W
Windfisch
Nach fast zwei Jahren reiner theoretischer Beschäftigung mit Velomobilen, Entmutigungen des einen oder anderen Foristen hier (ja, bis hoch in die Führungsetage), Einstieg in das liegende Fahrrad fahren mit dem Scorpion fs26 und der Erkenntnis, dass mich das Velomobilthema nicht mehr loslässt, machte ich im Juli Nägel mit Köpfen. Das Liegerad fahren hat das Zeug, meine bisherigen Freizeitvergnügen, die durch die aktuellen Anlässe entweder ganz verschwunden sind oder so unattraktiv wurden, dass sie mir keinen Spaß mehr machen, komplett zu ersetzen. Also musste etwas für schlechtes Wetter und den Winter her. Klar, es gibt auch gute Kleidung und ich fuhr auch vorigen Winter mit Skianzug und Full-Face-Skihelm mit dem Scorpion. Mehr Spaß macht es aber doch, ein wenig vor den Elementen geschützt zu sein und mit etwas leichterer Kleidung fahren zu können.
Die erste Probefahrt mit dem DF XL zeigte mir, dass ein Velomobil prinzipiell etwas für mich ist, aber besagtes DF nicht so 100% zu mir passt. Zu eng und zu unübersichtlich. Ich wollte die Woche drauf den Milan GT testen, aber dazu kam es nicht mehr, weil ich generell Zweifel hatte, ob ich mich mit einem schnellen VM im Alltagsbetrieb anfreunden kann.
Ich wollte, vor allem bei dem immer stressiger werdenden Straßenverkehr, ein VM haben, das auch mit Radwegen und generell mit etwas suboptimalen Wegeverhältnissen gut klar kommt, gute Bodenfreiheit, keinen zu ausladenden Wendekreis, gute Pannensicherheit, die Möglichkeit, einen Anhänger zu ziehen, direkt im Fahrzeug viel Stauraum, es sollte ausgereift und erprobt und vor allem robust sein. Ich wollte in der Alltagsmaschine auch unbedingt einen Motor, denn ich bin nicht immer gleich gut in Form, und dann lasse ich mir gerne helfen. Das ließ am Ende Alleweder A6, Leitra Avancée und Leiba X-Stream übrig. Die X-Stream fiel raus, weil man sie nur direkt bei Leiba kaufen kann und auch den Service nur dort bekommt und Gifhorn auf eigener Achse etwas weit entfernt ist. Die Leitra war mir zu nahe an meinem Scorpion dran, das ich auch hätte mit einer Wildcat-Verkleidung ausstatten können. Also bestellte ich ein Alleweder A6 und organisierte die Lieferung zu @henningt und die dortige Abholung - weil ich dort auch künftig Service- und Reparaturleistungen in Anspruch nehmen möchte.
Ursprünglich wurden mir 6-9 Wochen in Aussicht gestellt, also Anfang September. Leider gab es aber im Verlauf einige krankheitsbedingte Verzögerungen und die IAA nahm Akkurad auch sehr mit, so dass es schließlich erst vorige Woche in Ottersberg aufschlug. Verglichen mit anderen Fahrradbestellungen, deren Wartezeit mittlerweile teilweise in die Jahre geht, und das bei normalen Fahrrädern, nicht bei Spezialrädern, hatte ich wohl aber noch Glück im Unglück. Bis in den Oktober herein war aber auch noch Trike-Wetter, die richtige VM-only-Saison hat letzte Woche erst begonnen. Und ich finde den IAA-Auftritt extrem wichtig, denn ich habe bereits mitbekommen, dass sich mehr Leute für unsere Bananen, Raketen, Zäpfchen und Damenschuhe interessieren - und es geht dann seltener darum, wie schnell man damit aus reiner Muskelkraft fahren kann, viele suchen eher ein wettergeschütztes kleines Fahr-Dingsbums für die Stadt, das einen Wocheneinkauf einsteckt, bequem ist und möglichst Radinfrastruktur nutzen kann.
Gestern habe ich es abgeholt, siehe den Beitrag im Wartezimmer. Heute hatte ich noch frei, so stand meine erste Tour an. Ich fuhr meine Herbst-/Winterrunde südlicher Richtung, am Deich über Dedesdorf und Sandstedt, dann über Hagen im Bremischen auf der B6 zurück nach BHV. Laut Bafang-Display 64km, der Cycle Analyst zeigte 62,2. Das erste Bild brachte ich bereits beim "Augenschmaus", hier der Vollständigkeit nochmal.
