
Ich konnte Ihr mitteilen das 4x 2km x 0,35ct = 2,80€ sind.
Sie wußte selbst das 2x in der Woche mit dem Rad zum Reiten möglich ist und wir das Auto lieber für 1x im Monat zu Oma 66km hin und zurück nehmen.
 
wenn Precht Recht hat,
Das glaube ich nicht. Das Versprechen, der Computer,die Automatisierung würde zu weniger Arbeit führen, wurde bis jetzt noch nicht eingelößt. Es gibt immer mehr davon. Es fallen ein paar Bullshitjobs weg,dafür kommen immer mehr neue dazu. Ich sehe für die Zukunft keinen Anhaltspunkt, das sich daran etwas ändert.
 
Um auf das Thema zurückgekommen, @flensboards hat einen Punkt gebracht, der HPV voranbringt:
Der schnöde Mammon. Es ist eben doch auch teuer das Kfz zu nutzen.
Die Zeit, Gerade in der Stadt nimmt die Parkplatzsuche Zeit (und wieder Geld) in Anspruch. Auf dem Land zieht das weniger, aber in der Stadt ist dies ein Thema.
Es ist in manchen Kreisen angesagt, ein Fahrrad zu nutzen. singlespeed, was immer. Alles was das Image aus der „ich kann mir kein Auto leisten“ Ecke holt, ist willkommen.
Es braucht auch ein positives Narrativ. Oder nudging. Niemand lässt sich gerne gängeln. Hier hapert es meines Empfindens in der für mich erfahrbaren HPV Scene. Man weis es besser, und so tritt man auch auf.
Dazu kommt die Zerstrittenheit der Szene. Solange man sich gegenseitig blockiert wird das nichts.

Beispiele für mich:
Pedelecs und HPV profitieren beide von guter Infrastruktur. Es gibt auch viel mehr Pedelecs als HPV. Aber hier gibt es genug Fäden, wo man gegen diese Fahrzeuge beist. Warum also soll die Mehrheit der Pedelecs den organisierten HPV einbinden? Ebenso die Diskussionen über die Protected Bike Lanes. Es gibt absolut berechtige Kritik, aber man muss anerkennen, das es Radlobbis gilbt, die genau das fordern, in Holland und auch Dänemark auf die Trennung von Rad- und Autoverkehr geachtet wird, es also durchaus erfolgreiche Vorbilder gibt. Es wäre also für mich sinnvoll, zusammenzuarbeiten und diese Infrastruktur so zu entwickeln, das sie funktioniert. Die Politik reagiert auf Mehrheiten.

Der Mobilitätswandel muss den Nutzern etwas bringen. Ich bin sehr optimistisch, das das auch so ist, glaube aber, wie geschrieben, mittlerweile eher an Klappräder oder Scooter, Tretty z. Bsp. finde ich eine tolle Idee!


rwd
 
Dazu kommt die Zerstrittenheit der Szene. Solange man sich gegenseitig blockiert wird das nichts
Das ist aus meiner Sicht wie auch viele andere Überlegungen hier möglicherweise eine Verwechselung zwischen der "Szene aktiv HPV-Fahrender" und der "Forumsszene aktiv Schreibender".
Zumindest in meinem Umfeld schreibt nur zwei von fünfzehn regelmäßig, und dabei nur einer von uns etwas strenger kategorisierend. 1 von 15.
Vielleicht zwei von fünfzehn Mal mit Bezug zu Politik.
Von daher sollten wir "Zerstrittenheit" lieber nur auf unsere doch sehr kleine Online-Blase beziehen.
Für den politischen und marketingseitigen nahezu "Null-Support" unserer HPV wächst unsere Sparte doch langsam aber merklich.
Sieht man ja an der stets einstelligen Zahl einigermaßen brauchbarer gebraucht angebotener VM. Gegenüber ca. 250 neu ausgelieferten VM jährlich.
Im Verhältnis zum kaum merklichen "PKW-Mobilitätswandel", wenn er angesichts "höher, breiter, schneller" überhaupt nachweisbar ist, wächst unsere Szene immerhin erkennbar.
Man könnte auch im Widerspruch zum (wenig VM-affinen) OP und seiner Titelzeile sagen: Die HPV-Szene hat einen größeren Anteil an der Mobilitätswende als die PKW-Industrie.
(E-H2-EFuel)-Antriebswende ist bei immer noch steigenden PKW-Zahlen keine Mobilitätswende.
 
Die Draisine hat frappierende Ähnlichkeit mit einem Cruzbike. Fehlten Herr Drais vermutlich die guten Strassen.
Schade das Liegeradgeschichte ignoriert wird.
 
Es braucht auch ein positives Narrativ. Oder nudging. Niemand lässt sich gerne gängeln.

Das stimmt so nicht. Zum Beispiel "wünschen" sich viele Flugreisende oder Grillfleisch-Vielfresser regelrecht eine Gängelung (sic!), damit sie die Verzichtsentscheidung nicht selbst treffen müssen und vor allen Dingen, damit der Nachbar auch verzichten muss.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
damit der Nachbar auch verzichten muss.
Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt. Da klaffen privates und öffentliches Interesse auseinander. Da gibt es sicher viele, die wollen nicht freiwillig auf die dicke Karre verzichten, da und weil die anderen auch nicht verzichten. Sie kämen aber mit einem für alle geltenden Verbot klar und unterstützen das auch.

Spricht auch deutlich und dringend für Gesetze, Klimaschutz ist keine Privatangelegenheit.

Das scheint so ein neoliberaler Nachklapp zu sein, dass das Elend der Welt nicht an der gesetzgeberischen Untätigkeit, sondern an den eigenen Entscheidungen (Mobilität, Kleidung, Supermarkt) hängen soll.
 
Glaubt hier jemand ernsthaft, den Hauptmotor "Neid" des Kapitalismus per Gesetz ausschalten zu können?
Die Freiheit, die ich meine... ist die des Rauchers, des Übergewichtigen, des Junkies auf Selbstverstümmelung,
die des Kurzpimmeligen auf die dickste Karre mit dem lautesten Auspuff, dem größten Kraftstoffverbrauch und dem schlechtesten Fahrergewichts- zu Fahrzeuggewichtsverhältnis.
Wenigstens wir fahren kleine, klappernde Fahrräder, um unsere enorme Gliedgröße zu vertuschen :p
Gruß Krischan
 
Nun, ganz ohne Häme kann man vielleicht auch verstehen, dass viele keine Lust haben, Verzicht zu leisten, wenn es nichts bringt, weil andere dann nur um so mehr konsumieren und so den eigenen Verzicht ad absurdum führen.

Dem Gesetzgeber ist auch vollständig bekannt, dass eine große Mehrheit zum Verzicht bereit ist, wenn dies allgemein gilt. Und keine Verarsch wie die EEG-Umlage ist. Denn auch Verzicht zu leisten, damit andere mehr verdienen, ist nicht, was gewünscht wird.
 
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