Am 13.11.2003 liegt das MS „ (BEULE) „ mit Steuerbord Seite an der Pier im Hafen von Baranquilla. Neben Lade- und Löscharbeiten, sollte hier auch Sludge abgegeben werden ( free of charge ) selbstverständlich.
Gegen 12.00 Uhr Ortszeit kommt es zu einer Begegnung der dritten Art zwischen dem Leitenden Ingenieur und mir im Treppenhaus der Aufbauten. Zumindest vermute ich, dass es sich um den Chief handelte, denn zu identifizieren war er in diesem Moment nicht.
Soweit erkennbar, war er mit einem tiefschwarzen Mantel bekleidet, dessen Viskosität auf Öl der Güte eines IFO 380 Brennstoffes schliessen ließ. Erste Anzeichen auf die Identität des schwarzen Mannes, lieferte das dumpfe Brummen seiner Stimme im Zusammenhang mit den gleichmäßig aus den Nasenöffnungen hervortretenden Dampfschüben.
Wenngleich er sich wegen der schwarzen Flüssigkeit im Mund nicht recht artikulieren konnte, so ließen die Ausdrücke, die ich an dieser Stelle nicht widerholen möchte, doch auf ein kleines Missgeschick im Umgang mit dem schwarzen Abfallprodukt schließen.
Auf meine Frage, was denn passiert sei, erntete ich lediglich einen bösen Blick, zu dessen Freigabe er zunächst die Brille von der schwarzen Masse befreien musste.
Wie er seinen Weg bis zum Treppenhaus ohne freie Sicht gefunden hat, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr nachvollziehen und gibt mir und der Besatzung täglich Anlass zu Spekulationen.
Ich vermute jedoch, dass er mit Hilfe schwarzer Reviermarkierungen an den Wänden, Treppen und Handläufern den Weg nach oben gefunden hat. Zu diesem Zeitpunkt schien mir eine weitere Investigation des Vorfalls durch eine Befragung des Chiefs nicht wirklich sinnvoll. Grund dafür könnte der reine Selbsterhaltungstrieb gewesen sein.
Dennoch gelang es mir gerade noch eine totale Konterminierung des gesamten Treppenhauses zu verhindern, indem ich ihn bat den Kopf nicht allzu sehr zu schütteln.
Wie mir später mitgeteilt wurde, hatte der Ltd. Ing. mit vollem Körpereinsatz verhindert, dass der abgerissene Sludgeabgabeschlauch den gerade vorbeischauenden Herrn von der Coastguard am Kopf traf und damit die Sache unnötig verkompliziert hätte. Eine sofort eingeleitete Ölaufnahmemassnahme, an der auch der ehemals weisse Arbeitsanzug des Chiefs beteiligt war, verhinderte im letzten Moment eine Einleitung der schwarzen Masse in die umliegenden Naturschutzreservate.
Böse Zungen behaupten zwar, dass auch den Hafenarbeitern der schwarze Regen nicht erspart geblieben sei, jedoch kann ich dies nicht bestätigen, da die Herren, soweit ich mich erinnere, vorher auch schon von dunkler Hautfarbe waren.
Hiermit ist der Beweis erbracht, das unerwartet eingeleitete SOPEP Manöver das Beste in der Besatzung des Schiffes zum Vorschein bringen.
In diesem Zusammenhang gilt dem Oberschrauber und der Besatzung, die noch immer mit Reinigungsarbeiten beschäftigt ist, mein besonderer Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Kpt.