Kurzer Zwischenstopp in Dedesdorf, in der Saison gibt es hier recht ordentlichen Fisch, leckere Pommes und Flens. Nur die Burger kann man vergessen.
Und dann geht es hinter dem Deich weiter, es fing mittlerweile an zu regnen. Toll, dachte ich, die erste Tour gleich unter den Bedingungen, wofür ich es angeschafft habe.
Hinter Sandstedt dann Rast gemacht, und hier ist das erste Plus gegenüber Trike: Ich habe die Fressalien direkt neben dem Sitz liegen, so dass ich nur greifen muss.
Dann mal einen fahrbahnbegleitenden Radweg ausprobiert:
Der war aber absolut unfahrbar, weil voller Laub und heruntergekommener Äste vom Sturm vorgestern. Den restlichen Abschnitt von Hagen nach Bremerhaven legte ich dann direkt auf der B6 zurück mitten im Berufsverkehr. Bis auf eine Handvoll Idioten (dazu kommt noch was im "Kurioses im Straßenverkehr"-Faden) waren die Überholabstände mindestens in der Kategorie "kann ich gelten lassen". Die Betätigung der Hupe sah ich als Begrüßung der Form an "Hallo kleiner, willkommen auf der B6. Hör mal, was für eine tolle Hupe ich habe: Meeeep". Ich antwortete: "Angenehm, meine ist auch ganz schön: Meep meep!"
Diese Tour ist sicherlich für viele hier nicht so spannend, aber für mich war es nach zwei Probefahrten auf Hennings 20km-Rundkurs die erste "richtige" VM-Erfahrung und mein erstes Fazit ist, dass das A6 genau das richtige Velomobil für mich ist. Es fühlt sich bis auf ein paar Kleinigkeiten, die aber gut behebbar sind, wie für mich gemacht an. Klar, ich schaffe damit nie im Leben die 50, die ich mit dem Milan GT und dem DF geschafft habe. Und mit 40 "Strecke machen" ist auch nicht drin. Aber 27 auf Assist-Stufe 3 (das sind dann laut GPS genau 25) klappt gut, der Verbrauch liegt dann laut Cycle Analyst bei rund 6Wh/km, meine angepeilten 150km sollte ich mit dem 35Ah-Akku locker kommen und dann noch ein klein wenig Reserve drin haben.
Sofortmaßnahme, die ich morgen unternehmen muss: Kopfstütze 5cm höher machen. Das sind aber nur zwei Schrauben. Evtl. muss der Sitz ein wenig nach hinten, das ist beim A6 ja einstellbar, aber da fahre ich erst ein paar mehr Touren, um das zu bestätigen. Ich möchte ja fahren und nicht nur einstellen.
Zur Kleidung: Obwohl durch die Plane und das große Fußloch der Kältschutz schlechter ist, reichte nach etwas "warm fahren" eine Fleecejacke bei heutigen 2°C aus. Nur die Fußspitzen sind nachher richtig eisig geworden, trotz Stiefel mit Fell und zwei Paar Kniestrümpfen. Da muss ich mir noch was überlegen, vielleicht Moonboots? Aber schön ist es, dass das A6 voll alltagskleidungs-tauglich ist. Dazu entstand sogar heute das oftmals beschriebene dunstige Mikroklima im inneren, die Innenwände waren beschlagen.
Die Übersicht ist mit Versatile-Dach und Plane viel größer als bei einem schnellen VM mit Haube. Es bleibt noch ein großer Teil des freien go-kart-artigen Fahrgefühls übrig, das ich mit dem Trike lieben gelernt habe. Ich war bei den Spiegeln erst skeptisch, weil sie sehr klein sind, da sie aber gewölbt sind, sieht man trotzdem alles. Das gefällt mir ergo sehr gut.
Da die Karosse sich nach hinten verjüngt, muss ich den Süllrand noch etwas auspolstern. Als Sofortmaßnahme kommt da erstmal etwas Rohrisolierung dran, wenn ich aber im Frühling zu @henningt wegen der Folierung und Nachrüstung weiterer USB-Buchsen und GoPro-Halterung gehe, werde ich da mal nachfragen, ob man da auch etwas professionelleres zaubern kann.
