Hier hatte ich ja schon mal über meine Erfahrungen mit Wims Tourenhaube geschrieben und warum sie kurz danach wieder bei den Verkäufen zu finden war. Nun kam ich plötzlich zu Daniels neuer Haube wie die Jungfrau zum Kind. Ich war einfach in der Nähe, als er ein Quest zum anpassen brauchte und konnte danach die Haube zum Probieren mitnehmen. Wer den verlinkten Beitrag liest, wird merken, dass ich kein Haubenfreund bin und auch Daniels Haube werde ich mir nicht zulegen. Ich werde aber versuchen, meine Erfahrungen möglichst objektiv darzustellen.
Meine Einschätzung bleibt die gleiche, wie ich sie vorher schon hatte: Eine Haube bringt am meisten für leichte, starke, temperaturunempfindliche Fahrer in flachem Gelände. All das trifft auf mich nicht zu. Trotzdem fühle ich mich mit der Haube von Daniel einigermaßen wohl, kann längere Strecken bequem zurücklegen und bin damit kaum langsamer als ohne Haube.
Aber von vorne...
Am Samstag habe ich Daniel das Quest hingestellt und konnte zusehen, wie er darum herumgeturnt ist und frei Hand in kürzester Zeit die Haube angepasst hat. Es war wirklich eine Freude, ihm beim Arbeiten zuzusehen, wie schnell und trotzdem akribisch fein jemand arbeiten kann. Die Haube ist recht leicht, dabei verteufelt steif und stabil. Wie er selbst schon geschrieben hat, waren seine Tests mit dem Gelcoat nicht so erfolgreich, daher hat der Prototyp außen schon ein paar Macken, über die man bei den Bildern hinwegsehen sollte. Die Verarbeitung der Haube ist ansonsten über alle Zweifel erhaben. Nach der Anpassung wollten wir gemeinsam zu mir fahren, ich fuhr schon mal vor, bin ja eh langsamer... Nach 10km mal angehalten, von Daniel keine Spur. Habe ich ihn doch glatt abgehängt, hätte nicht gedacht, dass die Haube so viel bringt...
15 Minuten gewartet, immer noch kein Daniel da. Dann bin ich halt alleine vollends heimgefahren, dort stand schon Daniels DF vor der Tür, er war schon ne dreiviertel Stunde da...
Meine ersten Empfindungen mit der Haube: Man fühlt sich sehr zu hause. Erst hatte ich keinen Helm auf, aber da ich sehr tief sitze, stoße ich dann mit dem Kopf an den Süllrand des Quest. Also doch Helm aufgezogen, den habe ich hinten abgepolstert und kann beim Fahren den Kopf anlehnen. Auch mit Helm keine Platzprobleme, ich kann sogar aus meiner 1l-Plastikflasche trinken.
Das Visir rastet sehr schön und bleibt wie es eingestellt ist. Die ganze Haube sitzt sehr satt und ist mit lediglich zwei kleinen Haken am Quest bombenfest befestigt. Am Quest selbst muss dafür überhaupt nichts verändert werden. Einfach Haube drauf und losfahren. Allerdings laufen die Scheiben schon nach kurzer Zeit an. Das Visir bleibt oberhalb von 25-30 km/h im unteren Bereich beschlagfrei, allerdings war mir durch Fingertapper auf dem Visir die Sicht nicht gut genug und so bin ich immer mit leicht geöffnetem Visir gefahren. Geht, es kommt dann allerdings etwas Zug an die Augen. Bei meiner zweiten Fahrt hatte ich daher meine klare Brille auf, dann wars an den Augen perfekt zugfrei und die Brille ist auch nicht beschlagen.
Lärm: Das war überhaupt kein Problem. Es klappert nichts, die Haube verstärkt die Innenraumgeräusche nicht wesentlich und die Fahrtwindgeräusche hält sie ab. Ich hatte wie immer mein Stirn- und Ohrenband auf, das reicht völlig als Lärmschutz.
Temperatur: Der Punkt ist auch von Daniels Haube für mich nicht wirklich gut lösbar. Über das Visir kann man die Luftströmung zum Kopf variieren, das geht sehr gut von windstill bis Orkangebläse. Aber am Oberkörper, wo ich oft Kühlung brauche, bringt mir die Haube nichts. Hier ist die Lösung mit dem Korken unter dem Quest-Schaumdeckel für mich immer noch das Non-plus-Ultra. Beim Fotos machen in der Sonne fiel mir dann noch auf, wie es sich anfühlt, wenn man bei Sonne hinter dieser dunkelblauen Haube sitzt: Wie ein Ferkel unter der Infrarotlampe. Die Haube wurde selbst im Dezember innen richtig heiß. Im Sommer würde ich das nicht aushalten. Eine Haube hat weiß zu sein!
Sicht: Auch davon bin ich nicht 100% überzeugt. Ich denke, es wäre besser, wenn das Visir näher am Kopf wäre. So wie es jetzt ist, ist das Sichtfeld bei beschlagenen Scheiben recht schmal nach vorne beschränkt. Bei engen Kurven wird's schon etwas kniffelig und rechtwinklige Abzweigungen fahre ich beinahe im Blindflug. Das gefällt mir noch nicht. Die seitliche sichtbeschränkung sind eigentlich die Spiegel. Ich habe davor noch zwei Lampen montiert, die mit Haube die Sicht in die Kurve noch weiter behindern, aber die sind ja nicht Standard. Wenn das Visir näher am Kopf wäre, würde die Sicht in Kurven hinen sicher wesentlich verbessert sein.
Prinzipiell könnte ich mir vorstellen, dass sich die Haube am Berg aufen auf dem Bug absetzen und mit Magneten sichern lässt. Beim langsamen Fahren sollte die Sicht damit noch ausreichend sein.
Die nächsten Tage fahre ich mal meinen Arbeitsweg. Bin mal gespannt, was bei v_max und beim Schnitt sich so ändert.
Danke für's Ausleihen der Haube, Daniel!