Das A6 erfüllt bisher alles, was ich mir davon vorgestellt habe. Hier wird zwar immer geschrieben, dass alle Theorie grau ist und die Praxis oft zeigt, wie es wirklich ist. Und ja, meine Probefahrten auf Milan GT und DF XL haben einige Einschätzungen meinerseits als haltlos entlarvt. Aber die theoretischen Überlegungen, die ich mir zum A6 gemacht habe, sind so zu 100% auch wirklich eingetreten. Ich kann mir einen GT gut als Ergänzung vorstellen, aber das ist dann, um einen Autovergleich zu machen, der Maserati, während das A6 der Golf für den Alltag ist. Und einen "Golf" wollte ich primär haben.
Die erste Probefahrt mit dem DF XL zeigte mir, dass ein Velomobil prinzipiell etwas für mich ist, aber besagtes DF nicht so 100% zu mir passt. Zu eng und zu unübersichtlich. Ich wollte die Woche drauf den Milan GT testen, aber dazu kam es nicht mehr, weil ich generell Zweifel hatte, ob ich mich mit einem schnellen VM im Alltagsbetrieb anfreunden kann.
Ich wollte, vor allem bei dem immer stressiger werdenden Straßenverkehr, ein VM haben, das auch mit Radwegen und generell mit etwas suboptimalen Wegeverhältnissen gut klar kommt, gute Bodenfreiheit, keinen zu ausladenden Wendekreis, gute Pannensicherheit, die Möglichkeit, einen Anhänger zu ziehen, direkt im Fahrzeug viel Stauraum, es sollte ausgereift und erprobt und vor allem robust sein. Ich wollte in der Alltagsmaschine auch unbedingt einen Motor, denn ich bin nicht immer gleich gut in Form, und dann lasse ich mir gerne helfen. Das ließ am Ende Alleweder A6, Leitra Avancée und Leiba X-Stream übrig. Die X-Stream fiel raus, weil man sie nur direkt bei Leiba kaufen kann und auch den Service nur dort bekommt und Gifhorn auf eigener Achse etwas weit entfernt ist. Die Leitra war mir zu nahe an meinem Scorpion dran, das ich auch hätte mit einer Wildcat-Verkleidung ausstatten können. Also bestellte ich ein Alleweder A6 und organisierte die Lieferung zu @henningt und die dortige Abholung - weil ich dort auch künftig Service- und Reparaturleistungen in Anspruch nehmen möchte.
Ursprünglich wurden mir 6-9 Wochen in Aussicht gestellt, also Anfang September. Leider gab es aber im Verlauf einige krankheitsbedingte Verzögerungen und die IAA nahm Akkurad auch sehr mit, so dass es schließlich erst vorige Woche in Ottersberg aufschlug. Verglichen mit anderen Fahrradbestellungen, deren Wartezeit mittlerweile teilweise in die Jahre geht, und das bei normalen Fahrrädern, nicht bei Spezialrädern, hatte ich wohl aber noch Glück im Unglück. Bis in den Oktober herein war aber auch noch Trike-Wetter, die richtige VM-only-Saison hat letzte Woche erst begonnen. Und ich finde den IAA-Auftritt extrem wichtig, denn ich habe bereits mitbekommen, dass sich mehr Leute für unsere Bananen, Raketen, Zäpfchen und Damenschuhe interessieren - und es geht dann seltener darum, wie schnell man damit aus reiner Muskelkraft fahren kann, viele suchen eher ein wettergeschütztes kleines Fahr-Dingsbums für die Stadt, das einen Wocheneinkauf einsteckt, bequem ist und möglichst Radinfrastruktur nutzen kann.
Gestern habe ich es abgeholt, siehe den Beitrag im Wartezimmer. Heute hatte ich noch frei, so stand meine erste Tour an. Ich fuhr meine Herbst-/Winterrunde südlicher Richtung, am Deich über Dedesdorf und Sandstedt, dann über Hagen im Bremischen auf der B6 zurück nach BHV. Laut Bafang-Display 64km, der Cycle Analyst zeigte 62,2. Das erste Bild brachte ich bereits beim "Augenschmaus", hier der Vollständigkeit nochmal.
Kurzer Zwischenstopp in Dedesdorf, in der Saison gibt es hier recht ordentlichen Fisch, leckere Pommes und Flens. Nur die Burger kann man vergessen.
Und dann geht es hinter dem Deich weiter, es fing mittlerweile an zu regnen. Toll, dachte ich, die erste Tour gleich unter den Bedingungen, wofür ich es angeschafft habe.
Hinter Sandstedt dann Rast gemacht, und hier ist das erste Plus gegenüber Trike: Ich habe die Fressalien direkt neben dem Sitz liegen, so dass ich nur greifen muss.
Dann mal einen fahrbahnbegleitenden Radweg ausprobiert:
Der war aber absolut unfahrbar, weil voller Laub und heruntergekommener Äste vom Sturm vorgestern. Den restlichen Abschnitt von Hagen nach Bremerhaven legte ich dann direkt auf der B6 zurück mitten im Berufsverkehr. Bis auf eine Handvoll Idioten (dazu kommt noch was im "Kurioses im Straßenverkehr"-Faden) waren die Überholabstände mindestens in der Kategorie "kann ich gelten lassen". Die Betätigung der Hupe sah ich als Begrüßung der Form an "Hallo kleiner, willkommen auf der B6. Hör mal, was für eine tolle Hupe ich habe: Meeeep". Ich antwortete: "Angenehm, meine ist auch ganz schön: Meep meep!"
Diese Tour ist sicherlich für viele hier nicht so spannend, aber für mich war es nach zwei Probefahrten auf Hennings 20km-Rundkurs die erste "richtige" VM-Erfahrung und mein erstes Fazit ist, dass das A6 genau das richtige Velomobil für mich ist. Es fühlt sich bis auf ein paar Kleinigkeiten, die aber gut behebbar sind, wie für mich gemacht an. Klar, ich schaffe damit nie im Leben die 50, die ich mit dem Milan GT und dem DF geschafft habe. Und mit 40 "Strecke machen" ist auch nicht drin. Aber 27 auf Assist-Stufe 3 (das sind dann laut GPS genau 25) klappt gut, der Verbrauch liegt dann laut Cycle Analyst bei rund 6Wh/km, meine angepeilten 150km sollte ich mit dem 35Ah-Akku locker kommen und dann noch ein klein wenig Reserve drin haben.
Sofortmaßnahme, die ich morgen unternehmen muss: Kopfstütze 5cm höher machen. Das sind aber nur zwei Schrauben. Evtl. muss der Sitz ein wenig nach hinten, das ist beim A6 ja einstellbar, aber da fahre ich erst ein paar mehr Touren, um das zu bestätigen. Ich möchte ja fahren und nicht nur einstellen.
Zur Kleidung: Obwohl durch die Plane und das große Fußloch der Kältschutz schlechter ist, reichte nach etwas "warm fahren" eine Fleecejacke bei heutigen 2°C aus. Nur die Fußspitzen sind nachher richtig eisig geworden, trotz Stiefel mit Fell und zwei Paar Kniestrümpfen. Da muss ich mir noch was überlegen, vielleicht Moonboots? Aber schön ist es, dass das A6 voll alltagskleidungs-tauglich ist. Dazu entstand sogar heute das oftmals beschriebene dunstige Mikroklima im inneren, die Innenwände waren beschlagen.
Die Übersicht ist mit Versatile-Dach und Plane viel größer als bei einem schnellen VM mit Haube. Es bleibt noch ein großer Teil des freien go-kart-artigen Fahrgefühls übrig, das ich mit dem Trike lieben gelernt habe. Ich war bei den Spiegeln erst skeptisch, weil sie sehr klein sind, da sie aber gewölbt sind, sieht man trotzdem alles. Das gefällt mir ergo sehr gut.
Da die Karosse sich nach hinten verjüngt, muss ich den Süllrand noch etwas auspolstern. Als Sofortmaßnahme kommt da erstmal etwas Rohrisolierung dran, wenn ich aber im Frühling zu @henningt wegen der Folierung und Nachrüstung weiterer USB-Buchsen und GoPro-Halterung gehe, werde ich da mal nachfragen, ob man da auch etwas professionelleres zaubern kann.
Das A6 erfüllt bisher alles, was ich mir davon vorgestellt habe. Hier wird zwar immer geschrieben, dass alle Theorie grau ist und die Praxis oft zeigt, wie es wirklich ist. Und ja, meine Probefahrten auf Milan GT und DF XL haben einige Einschätzungen meinerseits als haltlos entlarvt. Aber die theoretischen Überlegungen, die ich mir zum A6 gemacht habe, sind so zu 100% auch wirklich eingetreten. Ich kann mir einen GT gut als Ergänzung vorstellen, aber das ist dann, um einen Autovergleich zu machen, der Maserati, während das A6 der Golf für den Alltag ist. Und einen "Golf" wollte ich primär haben.